Nationalsozialismus und Kommunismus sind in der Praxis ja eine Soße, und auch ideologisch gibt es eine Menge Überschneidungen. Der linke NSDAP-Flügel (natürlich Strasser, aber auch Goebbels) sympathisierte immer eher mit der Kommune als mit der Plutokratie ...
Moin moin,
ja das könnte man glauben, wenn man sich oberflächlich mit der Materie beschäftigt. Und so dürfte es auch einigen Leuten gegangen sein, die zwischen den Parteien wechselten. Jedoch waren die Nazis nicht ansatzweise Sozialisten (oder Kommunisten).
Die Kernfrage - der Dreh- und Angelpunkt - der Sozialismustheorie ist die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln durch deren Vergesellschaftung bzw. Verstaatlichung.
Zitat:
„Alle soziale Abhängigkeit und Unterdrückung wurzelt in der
ökonomischen Abhängigkeit des Unterdrückten vom Unterdrücker.“ (August Bebel)
Trotz aller Unterschiede und Richtungskämpfe zwischen den verschiedenen Strömungen ist die Aufhebung dieser ökonomischen Abhängigkeit, die sich aus der kapitalistischen Produktionsweise ergibt,
das zentrale Anliegen aller Sozialisten/ Kommunisten.
Dagegen war das scheinbare Bekenntnis der Nazis zum Sozialismus nichts weiter als kaltblütige Taktik.
Hitler hatte nie die Absicht, Produktionsmittel zu verstaatlichen.Zitat:
“Das linke Etikett trug diese Ideologie vor allem aus machttaktischen Erwägungen
(...)
im Jahre 1930 war die NSDAP nach der Vorstellung Hitlers "sozialistisch", um sich den Stimmungswert einer populären Vokabel zunutze zu machen
(...)
Wie das Bekenntnis zur Tradition, zu konservativen Wertvorstellungen oder zum Christentum gehörten die sozialistischen Parolen ins manipulationsfähige Vorfeld, das der Tarnung, der Verwirrung diente und nach Opportunitätsmotiven mit wechselnden Schlagwörtern bestückt war. Wie zynisch zumindest an der Spitze die Programmgrundsätze mißachtet wurden, erfuhr einer der jungen enthusiastischen Überläufer zur Partei im Gespräch mit Goebbels; auf die Bemerkung, daß Feders Brechung der Zinsknechtschaft doch ein Element des Sozialismus enthalte, bekam er zur Antwort, brechen müsse höchstens der, der diesen Unsinn anhöre.“ (Joachim Fest, Hitler, 1995)
Als der linke Flügel um Otto Strasser diesen Widerspruch begriff und Hitler 1930 zur Rede stellte, wurde ebendieser Flügel kurzerhand entmachtet.
Zitat:
„Am 4. Juli [1930/JL] verkündeten daraufhin Otto Strassers Zeitungen: "Die Sozialisten verlassen die NSDAP!" Aber kaum jemand folgte ihm, die Partei besaß, so stellte sich heraus, fast keine Sozialisten und überhaupt kaum Menschen, die ihr politisches Verhalten theoretisch gedeutet wissen wollten. (...) Das Ausscheiden Otto Strassers beendete nicht nur ein für allemal den sozialistischen Grundsatzstreit in der NSDAP, es bedeutete auch einen erheblichen Machtverlust für Gregor Strasser, der seither keine Hausmacht und keine Zeitung mehr besaß.“ (Joachim Fest, Hitler, 1995)
http://www.ns-archiv.de/nsdap/sozialisten/sozialisten-verlassen-nsdap.phpUnd vor genau diesem Hintergrund erklärt sich auch die enge Zusammenarbeit der Nazis mit der Wirtschaft.
Gruß Falk