Auf Anfrage eines Freundes von einem anderen Forum ein Beispiel der Beschreibung eines Gefechtes in der Ägäis aus dem Buch mit Photo.Am 17.06.44 befanden wir uns mit dem Geleit:
„GK 91“, „Aspassia Pi 1090“, „Ioannis Kutifaris Sam. 19“, „Maria Vol. 30“ und einem unbesetzten Motorsegler auf der Reise von Chania nach Piräus.
Auf der Höhe von Kap Kapella passierte uns in 5 sm Entfernung ein Aufklärer. In Erwartung eines Angriffes verdoppelten wir unsere Aufmerksamkeit.
Es war genau 9.50 Uhr, als wir steuerbord achteraus in etwa 4 sm. Entfernung neun Flugzeuge ausmachten.
Wir fuhren ca. 500 m von Land entfernt und nahmen bei Sicht der Maschinen Kurs auf die Kamili-Bucht, um die Angriffe auf eine Richtung zu beschränken.
Um genau 10.00 Uhr griffen die neun Maschinen in zwei Verbänden an (voran 4 Blenheims I, dahinter im Abstand von ca. 200 m 5 Beaufighter) an.
Auf dem Angriffswege der feindlichen Flugzeuge lösten sich unsere Begleitmaschinen* aus unserem Geleit und nahmen den Kampf mit den neun Maschinen auf.
*[Bemerkung: Ar 196 A5 (D1+AN, Werk.Nr. 623010) und Ar 196 A5 (D1+FN, Werk.Nr. 100505)]
GK 91 nahm volle Fahrt auf und griff etwa 500 m vor uns in den Kampf ein. Durch die Einwirkung aller Waffen entstand vor uns ein unentwirrbares Kneuel an Flugzeugen. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit waren die beiden tapferen Arados den feindlichen Maschinen unterlegen. Beide Flugzeuge wurden abgeschossen, die Besatzungen von unserem Geleit ohne Ausfälle aufgenommen.
sinkende Arado196 der Aufkl.Gr. 126 (Archiv Chris König)Unmittelbar nach dem Luftkampf fielen die Gegner über GK 91 her und brachten dort die 3,7 cm Kanone zum Ausfall. Vier Soldaten waren tot, vier Männer waren schwer und vier leicht verletzt.
Die geschilderten Vorgänge geschahen in 3 – 4 Min. In ungeordneter Formation galt der nächste Angriff unserem Geleit. Wir waren noch bei der Einfahrt in die Bucht, als die ersten vier Blenheim hintereinander unter Bordwaffenbeschuss, Bomben und Raketenwurf auf uns zukamen.
Anfänglich befand ich mich mit meinem Segler an Steuerbordseite des Geleits. Nach dem vorausgegangenen Kampf zwischen den Feindflugzeugen, zwei von unseren Arados und dem GK-Boot, stürzten sich die neun Gegner auf unser Geleit. Es ist der Verdienst der beiden Arados und des GK-Bootes, dass der gegnerische Verband gesprengt wurde und somit keine Möglichkeit mehr zum geordneten Angriff hatte.
Voran flogen vier Blenheim, hinternrein im Abstand von 200 – 300 m fünf Beaufighter. Ich schätze die Anflüge einzeln und in Gruppen auf sieben bis acht.
Gleich zu Anfang des Angriffes sah ich, dass sich die erste Maschine dem unbesetzten griechischen Segler widmete. Von dort aus hatte ich demnach vorerst nichts zu erwarten, nahm deshalb die zweite Blenheim Maschine, ohne Rücksicht auf das Feuer der anderen in mein Kreiskorn und jagte, ich war selbst darüber erstaunt, etwa 30 Schuss Dauerfeuer in die Kanzel. Augenblicklich brennend gab ich ihr noch während des Absackens, das ich für ein Täuschungsmanöver hielt, mit einem Magazin den Rest.
In 500 m steuerbord achteraus stürzte die Maschine unter flachem Winkel auf das Wasser. Sie brannte noch einige Sekunden und flog dann mit einer Explosion in unzählige Stücke. Die Besatzung ist nicht aufgefunden worden. Eine Reihe Flugzeugteile, Kartenmaterial und ein amerikanischer Mützenbezug wurden aufgefischt.
Während der weiteren Angriffe haben wir mit unserem M.G. 151 und M.G. 15 alle übrigen Flugzeuge beschossen. Die erzielten Treffer waren auch nicht so wirksam, dass es zu einem weiteren Abschuss reichte. Während des Gefechts sah ich eine brennende Maschine über Land abfliegen. Im Laufe des Luftkampfes mit unseren tapferen Begleitflugzeugen, die trotz der Aussichtlosigkeit schon vorher aufgenommen haben, beobachtete ich, dass eine Arado unter dem Kampfraum unter steilem Winkel abstürzte. Wie ich nachher in Erfahrung brachte, wurden beide Arados abgeschossen.
Eine Besatzung wurde von GK 91 und die andere Besatzung von dem M.S. „Maria Vol. 30“ aufgenommen.
ch habe sechs Raketen, von denen zwei den unbesetzten Motorsegler trafen und zwei dicht achteraus von uns ins Wasser gingen, beobachtet. Ferner schlugen vier Bomben, die von uns abgeschossene Maschine in Notwurf fallen ließ, an unserer Backbordseite achteraus ins Meer.
Außer einigen M.G.-Einschlägen an Bord haben wir keine Schäden erlitten.
Neben meinen Kameraden hat sich der Matr.Ob.Gfr. Kretzmann besonders dadurch ausgezeichnet, dass er während des Gefechtes, nachdem der Matr. Haus das M.G. 15 übernommen hatte, ans Ruder ging und das vorher steuerlose Schiff im Zickzackkurs wieder an Land führte. Dieser Umstand begründet mit, dass wir von den Raketen und Bomben nicht getroffen wurden.
Von 13.00 bis 19.00 Uhr lagen wir im Hafen von Monemwassia und liefen dann nach Piräus aus, wo wir am 18.06.44 um 13.30 Uhr eintrafen.
ZeugenaussageQuaas, Werner O.U. den 18. Juni 1944
O. 64679 / 42
Matr.Gfr.
Am 15. Juni 1944 stieg ich auf Befehl des Stützpunktleiters der Bordflak Herrn Leutnant Luft in Suda auf M.S. „Ioannis Kutifaris Sam. 19“ ein, um zu meiner Kompanie der 2. /31 zurückzufahren.
Am 17. Juni morgens um 10.00 Uhr bekamen wir etwa 12 sm. vor Monemwassia, einen Angriff von einem gemischten Verband engl. Kampfflugzeuge. Ich stand als Magazinnummer am M.G. auf der Back und konnte die Maschinen genau beobachten. Wir wurden mehrere Male im Tiefflug angegriffen.
Die Maschinen wurden jedes Mal mit gutliegendem Flakfeuer unserer 2 cm und des M.Gs. beschossen, sodass der Feind keine nennenswerte Treffer erzielen konnte. Eine Beaufighter flog in etwa 100 m Tiefflug an. Sie kam aus 30° von Steuerbord auf uns zu und bekam ununterbrochen Feuer von der 2 cm als auch vom M.G.
Ich konnte Treffer im Tragwerk als auch im Motor beobachten, ferner dass die Maschine als sie uns überflog bereits brannte. Die Maschine drehte nach backbord achteraus ab und stürzte nach etwa 70 m ins Meer.
Die Beobachtung des Abschusses machte ich auf dem 2 cm Stand, da ich während des Gefechtes, welches 20 Min. dauerte, das Ruder übernommen hatte.
Die griechische Besatzung war vor dem Angriff außenbords gegangen.
F.d.R. d. Abschrift
Unterschrift
Ob.Lt. (MA) u. Kp.Chef
Stellungsnahme des AbteilungskommandeursBei Sichtung der feindlichen Bomberverbände stürzten sich die beiden den Geleitzug begleitenden „Arados 196“ den feindlichen Verband entgegen. Nach Zersprengung des Feindverbandes sind sie der gegnerischen Übermacht erlegen.
Nach Abschuss der Begleitflugzeuge wandten sich die Feindbomber dem Geleitzug zu und griffen ihn, einzeln und in Gruppen anfliegend, etwa 6 – 7 mal an. Gleich zu Beginn wurde der flackungeschützte Motorsegler „Syr 620“ versenkt. Die Flakbesatzung des zweiten unter Land fahrenden M.S. „Aspassia Pi. 1098“ nahm eine zweite, den M.S. direkt anfliegende Maschine (Blenheim) konzentrisch unter Feuer und schoss die Maschine, die sich der Feuerwirkung durch Abdrehen zum Vorbeiflug zu entziehen versuchte, bei einer Entfernung von 100 m in Brand.
Die Maschine verlor sofort an Höhe und stürzte, durch eine zweite Feuergarbe aufsneue schwer getroffen, 500 m Steuerbord achteraus in flachem Winkel aufs Wasser. Kurz nach dem Aufschlag erfolgte eine Explosion, die die Maschine völlig auseinander riss. Kartenmaterial und Flugzeugtrümer sowie ein amerikanischer Mützenbezug wurden geborgen.
Der Einsatz von M.G. 151 hat sich bei diesem Luftangriff, wie bereits bei vielen anderen Gefechtshandlungen, erneut bewährt und sich als eine für Motorsegler äußerst abwehrkräftige Waffe erwiesen.
Unter der Feuerwirkung des M.S. „Aspassia“ wurde eine der 9 angreifenden Feindmaschinen aus nächster Nähe in Brand geschossen und durch weiteren treffsicheren Beschuss zum Absturz gebracht.
Alle weiteren Angriffe auf den M.S. wurden unter beobachteter Trefferwirkung erfolgreich abgewehrt.
Der Abschuss der Feindmaschine ist auf Grund des vorliegenden Gefechtsberichtes, der Abschussbeobachtung durch den Hako Monemwassia sowie durch geborgene Flugzeugtrümmer erwiesen. Die Anerkennung des Abschusses für M.S. „Aspassia Pi. 1098“ wird beantragt.
folgen Skizzen des Gefechtes