Autor Thema: Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?  (Gelesen 8077 mal)

alarich

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Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« am: 20.11.09 (18:18) »
Wer kann mir helfen ueber diese Geschichte etwas Praezises zu erfahren.Ich weiss Einiges,aber eben alles ungenau.
Weiss zum Beispiel die Namen einiger Teilnehmer,Gestapo Mueller, ein Dr. Trummler,Standartenfuehrer?,ein Obersturmbannfuehrer Mehlhorn,ein Sturmbannfuehrer Hoffmann,der zu dieser Zeit Kommandeur der SS Fecht und Fuehrerschule Bernau bei Berlin war.Hier soll ja angeblich zusammen mit Heydrich diese ganze Sache geplant worden sein
und dort erhielten auch die beteiligten SS Mannschaften ihre Kurzausbildung und ihre polnischen Uniformen.
Was ist aus den Leitern und Initiatoren des Ganzen geworden,wer hat ueberlebt oder wurde spaeter verurteilt etc. Von Dr.Trummler weiss ich das von den Englaendern oder Amerikanern nach einem Prozess der mit der Todesstrafe endete
hingerichtet wurde,aber nicht wegen dieser Sache,sondern weil er spaeter in der Naehe von Fuerstenberg/Havel
ein "Heim" geleitet hat in dem straf-und auffaellig gewordene deutsche Jugendliche geleitet hat,in dem es zu schweren Exessen gekommen sein soll.Das Schicksal Hedrichs und auch Muellers sind Geschichte,aber alles Weitere ?
Gruss Alarich

Niwre

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #1 am: 20.11.09 (19:19) »
Wer kann mir helfen ueber diese Geschichte etwas Praezises zu erfahren.
Das ist kaum möglich, weil man nichts genaues weiß.

Überflieg mal: Wiki Unten gibt es einen Link auf einen älteren Artikel von Runzheimer, Naujocks Aussagen finden sich bei Zeno

Zitat
Weiss zum Beispiel die Namen einiger Teilnehmer
Die haben aber mehr mit den anderen "Zwischenfällen" zu tun (Hochlinden, Pitschen).

Zitat
und dort erhielten auch die beteiligten SS Mannschaften ihre Kurzausbildung und ihre polnischen Uniformen
Die trugen in Gleiwitz mit ziemlicher Sicherheit zivil.

waldi44

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #2 am: 20.11.09 (19:24) »
......,aber alles Weitere ?


Was alles Weitere?

alarich

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #3 am: 21.11.09 (03:37) »
Hallo,
zu I. Niwre,nein,sie trugen kein Zivil,sie wurden in polnische Uniformen eingekleidet,bekamen den polnischen Militaerhaarschnitt(noch kuerzer)  und mussten sich,bei denen wo es moeglich war,Oberlippenbaerte wachsen lassen.
Das war ja der Clou an dieser Sache.Es sollte so aussehen,als ob pol.Militaer diese Aktion ausgefuehrt haette.Das weiss ich noch aus einem Spiegelbericht.Hochlinden,Gleiwitz und das Forsthaus Pitschen, waren alle die gleiche Aktion,allerdings
mit anderen Gruppenleitern und genau das moechte ich herausbekommen.Wer war zustaendig fuer was?etc.Danke fuer den Hinweis bei Wiki.

zu II. Waldi,was alles Weitere?
 hierbei beziehe ich mich auf meine Frage,was ist aus den Initiatoren und Leitern des Ganzen geworden,wer hat ueberlebt,wer wurde verurteilt,wo sind sie nach 1945 abgeblieben.Habe gerade das Verhoerprotokoll von einem Griczmek
in meinen alten Unterlagen gefunden.Der war Unterscharfuehrer und Bursche bei Stbf.Hoffmann,und war nach 1945
in amerikan. und polnischer Haft,obwohl nur ein ganz kleiner Fisch.Was ist aus dem geworden z.B.
Gruss Alarich

Niwre

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #4 am: 21.11.09 (10:02) »
zu I. Niwre,nein,sie trugen kein Zivil,sie wurden in polnische Uniformen eingekleidet
Das ist eine urban legend, die so auch nicht mehr in aktueller Literatur zu finden ist. (Kannst Du auch auf der Museumsseite oder im Spiegel-Artikel nachlesen.)

waldi44

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #5 am: 21.11.09 (10:27) »
Am 19. Oktober 1944 lief Alfred Naujocks in der Eifel über und wurde von amerikanischen Soldaten gefangen genommen. Schon bald nach seiner Gefangennahme wurde er nach Großbritannien gebracht. Dort wurde er in dem bei London gelegenen Vernehmungslager Camp 20 von M.I.5 mehrere Monate intensiv verhört.

Ende August 1945 wurde er von Großbritannien nach Deutschland gebracht und der Anklagevertretung des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg übergeben. Mehrere seiner Aussagen gingen in die Nürnberger Prozesse ein. 1946 konnte er für kurze Zeit aus einem Internierungslager in Nürnberg fliehen. Er wurde verhaftet und 1947 an Dänemark ausgeliefert. Dort wurde er in einem der großen Kriegsverbrecherprozesse wegen der Ermordung dänischer Widerstandskämpfer angeklagt und in zweiter Instanz zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Aufgrund des überaus milden Vorgehens der dänischen Justiz gegen deutsche Kriegsverbrecher wurde er bereits 1950 freigelassen. Auch die anderen in Dänemark Verurteilten, darunter auch der frühere Reichsbevollmächtigte Werner Best, mussten ihre Strafe nicht voll absitzen. Naujocks Haftentlassung war damit kein ihm allein gewährtes Privileg, sondern eine unmittelbare Folge der dänischen Rechtspraxis.

Naujocks ließ sich 1952 in Hamburg nieder, wo er als Geschäftsmann lebte. Seit Ende der 1950er Jahre ermittelten mehrere bundesdeutsche Staatsanwaltschaften wegen einer ganzen Reihe von Verbrechen gegen ihn. Keines der Ermittlungsverfahren führte zu einer Anklage. Naujocks starb am 4. April 1966 in Hamburg. Das in der älteren Literatur genannte Todesjahr 1960 ist falsch.

http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Naujocks

Ps: Wenn ich richtg verstanden habe, waren die Eindringlinge alle in Zivil. Es sollte ja der Eindruck erweckt werden, es handle sich um polnische Aufständische.
"Die häufig zu lesende Angabe, die beteiligten SS-Angehörigen hätten polnische Uniformen getragen, ist umstritten."

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberfall_auf_den_Sender_Gleiwitz

http://video.google.de/videosearch?hl=de&source=hp&q=Unternehmen+Tannenberg&um=1&ie=UTF-8&ei=XLcHS4bSKYb6_AbbpOHRBA&sa=X&oi=video_result_group&ct=title&resnum=5&ved=0CB4QqwQwBA#
« Letzte Änderung: 21.11.09 (10:50) von waldi44 »

waldi44

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #6 am: 21.11.09 (10:46) »
Trummler wurde aber nicht wegen Gleiwitz verurteilt, sondern wegen Teilnahme  oder befehlen an/von Verbrechen, zum Beispiel der Ermordung der "Russenweiber" im Arbeitserziehungslager Hirzenhain.
http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Steschke/Arbeitserziehungslager_Hirzenhain

Erichx

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #7 am: 21.11.09 (11:51) »

waldi44

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #8 am: 21.11.09 (12:14) »
Aha und somit währe das Hickhack um Uniform oder Zivil wohl geklärt und auch die Anzahl der Beteiligten stimmt wieder ;D.

alarich

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #9 am: 21.11.09 (18:16) »
Hallo Waldi,
das Hick ,Hack,wie Du schreibst ist leider noch nicht zu Ende,wenn auch eigentlich unwichtig.Habe gerade bei einem Bekannten ein Buch" Das Unternehmen Tannenberg" geschrieben von einem Bundesdeutschen Leitenden Oberstaatsanwalt Staatsanwalt mit Namen  Alfred Spiess und Heiner Lichtenstein,damals Redakteur beim Westdeutschen Rundfunk in die Hand bekommen.Wenn ich es frueher entdeckt haette,dann haette ich mir die Bitte nach Hilfe sparen koennen.Das Buch entstand nach sorgfaeltigen Recherchen schon 1979 unter Verwendung der Zeugenaussagen der noch ueberlebenden Leiter dieses Geschehens.Danach  sieht es tatsaechlich so aus,als wenn das Kommando Naujocks ,ca. 6 Personen,die nach Gleiwitz abrueckten,weiterhin Zivil trugen,die anderen ca. 120 Personen,hauptsaechlich Mannschaften,die auf das Forsthaus Pitschen und Hohenlinden angesetzt wurden. aber Uniformen.Alle gehoerten zur SS.Im  Buch wird einige Male ein Sturmbannfuehrer und Kommandeur der SS Fecht- und Fuehrerschule Bernau Karl H. genannt und dessen Aussagen vor Gericht ,zitiert.Bei dem Genannten handelt es sich ohne Zweifel um Karl Hoffmann,der in der Tat in der Zeit diese Schule in Bernau bei Berlin befehligte.Auch ist hier wieder von Josef Grzimek die Rede,der zunaechst im Juli 1947 in Dachau verhoert wurde,dann spaeter nach Polen ausgeliefert wurde und dort auch hingerichtet wurde.Der sagte  in seiner protokollierten Aussage unter anderem,das alle zu diesem Einsatz aus allen Reichsgebieten zusammengerufenen aus Oberschlesien stammten und fast alle des Polnischen maechtig waren.So gab es auch einige Soldaten,die vorher in der polnischen Armee gedient hatten und wichtig waren fuer das polnische Militaerreglement.Es wurde angeordnet das sich alle Soldaten Baerte und Koteletten wachsen lassen sollten.Ferner erhielten alle Beteiligten den kurzen polnischen Militaerhaarschnitt.
Dann weiter auf Seite 46 des Buches ,Karl H. erinnert sich an das Eintreffen der polnischen Uniformen:
" Einige Tage nach Einkleidung der SS Maenner in die Uniform der Grenzpolizei,trafen mit LKW-Transport Kisten und Saecke ein,in denen sich polnische Uniformen befanden.Hierauf fand einige Tage lang die Einkleidung mit diesen polnischen Uniformen statt,d.h. es mussten ja die entsprechenden Uniformen fuer die passende Peron gesucht werden.Insgesamt wurden 30 -40  SS-Maenner dann mit den polnischen Uniformen eingekleidet.Dasselbe geschah mit den polnischen Waffen.
SS.Ostbf.Hellwig hatte sich auch eine polnische Uniform zuruecklegen lassenAlle  wurden wir zu allerstrengster Geheimhaltung,bei Androhung schwerster Strafen verpflichtet.Es wurde sogar Sippenhaft angedroht.
Was noch weiterhin interessant ist in diesem Zusammenhang,ist auch die weitere Aussagen von Karl H.unter Eid:
Ich war bis dato noch nicht eingeweiht,aber bei einem Bierabend sprach mich Hellwig auf den Einsatz an,ob ich nicht lieber mitkommen und mitmachen wolle.Kurze Zeit spaeter teilte mir Hellwig mit,das er von Heydrich die Genehmigung fuer eine Teilnahme erhalten haette.Nachdem ich so dem Kommando zugeordnet war,wurde mir auch eine polnische Uniform verpasst.
Nachdem die SS Maenner den Raum verlassen hatten,die Kantine geschlossen  und der Kantinenwirt fortgeschickt worden war,erlaeuterte Hellwig den Einsatzplan.
Dann auf Seite 113 ,  Karl H:   Am Abend des 25.August gegen 22 Uhr wurden wir im Schloss zu Dr. Trummler gerufen.Dieser befahl den Abmarsch in einer halben Stunde.Die "polnische "Gruppe,zu der auch ich gehoerte,wurde auf 2 LKWs verladen,auf denen sich auch die polnischen Uniformen befanden.In einer Waldschneise wurde angehalten,wo Dr.Trummler das sofortige Umkleiden befahl.
Ein sehr aufschlussreiches und interessantes Buch
Gruss Alarich

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #10 am: 24.11.09 (15:35) »
Interessant und aufschlussreich wäre doch mal die Frage warum man diese Aktionen durchführte ? Propagandistisch wurden sie jedenfalls nicht ausgeschlachtet.... ???
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waldi44

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #11 am: 24.11.09 (17:07) »
Sollte aber. Wurde nicht, weil nicht mehr gebraucht. Dem eigenem Volk gegenüber brauchte man den Angriff nicht zu rechtfertigen, weil niemand fragte/zweifelte und dem Ausland gegenüber auch nicht mehr! Der Krieg war schneller erklärt worden als erwartet. Die Ereignisse überschlugen sich und es gab wichtigere Meldungen - Siegesmeldungen!

Rainer

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Re:Ueberfall auf den Sender Gleiwitz?
« Antwort #12 am: 22.01.10 (22:10) »
Hallo,
wann wurde denn der Krieg erklärt?  Am 1.9.1939?
Die gestellten oder erfundenen Ereignisse wurde alle schön im Weissbuch des Aussenministeriums von Ende 1939 aufgezeichnet.
Gruss
Rainer

 

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