Autor Thema: Russland ehrt deutsche Veteranen die auf Seite der Roten Armee kämpften  (Gelesen 50582 mal)

Richtschuetze

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Wie ebenfalls am Freitag bekannt wurde, wird Russland bald deutsche Veteranen ehren, die an der Seite von Rotarmisten gegen Nazi-Deutschland gekämpft hatten. Außenminister Sergej Lawrow werde ihnen am 5. Februar in der russischen Botschaft in Berlin Medaillen überreichen, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Der Minister will zudem mit seinem Amtskollegen Guido Westerwelle (FDP) über die deutsch-russischen Beziehungen sprechen. Am nächsten Tag wird Lawrow in München erwartet.


Quelle MZ-web.de


Das Einzige was mich etwas berühigt, ist die Tatsache das es ja nicht so viele sein können! >:(

Gruss

P.S Eure Meinung?
« Letzte Änderung: 01.02.10 (08:36) von Richtschuetze »

GR162

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Ich sage nichts dazu,weis aber was mein Großvater oder die Veteranen die ich aufgesucht habe darüber denken/denken würden.

Mich würde mal interessieren wie die Russen reagieren würden wenn wir die Wlassow Soldaten mit ner Medaille behängen würden,ob es dann diplomatische Differenzen gäbe ?

Gruss Sascha

Tobias G

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Hallo,

also von eventuellen diplomatischen Ungerechtigkeiten wie von Sascha angesprochen mal abgesehen:

Was genau ist so schlimm daran? Diese Veteranen haben auf der anderen Seite gekämpft, viele hielten aber genauso ihr Leben hin. Sie hatten ihre Gründe auf russischer Seite zu kämpfen und werden nun dafür geehrt. Ich bin eher überrascht, das der russische Staat Medaillien an deutsche bzw. deutschstämmige verleiht.

Das dieser Vorgang gleich wieder als politische Provokation gewertet werden muss kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Ich will diesen deutschen Soldaten, wie es politisch korrekt wäre, keine Kränze pflechten und Denkmäler erbauen, nur weil sie "selbstlos" gegen den bösen, bösen Nationalsozialismus gekämpft haben. Aber an einer Ehrung ist doch nichts schlimmes?

Sollte ich mich hier irren und es handelt sich nicht um gewöhnliche Frontsoldaten, sondern um NKWD/Kommissar oder irgendetwas ähnliches, so sieht die Sache natürlich anders aus.


Gruß
Tobias
« Letzte Änderung: 01.02.10 (11:00) von Tobias G »

Balsi

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ich sehe das ähnlich wie Tobias....zum Teil hatten sie sicherlich Gründe auf der sowjetischen Seite zu kämpfen. Natürlich fragt man sich wie sie denn eingesetzt wurden. Ich kann es nicht verurteilen, das die Leute ausgzezeichnet werden. Letztlich haben auch sie ihr Leben für eine Sache eingesetzt.

Russland geht anders mit dem 2. WK um, auch was Wiedergutmachung betrifft. Aus Russland höre oder lese ich nicht ständig Forderungen.. das sieht bei anderen Ethnien ganz anders aus und das obwohl es gerade die Sowjetunion/Russland schwer getroffen hat. Da sollen sie ruhig die Männer ehren...Was soll ich mich über Russland muckieren, wenn wir selbst als Deutschland mit der Wiedergutmachung eh ein ganz anderes Kaliber sind...Mich wunderts eher, daß nicht Deutschland diese Männer auszeichnet.. oder würde es mich nicht mal wundern?

GR162

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Ich weis ja nicht wen die Herren da ehren. Ob nun Deutsche Kommunisten die schon vor dem Krieg nach Russland gegangen sind oder aber übergelaufene Landser.

Ich kann einem Deutschen Soldaten der zum Feind übergelaufen ist um dann auf seine ehemaligen Kameraden zu schiessen nichts abgewinnen.Mag er sich politisch betätigen aber nicht mit der Waffe in der Hand.

Kampf gegen den Nationalsozialismus mag ein gutes Ideal sein,aber wenn es bedeutet auf die ex Kameraden zu schiessen empfinde ich nur Abscheu.

Der Landser im Dreckloch ist wohl derjenige der am wenigsten für eine Ideologie kämpft sondern wohl eher ums eigene überleben.

Mein Opa ist nicht für Hitler im Dreckloch gelegen sondern für seine Kameraden obwohl sie schon lange wussten das der Krieg verloren ist.Es blieb ihnen ja nichts anderes als die Kameradschaft an der sie festhalten konnten.

Seis drum,ist eh wieder nen Thema was polarisiert.

Gruss Sascha

Richtschuetze

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Ob nun Deutsche Kommunisten die schon vor dem Krieg nach Russland gegangen sind oder aber übergelaufene Landser.

Wobei viele Kommunisten vor dem Krieg nicht als "heilige" in Deutschland gelebt haben und eben auch nicht besser waren als die Nazis auf der anderen Seite was Straftaten betrifft!

Sie haben zwar gegen ein Unrechtssystem gekämpft aber genauso wieder für ein anderes was genauso Elend über die Menschen gebracht hat!

Scheinbar wird gerne vergessen was Russland für ein Land war unter Stalin und vieleicht sogar noch ist!

Zitat
Mein Opa ist nicht für Hitler im Dreckloch gelegen sondern für seine Kameraden obwohl sie schon lange wussten das der Krieg verloren ist.Es blieb ihnen ja nichts anderes als die Kameradschaft an der sie festhalten konnten.

So sehe ich das auch und über 85% der Soldaten werden genauso gedacht haben eben für Ihre Heimat und die Familie!

Gruss

Nomen Nescio

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Sollte ich mich hier irren und es handelt sich nicht um gewöhnliche Frontsoldaten, sondern um NKWD/Kommissar oder irgendetwas ähnliches, so sieht die Sache natürlich anders aus.
Einverstanden.

Tobias G

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Hallo,

Zitat
Kampf gegen den Nationalsozialismus mag ein gutes Ideal sein,aber wenn es bedeutet auf die ex Kameraden zu schiessen empfinde ich nur Abscheu.

die Frontsoldaten auf allen Seiten sind in den meisten Fällen nur die, die ihr Leben hinhalten dürfen. Für eine Politik, die von Bürohengsten gemacht wird. Das ist auf allen Seiten so, da müssen wir nicht drüber reden.

Grundsätzlich sind alle Soldaten Menschen. Wen ich als Feind sehe, den Mann der mir gegenüber liegt oder der links neben mir, hängt von der Überzeugung ab. Wer will einem Mann das Recht nehmen für seine Ziele zu kämpfen?

Ich habe natürlich Verständnis wenn einige das "Überlaufen zum Feind" für moralisch mehr als fragwürdig halten, ist ja auch was dran, jedoch stirbt der Mensch lieber für die Sache an die er glaubt. Und ich denke nicht das Überläufer sich nicht genügend Gedanken machten, bevor sie diesen Schritt gingen.

Die "Medaillie" hat immer zwei Seiten.

Gruß
Tobias

GR162

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Ich weis nicht was manchen zum überlaufen bewogen hat.Aus Gesprächen mit Veteranen die in Russland waren,weis ich das einige dran gedacht haben abzuhauen um dem morden zu entfliehen. Aber niemals wäre es ihnen ernsthaft eingefallen zum Russen überzulaufen,bei den Westmächten hätte es durchaus anders laufen können.
Die Angst vorm Russen war bei den meisten viel zu groß und das nicht ohne Grund.So mancher hat manches gesehen und da sind im die Gedanken ans überlaufen schnell vergangen.

Mal abgesehen,rein vom militärischen Standpunkt frage ich mich welchen Wert ein Soldat hat der seine eigenen Kameraden und sein Land verrät/verlässt?
Wie will man solche Überläufer militärisch werten und einsetzen ? Das sind unzuverlässige,labile Leute in meinen Augen denen man immer einen Bewacher an die Seite geben muss um nicht Gefahr zu laufen das er wieder stiften geht oder aber sich plötzlich gegen einen wendet.Man mag sie heute als Idealisten glorifizieren was vermutlich die wenigsten waren.

Ich hab nichts für Fahnenflucht und Kampf auf der Gegenseite übrig und bringe mehr als wenig Verstaendnis dafür auf. Abhauen ist einfacher als in der Sch... durchzuhalten.

Übertragen wir das mal auf die Gegenwart. Wie würde man heute einen BW Soldaten werten der auf Seiten der Taliban gegen seine Kameraden kämpft ? Wer weis was noch kommt und später wenn mal die Feindseligkeiten beendet sind bekommt er nen Orden von den Taliban wenn sie das Land wieder übernommen haben.Klar wir haben ja kein Unrechtsregime mag mancher sagen,aber war Stalin der freundliche Onkel von nebenan ?

Wir wissen heute das damals beide Systeme gleich schlimm waren egal ob nun Stalin oder Hitler. Wir wissen aber nicht was in der Zukunft passiert mit z.B Taliban etc.
Deutschland plant doch schon vorsichtig sich zu verabschieden.mal sehen wann die Mullahs wieder das Regiment übernehmen.

Seis drum,ich habe eine entsprechende Meinung und jeder darf es anders sehen. Heute werden Fahnenflüchtige und Deserteure zu Wiederstaendlern,Deutsche die gegen Deutsche kämpften bekommen nen Orden etc.  irgendwie finde ich das da was falsch läuft oder hab ich falsche Moralvorstellungen ?

Gruss Sascha

Nomen Nescio

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Mal abgesehen,rein vom militärischen Standpunkt frage ich mich welchen Wert ein Soldat hat der seine eigenen Kameraden und sein Land verrät/verlässt?
Sascha,

Ich verstehe Deine Gefühle und kann sie gewissermaßen sogar nachvollziehen.

Ich möchte dabei doch zwei Bemerkungen machen. Der spätere General Oster hat schon vor dem Aufbruch des Krieges erkannt, wohin das führen würde. Hat alles getan, was er konnte, um das Unheil abzuwenden. Sogar «verraten». Soll man ihn loben oder wegen seines Benehmens verachten?

Meine römisch-katholische Deutsche Freundin, mit ihrer Bemerkung «Ich bin r.-k. geblieben, die Kirche aber nicht». Könnte man etwas derartiges auch nicht sagen von Menschen, die aus Überzeugung die andere Seite wählten, «Sie gelangen zur Einsicht, weil sie sich realisierten, daß Verbrechen geschahen». Ich dachte, daß Graf James von Moltke sowas 1942 schrieb.
Die meisten Menschen hatten aber diese Möglichkeit nicht. Ihnen blieb viel verborgen.

GR162

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Ja klar,viele haben da was erkannt was sich später bestaetigt hat. Wäre es anders gelaufen was dann ? Hinterher zu sagen:siehste wir haben Recht gehabt ist sehr einfach.
Es gab viel Wiederstand auch im Militär gegen Hitler und die Nazis,die meisten waren nach den erfolgreichen Feldzügen ganz anders gestimmt als vorher. Erfolg gibt anscheinend vielem Recht.

Ich verstehe nicht so ganz was mit deiner Freundin ist die konvertiert ist. Ist sie bei den katholischen ausgestiegen wegen Verbrechen der Kirche ? Alle Glaubensgemeinschaften haben die Augen zugemacht und eine ist nicht besser als die andere.Deshalb bin ich ganz ausgetreten,ich brauche keine Kirche um an Gott zu glauben.

Wo wir schon bei kontroversen Themen und Ansichten sind,was war Stauffenberg ?  Held,Verräter,Vorbild ?

Hitler beseitigen mit einer heimtückischen Bombe,dabei den Tod von "unschuldigen"billigend in kauf nehmen. Mit dem Ziel dann ein anderes Regime zu errichten ? Das Ziel Hitler zu beseitigen war sicher ehrenwert,aber heiligt der Zweck die Mittel ? Dürfen dabei unbeteiligte draufgehen? Kann man einen Bombenattentäter der seinen obersten Dienstherren beseitigen will und Eidbrüchig wird als Beispiel für junge Soldaten hernehmen ?

sind böse Taten plözlich gute Taten wenn sie sich gegen Verbrecher richten oder stellt man sich damit auf die gleiche Stufe ? Unser Gesetz sagt da was ganz eindeutiges. Ein nicht einfaches Thema und ich denek eine wirkliche Antwort gibt es eigentlich garnicht.


alarich

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Hallo !
bin diesmal mit Saschas Kommentar fast vollkommen einverstanden.Auch ich weiss nicht,was das fuer Menschen waren,
die als Deutsche gegen Deutsche gekaempft haben.Waren es wirklich Ueberlaeufer? waren es kommunstische Immigranten,die schon vor Kriegsausbruch nach Russland kamen.? Waren es Soldaten,Kriegsgefangene,des" National Komitees Freies Deutschland"Bei den letzten Beiden setze ich noch einige Ideale voraus und kann sie verstehen,bei den Ueberlaufern handelt es sich meist um nicht allzu wertvolle Charaktere, auch wenn Ihnen heute der Nimbus des ehrenvollen Kampfes gegen das Hitlerregime zuteil wird,Feiglinge,die ewigen Drueckeberger und ihre
Kameraden im Stich lassende Memmen.Vielleicht ist mein Urteil etwas zu pauschal,denn nicht jeder eignet sich zum Heldentod,aber der %satz derjenigen die  wirklich aus ehrenvollen Motiven und im Bewusstsein ihrer politischen Ueberzeugen und Verantwortung zum Feind ueberliefen war doch eher sehr gering. Nicht umsonst haengt dem Ueberlaeufer der Makel des Kameradenverraeters an.Der Feind liebt den Verrat,aber nicht den Verraeter.
Deshalb,so meine ich,ist auch Saschas Frage nach:"Was waere wenn wir den noch lebenden Wlassow Soldaten eine Medaille umhaengen wuerden" durchaus berechtigt.Ja was waere dann? Natuerlich ist die Frage rein hypothetisch,den niemand kaeme wohl auf die Idee dies zu tun,aber trotzdem.Denkt mal drueber nach.
Alarich

Nomen Nescio

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Ich verstehe nicht so ganz was mit deiner Freundin ist die konvertiert ist. Ist sie bei den katholischen ausgestiegen wegen Verbrechen der Kirche ?
Nee, sie ist noch immer Mitglied. Hat aber die Überzeugung, daß die Kirche falsch handelt. Z.B. Aids durch den Verbot auf Präservative fördert. Findet das Zölibat lächerlich. Ist auch mit der Unfehlbarkeit des Papstes nicht einverstanden. Findet also eigentlich, daß es in Rom überwiegend Menschen gibt, die das Kontakt mit der reellen Welt verloren haben.

Zitat
Wo wir schon bei kontroversen Themen und Ansichten sind,was war Stauffenberg ?  Held,Verräter,Vorbild ?
Diese Frage darf ich eigentlich nicht beantworten, denn die Antwort gehört euch, Deutschen. M.E. ist er einer, der sich letztlich realisierte, daß die Nazis Deutschland zur Hölle führten.
Also nicht aus ethischen Gründe, sondern aus Vaterlandsliebe hat er m.E. sein Attentat verübt.

Zitat
Hitler beseitigen mit einer heimtückischen Bombe,dabei den Tod von "unschuldigen"billigend in kauf nehmen. Mit dem Ziel dann ein anderes Regime zu errichten ? Das Ziel Hitler zu beseitigen war sicher ehrenwert,aber heiligt der Zweck die Mittel ? Dürfen dabei unbeteiligte draufgehen? Kann man einen Bombenattentäter der seinen obersten Dienstherren beseitigen will und Eidbrüchig wird als Beispiel für junge Soldaten hernehmen ?
Hier paßt also das Beispiel meiner Freundin. Nicht er, sondern Hitler hat die Schwur verletzt. Dadurch hätte er eigentlich sogar die Pflicht dagegen was zu tun.

Zitat
sind böse Taten plözlich gute Taten wenn sie sich gegen Verbrecher richten oder stellt man sich damit auf die gleiche Stufe ?
Ich komme hier mit zwei Beispielen.
1. Da wurde einmal in einem Haus eingebrochen. Die Kinder wurden zur Geisel genommen, denn die Einbrecher wollten Geld haben. Sie drohten die Kinder zu ermorden. Ein Kind bekam schon eine Schnittwunde. Die Mutter hatte darauf die Einbrecher erschossen. Tödlich. Mord, denn tödlich verletzen brauchte sie nicht. Sie war ja ein geübter Schütze. Dennoch wurde sie beim Gericht freigesprochen: Notwehr.

2. Bush hat die ganze Welt vorgelogen bezüglich Irak. Aber... Saddams Regime wurde gestürzt.
Analog also zu Stalin. Bush ist m.E. ein Verbrecher, der dennoch «zufällig» auch was Gutes tat. Das bedeutet also nicht, daß Bush damit freigesprochen ist bzw wird.
So empfinde ich es jedenfalls. Aber mein Empfinden ist genau so viel oder so wenig wert, wie Deines.

AK 74 ZF

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Nun meine Herrn ... das Thema ist von einigen hier ja sehr schnell wieder einseitig besetzt worden.

Wobei gerade dieses Thema ein sehr interessantes Thema ist welches mich persönlich sehr interessiert und wo ich, übrigens manchmal auch mit sehr zwiespältigen Gefühlen, schon sehr lange Material und persönliche Berichte sichte.

Problematisch dabei übrigens auch die während der Deutschen Teilung unterschiedliche Sicht und Einschätzung dieser Männer, welche ja zum Teil zur Aufbaugeneration der bewaffneten Kräfte der DDR gehörten. ... Auch da ist die Sicht der BRD-Deutschen auf die DDR-Deutschen bis heute sehr einseitig geprägt. ... Die provokannte Frage : Was ist an einem sich den westallierten Siegern und ihrem Besatzerstaat andienenden ehemaligen Wehrmachtssoldaten, welcher bereit war die "Deutsche Demokratische Republik" ... mein Vaterland in welchem ich geboren bin ... "militärisch abzuschaffen" ... und somit als "Deutscher gegen Deutsche" zu kämpfen ... besser als an einem der sich nach teilweise schweren Einsichten in russischer Gefangenschaft entschloß diese deutsche Republik zu verteidigen ?"

Bevor jetzt wieder wer Schaum vor den Mund bekommt ... ich schrieb bereits daß diese Frage sehr provokannt ist und weiß daß sie automatisch polarisiert. ...
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Bei den jetzt zur Auszeichnung stehenden Männern, so man auch von russischer Seite inzwischen gerecht (und nicht nur nach Weltanschauung) vorgeht gibt es verschiedene Kategorien mit teilweise sehr unterschiedlichen Beweggründen. ... Das geht von deutschen Kommunisten (unter welchen es übrigens, abseits der Ideologie, auch gute deutsche Patrioten gab !), national-patriotisch eingestellten Wehrmachtssoldaten welche ihr Vaterland Deutschland und ihre Kameraden retten wollten über arrangierte "Stalinisten" bis hin zu ideologisch umgedrehten Opportunisten oder auch manch Kameradenschwein.

Seltsamerweise ist gerade den Altkommunisten schwerlich der Vorwurf des Verrats anzuhängen. Denn gerade die haben von Anfang an mit den Nazis zum Teil bis aufs Messer gekämpft ... Und da scherte es Adolfs Mannen auch nicht daß sie Deutsche totschlugen, erschossen oder in Lagern umbrachten. ... Der größte Teil dieser Kommunisten kämpfte in ihrem Selbstverständnis für ihre Vorstellung von einem, aus ihrer Sicht, gerechten Deutschland. ... Da zum Teil seit 1933 auf der Fahndungsliste taten sie dies aus der Emigration heraus. ... Zum geschichtlichen Hintergrund, es ist nicht so daß die deutschen Kommunisten damals eine kleine unbedeutende Minderheit in Deutschland gewesen wären. Immerhin war die KPD mit ca. 6 Mio Wählern, bei der Reichstagswahl 1932 drittstärkste Partei. ...

Die größten Probleme gibt es meist bei den Soldaten der Wehrmacht welche sich nach Desertation (in dem Fall meist aus Überzeugung und nicht aus Feigheit) oder Gefangennahme entschlossen gegen das NS-System zu kämpfen.
Gerade bei der Gruppe der in Gefangenschaft geratenen Wehrmachtssoldaten ist sehr überraschend daß die Motivlage der aktiv in den Frontorganisationen des NKFD/BFD/BDO tätigen Soldaten in erster Linie patriotischer Natur waren. Da rangierten in der Regel die Motive Deutschland vor dem völligen Untergang zu retten, Kameraden und Bevölkerung vor der  Vernichtung/totalen Niederlage zu bewahren, die Ehre Deutschlands zu retten indem man half die Nazis zu entmachten u.ä. Motivlagen weit vor den in den Antifa-Schulungen vermittelten ideologischen sozialistisch-kommunistischen Phrasen. ... Ãœbrigens eine Tatsache welche die pragmatisch denkenden "Russen" (Sowjets) wesentlich klarer erkannten und sich zu Nutze machten als manch seit Anfang der 30iger in der Sowjetunion lebender kommunistischer Exilant, welche zumeist sehr vordergründig auf die Ideologie fixiert waren.

Die Frage Patrioten oder Verräter ( Unterfrage an Wem ? ... An Adolf, Eichmann, Mengele, Himmler & Co ?), Idealistische Träumer oder Zweckpessimisten, Hitlergegner oder Stalins Helfer ... usw. steht durchaus. ... Haben sie nun die Ehre der deutschen Uniform besudelt oder versucht die deutsche Ehre zu retten ?

Und da sind die Antworten und Motive dieser Männer mindestens so vielfältig wie die (offenen) Fragen.

Fakt ist daß viele dieser Patrioten für ein "Freies Deutschland" und das Leben ihrer Kameraden und das Überleben der deutschen Bevölkerung ihr eigenes Leben riskierten. ... Es gab Männer welche unter Lebensgefahr zigfach die HKL überschritten um in Kesseln und anderen Frontabschnitten in auswegsloser Lage kämpfende Kameraden zur Übergabe zu bewegen. ... Fakt ist durchaus daß (leider viel zu wenig) deutsche Soldaten, welche sonst mit ziemlicher Sicherheit gefallen wären, durch Männer des NKFD gerettet werden konnten und dadurch Krieg und Gefangenschaft überlebt haben. ... Darunter übrigens mein großväterlicher Freund Richard Schmidt, welcher in Gefangenschaft dann selbst Mitglied des NKFD wurde.

Frage : Nutzte es den Sowjets ?  ... Eindeutig ... Ja. ... Haben sie dies ausgenutzt ? ... Auch eindeutig ... Ja.
Frage : Hat es den Kriegsverlauf beeinträchtigt ? ... Definitiv ... Nein ! ... Als das NKFD/BDF/BDO gegründet und arbeitsfähig wurde war das "Kriegsglück" schon umgeschlagen. Die verlorene Schlacht von Stalingrad war eindeutig der Wendepunkt des Krieges. Ab der "Schlacht im Kursker Bogen" war dann auch die strategische Initiative verloren ... Die ideologisch nicht völlig infizierten Offiziere und Generale mit solider Friedensausbildung (und alte Frontschweine aller Dienstgrade) wußten spätestens ab Kursk daß sie sich zu Tode gesiegt hatten und es Richtung Niederlage ging.

Frage : "Wie standen die Widerstandskämpfer des NKFD/BFD/BDO zur Problematik der Verbrechen der "Roten Armee" an der deutschen Bevölkerung ?  ... Eines der auch für die Widerstandskämpfer schlimmsten Themen welche für viele dieser Männer ein Trauma bedeutete. ... Ein Teil der Männer bzw. ganze Frotorganisationen wurden (bzw. mußten) vom Sowjet aus dem Fronteinsatz genommen werden weil sie demoralisiert/demotiviert waren und die Einsatzvarianten wurden verändert. ... Ab diesen flächendeckenden Vorfällen gab es bei den Deutschen kaum noch Illusionen und das Thema der "besseren (Sozialistischen) Weltordnung" war ab diesen Zeitpunkt für die meisten Gefangenen erledigt. ...

Gescheitert war damit leider auch die eigentliche Zielsetzung des NKFD/BFD/BDO ... incl. daß auch der größte Teil der restlichen Versprechen der Sowjets gegenüber dem NKFD/BFD/BDO nach und nach gebrochen wurden ...

Dieser Bruch zog sich übrigens später bis hinein in den Umgang mit den ehemaligen NKFDlern. ... Man behielt von den national-patriotischen Kräften nur was man unbedingt für den Aufbau der DDR Staatsorgane brauchte und scheerte diese dann Ende 50er/Anfang 60iger (zumindest wenigstens größtenteils mit goldenem Handschlag) raus und ersetzte sie zum größten Teil mit linientreuen Genossen. ... Auch in der "Erinnerungs- und Gedenkkultur" fielen sie ab da zusehends hinten runter ... und es wurde fast nur noch das Ruhmeslied des kommunistischen Widerstands gespielt.

Die zum größten Teil ehrlichen und tapferen national-patriotischen Widerstandskämpfer der Wehrmacht, insbesondere des NKFD/BFD/BDO, wurden während und nach dem Krieg mehrfach verkannt, abgestempelt und "entsorgt" bzw. verraten. Im Westen (BRD-alt) stand das Urteil Verräter/Handlanger der Sowjets eh fest wie der Dom zu Speyer ... und in der DDR waren sie den Genossen dann irgendwie "unangenehm". Bei ganz strammen Kommunisten ging dies sogar soweit daß der Vater mit dem Sohne nicht mehr reden wollte. >:( ... Wobei die Geschichtsdarstellung in der DDR, in bestimmten Phasen und Bereichen, sehr viel nationaler und auch patriotischer war als manch Westbürger dies sich überhaupt vorstellen konnte. ...
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Bevor ich hier wieder zum "RvD" ... "Roter vom Dienst" erklärt werde ... nur kurz ... -> In meiner Familie haben alle wehrpflichtigen Männer ihrem deutschen Vaterland, vom Königreich Preußen über das Deutsche Kaiserreich, dem II. Reich, der DDR ... bis hin zur BRD tapfer, treu und redlich gedient. Dies teilweise bis zum letzten Atemzug. Wovon Inschriften auf Kriegerdenkmälern, schlichte Holzkreuze bis hin zu "Eisernen" und Ritterkreuzen Zeugnis ablegen. ... Aber ich kenne eben auch die andere Seite. ... Während mein Großvater als Fallschirmjäger an der Ostfront kämpfte und als Edelinfanterist mit Flak 8,8 russische T-34 Rudel jagte ... sprang der Großvater meines Freundes als  Fallschirmjäger des Nationalkommitees Freies Deutschland (deutscher Exilkommunist) im deutsch besetzten Polen ab und kämpfte mit sowjetischen Fernaufklären/Partisanen und polnischen Widerstandskämpfern gegen die "Nazis". ... Daß die "Nazis" zum Teil seine eigenen Landsleute waren ist doch das eigentlich irre. ...  Knüppelharter Hund der Alte ... genauso hartes Urtier wie mein  Großvater. Eine seiner letzten Aktionen war daß er, selbst zu dem Zeitpunkt schon verletzt und im Untergrund (sprich von Jagdkommandos gehetzt im Winter im Laub pennend) einen polnischen Verräter und dessen SD-Führungsoffizier, welche für den Tod einiger seiner Kameraden verantwortlich waren, in einen Hinterhalt lockte und "liquidierte". ... Gipfel der Geschichte ist daß mein Freund nach der Wende Besuch von einem seiner Onkels/Großonkels bekam, welcher seinen "Kommunisten-Neffen" mal kennenlernen wollte. Die Pointe ... der Mann war früher Brigadegeneral der Wa-SS.  ...

Das ... das ist "Deutsche Geschichte".

Die Frage der Moral ... insbesondere die ob das Festhalten an einen Eid ... nach Erkennen der Tatsache daß man vom Eidnehmer betrogen, belogen und zu Verbrechen mißbraucht wird ... "anständiger" ist als der Mut sich von diesem Eid loszusagen und für Volk und Vaterland einzustehen ... überschattet ja nicht nur die Problematik NKFD/BFD/BDO sondern auch andere Widerstandskreise wie Trescow/Stauffenberg/Goerdeler, Kreisauer Kreis, Canaris, Heinz, Oster usw.
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Als bekennender Militarist und Vollblutmilitär hab ich mit manchen Sachen durchaus Probleme. Ich hab da auch zwiespältige Gefühle und für manche Handlungsweise auch kein Verständnis ... aber ich habe auch gelernt daß die Motive von Menschen welche bereit sind für ihre Überzeugung zu sterben ... und das waren viele dieser Männer !!! ... zumindest erfragenswert (und häufig auch anhörenswert) sind. ...

Tschuldigung für so lang. ... Aber das Thema gibt sehr viel mehr her als die einfache schnelle Reaktion "Alles Verräter". ... Denn das ist meiner Meinung nach falsch. ...

NKFD - Nationalkommitee Freies Deutschland
BFD - Bund für Deutschland
BDO - Bund Deutscher Offiziere
« Letzte Änderung: 12.02.10 (21:44) von AK 74 ZF »

GR162

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sicher gab es unterschiedliche Motivationen als Deutscher gegen Deutsche zu kämpfen.

trotzdem habe ich Null Verstaendnis dafür die Seiten zu wechseln um dann auf die Kameraden zu schiessen mit denen man vorher zusammen im gleichen Loch gelegen hat und das harte Los des Landsers geteilt hat. Der Kamerad der einem das Leben vieleicht gerettet hat dann hinterher ne Kugel als Dank zuzusenden.

überlaufen,abhauen,politische Einstellung,Deutschland retten etc. alles nachvollziehbar, aber nicht mit der Waffe auf Landsleute und ex Kameraden schiessen. Sorry,das ist für mich Verrat.

ZITAT:
sprang der Großvater meines Freundes als  Fallschirmjäger des Nationalkommitees Freies Deutschland (deutscher Exilkommunist) im deutsch besetzten Polen ab und kämpfte mit sowjetischen Fernaufklären/Partisanen und polnischen Widerstandskämpfern gegen die "Nazis"

aha er kämpfte gegen die Nazis.Gut das mein Opa nicht in Polen war und der Onkel auch nicht.Beides waren keine Nazis und nichtmal in der Partei,waren sogar beides SPD Leute bzw. Sympathisanten. Sicher keine Nazis,aber Frontschweine die sicher nicht für Hitler kämpften sondern für ihre Freunde und Kameraden und später für ihre Ostpreußische Heimat.

gut das man die Nazis immer gleich erkennen kann,trugen ja alle ne Deutsche Uniform.Sorry aber da wird mir übel.

Wie gesagt ich kann viele Beweggründe nachvollziehen wenn ich sie vieleicht auch nicht gutheisse. Aber die Seite zu wechseln um dann auf seine ex Kameraden zu schiessen da gibt es bei mir Null Tolleranz und Verstaendnis.Sollen sie mit dem töten aufhören sich politisch betätigen oder sonstwas aber nicht gegen die ex Kameraden kämpfen.

Ob nun der Eid auf Hitler von ihm selber gebrochen wurde oder wie auch immer ist doch unwichtig das wird doch immer nur als vermeintliche Begründung angeführt warum jemand etwas getan hat was vieleihct trotzdem nicht Ok war. Es gibt eine Pflicht zur Kameradschaft und die wiegt für einen Frontsoldaten mehr als alles andere. Auf einen Eid,Vorgesetzten und nichts kann man sich verlassen,aber auf seinen Nebenmann der die gleiche Schei... erduldet wie man selber und einem oft genug den Hintern gerettet hat.

Gott sei Dank ist es nie dazu gekommen das die BRD gegen die DDR Krieg geführt hat und somit das Problem entstanden wäre auf die eigenen Landsleute schiessen zu müssen.

Das ganze wurde von beiden Seiten immer zum Kampf gegen die Sysrteme stilisiert eben um eine Begründung zu finden warum evtl.Deutsche auf Deutsche schiessen müssten.

Ich glaube das wäre ein harte Probe gewesen. Sicher waren natürlich alle NVA Soldaten überzeugte Sozialisten und hätten den Deutschen Klassenfeind gnadenlos bekämpft. Vorsicht Ironie !!

Genau weil die Russen da so ihre Zweifel hatten ob die NVA bei der Stange geblieben wäre gabs nen ordentliches Truppenkontingent der Russen in der DDR. Sie hätten die Zuverlässigkeit schon versucht zu erzwingen.Das die Russen der NVA nicht trauten gabs ja auch schon oft genug reichlich Infos drüber.

Ich glaube so mancher NVA Soldat hätte nicht auf die Bundeswehr geschossen sondern wäre übergelaufen.Aber gegen die eigenen DDR Landsleute hätten wohl auch nicht viele gekämpft glaube ich.

Was nutzt es,wir waren nie in der Situation und können es nicht beurteilen.


 

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