Autor Thema: Panzer-Abteilung 103  (Gelesen 5097 mal)

Loerscher

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Panzer-Abteilung 103
« am: 29.10.09 (22:10) »
Hallo Leute,

ich habe aus der Personalakte von Rudolf Haen (siehe auch Personen-thread - http://forum.balsi.de/index.php?topic=6229.msg45416#msg45416 ) die Vorschläge für die Nennung im Ehrenblatt und für das Eichenlaub, siehe nachfolgend:

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Abschrift des Vorschlag zur Nennung im Ehrenblatt:
Ich bitte, den Hptm. Haen, Kp.-Chef 1./Pz.Abt. 103, im Ehrenblatt des Deutschen Heeres zu nennen. Hptm. Haen hat die Feldzüge Polen, Frankreich und seit dem 22.6.1941 Russland im Panzer mitgemacht, weit über 100 Angriffe gefahren und seit dem 20.11.41 mit vorbildlicher Tapferkeit seine Kompanie geführt.
In den schweren Kämpfen nördl. Stalingrad bekam die Abt. am 18.9.42 den Befehl, bei Borodkin, nordwestl. Stalingrad, den Einbruch der Russen in die eigenen Linien zu bereinigen. Unter der Führung Hptm. Haen’s fuhr seine Komp. als vorderste Komp. der Abt. 3 schwere Angriffe, bei der Hptm. Haen der Komp. immer 150 m voraus fuhr, gegen die eingebrochenen Russen, die zahlenmäßig um ein vielfaches überlegen waren und auch mehr Panzer eingesetzt hatten, als wir es konnten. Unter seiner Führung wurden dabei von der Komp. 22 schwere Feindpanzer abgeschossen. Mit eiserner Zähigkeit führte er die Komp. immer von neuem vor, ein leuchtendes Vorbild seiner Männer. Dadurch, daß er besonders weit vorne stand, kam es, daß sein Wagen allein in einen Kampf mit 6 schweren Russenpanzern verwickelt wurde. Die Feindpanzer standen in guter halbverdeckter Stellung und feuerten auf den einzelnen deutschen Panzer. Hptm. Haen griff an, erledigte einen von den Feindpanzern und wurde darauf selbst abgeschossen; sein Panzer brannte sofort. Trotz zahlreicher schmerzhafter Brandverletzungen stieg er in den nächsten Panzer, fuhr mit diesem wieder vor und konnte mit nunmehr herangekommenen Panzern die schwierige Lage bereinigen. Die Wiederherstellung der Stellung an diesem Frontabschnitt, die entscheidend für den Kampf um Stalingrad war, ist nicht zuletzt das Verdienst dieses tapferen Offiziers.
Seine Komp. schoß in den letzten 3 Monaten unter seiner Führung 88 schwere Feindpanzer ab, davon er mit seinem Wagen 15. Hptm. Haen verdient in ganz besonderem Maße die hohe Auszeichnung, im Ehrenblatt des Deutschen Heeres genannt zu werden.
Abt.Gef.Stand, den 25.9.42
gez. ...
Major und Abteilungs-Kommandeur

Beurteilungsnotiz von General Hube, 08.08.1943:
Hauptmann Haen war 1942 Kompanie-Chef in der Panzer-Abteilung 103 der 3. Panzer-Gren.-Division. Diese hat mir vom 15.09.42 – 19.01.43 unterstanden.
Hptm. Haen hat sich in dieser Stellung ganz hervorragend bewährt und genoss einen weit über den Rahmen der 3. Division gehenden Ruf. Er führte meist selbständige Panzergruppen und hat sich dabei sowohl in der „nördlichen Riegelstellung von Stalingrad“ im Herbst 1942 durch Abschuss sehr zahlreicher Feindpanzer als auch besonders in den Kämpfen an der Südwestfront des Einschliessungsringes von Stalingrad ganz hervorragend bewährt. Dort hat er sich auch das Ritterkreuz erworben.
Hauptmann Haen ist eine ungewöhnliche Führer-Persönlichkeit, die besondere Beachtung verdient.

Abschrift der Begründung zum Vorschlag zum Eichenlaub:
Major Haen steht seit dem 01.09.39 ununterbrochen auf den Kriegsschauplätzen Polen, Frankreich, Rußland und seit dem 1. Juli 1943 an der Südfront in Italien in vorderster Linie. Nur eine 3-monatig Unterbrechung durch Lazarettaufenthalt infolge schwerer Verwundung hielt ihn von der Front fern.
Er ist ein begeisterter Offizier mit reicher Fronterfahrung, gutem taktischen Gefühl und Verständnis, sowie von großer Tapferkeit. Drei Tapferkeitstaten, die besondere Beachtung verdienen, sollen hier geschildert werden.

1. Nachdem er als Stalingradkämpfer am 22.12.1942 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhalten hatte, stand er auch weiterhin in erbittertem Ringen mit den Bolschewisten. Am 12. Januar 1943 war er als Führer der Korps-Reserve des XIV. Pz.Korps der schwerkämpfenden 29. Inf.Div. (mot) an entscheidender Stelle zugeführt. Mit nur 6 Kampfwagen verhinderte er gegen wütend angreifende Schützendivisionen und Panzerbrigaden einen Durchbruch nordostwärts Dmijtriewka der das Ziel hatte, die 3. Inf.Div. (mot), die am Westzipfel des Stalingradkessels eingesetzt war, abzuschneiden und zu vernichten.
In harten und entbehrungsreichen Kämpfen gegen eine pausenlos anstürmende Übermacht schlug er, selbst in vorderster Linie stehend, alle Angriffe des Feindes ab und vernichtete beim Kasatchi-Hügel alleine mit seinem Kampfwagen 19 von 35 angreifenden feindlichen Panzern. Der persönlichen Tapferkeit des damaligen Hptm. Haen war es zu verdanken, daß die 3. Inf.Div. (mot) nicht von ihren Verbindungen abgeschnitten wurde, sondern auf seine befohlene Stellung zurückgenommen werden konnte.
Zeuge dieser hervorragenden Tapferkeitstat war der Kommandierende General des XIV. Pz.Korps, General der Panzertruppe Hube. Bei diesen Kämpfen wurde der damalige Hptm. Haen schwer verwundet und konnte noch am 15.01.43 durch Flugzeug aus dem Kessel gebracht werden.

2. Major Haen hat seine Abteilung in den Kämpfen in Italien und die ihm im Volturnotal unterstellte größere Kampfgruppe zu entscheidenden Erfolgen geführt. Aus der Kampfgruppenzeit sind besonders die Kämpfe um Faicchio und Capriati, die für die gesamte Führung des XIV. Pz.Korps entscheidend waren, hervorzuheben:
a) Unter schwierigsten Umständen wurde am 13.10.43 hartnäckig um die Höhenstellungen bei Faicchio gekämpft. Der Feind, der mit Schwerpunkt Faicchio angriff, wurde von der Kampfgruppe Haen in krisenhaften und erbitterten Kämpfen solange aufgehalten, bis der linke Nachbar und die rechts angelehnte Kampfgruppe Moeller die für die weitere Kampfführung wichtigen Stellungen eingenommen hatten. Der Kampf dauerte 2 ½ Tage. Von der vordersten Linie aus führte Major Haen den entscheidenden Kampf und griff des öfteren mit seinem Panzer selbst ein. Er verstand es durch geschickten Einsatz der Infanterie-Verbände und einem ausschlaggebenden Einsatz der Artillerie die Initiative des Kampfes an sich zu reißen. Mehrmals warf er sich mit beherzten Männern und seinen Sturmgeschützen dem anstürmenden Gegner entgegen und fügte diesem, insbesondere bei Fontana, aussergewöhnlich hohe Verluste zu. Dabei wurden 6 Panzer abgeschossen.
b) Im Verlauf der weiteren Kampfhandlungen der Kampfgruppe Haen entwickelten sich bei Capriati am 29.10.43 schwere Kämpfe, durch die mit geringen eigenen Kräften den Angriffsspitzen dreier feindlicher Regimenter in dreitägigen Kämpfen standgehalten und durch die geschickte Führung und den persönlichen Einsatz Major Haen’s ein Durchbruchsversuch bzw. Einschliessung durchden Gegner vereitelt wird. Dem zähen Widerstand der Kampfgruppe Haen setzte der Feind eine erhebliche materielle Überlegenheit entgegen. Er wollte sie von Westen her umfassen und ihr den Übergang über den Volturno abschneiden. In den späten Nachmittagsstunden des 31.10.43 riegelte Major Haen mit seinen 3 Befehlswagen die drohende Umfassung nach Westen ab und fügte dem Feind so hohe Verluste zu, daß er seine Angriffe einstellen mußte. Befehlsgemäß konnte daraufhin die Kampfgruppe in der Nacht vom 31.10.-1.11.43 in die befohlenen und vorgesehenen neuen Stellungen hart nördlich Capriati geführt werden. Dieser erfolgreiche Abwehrkampf trug mit dazu bei, daß die Bewegungen der Division in den folgenden Tagen planmässig durchgeführt werden konnten.

3. Im Landekopf Anzio-Nettuno hat Major Haen seine Abteilung zu entscheidenden Erfolgen geführt.
In hartnäckigen und erbitterten Kämpfen hat er mit dazu beigetragen, die Landungstruppen zum Stehen zu bringen.
Beim Angriff der Division auf Aprilia in der Nacht zum 9.2.44, als der Angriff der Infanterie liegenblieb, faßte Major Haen aus eigenem Entschluß seine Abteilung zusammen und nahm, selbst an der Spitze kämpfend, in den Morgenstunden die Stadt.
Seiner tapferen und vorbildlichen Haltung war es nicht zuletzt zu verdanken, daß die Stadt allen Gegenangriffen zum Trotz gehalten werden konnte. Hierbei wurden von der Abteilung 14 Sherman abgeschossen.
Auch in den folgenden Angriffs- und Abwehrkämpfen der Division war Major Haen stets an den Brennpunkten mitkämpfend die Seele seiner Abteilung. Es gelang der Abteilung unter seiner Führung im Landekopf bisher 52 Panzer abzuschiessen, 12 s.Pak zu vernichten bzw. zu erbeuten und 240 Gefangene einzubringen.

Auf Grund seiner Führungserfolge, seiner vorbildlichen Einsatzbereitschaft und seiner immer wieder besonders beispielhaften persönlichen Tapferkeit wird Major Haen zur Verleihung des

Eichenlaubs zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes

vorgeschlagen.

gez. Gräser
Gen.Lt. und Kdr. 3. Pz.Gren.Div.


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Ich stelle das auch mal im PanzerArchiv und im AxisHistoryForum rein, falls hier oder dort noch jemand etwas dazu zu sagen hat  :-)

Gruß
Oliver
 
« Letzte Änderung: 29.10.09 (22:20) von Loerscher »