Hierzu ein interessanter Ausschnitt aus: Vom Kampf gegen die Gewalt, Die neue Generation, Heft 1/2/3, 1932, S. 72ff.:
"Daß auch Frankreich hier keine Ausnahme macht, dafür bringt die Rede des Sozialisten Paul Faure in der Pariser Kammer zwingende, unwiderlegliche Beweise.
Ohne Widerspruch zu finden, konnte Faure mitteilen, die französische Regierung habe über die "Banque générale de crédit hongrois" einen erheblichen Betrag an das faschistische Ungarn geliehen, ohne das Parlament oder die Finanzkommission zu befragen. Nutznießer scheint auch in diesem Fall die Rüstungsfirma Schneider-Creusot zu sein. Die Bank "De l‘Union parisienne", deren Direktor Eugen Schneider ist, finanziert die oben genannte "Banque générale de crédit hongrois". Sie hat in Zusammenarbeit mit der Firma Schneider-Creusot die "Union Europénne industrielle et financiére" gegründet, die gleichfalls bei der "Banque généale de crédit hongrois" interessiert ist. Sie beherrscht bekanntlich die Skoda-Werke in Pilsen, den großen Rüstungsbetrieb der Tschechoslowakei. Der Vorsitzende dieser "Union Europdenne industrielle et financiére" Ist wiederum Herr Eugen Schneider. Im französischen Senat behauptete vor kurzem General Bourgeois, Ungarn bewaffne sich im geheimen, so daß es imstande wäre, 300000 Mann gegen die mit Frankreich militärisch verbundene Tschechoslowakei aufzustellen. Bezeichnend ist, daß diese geheime Bewaffnung Ungarns durch das französische Rüstungskapital erfolgt, und zwar mit den Spargeldern der französischen Bürger! Paul Faure weist in diesem Zusammenhang auf die Gefahr eines Zusammengehens zwischen einem hitlerianischen Deutschland mit dem faschistischen Ungarn hin, das durch Männer wie Horthy und Graf Bethlen regiert wird. Pierre Qucsnay, der Direktor der Internationalen Bank, hat Graf Bethien den größten Schwindler und Fälscher dieses Jahrhunderts genannt. Nach den Mitteilungen Faures hat die Firma Schneider in den letzten Jahren Waffen geliefert unter anderm an folgende Länder: Mexiko, Serbien, Griechenland, Japan, Rumänien, Türkei, Bulgarien, Montenegro, Rußland, Argentinien, Spanien, Italien. Für alle diese Operationen wurden Banken gegründet, die zu gleicher Zeit Interessen in dem betreffenden Lande und in Frankreich besitzen. So beispielsweise die Banque hypothécaire d‘Argentine, worin De Neuflize und Villars, Mitglieder des Aufsichtsrates der Firma Schneider-Creusot, sitzen. Der gleiche De Neuflize sitzt auch in der ottomanischen Bank.
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Selbstverständlich ist dieses System übernationer Kreditgewährung und der engen Verknüpfung mit Rüstungslieferungen nicht nur für Frankreich charakteristisch. Karl Liebknecht hat 1913 ähnliche Zusammenhänge zwischen Krupp und der französischen Rechtspresse aufgedeckt (,‚Figaro"). Und eben berichtet auch Rudolf Braune in der "Weltbühne" vom 5. April d. J. über Rüstungsarbeit in Deutschland. Aber gerade im Augenblick liegt durch die Rede Faures eben genaues Material über Frankreich vor.
Er zeigt in einem überaus lehrreichen historischen Rückblick, daß Waffenlieferungen von Schneider an ausländische Mächte immer mit Anleihen an jene Mächte durch Frankreich zusammenfallen. Dem zaristischen Rußland wurden 100 Millionen geliehen, trotz der Warnungen von Jaurés, daß dieses Geld niemals zurückgezahlt werden würde. Bulgarien empfing zwischen 1902—1907 350 Millionen Goldfranks; die Stücke jener Anleihe sind jetzt nichts mehr wert. Mexiko erhielt 2797000 Franken, die völlig verloren sind. Auch Griechenland und Japan erhielten Geld von der Republik, um bei Schneider Waffen zu bestellen. Auf die Anleihen in Rumänien wurden 4 Milliarden Papier-franken verloren. Die Türkei erhielt 15 französische Anleihen. Die letzte im Jahre 1914, womit der Krieg gegen Frankreich finanziert wurde. Diese Papiere stehen jetzt auf 4 %des ursprünglichen Wertes. Faure zeigte eine Photographie des Prinzen Ferdinand von Bulgarien mit Eugen Schneider in der Fabrik zu Creusot, als er die Kanonen kaufte, mit welchen die Franzosen im Weltkrieg beschossen wurden. Als das bulgarische Parlament sich weigerte, die übertrieben großen Waffenankäufe bei Schneider zu genehmigen, erklärte die französische Regierung, daß die Anleihe an Bulgarien nur gewährt werde, wenn die Waffenkäufe perfekt würden, so daß das Parlament sich wohl oder übel dazu entschließen mußte.
Im Jahre 1914 besuchte der Marineminister der Türkei die Fabriken von Schneider in Creusot, deren Ingenieure ihn in die Geheimnisse der nationalen Verteidigung einweihten und ihn über die neuesten Erfindungen unterrichteten. Mit dem soeben von Frankreich geliehenen Gelde erteilte er große Bestellungen, die aber wegen des Ausbruches des Weltkrieges nicht ausgeführt werden konnten. Darauf wurden mit dem französischen Geld die notwendigen Einkäufe bei Krupp und in den österreichisch-ungarischen Werken von Skoda unternommen. Somit führte die Türkci den Krieg gegen Frankreich mit französischem Geld. Mehr als 214 Milliarden Franken haben die französischen Sparer durch derartige ausländische Anleihen verloren. Man bemerke, daß unter diesen Schuldnern Deutschland nicht vertreten war. Auch an andern Ländern hat also das französische Volk —- durch Schuld des französischen Rüstungskapitals — Hunderte von Millionen verloren. So begreift man gut, meint Faure, warum die Sparsamkeit in Frankreich als größte nationale Tugend gepriesen wird."
Im übrigen nimmt auch Lenin zu dem Thema frz. Anleihen-Politik in seinem Buch "Der Imperialismus als höchste Stufe des Kapitalismus", Kap. IV, Der Kapitalexport, Stellung.
Da haben die frz. Bürger, die Anleihen gezeichnet haben, ordentlich verloren. Nicht nur durch die Rußland-Anleihen, die durch die Bolschewiki natürlich nicht zurück gezahlt wurden.