Autor Thema: Stammtisch  (Gelesen 195661 mal)

Balsi

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Re:Stammtisch
« Antwort #375 am: 08.07.10 (21:04) »

Niwre

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Re:Stammtisch
« Antwort #376 am: 08.07.10 (21:51) »
http://www.tagesschau.de/inland/vertriebene124.html

Zitat
In dem Artikel hatte Saenger unter anderem behauptet, Polen habe sich in den Jahren vor 1939 "besonders kriegerisch aufgeführt". Weiter schrieb Saenger in dem Artikel: "Im März 1939 machte Polen sogar gegen Deutschland mobil und gab damit Hitler die Möglichkeit der Aufkündigung des deutschpolnischen Nichtangriffspaktes von 1934."

Der Artikel: http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv09/3620090905paz11.htm

Ostpreuße

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Re:Stammtisch
« Antwort #377 am: 09.07.10 (13:43) »
Zitat
In dem Artikel hatte Saenger unter anderem behauptet, Polen habe sich in den Jahren vor 1939 "besonders kriegerisch aufgeführt". Weiter schrieb Saenger in dem Artikel: "Im März 1939 machte Polen sogar gegen Deutschland mobil und gab damit Hitler die Möglichkeit der Aufkündigung des deutschpolnischen Nichtangriffspaktes von 1934."

Zitat
Der Artikel: http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv09/3620090905paz11.htm

Moin moin,

Interessanter Artikel. Allerdings mag ich den nicht so unkommentiert stehen lassen. Schon gar nicht vor dem Hintergrund, daß mir die PAZ und die extremistischen Positionen, der sie über viele Jahrzehnte eine Plattform bot, nicht ganz unbekannt sind.

Bekanntlich wird die polnische Teil-Mobilmachung in diesem Dunstkreis ganz gern mal aus dem Zusammenhang gerissen.

März 1939 – der Anschluß Österreichs und diverser anderer Gebiete war bereits vollzogen. Am 15. März bewies H. mit der „Zerschlagung der Resttschechei" unter Bruch des Münchener Abkommens, daß er auch vor ebensolchen militärischen Annexionen nicht zurückschrecken würde. Das war so ziemlich der markanteste Wendepunkt in der Zwischenkriegsgeschichte.

Die polnische Teil-Mobilmachung Ende März war also eine unmittelbare Reaktion auf die Zerschlagung der Resttschechei. Man hatte nämlich allen Grund, ein ähnliches Handeln in Bezug auf Westpreußen zu befürchten.

Gruß Falk
« Letzte Änderung: 09.07.10 (13:50) von Ostpreuße »

Stahlgewitter

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Re:Stammtisch
« Antwort #378 am: 09.07.10 (23:04) »
Man hatte nämlich allen Grund, ein ähnliches Handeln in Bezug auf Westpreußen zu befürchten.

Eine schöne Annahme, mehr aber auch nicht.
Gegen die heute gern gepredigte rein pazifistische Haltung Polens am Vorabend des Zweiten Weltkrieges sprechen jedoch diverse Fakten. Die Besetzung des Olsagebietes im Oktober 1938 ist nur ein Beispiel.

Aber zurück zum Thema. Es ist schon ein kleines Wunder dass das Zentrum gegen Vertreibung im heutigen Deutschland überhaupt realisiert werden soll.
Dass gewisse politische Kreise nun alles unternehmen um ihre Sichtweise der historischen Ereignisse durchzusetzen und unpassende Kandidaten gern mit der Nazikeule mundtot machen wollen, gehört zum modus operandi dieser Interessengruppen.

Abschließend ein Zitat von Ignacio Silone: Der nächste Faschismus kommt im Gewand des Antifaschimus.


Ostpreuße

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Re:Stammtisch
« Antwort #379 am: 10.07.10 (15:52) »
Man hatte nämlich allen Grund, ein ähnliches Handeln in Bezug auf Westpreußen zu befürchten.

Eine schöne Annahme, mehr aber auch nicht.
Gegen die heute gern gepredigte rein pazifistische Haltung Polens am Vorabend des Zweiten Weltkrieges sprechen jedoch diverse Fakten. Die Besetzung des Olsagebietes im Oktober 1938 ist nur ein Beispiel.

Wieso sollte das nur eine Annahme gewesen sein? D. wollte die Freie Stadt Danzig dem Reich eingliedern und durch den Korridor eine Autobahn bauen. Das war offizielles Ziel der Verhandlungen. Mit dieser strategischen Situation hätte man die Wirtschaft Polens in der Hand gehabt. Man hätte so jederzeit das Licht ausknipsen können. Und daß die Befürchtung militärischen Umsetzens dieser Punkte eben nicht nur „eine schöne Annahme“ war, beweist das Vorgehen D.s im Fall Tschechien. Hier hatte sich H. vor der ganzen Welt als Lügner demaskiert und das erste Mal sein wahres Gesicht gezeigt.  

Habe ich eine pazifistische Haltung Polens gepredigt? Ist mir gar nicht aufgefallen. Muß man neuerdings Pazifist sein, um eine Gefahr richtig einschätzen zu können?

Ohne diese verteidigen oder gutheißen zu wollen: auch bei den militärischen Auseinandersetzungen Polens macht es Sinn, genauer hinzusehen. In Teschen/Olsa lebten zu etwa 70 % Polen. Mit genau diesem Argument hat H. wesentlich größere Gebiet annektiert als das lächerlich kleine Teschen. Die „Zerschlagung der Resttschechei“ war jedoch ein ganz anderes Kaliber. Dort gab es nämlich fast keine Deutschen. (Mal ganz abgesehen von dem, was in der Jahren darauf folgte.)

In diesem Zusammenhang ist es übrigens höchst interessant, sich mit den zeitgenössischen Dokumenten und Studien zum "Fall Grün" und zum "Fall Weiß" auseinanderzusetzen.

Zitat
Aber zurück zum Thema. Es ist schon ein kleines Wunder dass das Zentrum gegen Vertreibung im heutigen Deutschland überhaupt realisiert werden soll.
Dass gewisse politische Kreise nun alles unternehmen um ihre Sichtweise der historischen Ereignisse durchzusetzen und unpassende Kandidaten gern mit der Nazikeule mundtot machen wollen, gehört zum modus operandi dieser Interessengruppen.

Es ist schon sehr bedauerlich, wenn eine kleine Gruppe von Extremisten sich anmaßt, für die Masse der Vertriebenen zu sprechen. Insofern ist es gut und richtig, daß das Thema Vertreibung endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Zitat
Abschließend ein Zitat von Ignacio Silone: Der nächste Faschismus kommt im Gewand des Antifaschimus.

Meinst Du vielleicht zufällig genau den Ignazio Silone, der als Spitzel jahrelang seine eigenen Leute an die Polizei verraten hat?

Nomen Nescio

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Re:Stammtisch
« Antwort #380 am: 10.07.10 (16:01) »
Soweit ich es beurteilen kann, gibt es eigentlich zwei Strömungen, die sogar noch eine Unterverteilung kennen.

1: Diese Gruppe denkt konsequent logisch. Ursache und Folge.
Die Ursache, daß die SU das östliche Gebiet Polens besetzte, ist die Folge des Molotow-Ribbentrop Vertrages. Der wiederum wurde initiiert durch die Nazis. Sie besetzen zuerst ein Teil dieses östlichen Gebietes, raubten es leer, und zogen sich danach zurück. Es dabei die Sowjets überlassend.
Weil Nazi-Deutschland die Ursache aller Elend ist (denn den Krieg gegen Polen begonnen), soll sein Nachfolger der Nazis den Gebietsverlust kompensieren, also östliche Gebieten abtreten zugunsten Polen.

2: Diese Gruppe stellt einfach, daß die Abtretung Schlesien usw. nie hätte stattfinden dürfen.

Ad 1. Ein Teil dieser Menschen findet, daß die Vertreibungen der Deutschen nie hätte stattfinden dürfen. Ein anderes Teil findet, daß ein Zusammenleben durch das Benehmen der Deutschen während des Krieges, aber auch davor (woher bekamen Gestapo + SS die Namen von Polen, die sofort getötet werden sollten??), unmöglich geworden wäre. Und daß aus dem Osten vertriebenen Polen auch einen Platz auf eigenem Boden brauchten.

Ad 2. Hier gibt es Menschen, die behaupten, daß Polen überhaupt kein Recht auf die abgetretenen Gebieten hatte. Daß also auch keine «Entschädigung» nötig wäre.
Andere sagen, daß Polen für eine Entschädigung bei der SU hätte sein müssen.
Noch andere behaupten, daß nie eine wirkliche Übereinkunft geschlossen wurde, wie in Jalta (oder Potsdam) verabredet war. Behaupten außerdem, daß, was die DDR und Polen auch verabredeten, es ungültig wäre. Das letzte finde ich interessant, weil die BRD sowieso alle Verträge der DDR m.E. auch anerkannt hat bei der Übergang.
Alle sind sie sich einig, daß die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten das «größte Verbrechen» war, daß es je gegeben hat.   ???

Stahlgewitter

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Re:Stammtisch
« Antwort #381 am: 10.07.10 (22:15) »
Wieso sollte das nur eine Annahme gewesen sein? D. wollte die Freie Stadt Danzig dem Reich eingliedern und durch den Korridor eine Autobahn bauen. Das war offizielles Ziel der Verhandlungen. Mit dieser strategischen Situation hätte man die Wirtschaft Polens in der Hand gehabt.
Die Eingliederung Danzigs an Deutschland hätte für Polen nur marginale bis keine wirtschaftlichen Folgen gehabt, zumal der polnische Warenumschlag weiterhin uneingeschränkt über Gdingen/Gdynia erfolgt wäre. Auch bevölkerungspolitisch hätte Polen durch eine Wiederangliederung Danzigs an Deutschland keine Nachteile erleiden müssen, da Danzig zu 95% deutsch war.
Ob eine deutsche Autobahn durch den Korridor die polnische Wirtschaft abgeschnürt hätte, ist ebenfalls nicht ganz nachvollziehbar, dann müsste man auch behaupten die Transitstrecke Berlin-BRD hätte die Wirtschaft der DDR beeinträchtigt.
Der einzig negative wirtschaftliche Aspekt für Polen beim Bau einer Autobahn nach Ostpreußen wäre wohl der Rückgang bzw. Ausfall der deutschen Zahlungen für die Nutzung der Eisenbahnstrecken.
Zitat
Ohne diese verteidigen oder gutheißen zu wollen: auch bei den militärischen Auseinandersetzungen Polens macht es Sinn, genauer hinzusehen. In Teschen/Olsa lebten zu etwa 70 % Polen.
Hier habe ich anderes Zahlenwerk. Quelle Wikipedia und Bertelsmann Lexikothek
Olsagebiet (1930)
Gesamtbevölkerung: 216.000
Polen 76.000 (35%)
Tschechen 120.000 (55%)
Deutsche 20.000 (10%)
Selbst die Zahlen aus Juni 1939, nach erfolgter Vertreibung der Tschechen und Deutschen ergeben eine ähnliche Struktur. Hier ist das Verhältnis Polen zu Tschechen bei 52% zu 48%

Zitat
Es ist schon sehr bedauerlich, wenn eine kleine Gruppe von Extremisten sich anmaßt, für die Masse der Vertriebenen zu sprechen.
Sehe ich genauso, finde ebenfalls dass die Grünen sich aus der Thematik heraushalten sollten. 
Aber mal im Ernst, zuerst muss man unterscheiden zwischen Vertriebenen, Spätaussiedlern und eingewanderten Polen mit deutschem Pass. Die Ansichten der beiden erst genannten würde man nach dieser Definition als extremistisch ansehen, die letzt genannte Gruppe mag das anders sehen, ist aber nicht die Mehrheit!
Zitat
Meinst Du vielleicht zufällig genau den Ignazio Silone, der als Spitzel jahrelang seine eigenen Leute an die Polizei verraten hat?
Ja, den Ignacio/Ignazio/Ignatio Silone meine ich. Sein Verhalten erinnern stark an Richard Sorge.
Beide haben moralisch und charakterlich versagt, verfügten jedoch beide über eine gute Auffassungsgabe und wußten Ereignisse intellekuell richtig zu erfassen und entsprechend einzuordnen.

Ostpreuße

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Re:Stammtisch
« Antwort #382 am: 11.07.10 (13:06) »
Die Eingliederung Danzigs an Deutschland hätte für Polen nur marginale bis keine wirtschaftlichen Folgen gehabt, zumal der polnische Warenumschlag weiterhin uneingeschränkt über Gdingen/Gdynia erfolgt wäre. Auch bevölkerungspolitisch hätte Polen durch eine Wiederangliederung Danzigs an Deutschland keine Nachteile erleiden müssen, da Danzig zu 95% deutsch war.
Ob eine deutsche Autobahn durch den Korridor die polnische Wirtschaft abgeschnürt hätte, ist ebenfalls nicht ganz nachvollziehbar, dann müsste man auch behaupten die Transitstrecke Berlin-BRD hätte die Wirtschaft der DDR beeinträchtigt.

Da hast Du mich jetzt mißverstanden. Mit Danzig in deutscher Hand und einer Autobahn über den Korridor wäre es aus strategischer Sicht um einiges einfacher gewesen, den Korridor mit einem Handstreich komplett dicht zu machen. Man hätte in dieser Position viel besser Druck auf die polnische Regierung ausüben können und - so war ja das ursprüngliche Ziel - sie leichter zum Vasallen machen können. Die Polen konnten objektiv auf diese Forderung nicht eingehen, wollten sie ihre Unabhängigkeit nicht gefährden. Das war natürlich auch Hitler klar: "Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um Arrondierung des Lebensraumes im Osten ..." (23.05.39)

Zitat
Hier habe ich anderes Zahlenwerk. Quelle Wikipedia und Bertelsmann Lexikothek

Ganz so einfach und eindeutig ist die Sache nicht. 1910 bestand die Bevölkerung des Herzogtums Teschen zu 69,3 % aus Polen, zu 18,2 % aus Tschechen und zu 12,4 % aus Deutschen. 1918 einigte man sich zunächst auf eine Grenzziehung entlang des Olsaflusses und damit auf eine Teilung des strittigen Gebietes. Im Januar 1919 besetzten tschechische Truppen den östlichen, also polnischen Teil Teschens. Die tschechische Regierung lehnte zu diesem Zeitpunkt eine Volksabstimmung vehement ab. Daß sich in den folgenden Jahrzehnten unter tschechischer Oberhoheit die Bevölkerungsstruktur spürbar änderte, erscheint nicht unlogisch.

Zitat
Aber mal im Ernst, zuerst muss man unterscheiden zwischen Vertriebenen, Spätaussiedlern und eingewanderten Polen mit deutschem Pass. Die Ansichten der beiden erst genannten würde man nach dieser Definition als extremistisch ansehen, die letzt genannte Gruppe mag das anders sehen, ist aber nicht die Mehrheit!

Wenn ich von Vertriebenen rede, dann meine ich Vertriebene. In meiner Familie und in meinem Bekanntenkreis gibt es jede Menge Vertriebene. Keiner von ihnen würde auf die Idee kommen, sich mit Rechtsaußen gemein zu machen.
« Letzte Änderung: 14.07.10 (10:54) von Ostpreuße »

Niwre

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Microsoft hat mal wieder ganz böse versagt
« Antwort #383 am: 23.07.10 (23:14) »
http://www.heise.de/newsticker/meldung/LNK-Luecke-in-Windows-Angriffswelle-rollt-an-1044228.html

Fehler ist seit über einer Woche der Öffentlichkeit bekannt, Update gibt es nicht und Spielkram wie Virenscanner/Firewalls helfen nicht. Einzige Lösung: mit regedit HKEY_CLASSES_ROOT\lnkfile\shellex\IconHandler abschalten. Seid vorsichtig.

AK 74 ZF

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Re:Stammtisch
« Antwort #384 am: 25.07.10 (11:04) »
Schon seltsam wie inzwischen ... durch allgemeine Volksverdummung und Verschweigen historischer Tatsachen ... der national-chauvinistisch-faschistische Raubstaat und Kriegstreiber Polen zum armen friedlichen unschuldigen Opfer gemacht wird.

Die historische Wahrheit ist doch eher die daß weder Deutschland noch Polen Willens oder in der Lage waren ihre zwischenstaatlichen Probleme auf friedliche Art und Weise beizulegen. Und daran hatten aggressive und pan-slawistisch großpolnische Traum- und Wahnvorstellungen genauso einen Anteil wie die deutschen Bestrebungen bestimmte ungerechte (bzw. aus deutscher Sicht ungerechtfertigte) Regelungen/Folgen des Versailler Diktats zu revidieren.
-----------
Das Problem/Thema Rest-Tschechei ... im Gegensatz zur gerechtfertigten Lösung der Sudetenfrage zugunsten des Deutschen Reiches eindeutig eine nichtgerechtfertigte Annexion ... und in meinen Augen der eigentliche Auslöser späteren "Übels" ...

Die Teil-Mobilmachung Polens ... incl. ständiger Kriegshetze gegen Deutschland, ethnischer Säuberung/Unterdrückung deutscher Bevölkerungsmehr-/und Minderheiten und des Versuchs der aktiven Kriegstreiberei (incl. des Versuchs Verbündete gegen Dtl zu suchen/aufzuwiegeln) zeugen davon daß das national-faschistische Polen alles andere als Mitschuldig am Ausbruch des Krieges war.

Da gab es schon eine Kontinuität aggressiver polnischer Politik gegenüber Deutschland, welche sich durch die gesamten 20iger/30iger Jahre zog. ... Aber Geschichtswissen darüber wird in der BRD nicht vermittelt ... es wird eher als "revanchistisch/revisionistisch" oder gar "faschistisch/nationalsozialistisch" oder gar als "NS-/Neo-Nazi-Hetze" abgetan.

Da die letzten Schlesier, welche dies noch am eigenen Leib erlebt haben, eh altersmäßig schon fast ausgestorben sind ... kann man das Thema einfach aus dem Geschichtsbewußtsein löschen ... und wie es inzwischen Gang und Gäbe ist durch die polnische Variante der Geschichtsdarstellung ersetzen. >:(
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Schon seltsam (und eigentlich traurig/witzig) daß heutige (BRD)Deutsche  sich darüber aufregen daß die deutsche Stadt Danzig "heim ins Reich" und nicht unter polnischer Verwaltung bleiben wollte. ... Eine deutsche Stadt der die Polen in den 20igern (oder 30igern) mit Beschießung/Bombardierung gedroht hatten, so sie die polnische Flaggen nicht respektieren/hissen. ...

Es lag einiges im Argen ... hinsichtlich des normalen staatlichen Umgangs zwischen dem Deutschen Reich und Polen. ... Und das war nicht alles nur allein Schuld der Deutschen oder des Adolf H. ...

Amselfeld

  • Gast
Re:Stammtisch
« Antwort #385 am: 25.07.10 (11:21) »
Das nehmen eben nur Geschichtsinteressierte so war. Die Geschichte hat hierzulande einen offiziellen Sonderweg genommen, der dem Schulkultismus honoriert. Alle die sich auskennen, lachen nur darüber, wie verdreht , retuschiert und unter den Teppich gekehrt wird. Knopp wird als Witzfigur veräppelt.
Mit der Resttschechei hast du recht. War in der Vorgehensweise nicht geschickt, obwohl die Tschechen zu dieser Zeit selbst mit Krieg drohten und zwar gegen die Slowakei. Die Truppen wurden dahingehend bereits mobilisiert. Es entstand also eine Situation, die einem Krieg nahekam. Die Resttschechei war wirtschaftlich schon lange am Ende und hatte trotz immense Schulden, Jagdflugzeuge bei den Sowjets bestellt. Dann labert ein französischer General im gleichen Jahr davon, im Kriegsfall von der Resttschechei aus das DR zu bombardieren. War halt eine handfeste Krise, die sich da zusammenbraute. Welche Lösung hättest du den bevorzugt AK 74 ZF ?

AK 74 ZF

  • Gast
Re:Stammtisch
« Antwort #386 am: 25.07.10 (20:04) »
Schwer zu sagen. ... Die Rest-Tschechei war zu der Zeit durchaus (wehr)wirtschaftlich (man vergesse bitte nicht daß die Kriese weltweit für Verschuldung gesorgt hatte) und miltärisch ein ernst zu nehmender Staat.

Das Problem welches Ende der 30iger bestand ist aus heutiger Sicht daß damals keine Konsolidierung der (zum Teil jungen) Staaten erfolgte und viele Grenzen (bzw. durch Versailler Verträge erst geschaffene Grenzen) nicht mit den historischen bzw. ethnischen Siedlungsgrenzen übereinstimmten. ...

Auch wenn es heute sakrosankt oder gar revisionistisch bzw. Menschen mit krankhafter Nazitis/Hitlerismus als arg böse Aussage erscheint ... das sich als Staat konsilidierende Deutsche Reich (NS-Deutschland/III.Reich) war zu dieser Zeit umgeben von Staaten welche ihm auch nicht gerade unbedingt freundlich/friedlich gesonnen waren.

Der von Hitler gewählte Weg zur Gewalt (Annexionen/feindliche Übernahme/Besezung) bis hin zum Krieg ist aus heutiger Sicht ein großer Fehler. ... Eine weitere Konsolidierung der Wirtschaft ... incl. Stärkung der Wehrmacht ... hätte theoretisch eine wesentlich stärkere Verhandlungsposition, insbesondere gegenüber den eigentlich bestimmenden Westmächten, ermöglicht. ... Aber auch das ist Theorie, da fraglich ist ob man ohne reale Gefährdung/"Wille zum Krieg", die zum Teil berechtigten Forderungen Deutschlands zur Revision bestimmter Festlegungen des Versailler Vertrages geändert hätte. ... Da diese Forderungen mit den staatlichen und auch "pan-slawistischen" Forderungen/Beweggründen Polens, der Tschechei u.a. anderer Staaten kollidierten ... ist es unwahrscheinlich daß es ohne Einlenken der Westmächte (insbesondere Englands) da eine friedliche Lösung gegeben hätte. ...

"Der Krieg hatte viele Väter" ...  das Schlimme ist daß man bis heute nicht zugibt wer da unter der Bettdecke alles äußerst unzüchtige Handlungen vornahm. ... Da Deutschland inzwischen als Schuldiger feststeht (bis hin zur Selbstbezichtigung) und eh gern zahlt ... bzw. seine (Allein)Schuld schon fast krankhaft verteidigt ... sind die anderen Mitschuldigen an der Misere des Ausbruchs des II. WKs im Prinzip aus dem Schneider.
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Die Schuld Hitlers (und seiner Kamarilla) steht außer Zweifel. Aber auch Hitler war nicht alleiniger Akteur dieser Zeit. ... Da tut man ihn grob überschätzen bzw. billigt ihm eine Größe zu welche er eigentlich garnicht besaß !

Amselfeld

  • Gast
Re:Stammtisch
« Antwort #387 am: 25.07.10 (20:36) »
Das seh ich genauso. Ich bin der Ansicht, dass die Resttschechei das Säbelrasseln gegen die Slowakei eingestellt hätte, wenn das DR mit Konsequenzen gedroht hätte, die rein wirtschaftlich ausgesehen hätten. Der Erfolg wäre gewesen, dass Hitler sein Wort gehalten hätte: "Wir wollen keine Tschechen." Das nächste Problem Danzig wäre dann genauso friedlich gelöst worden, weil keinerlei Glaubwürdigkeit verspielt wurde. Was dann mit der Resttschechei passiert wäre, hätte dann noch gedauert. Sie hatten immer noch ethnische Probleme mit weiteren deutschen Siedlungsinseln, aber auch den Prager Deutschen. Aber das Konflikpotential war wesentlich niedriger. Ansonsten war der wirtschaftliche Zusammenbruch absehbar. So einer Armee wie vor 1938 konnten sie sich bald nicht mehr leisten, schon weil die Slowakei weg war. Das Thema reizt mich immer noch, weil ich in der politischen Vorgehensweise keine Zwangsläufigkeit zum Krieg sehe, wenn Hitler glaubwürdig geblieben wäre. Und das war mehr wie vorstellbar. Als Henlein bei Churchill war, hatte er dort so großen Eindruck hinterlassen, dass dieser voller Lobes war. Er wäre womöglich der perfekte Mittler gewesen, um weitere böhmische Krisen beizulegen. Leider hat Hitler das Potential Henleins im ganzen Ausmaß nicht erkannt.

Die ganze Vorgeschichte des 2WK war keine Zwangsläufigkeit. Ändert man nur ganz kleine , damals machbare Details wäre es ausgeschlossen gewesen, dass 1939 der Krieg begonnen hätte. Hitler war sicher ein polnischer Puffer bis kurz vor Minsk lieber, als eine Demarkolinie am Bug.

Nomen Nescio

  • Gast
Re:Stammtisch
« Antwort #388 am: 25.07.10 (22:13) »
Schon seltsam wie inzwischen ... durch allgemeine Volksverdummung und Verschweigen historischer Tatsachen ... der national-chauvinistisch-faschistische Raubstaat und Kriegstreiber Polen zum armen friedlichen unschuldigen Opfer gemacht wird.

Die historische Wahrheit ist doch eher die daß weder Deutschland noch Polen Willens oder in der Lage waren ihre zwischenstaatlichen Probleme auf friedliche Art und Weise beizulegen. Und daran hatten aggressive und pan-slawistisch großpolnische Traum- und Wahnvorstellungen genauso einen Anteil wie die deutschen Bestrebungen bestimmte ungerechte (bzw. aus deutscher Sicht ungerechtfertigte) Regelungen/Folgen des Versailler Diktats zu revidieren.
Du machst einen Gedankenfehler.

Wozu gab und gibt es international anerkannte Grenze? Damit die Länder nicht dauernd Krieg führen.
Also: Polen sowohl wie die Tschechoslowakei hatten international anerkannten Grenzen. Polen würde es nie gewagt haben von sich aus gegen Deutschland anzutreten. Sudetenland? Darauf hatte AH gar kein Recht. Es war Teil der Tschechoslowakei.
Beide Grenzen, die polnische und tschechoslowakische, hatte Deutschland anerkannt.
Auch der Anschluß, wie jenes Verfahren statt fand, war ein Verbrechen. Durch Verrat von Seyss-Inquart und Erpressung von Schussnigg gelang Hitler den Anschluß. Vermutlich, wenn es eine Abstimmung gegeben hätte, hätte er das JA bekommen. Da gab es aber wieder eine Klausel, die Anschluß verbot, und auch durch Deutschland anerkannt war.

Der Kerl tat nichts anders als Verträge brechen und sein Wort nicht halten.

Richtschuetze

  • Gast
Re:Stammtisch
« Antwort #389 am: 26.07.10 (06:55) »
Darauf hatte AH gar kein Recht. Es war Teil der Tschechoslowakei.[/quote]

Lese ja eigentlich nur mit, aber diese Bemerkung von Dir Nomen ist etwas merkwürdig! >:(

Siehe:
„Sudetenland“ war seit 1918 die zusammenfassende Bezeichnung für die Gebiete Böhmens, Mährens und Tschechisch-Schlesiens, in denen Einwohner deutscher Nationalität, Abstammung und/oder Muttersprache eine Mehrheit bildeten (eigene Bezeichnung: Deutschböhmen, Deutschmährer, später Sudetendeutsche benannt).

Die Tschechoslowakei hatte und hat kein Recht auf das Land und die Deutschen da!!!