Autor Thema: Japan und Amerika im Krieg, war: Der letzte Flug von Admiral Yamamoto...  (Gelesen 10228 mal)

Nomen Nescio

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Etwas zur Ergänzung.

Yamamoto wußte, daß Japan bereits den Krieg verloren hatte.
Der schon eher genannte Mitsuo Fuchida, nach dem Kriege als General bei der Luftwaffe pensioniert, hat ein Buch geschrieben über seine Zeit als Marineflieger. Darin wird auch die Versenkung der Flugzeugträger beschrieben.

So wurde der Plan um Midway anzugreifen simuliert, und wurden Würfeln geworfen um fest zu stellen ob Amerikaner oder Japaner unterlagen bzw. gewannen.
Fuchida beschreibt, wie da mehrere Male von den Schiedsrichtern ein Wurf geändert wurde, wenn es die Japaner nicht gefällig war. Ich weiß leider nicht mehr ob Yamamoto das befahl, oder es einfach dabei ließ. Denn m.E. war er dabei.

Während dieses "Spiel" passierte es, das einmal genau die Situation auftrat, wie sie in Wirklichkeit war. D.h. die Flugzeuge auf den Decken als der Feind angreift. Und das Resultat war, daß einige Träger getroffen wurden und versanken. Dieses Resultat wurde annulliert, denn das konnte nie passieren.
Fuchida beschreibt auch, daß manchmal schon eher gesunken Japanische Schiffe plötzlich wieder unversehrt im Spiel waren.

Was Fuchida ohnehin kritisierte, war das Angriffsplan. Zig Meilen hinter Nakumos Flotte war der Hauptmacht der Japaner: alle Schlachtschiffe. Der Befehlshaber der ganze Flotte war Yamamoto selbst.

Als der Verlust der Träger bekannt wurde, fragten die Offiziere "Wie sagen wir es dem Kaiser"? Und darauf sollte Yamamoto gesagt haben "Das ist meine Verantwortung" oder ähnliche Worte.
« Letzte Änderung: 18.01.09 (10:44) von Niwre »

Stahlgewitter

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Das Ziel der japanischen Kriegspolitik war niemals der totale Sieg über die USA, es sollte vielmehr der immer größer werdende US-amerikanische Einfluss eingeschränkt werden, der Japans wehrpolitischen und wirtschaftlichen Interessen im pazifisch-asiatischen Raum im Wege stand.
Dass Yamamoto und Teile der japanischen Führung den Krieg schon zu Beginn für verloren hielten, halte ich für eine seichte Hollywood-Legende, die gern untermalt wird mit dem selbstmörderischen Samuraikodex.

Die japanische Einschätzung der US-amerikanischen Wehrkraft und der Moral, ging von einer maximal ein bis zweijährigen militärischen Auseinandersetzung aus, an deren Ende ein Waffenstillstand zu Gunsten Japans geschlossen werden sollte. Der Einfluß der USA im fernöstlichen Raum sollte dann damit beendet sein, bzw. soweit eingeschränkt sein die eigenen Interessen ohne Gefahren durchsetzen zu können.

Eine militärische Einmischung der USA im asiatischen Raum, hätte aber auch ohne den japanischen Angriff auf PH stattgefunden. Denn auch die USA sahen ihre strategischen Interessen in diesem Raum gefährdet und hätten früher oder später selbst unter irgendeinem Vorwand in das Kriegsgeschehen eingegriffen.
 
Im Dezember 1941 war der Zeitpunkt für den japanischen Angriff auf die in PH stationierte US-Pazifikflotte am sinnvollsten, zumal die Sturmperioden in dieser Region von Ende Mai bis Ende November andauern, aber auch weil zum damaligen Zeitpunkt die innenpolitische Stimmung in den USA von den Japanern durchaus realistisch als kriegsunwillig eingeschätzt wurde.

Nomen Nescio

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Dass Yamamoto und Teile der japanischen Führung den Krieg schon zu Beginn für verloren hielten, halte ich für eine seichte Hollywood-Legende, die gern untermalt wird mit dem selbstmörderischen Samuraikodex.
Ich lese hier nur eine Meinung, die aber vorläufig nicht basiert wurde auf etwas.

Zitat
Im Frühjahr 1919 reiste er ohne seine Frau auf einem Schiff nach Amerika und schrieb sich in Harvard in einem Fortgeschrittenenkurs für Englisch ein und nahm nebenher ein Studium der Erdölwirtschaft auf, ein Gebiet, das für die Marine immer wichtiger wurde. Yamamoto galt bei seinen anderen Kommilitonen an der Universität als hart arbeitender Student, aber auch als leidenschaftlicher und auch talentierter Spieler. Mit den Amerikanern kam er gut aus, da er nicht wie viele andere Militärangehörige anti-amerikanische Ressentiments hegte. [6] Einige amerikanische Ölfirmen boten ihm aufgrund seines großen Eifers sogar eine Stelle an, was er allerdings ablehnte. Während seines Studiums besuchte er außerdem einige Automobilfabriken in Detroit. Yamamoto war von der hohen Produktivität überaus beeindruckt und kam zu der Überzeugung, dass ein möglicher Krieg Japans mit den Vereinigten Staaten unweigerlich zu einer Niederlage Japans führen müsse.
Er glaubte nicht daran, soweit ich mich erinnere, das Japan einen Krieg gewinnen konnte. Hoffte aber, daß der Preis für die USA zu hoch würde, um einen Krieg fortsetzen zu wollen. Vergiß nicht, er war ein leidenschaftlicher Spieler.

Er war Befehlshaber der Flotte. Und es gab eine sehr scharfe Trennung zwischen Flotte und Ministerium.
Yamamoto hat sich sehr stark gewehrt, als es ihm gefragt wurde, gegen einen Krieg mit den USA. Als aber das Ministerium sich entschieden hatte für Krieg, war er nicht nur loyal, sondern hat versucht die Chancen so groß wie möglich zu machen. Die Pläne für Pearl Harbor kamen erst zustande, weil er Auftrag dafür gab.
Er wußte, was geschehen würde, falls Amerikas industrielles Potential sich entfaltete. Vergiß nicht: er hatte WK I erlebt.

waldi44

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Ich meine auch, dass die Hollywoodfilme diesbetüglich zwar recht "nett" anzusehen sind und mir auch prima gefallen haben, aber ihre historische Aussage, nicht der in ihnen gezeigte historische Ablauf (mit wenigen Ausnahmen), recht fragwürdig ist.
Natürlich werden sich die Japaner Gedanken darüber gemacht haben, dass ihnen vor PH die Flugzeugträger entwischt sind, aber zu dieser Zeit gab es noch eine recht starke Schlachtschifffraktion und in deren Augen hatte man einen grandionsen Sieg errungen. Erst nach Midway merkten auch die Japaner, dass PH nur ein Pyrrhussieg war.
Sieht man sich mal die Zahlen der japanischen Rüstungsproduktionen an, wird man feststellen, dass sie im Laufe des Krieges kaum einen Anstieg zu verzeichnen haben. Anders als Deutschland eroberten die Japaner Dschungel, unbewohnte Inseln.... Da, wo es was zu holen gab, machte es ihnen die amerikanische Luftwaffe und Flotte, vornehmlich die U-Boote wieder streitig und versenkten Schiff um Schiff, Ladung um Ladung.
Schon lange vor Kriegsbeginn machte man im japanischen Kriegsministerium eine merkwürdige Rechnung auf: Jede eroberte grössere Insel galt als unsinkbarer Flugzeugträger, jede kleinere als unsinkbares Schlachtschiff. Daran sollten sich die Amerikaner die Zähne ausbeissen. Doch die wandten einfach die Taktik des Inselspringens an und nun sassen die "Flugzeugträger" und "Schlachtschiffe" auf dem Trockenen.
Denkbar wäre auch, dass Admiral Yamamoto den Inspektionsflug als seine persönliche Variante des Harakiri gewählt hat, nachdem ihm die Aussichtslosigkeit des Krieges bewusst geworden war. In Anbetracht der zu erwartenden Reaktion in Japan und bei Heer und Luftwaffe, durfte er sich aus Pflichterfüllung nicht selber das Leben nehmen. So aber tat es der Feind und er starb ehrenvoll im Kampf. Reine Spekulation von mir ;D...

Nomen Nescio

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Ich meine auch, dass die Hollywoodfilme diesbetüglich zwar recht "nett" anzusehen sind und mir auch prima gefallen haben, aber ihre historische Aussage, nicht der in ihnen gezeigte historische Ablauf (mit wenigen Ausnahmen), recht fragwürdig ist.
Ich hab nur eine gesehen, und darin war überhaupt nicht Rede von Yamamoto. Das betraf die Eroberung eines Insels.
Vergis aber nicht, das z.b. Fuchida manches von Yamamoto selbst hörte.
Und daß Yamamoto öfter warnte für einen Krieg mit den USA ist in den Japanischen Archiven zu lesen.

Zitat
Natürlich werden sich die Japaner Gedanken darüber gemacht haben, dass ihnen vor PH die Flugzeugträger entwischt sind, aber zu dieser Zeit gab es noch eine recht starke Schlachtschifffraktion und in deren Augen hatte man einen grandionsen Sieg errungen. Erst nach Midway merkten auch die Japaner, dass PH nur ein Pyrrhussieg war.
Darum sagte ich, daß Yamamoto wußte, das Japan den Krieg verloren hatte. Denn jetzt konnten die Japaner nicht mehr einen Faust machen. Und würde die Amerikanische Industrie die entscheidende Rolle spielen.

Er hat selbst den Fehler gemacht. Denn hätte nie akzeptieren sollen, daß seine Schlachtschiffe Meile entfernt von den Flugzeugträger fuhren. Sie damit den Feuerschutz enthielten.

Stahlgewitter

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Er wußte, was geschehen würde, falls Amerikas industrielles Potential sich entfaltete. Vergiß nicht: er hatte WK I erlebt.

Ende 1941, Anfang 1942 war für keine der beteiligten Kriegsparteien absehbar zu wessen Gunsten das Ringen ausgeht, weder auf dem europäischen, noch auf dem pazifischen Kriegsschauplatz.
Bei der damaligen geopolitischen Lage mit ihren schwankenden und undurchschaubaren Bündnissen und potentiellen Konfliktherden, konnte niemand ernsthaft behaupten der Krieg sei verloren oder gewonnen.

Es gab 1941/1942 einfach zuviele unkalkulierbare Faktoren wie:

1. Wie geht der Russlandfeldzug aus?
2. Was passiert nach einem möglichen Kollaps der UdSSR?
3. Werden die Alliierten Nordafrika räumen?
4. Wie verhalten sich die USA nach einem möglichen Ausscheiden Großbritanniens aus dem Krieg (möglicher Waffenstillstand)?
5. Wie wirkt sich der deutsche Ubootkrieg auf die USA aus?
6. Wie werden die US-amerikanischen Prioritäten gesetzt, Europa oder Asien?
7. Wie beurteilt die amerikanische Öffentlichkeit den Krieg? ( Innenpolitischer Druck - Vergleichsbeispiel Vietnamkrieg )

Es mag durchaus sein, dass Yamamoto geglaubt oder gesagt hat, dass ein alleingeführter Krieg gegen USA nicht gewonnen werden könne, diese Befürchtung ist nur realistisch, es war aber nie das Kriegsziel des japanischen Kaiserreichs die USA vollends zu besiegen oder zu unterwerfen.
Ähnliche kritische Aussagen gab es auch auf deutscher Seite im Bezug auf Russland oder die USA, Tatsache ist aber auch dass Yamamoto ein viel zu gewiefter Stratege war um von vornherein Japan für den Verlierer zu erklären.
Ich halte es durchaus für realistisch, dass Japan seine Ziele hätte erreichen können, vorausgesetzt die oben genannten Faktoren wären zu Gunsten der Achsenmächte entschieden worden.
Auch die Aussagen von Yamamotos Generalstabkollegen zu seiner kriegskritischen Haltung, dienen in Wirklichkeit wahrscheinlich der reinen Verklärung der Person Yamamoto, frei nach dem Motto, hätten wir doch nur auf ihn gehört!


Aber wie heißt es so schön, die Geschichte kennt keinen 'Terminus was wäre wenn'

waldi44

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Aber wie heißt es so schön, die Geschichte kennt keinen 'Terminus was wäre wenn'

Der Satz gefällt mir aber super, weil er von mir stammen könnte ::). Dennoch darf spekuliert werden :-*! Mit Yamamotos angeblichen "Aussagen" wird es sich unter Umständen so verhalten wie mit vielen Nachkriegsäusserungen in Deutschland. Man hat es schon immer gewusst, man hat schon immer gewarnt usw. Sucht man aber nach Beweisen dafür, findet man meist keine 8).
Ãœbrigens meine ich, damals haben sie fast alle irgendwie oder irgendwann geirrt ausser Nostradamus, aber den kann man IMMER erst hinterher interpretieren und dann nutzt es nichts mehr ;)!

Nomen Nescio

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Es mag durchaus sein, dass Yamamoto geglaubt oder gesagt hat, dass ein alleingeführter Krieg gegen USA nicht gewonnen werden könne, diese Befürchtung ist nur realistisch, es war aber nie das Kriegsziel des japanischen Kaiserreichs die USA vollends zu besiegen oder zu unterwerfen.
Yamamoto wußte eines ganz sicher: die Herrschaft der Flugzeugträger war begonnen und die der Schlachtschiffe war vorbei. Jetzt waren sie nur noch da um die kostbare Träger zu schützen.

Vide das Schicksal der "Repulse" und "Prince of Wales".

Darum war es auch unbegreiflich, daß er dennoch die Flotte teilte.