Autor Thema: "Ehrenkreuz für Tapferkeit"  (Gelesen 52473 mal)

Tobias G

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Re: "Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #30 am: 08.07.09 (15:45) »
Hallo,

wie genau läuft das eigentlich mit dem aufmerksam machen? Ist es so wie bei der Wehrmacht, das ein Vorgesetzter die Tat schriftlich festhalten muss und diesen Soldaten dann für die Verleihung dieses Ordens einreicht? Wenn ja, welcher Vorgesetzter muss dies tun? Zugführer? Kompaniechef?

Gruß
Tobias

Jan-Hendrik

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Re: "Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #31 am: 08.07.09 (16:01) »
Höchstwahrscheinlich werden die vom MSFO handverlesen  ;)

Jan-Hendrik

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Re: "Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #32 am: 10.07.09 (14:01) »
Aus der aktuellen Presse noch etwas zum Stichwort Versorgung der Hinterbliebenen:

Zitat
Berlin (dpa) - Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, hat nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung im Fall ausstehender Versicherungszahlungen bei getöteten deutschen Soldaten Aufklärung gefordert.

«Die sogenannte Kriegsklausel scheint für die Versicherer ein Vorwand zu sein, sich aus der Verantwortung zu stehlen», sagte Robbe dem Blatt am Freitag. «Ich habe unverzüglich eine umfassende Prüfung der Sache angeordnet.»
 
Zuvor war bekannt geworden, dass der Bund in insgesamt 21 Fällen einspringen musste, weil die Versicherer mit Verweis auf eine sogenannte Kriegsklausel kein Geld zahlen wollten.

Quelle:
http://www.zeit.de/newsticker/2009/7/10/iptc-bdt-20090710-8-21767292xml


Der Bund mußte also einspringen, ... Sollte er nicht der erste sein, der für die Hinterbliebenen sorgt ?

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Re: "Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #33 am: 11.07.09 (14:09) »
Mal noch ein Gedanke zur Verleihung der vier Ehrenkreuze für Tapferkeit.

Die Auszeichnung wurde ja gestiftet als eine Sonderstufe zum Ehrenkreuz der Bundeswehr.

Bei Wikipedia findet sich eine ausführliche Beschreibung zu dieser Auszeichnung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenzeichen_der_Bundeswehr

Die Verleihung ist an die abgeleistete Dienstzeit geknüpft. Es gibt jedoch eine Ausnahme beim Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold. Ich zitiere aus Wikipedia:

Zitat
4.

a. Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold (für vorbildliche Pflichterfüllung und überdurchschnittliche Leistungen, Mindestdienstzeit 20 Jahre)

b. Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold mit roter Umrandung (für besonders herausragende Leistungen, insbesondere Einzeltaten unter Gefahr für Leib und Leben, ohne Mindestdienstzeit)

Das Ehrenkreuz in Gold wird also verliehen nach einer Mindestdienstzeit von 20 Jahren, kann aber gleichzeitig verliehen werden ohne Mindestdienstzeit, wenn der Beliehene eine besondere Einzeltat unter Gefahr für Leib und Leben vollbracht hat.

Nun kommt mir der Gedanke, daß man den vier Beliehenen auch das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold hätte verleihen können, was vielleicht angebrachter gewesen wäre. So hätte man den faden Beigeschmack vermieden, daß der neue Tapferkeitsorden nunmehr verliehen wird, weil es ihn eben gibt.

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #34 am: 22.01.10 (19:18) »
Am heutigen 22. Januar 2010 wurde das Ehrenkreuz für Tapferkeit zum zweiten Mal in seiner Geschichte verliehen.

Dieses Mal wurden ein Oberfeldwebel und ein Hauptfeldwebel für ihren Einsatz in zwei getrennten Gefechten im Juni 2009 im Raum Kunduz ausgezeichnet.

Zitat
Tapferkeit und persönliches Beispiel
Für Daniel Seibert war der 4. Juni 2009 der „Schicksalstag“: Seine Gruppe sollte im Raum Kunduz einen eigenen Spähtrupp verstärken, der unter Beschuss stand. Seibert und seine Männer rückten aus und nahmen entschlossen den Kampf gegen überlegene Kräfte auf.

Ein mehr als einstündiges Feuergefecht brach los, in dessen Verlauf Seibert, seine Soldaten und weitere Kräfte der Quick Reaction Force die Angreifer zurückschlugen. Dabei führte der 30-jährige Berufssoldat seine Gruppe auch unter Beschuss von vorn, durch persönliches Beispiel und erfolgreich durch die lebensgefährliche Situation.

Der eigene Spähtrupp wurde vielleicht vor der Vernichtung bewahrt. Hauptfeldwebel Seibert leistet heute Dienst im Gefechtsübungszentrum des Heeres, an dem Soldaten intensiv auf Auslandseinsätze vorbereitet werden.


Zitat
Leib und Leben riskiert
Nur drei Tage später, am 7. Juni letzten Jahres, sollte Oberfeldwebel Steffen Knoska mit seinem Trupp ebenfalls nahe Kunduz ein Patrouillenfahrzeug vom Typ Dingo bergen, das nach einem Gefecht nicht mehr fahrbereit war.

Der 29-Jährige und seine Männer gerieten dabei selbst unter massiven Beschuss. Ein Soldat wurde angeschossen und schwer verwundet. Unter Gefahr für das eigene Leben half Knoska seinem Kameraden, versuchte ihn aus der Schusslinie zu holen. Ein Geschoss prallte an seinem lebensrettenden Helm ab.

Knoskas Beispiel riss seine Soldaten mit. Gemeinsam retteten sie den verwundeten Soldaten. Knoska ist Angehöriger des Jägerregiments 1, einem Kampfverband des Heeres.


Hier der Link zur
Quelle

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #35 am: 22.01.10 (20:00) »
Hier mal noch zwei ausführliche Artikel:


Hauptfeldwebel Daniel Seibert


Zitat
Duellsituation für Hauptfeldwebel Seibert.
Kunduz – Nordafghanistan. 36 Männer des Panzergrenadierzuges der schnellen Eingreiftruppe des Regionalkommandos Nord werden alarmiert. Sie müssen sofort einem deutschen Spähtrupp bei Kunduz zu Hilfe eilen, der von Aufständischen angegriffen wird. Für den 30-jährigen Hauptfeldwebel Daniel Seibert entwickelt sich in den nächsten Minuten eine Duellsituation mit dem Gegner, in der es um Leben und Tod geht. Für seinen mutigen Einsatz zeichnete ihn Verteidigungsminister zu Guttenberg am 22. Januar mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit aus.

Die Angehörigen des Bad Salzungener Panzergrenadierzuges sind seit drei Monaten bereits in Afghanistan im Einsatz. Sie gehören zur schnellen Eingreiftruppe des Regionalkommandos Nord und sind im Provincial Reconstruction Team (PRT) in Kunduz stationiert.
Donnerstag, 4. Juni. Die Thüringer Soldaten sind seit mehreren Stunden bei 50 Grad Hitze an einer wichtigen Verbindungsstraße rund 20 Kilometer nordwestlich vom PRT Kunduz eingesetzt. Sie suchen dort gemeinsam mit belgischen und afghanischen Soldaten nach versteckten Sprengladungen - eine der hinterhältigsten und tödlichsten Bedrohungen.
Plötzlich gegen 14 Uhr erreicht ein Hilferuf über Funk die deutschen Soldaten.
Der Spähtrupp einer Gothaer Aufklärungskompanie ist etwa sieben Kilometer nördlich in einen Hinterhalt geraten, bei dem sich auch ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad in die Luft gesprengt hat. Die Aufklärer müssen sich gegen die zahlenmäßig überlegenen Angreifer heftig wehren.
Hauptfeldwebel Jan H., der Zugführer des Panzergrenadierzuges, informiert über Funk sofort seinen Kommandeur, Oberstleutnant Hans Christoph G., über die ernste Lage. Der Kommandeur befindet sich zu dieser Zeit gut zehn Kilometer entfernt in der Polizeistation Chara Darreh. Oberstleutnant G. befiehlt den Panzergrenadieren, den Aufklärern sofort zur Hilfe zu eilen.
Hauptfeldwebel Jan H. gibt unverzüglich einen kurzen Befehl an seine Soldaten.
Die 36 Soldaten sitzen auf ihre Fahrzeuge auf, vier Dingos und drei Transportpanzer Fuchs, und jagen los, um den Kameraden in tödlicher Bedrohung zu helfen.
Hauptfeldwebel Daniel Seibert führt dabei die Spitzengruppe des Zuges mit seinen zehn Soldaten an. Dazu fährt er mit zwei Dingos in einem Abstand von 300 Meter dem Grenadierzug voraus, um nach vorne zu sichern.
Nach rund zehn Minuten schneller Fahrt sehen sie etwa 500 Meter vor sich das Dorf Basoz, wo sich der Gothaer Spähtrupp befindet.
Schon schlagen zahlreiche Geschosse aus Panzerfäusten und Schnellfeuerwaffen Seiberts Männern aus der Ortschaft entgegen und verfehlen sie nur knapp. Entschlossen lässt der Hauptfeldwebel seine beiden Dingos wieder anfahren, um den Aufklärern in Basoz zu Hilfe zu kommen. Der Spähtrupp muss freigekämpft werden.
Als er in schneller Fahrt die sich heftig verteidigenden Kameraden erreicht, lässt er seine Soldaten von den Dingos absitzen und Stellung beziehen.
Erneut greifen die zahlenmäßig weit überlegenen Aufständischen fanatisch an. Von allen Seiten werden die sich jetzt gemeinsam verteidigenden deutschen Soldaten beschossen.
Wahre Geschosshagel aller Kaliber schlagen neben den Soldaten und in die umliegenden Hauswände ein. Hauptfeldwebel Seibert gibt schnelle und klare Befehle.
Er führt von vorne und gibt durch sein entschlossenes Handeln seinen Soldaten Vertrauen und Zuversicht. Tapfer wehren sich die deutschen Soldaten gegen die Angreifer.
Der Führer der Gothaer Aufklärer, Enrico E., erreicht unter Feindfeuer Seibert.
Die beiden tauschen sich schnell über die Feindlage aus.
Plötzlich ein Feuerstoß aus einer Kalaschnikow, der den Trageriemen des Gewehrs G36 von Hauptfeldwebel Enrico E. und ein Stück seiner Schuhsohle wegschießt. Von der linken Seite nähert sich eine Gruppe von Angreifern. Einer von ihnen bleibt in nur 25 Meter Entfernung stehen und schießt mit seiner Kalaschnikow weiter auf die Deutschen. Die Geschosse verfehlen E., Soldaten aus seinem Trupp und Seibert selbst nur knapp. Geistesgegenwärtig und entschlossen reißt Hauptfeldwebel Seibert seine Waffe nach oben und kann den Angreifer im Duell ausschalten. „Wenn jemand aus 25 Meter Entfernung auf dich schießt, und immer näher auf dich zukommt, musst du dich entscheiden. Entweder er oder ich – Leben oder Tod!“, schildert Seibert seine Gedanken in der Phase der tödlichen Gefahr.
Seite an Seite wehren die Bad Salzungener Panzergrenadiere und die Gothaer Aufklärer noch mehrere fanatisch vorgetragene Angriffe des Gegners ab.
Endlich, nach langen 45 Minuten heftigstem Abwehrkampf erreichen zwei weitere Verstärkungszüge mit Jägern die Ortschaft Basoz. Die Aufständischen erkennen nun endgültig, dass ihr Hinterhalt gescheitert ist und ziehen sich unter hohen Verlusten zurück.
Gegen 15.30 Uhr ist das Gefecht in der Ortschaft Basoz beendet.
Keiner der Soldaten konnte zu dem Zeitpunkt ahnen, dass sie auf dem folgenden Weg noch ein weiterer Hinterhalt erwarten sollte.
Auch wenn am Ende dieses denkwürdigen Tages nahezu alle Fahrzeuge durch Beschuss beschädigt worden sind, grenzt es beinahe an ein Wunder, dass an diesem 4. Juni des letzten Jahres kein deutscher Soldat gefallen ist.
Insgesamt aber gilt es festzuhalten: Es ist dem mutigen, entschlossenen und verantwortungsvollen Handeln des Hauptfeldwebels Daniel Seibert zu verdanken, dass eine mögliche Vernichtung des Gothaer Spähtrupps verhindert werden konnte.
Taktisch geschickt und umsichtig gelang es ihm mit seinen zehn Männern die Aufklärer so zu unterstützen, dass ein zahlenmäßig überlegener und blindwütig kämpfender Gegner mit hohen Verlusten zum Rückzug gezwungen wurde.

Mutig und Entschlossen gehandelt
Der letztendlich erfolgreiche Zusammenschluss mit dem Spähtrupp und das Zurückdrängen der Angreifer ohne eigene Verluste bleibt Hauptfeldwebel Seibert noch lange im Gedächtnis. „Wir wurden ja schon oft beschossen, aber es gab bisher nur zwei bis drei Gefechte dieser Art. Dabei läuft jede gefährliche Situation wie in einem Film ab und man kann sich immer noch lange danach an jedes noch so kleine Detail erinnern.“
Mit seinem richtigen Entschluss und seinem vorbildhaften Einsatz bewies Hauptfeldwebel Seibert seinen Mut und seine Entschlusskraft. Er hatte große Verantwortung und führte seine Gruppe von vorn. Seinen Soldaten gab er dadurch im Gefecht Zuversicht, Vertrauen und die Entschlossenheit, auch unter massivem Feindfeuer gegen einen zahlenmäßig zunächst überlegenen Angreifer den Feuerkampf zu führen.




Oberfeldwebel Steffen Knoska


Zitat
Oberfeldwebel Steffen Knoska rettet unter Feindfeuer schwer verletzten Soldaten
Tapferkeit und Mut sind Tugenden, die sich häufig erst im Einsatz beweisen. Gefährliche Situationen werden oft geübt, doch kein Soldat weiß vor dem ersten Mal, wie er handelt, wenn er in eine lebensbedrohliche Situation gerät.
Ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben bewies der 29-jährige Oberfeldwebel Steffen Knoska in einem Feuergefecht mit Aufständischen in Afghanistan Umsicht, Mut und Tapferkeit.
Er rettete einem schwer verletzten Kameraden das Leben und spornte selbst unter massivem Feindfeuer andere Soldaten an. Für sein mutiges und professionelles Verhalten wurde er am 22. Januar von Verteidigungsminister zu Guttenberg persönlich mit der Tapferkeitsmedaille der Bundeswehr ausgezeichnet.

Raum Kunduz entlang der Marschstraße „Little Pluto“, als am 7. Juni 2009 plötzlich der A-Zug der Schutzkompanie mit Panzerfäusten und Kalaschnikows beschossen wird. Wie aus dem Nichts wird auf die Soldaten das Feuer eröffnet. Ein Gefechtsfahrzeug vom Typ Dingo wird dabei so stark beschädigt, dass es die Straße blockiert. Die Gruppe ist damit vom Rest des Zuges abgeschnitten. Schnelle Hilfe ist gefordert!
„Wir, die als Reservekräfte in einer Polizeistation unweit des Anschlagsortes stationiert waren, bekamen den Befehl, sofort zur Anschlagsstelle zu fahren, um dort schnellstmöglich der Gruppe zu helfen“, berichtet Oberfeldwebel Knoska, der die Gruppe führte.
Als er mit seinen Soldaten bei dem liegengebliebenen Dingo ankommt, beziehen sie sofort die Stellungen. Doch der Gegner eröffnet genau jetzt wieder das Feuer. Die Heftigkeit der Angriffe nimmt zu und ein Soldat wird getroffen. Er wird so schwer verletzt, dass er sich nicht mehr aus eigener Kraft in Sicherheit bringen kann.

Beherztes Eingreifen
Oberfeldwebel Knoska behält die Nerven und eilt ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben dem verletzten Kameraden zu Hilfe. Der verwundete Hauptgefreite hat einen Treffer in den Unterleib bekommen. Oberfeldwebel Knoska sichert ihn gegen die Angriffe der Feinde und versucht, den Kameraden im Alleingang zu bergen. Das massive Feindfeuer und die schlechte Lage des angeschossenen Kameraden lässt das aber nicht zu.
Mit aller Entschlossenheit bekämpft Oberfeldwebel Knoska mit seinen Soldaten die Aufständischen. Der Trupp erreicht die Feuerüberlegenheit. Jetzt kann der schwer verletzte Kamerad in einem zweiten Versuch in Sicherheit gebracht werden.
Durch sein beispielhaftes und tapferes Verhalten spornt Oberfeldwebel Knoska andere Soldaten des Zuges an, ebenfalls zu helfen. Während der Rettung wird ein weiterer Soldat verletzt, Knoska selbst von einem Geschoss am Gefechtshelm getroffen.
Die Aufständischen erkennen bald, dass sie das Feuergefecht verlieren und ziehen sich rasch zurück. Oberfeldwebel Knoska und seine Kameraden sind froh, dass es auf ihrer Seite ohne tödliche Verluste endet und alle verletzten Kameraden zügig und gut versorgt werden.

„Angst ums eigene Leben“
Sein eigenes Handeln an diesem Tag sieht er der 29-jährige Zeitsoldat aus Markkleeberg/Leipzig selbst sehr bescheiden und nimmt die Auszeichnung stellvertretend für die beteiligten Kameraden entgegen. Doch die Erinnerungen werden bleiben und machen ihn auch heute noch sehr betroffen. Sachlich und offen stellt er fest: „Es ist kein schönes Gefühl in einem Gefecht zu sein. Natürlich hatte ich Angst, aber ich denke, das ist verständlich und ich bin froh, dass ich dort so unbeschadet rausgekommen bin.“ Sein entschlossenes und mutiges Handeln an jenem Tag will er nicht überbewertet wissen, es ist für ihn eine Selbstverständlichkeit und gehört zu gelebter Kameradschaft. „Schwerpunkt während des Feuerkampfes war es, unseren Kameraden in Sicherheit zu bringen. Ich erwarte genauso, dass mir geholfen wird, wenn ich da liege. Wer das nicht erlebt hat, kann mit dem Wort „Angst um sein Leben“ nichts anfangen. Und dann noch die Angst zu überwinden, um das zu tun was wir getan haben, ist für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar“, sagt Knoska sehr nachdenklich.

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #36 am: 05.05.10 (23:21) »
Am 4. Mai 2010 wurde das Ehrenkreuz für Tapferkeit zum dritten Mal verliehen. Die Auszeichnung erhielt Hauptfeldwebel Jan Hecht, er ist damit der 7. Träger der neuen Tapferkeitsauszeichnung der Bundeswehr.

Hier der

Link

zur Meldung.


Zitat
Am 4. Mai hat Verteidigungsminister Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg in einem feierlichen Appell aus den Auslandseinsätzen in Afghanistan und auf dem Balkan heimkehrende Soldaten zurück in Deutschland begrüßt. Dabei zeichnete der Minister den Panzergrenadierzugführer Hauptfeldwebel Jan Hecht mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit aus.

Hauptfeldwebel Hecht war von April bis Oktober 2009 als Zugführer der Quick Reaction Force (QRF, Schnelle Eingreiftruppe) der ISAF in Nordafghanistan eingesetzt. Am 4. Juni hatte er den Auftrag, mit seinem Zug im der Nähe der Ortschaft Bassoz im Distrikt Charrah Darreh (Provinz Kunduz) einen von Aufständischen eingekreisten Spähtrupp zu befreien beziehungsweise – wie es in der militärischen Fachsprache heißt – zu „entsetzen“.

Kampf gegen eine Ãœbermacht
Dabei geriet er mit seinem Zug selbst in eine schwierige Lage. In einem Interview mit Radio Andernach, dem Truppenbetreuungssender der Bundeswehr, beschreibt Hecht die Situation: „Während dieses Entsatzes ist der Zug selber in einen Hinterhalt geraten. Und wir hatten jetzt eben ganz wesentlich zu leisten, sowohl unseren Hinterhalt abzuwehren, als eben auch den Spähtrupp zu entsetzen.“

In den ersten ein bis zwei Stunden war Hauptfeldwebel Hecht dabei als Führer vor Ort auf sich allein gestellt und musste die ersten Maßnahmen koordinieren. Trotz höchster eigener Gefährdung ging Hecht mit seinem Zug gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner vor. Schließlich gelang es ihm und seinen Männern, die Feuerüberlegenheit zu gewinnen und es dadurch dem Spähtrupp zu ermöglichen, sich vom Feind zu lösen.

„35 weitere Auszeichnungen“
In der Begründung für die Auszeichnung sagte Minister zu Guttenberg: „Herr Hauptfeldwebel Hecht, Sie haben persönliche Tapferkeit bewiesen und als militärischer Führer mit Beispiel und Initiative, Wagemut und Umsicht erfolgreich im Gefecht geführt. Sie sind in Haltung und Pflichterfüllung ein Vorbild.“

Hecht selbst zeigte sich anschließend beeindruckt von der Ehrung. Der 1974 in Suhl (Thüringen) geborene Soldat betonte aber, dass er ohne seinen Zug diese Leistungen nicht hätte vollbringen können: „Die Auszeichnung haben sich letztendlich meine Soldaten verdient, die in der Situation tapfer gekämpft haben, ja. Wenn es nach mir ginge, würde ich sagen: Gebt mir 35 weitere Auszeichnungen. Und dann würde ich sie an meine Männer verteilen, die Herausragendes geleistet haben“, so Hecht.

Zusammenhalt als A und O
Für Hecht, der seit 1994 Soldat ist, war der Einsatz in Afghanistan der dritte Auslandseinsatz. Zuvor war er im Rahmen der SFOR- und der KFOR-Mission bereits auf dem Balkan. Den Soldaten, die mit gleichem Auftrag jetzt in Afghanistan Dienst leisten, gab der Berufssoldat mit auf den Weg, dass sie immer nach vorne schauen sollten. Das in Deutschland Gelernte müsse im Einsatz angewendet werden. „Wir waren auf das, was uns erwartet hat, vorbereitet“, so Hecht.

Und weiter: „Ein ganz wesentlicher Punkt ist die Kameradschaft. Wenn man dort zusammenhält und wirklich Seite an Seite steht, dann kann man alle Situationen letztendlich bestehen. Und das muss den Soldaten im Einsatz eben bewusst sein: Kameradschaft, Zusammenhalt, das was man gelernt hat, zu leben – das ist das A und O.“


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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #37 am: 06.05.10 (00:06) »
Die Auszeichnung an Hauptfeldwebel Jan Hecht erfolgte für das gleiche Gefecht am 4. Juni 2009 für das auch Hauptfeldwebel Daniel Seibert am 22. Januar 2010 mit dem Ehrenkreuz für Tapferkeit ausgezeichnet wurde.

Die bisherigen 7 Verleihungen verteilen sich somit auf 3 Begebenheiten.

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #38 am: 28.11.10 (10:24) »
Zitat
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg überreicht am 29. November im Bendlerblock in Berlin verdienten Soldaten sowie Angehörigen gefallener Soldaten Ehrenkreuze der Bundeswehr in Gold, Ehrenkreuze der Bundeswehr für Tapferkeit und neu gestiftete Einsatzmedaillen Gefecht.

Somit wird die Zahl der Verleihungen weiter ansteigen.

Hier die neu gestiftete "Einsatzmedaille Gefecht"



Zitat
Bereits am 25. November überreichte der Minister in einer persönlichen Veranstaltung den Angehörigen des am 29. April 2009 in Afghanistan gefallenen Hauptgefreiten Sergej Motz die erste Einsatzmedaille Gefecht. Der 21-Jährige war in der Nähe von Kundus mit seiner Patrouille in einen Hinterhalt geraten. Das Gefecht, in dem er fiel, markierte eine bis dahin nicht gekannte Intensität des Afghanistaneinsatzes für deutsche Soldaten.

Minister zu Guttenberg stiftete die Einsatzmedaille Gefecht, um den Einsatz der Soldaten unter hoher persönlicher Gefährdung bis hin zur Verwundung oder zum Tod zu würdigen. Der Bundespräsident genehmigte am 12. November die Stiftung dieser Medaille, mit der Soldaten ausgezeichnet werden können, die aktiv an Gefechten teilgenommen oder terroristische beziehungsweise militärische Gewalt unter hoher persönlicher Gefährdung erlitten haben.


Quelle

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #39 am: 30.11.10 (19:36) »
Am 29. November 2010 wurden insgesamt 6 Soldaten mit dem Ehrenkreuz für Tapferkeit ausgezeichnet.

Zitat
Der Minister zeichnete die Hauptfeldwebel Mario Kunert, Philipp Oliver Pordzik und Ralf Rönckendorf sowie den Stabsgefreiten Maik Mutschke für ihr besonders tapferes Verhalten bei außergewöhnlicher Gefährdung von Leib und Leben mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit aus. Gleichzeitig verlieh er ihnen für die Teilnahme an einem Gefecht während des ISAF-Einsatzes in Afghanistan die Einsatzmedaille Gefecht der Bundeswehr. Die geehrten Soldaten haben sich in dem schweren Gefecht am Karfreitag dieses Jahres in Isa Khel bei Kundus durch herausragende Tapferkeit und außergewöhnliche Leistungen ausgezeichnet.

„Sie haben angesichts Ihrer überragenden Leistungen heute das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit verliehen bekommen. Sie haben soldatische Tugenden im besten Sinne gezeigt. Sie waren mutig, selbstlos und tapfer. Ihnen gebührt unsere Dankbarkeit und unsere Anerkennung. Sie dürfen zu Recht stolz darauf sein, und wir alle können stolz und dankbar für das sein, was Sie im Einsatz geleistet haben“, so der Minister.

Darüber hinaus hat Minister zu Guttenberg die am Karfreitag gefallenen Soldaten Stabsgefreiter Robert Hartert und Hauptgefreiter Martin Kadir Augustyniak posthum mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit ausgezeichnet und ihnen die Einsatzmedaille Gefecht verliehen. Der an diesem Tag ebenfalls gefallene Hauptfeldwebel Nils Bruns wurde posthum mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold für eine hervorragende Einzeltat soldatischer Pflichterfüllung unter Gefahr für Leib und Leben ausgezeichnet. Auch ihm wurde die Einsatzmedaille Gefecht verliehen.

Weiterhin wurden dem Hauptgefreiten Martin Brunn, gefallen am 23. Juni 2009 bei Kundus, Hauptfeldwebel Marius Dubnicki, gefallen am 15. April 2010 bei Baghlan, dem Hauptgefreiten Oleg Meiling, gefallen am 23. Juni 2009 bei Kundus, Oberfeldwebel Florian Pauli, gefallen am 7. Oktober 2010 bei Pol-i Khomri, dem Hauptgefreiten Alexander Schleiernick, gefallen am 23. Juni 2009 bei Kundus und Major Jörn Radloff, gefallen am 15. April 2010 bei Baghlan, die Einsatzmedaille Gefecht verliehen. Die Auszeichnungen nahmen Familienangehörige der Gefallenen entgegen.

Auch Oberstabsarzt Dr. Thomas Broer und Stabsunteroffizier Josef Kronawitter, beide gefallen am 15. April 2010 bei Baghlan, sind posthum die Einsatzmedaillen Gefecht verliehen worden. Die Aushändigung der Ehrenzeichen an die Familienangehörigen erfolgt durch den zuständigen Kommandeur.


Hier der Link zur
Quelle



Damit wurde das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit zum ersten Mal an Mannschaftsdienstgrade und zum ersten Mal auch posthum verliehen. Die Zahl der damit ausgezeichneten schnellt auf 13 hoch. Ich würde sagen, man kann so durchaus davon sprechen, daß der relativ vor noch nicht allzu langer Zeit geschaffene Orden recht häufig verliehen wird. Vielleicht ist er nur der erste Schritt in einem neu entstehenden Auszeichnungswesen für deutsche Soldaten. Die Stiftung der "Medaille Gefecht" geht zumindest in diese Richtung.

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #40 am: 13.04.11 (21:54) »
Am 12. April 2011 wurden in Amberg durch Verteidigungsminister Thomas de Maizière erneut 5 Soldaten mit dem Ehrenkreuz für Tapferkeit ausgezeichnet.

Es sind dies die Fallschirmjäger Stabsfeldwebel Stefan Weinmüller und Oberfeldwebel Timo Henken, sowie die Gebirgsjäger Hauptfeldwebel Andreas Mey, Oberfeldwebel Norman Reichow und Stabsgefreiter Valeri Müller.

Die drei Gebirgsjäger erhielten die Auszeichnung für ein Gefecht in Afghanistan im Raum Baghlan am 16. Juli 2010


Quelle



Damit steigt die offizielle Zahl der mit dem Ehrenkreuz für Tapferkeit ausgezeichenten Soldaten auf 18. Wofür die Auszeichnungen dieses Mal erfolgten, wird gleich gar nicht mehr mit bekannt gegeben.

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #41 am: 06.09.11 (21:15) »
Am heutigen 6. September 2011 wurde erneut das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit verliehen. Es war eine Einzelauszeichnung und zum ersten Mal ging sie an einen Offizier.

Oberstleutnant Jared Stefan Sembritzki

Zitat
Oberstleutnant Sembritzki war als Kommandeur der Quick Reaction Force 5 in Afghanistan. Anlass für die Auszeichnung war, dass er in einer kritischen Lage während des Gefechts um einen Combat-Outpost bei Shahabuddin unter schwerem Feindfeuer besonnen und mutig geführt hat. „Dank Ihrer beherzten und überlegten Führung gelang es, sich gegen einen starken und gut vorbereiteten Gegner zu behaupten. Damit verhinderten Sie einen Gefechtserfolg der Taliban“, sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière in seiner Würdigung. Die Stellung war seit Monaten wiederholten Angriffen der Taliban ausgesetzt gewesen. „Wir konnten sie uns nicht nehmen lassen“, sagte Sembritzki. „Und wir hatten damit Erfolg. Die Afghanen in dem Gebiet haben gesehen, dass wir zu unserem Wort stehen und dass auf uns Verlass ist.“

Quelle


Zitat
Sembritzki ist der erste Stabsoffizier, der mit dem Ehrenkreuz für Tapferkeit ausgezeichnet wurde. Bislang wurde diese besondere Auszeichnung 22 Mal verliehen.

Hm, ich habe jetzt insgesamt nur 19 Namen. Sollte da etwas nicht durch die Presse gegangen sein ??

Niwre

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #42 am: 07.09.11 (10:36) »
Bei Wiki stehen 20 und dann gibt es da noch die unzuverlässigen Meldungen.

Elbpirat

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #43 am: 07.09.11 (10:42) »
Ich habe in meiner Liste auch nur 19 Verleihungen.

Und im Wiki stehen ebenfalls nur 19 gelistet, obwohl auch Wiki 22 Verleihungen mit 16 noch lebenden Trägern angibt.

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Re:"Ehrenkreuz für Tapferkeit"
« Antwort #44 am: 07.09.11 (11:12) »
Da der obige Link eine Meldung direkt aus dem Ministerium ist, wird die Angabe mit bisher 22 Verleihungen schon stimmen. Das würde bedeuten, drei Namen fehlen.

Es blieben zwei Möglichkeiten, man fragt selbst einmal nach, oder wartet, ob der Ersteller der Wiki-Seite Gleiches tut und seine Seite dann ergänzt.