Autor Thema: Geeignete Offiziere gibt es erst nach 1968  (Gelesen 1619 mal)

Niwre

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Geeignete Offiziere gibt es erst nach 1968
« am: 16.09.08 (23:39) »
Geeignete Offiziere gibt es erst nach 1968

Zitat
Der Vortrag des Oberstleutnants Dieter Kollmar vom Referat "Innere Führung" des Führungsstabes der Streitkräfte, zuständig für Militärgeschichte und Traditionsbildung in den Streitkräften, erzeugte allerdings bei den Zuhörern, ja selbst dem Gastgeber, besonders gerade auch dort Widerspruch, wo er die Qualität der bundesdeutschen Offizierausbildung weit über diejenige der deutschen Heere zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der Reichswehr und der Wehrmacht stellte. Erst heute sei mit dem Hochschulstudium und dem "Schritthalten mit der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung" sowie der politischen Bildung des Offiziers ein für den Dienst geeigneter Offizier herangebildet worden, so Kollmar. Vor dem Hintergrund der auch international wissenschaftlich hochgelobten Leistungsfähigkeit deutscher Offizierkorps beider Weltkriege erzeugte diese pauschale Einschätzung Irritationen bei den anwesenden Fachleuten. Das Ausbildungsniveau früherer deutscher Streitkräfte verwarf der Referent dann auch rigoros, es sei unzeitgemäß und "schlecht" gewesen. Das deutsche Offizierkorps im Ersten Weltkrieg habe "vollständig versagt", und ausgerechnet die Ausbildung des kriegsunerfahrenen US-amerikanischen Offizierkorps des Jahres 1917 wurde als positives Gegenbeispiel für zeitgemäße militärische Leistungsfähigkeit im Ersten Weltkrieg aufgeführt. Auch in Reichswehr und Wehrmacht hätten "praktisches Können, Charakter und nationale Gesinnung über Eignung" gestanden.

Probleme habe es auch in der frühen Bundeswehr mit den aus der Wehrmacht übernommenen Offizieren gegeben. Diese hätten zwar die Bundeswehr aufgebaut, doch hätten sie als Traditionalisten und "reine Praktiker" nicht die Distanz zur Inneren Führung aufgeben wollen. Erst mit dem zum Standard avancierten, eigentlich "zivilen" Hochschulstudium für jeden Offizieranwärter und nach Ausscheiden der früheren Wehrmachtsangehörigen aus der Bundeswehr Anfang der 1970er Jahre habe man erstmals den "vollwertigen Offizier, den Leutnant 70" heranziehen können. Gewissermaßen der Typus eines "68ers der Bundeswehr", wie sich der Vertreter des Ministeriums rückblickend fast anerkennend ausdrückte. [...]

waldi44

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Re: Geeignete Offiziere gibt es erst nach 1968
« Antwort #1 am: 17.09.08 (13:35) »
"Das deutsche Offizierkorps im Ersten Weltkrieg habe "vollständig versagt", und ausgerechnet die Ausbildung des kriegsunerfahrenen US-amerikanischen Offizierkorps des Jahres 1917 wurde als positives Gegenbeispiel für zeitgemäße militärische Leistungsfähigkeit im Ersten Weltkrieg aufgeführt. Auch in Reichswehr und Wehrmacht hätten "praktisches Können, Charakter und nationale Gesinnung über Eignung" gestanden."

Ist schon eine bzw, zwei merkwürdige Feststellungen. 1. Haben sich dann alle Militärhistoriker in der Beurteilung des deutschen Offizierskorps geirrt und 2. reduzier der  Oberstleutnants Dieter Kollmar, das Kaiserliche Heer auf Falkenhayn und den Generalstab. Die Ausage zum 1. WK trifft dann aber auf ALLE involvierten Offizierskorps zu.

"...praktisches Können, Charakter und nationale Gesinnung...."- sind diese Tugenden heute nicht mehr gefragt? Sicher, die "nationale Gesinnung" brachte manchen weniger talentierten Offizier weiter, vor allem schneller weiter, als er es verdient hatte. Aber das gab und gibt es doch in allen Armeen der Welt. Warum also der Wehrmacht deswegen Vorhaltungen machen?
Schon eine äusserst merkwürdige Schlussfolgerung, dass der deutsche Offizier erst ab 1970 etwas taugt....

Jan-Hendrik

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Re: Geeignete Offiziere gibt es erst nach 1968
« Antwort #2 am: 17.09.08 (14:04) »
Interessant würde es erst, wenn man dem "Versagen" des einstigen OffzKorps die Stomlinienförmigkeit des Post68er-OffzKps gegenübestellen würde  :D

Zitat
Probleme habe es auch in der frühen Bundeswehr mit den aus der Wehrmacht übernommenen Offizieren gegeben. Diese hätten zwar die Bundeswehr aufgebaut, doch hätten sie als Traditionalisten und "reine Praktiker" nicht die Distanz zur Inneren Führung aufgeben wollen.

Jupp, es ist alles besser geworden...ab Major aufwärts muß man heute hauptsächlich das richtige Parteibuch haben  ::)

Schöne neue Welt...oder wie man sich selber in die Tasche lügt  :P

Jan-Hendrik

Ronny22

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Re: Geeignete Offiziere gibt es erst nach 1968
« Antwort #3 am: 17.09.08 (14:45) »
Ich glaube dem Herrn Oberstleutnants Kollmar ist in der Anfangszeit seiner Karriere mal einer dieser
Traditionalisten auf die Füsse getreten. Anschiss vom alten Spiess???

Klingt wie eine späte Abrechnung.........

Wie kann ein aktiver Offizier so über die Wurzeln seines Berufsstands herziehen???  :-X


Theoretiker über Praktiker stellen??? In einer Armee ist die Vorbereitung auf einen etwaigen bewaffneten Konflikt
elementar. Wie kann man da Kriegserfahrung ablehnen und militärisch Unerfahrene als überlegen darstellen!?

Wenn man sich auf Aufbau und Logistik festlegt sicher richtig, aber wenn es zum Waffeneinsatz kommt, sollte man
auf Erfahrungen aus früherenden Konflikten zurückgreifen können.


Vielleicht sollte der Herr zum THW wechseln.......  ::)
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