Autor Thema: Vermisst seit Anfang 1945: Günter Enge  (Gelesen 4152 mal)

Ingrid

  • Gast
Vermisst seit Anfang 1945: Günter Enge
« am: 07.06.08 (20:18) »
Hallo
Ich möchte einmal eine kleine Zusammenfassung posten aus allen Antworten per PM und Foren.
Derzeitiger Stand der Dinge:
Günther Enge, geb. 30.11.1926 in Vechta
EKM -425- 1.Gen.Kp.G.E.B.185
Letztes Lebenszeichen - einen Brief, der nicht mehr zu finden ist von Anfang 1945. Dort schrieb er, dass er einen KLK-Lehrgang in Königsbrück absolviert und dass sie in Einsatzbereitschaft sind.
Er scheint vor der Einberufung in einem Lehrlingswohnheim in der Lutherstadt Eisleben gewohnt zu haben (Laut Brief von der Gemeinde Nobitz, Wohnort seiner Eltern, ist er am 7.4.1942 dorthin verzogen). Gemäss Auskunft von Eisleben war er dort nicht gemeldet.
Er arbeitete als Bergmann im Mansfelder KupferSchiefer Bergwerk. Ich habe versucht über diesen Ansatzpunkt mehr über meinen verschollenen Onkel herauszufinden - aber bis jetzt ohne einen Erfolg.

Truppenplatz Königsbrück:
1939 sind in Königsbrück folgende Truppenteile und Einheiten stationiert:
Nebel-Abteilung 1,
Panzer-Regiment 31/I.,
Sanitäts-Abteilung 4 /San.Staffel,
Heeresmunitionsanstalt,
Kommandantur Truppenübungsplatz Königsbrück

“1940-1945 wurden ca. 20 Ersatzeinheiten aufgestellt und ausgebildet, außerdem wurden ausgebildete Truppenteile und Verbände in die Reserve genommen, aufgefüllt und ausgebildet danach erneut in den Kampf geworfen. 1944 Stationierung der Fahnenjunkerschule der Panzertruppen Ausbildung am Sturmpanzer "Brummbär"
Der Ort selbst verrät zum Kriegsende dies:
Es gab also kleinere Gefechte und Rückzugskämpfe. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß zu diesem Zeitpunkt alles was laufen konnte, mit Gewehr in der Hand ausrücken mußte. Wenn Ihr Onkel seitdem vermißt ist, wird er vermutlich mit seinem Lehrgang rausgeschickt und im Zuge der Absetzbewegungen durch Ostdeutschland umgekommen sein, und das bevor eine geregelte Abwehrposition eingenommen werden konnte, dann nämlich wäre ein Verlust eher verzeichnet worden.“

1.Gen.Kp.G.E.B.185:
„Ich fand noch ein interessantes Detail, nämlich daß das Ersatz-Regiment 534, dem sein Bataillon wohl unterstand, erst ab April wieder einen Stab in der Feldpostnummerliste hatte. Soll heißen, es gab vermutlich bis zur Aufstellung eines Stabes nur improvisierte Organisations- und Verwaltungstätigkeit in dieser Einheit, was fehlende Aufzeichnungen über Verluste und dergleichen erklären würde. Bei den schnell zusammengewürfelten und überstürzt mobilisierten Einheiten dieser Tag kamen solche Situationen schon mal vor.“
Unter http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Glie...ErsBat185-R.htm steht folgendes:
Das Bataillon wurde am 8. September 1939 in Zwickau, Wehrkreis IV, aufgestellt. Das Infanterie-Ersatz-Bataillon 185 unterstand der Division 154 und stellte den Ersatz für die 87. Infanterie-Division. Ab dem 10. Juni 1940 unterstand das Bataillon der Division 174. Am 15. September 1942 wurde das Bataillon in ein Infanterie-Ersatz-Bataillon 185 und ein Reserve-Infanterie-Bataillon 185 geteilt. Nach der Teilung unterstand das Ersatz-Bataillon ab dem 1. Oktober 1942 der Division 464. Das Reserve-Bataillon wurde nach der Aufstellung der 174. Reserve-Division unterstellt und wurde nach Tschenstochau in das Generalgouvernement verlegt. Die beiden Bataillone wurden am 3. bzw. 2. November 1942 zum Grenadier-Ersatz-Bataillon 185 bzw. Reserve-Grenadier-Bataillon 185 umbenannt. Das Reserve-Bataillon wurde am 16. August 1944 aufgelöst. Das Ersatz-Bataillon wurde im April 1945 als Grenadier-Ausbildungs-Bataillon 185 mit der Feldpostnummer 59393 in der 464. Ausbildungs-Division mobil gemacht.

Kann mit diesen Angaben eigentlich nicht viel anfangen, denn Günther scheint vor April 1945 vermisst worden sein.

KLK-Lehrgang:
„Ich würde fast tippen, daß es entweder ein KurzLehrgang oder ein KraftfahrerLehrgang ist (die Ausbildungsdivision hatte auch eine Kraftfahr-Ausbildungs Einheit), vielleicht Kraftfahrer Lehrgang Kette (= Kettenfahrzeug, also Panzer oder Sturmgeschütz). Wäre zwar ungewöhnlich zu der Zeit weil das Material knapp wurde (wenig Fahrzeuge), aber es wird ja eine Panzerschule erwähnt auf dem TrÜPl Königsbrück.“
„.... es heißt "Kraftfahrer, Lehrgang, Kette". also für Kettenfahrzeuge......“

Die sämtlichen Lehrgänge, die es bei Heer, Luftwaffe und Marine gab wurden im Februar 45 aufgelöst und der Heimatverteidigung zugeführt.
Die Teilnehmer dieses Lehrgangs in Königsbrück waren mutmaßlich bei den letzten großen Schlachten im Osten bei Thorn und an der Oder/Berlin eingesetzt.

vom Kirchlichen Suchdienst:
"Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir in dieser Angelegnheit nicht weiterhelfen können, Ihren Angaben zufolge, stammt die gesuchte Person nicht aus einem vom Kirchlichen Suchdienst betreuten Ost- bzw. Vertreibungsgebiet. Somit liegen in unseren Unterlagen keine Aufzeichnungen über die betreffende Person vor."

vom Standesamt I Berlin
Es liegt kein Eintrag im Sterbebuch vor, auch keine Mitteilung über eine Beurkundung bei einem anderen Standesamt.
Keine gerichtliche Todeserklärung zu ermitteln.

vom DRK
Er gilt weiterhin als verschollen. Ein Gutachten (vom Dez. 1982) über das Schicksal meines Onkels geht davon aus, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit am 20. April 1945 bei den Kämpfen im Raum Bautzen gefallen ist.
Die Möglichkeit einer Kriegsgefangenschaft wurde abgeklärt. In den zur Zeit zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen des Sonderarchives in Moskau konnte er nicht gefunden werden.
Aus dem Schreiben geht weiter hervor, das er zu den Alarmverbänden der 4. Armee angehörte.
Da mein Vater das Gutachten nie erhalten hat und von deren Existenz auch keine Ahnung hatte, habe ich mich wieder ans DRK gewandt und folgendes Mail erhalten.
"wie Ihnen schon mit Brief vom 07.05.2008 mitgeteilt wurde, liegen über den Gesuchten Günter Enge hier einige Karteikarten vor, aus denen ersichtlich ist, daß es bereits seit der unmittelbaren Nachkriegszeit Suchanfragen aus der Familie gegeben hat (Bruder Horst Enge). Günter Enge gehörte der Einheit Truppen-Übungsplatz u. Flak-Lehrgang Königsbrück. Als Datum der letzten eigenen Nachricht bei der Familie war der 25.01.1945 bekannt gewesen und über letzte Nachricht durch Dritten (Heimkehrer), war der Familie bekannt, dass er 1946 angeblich in russischer Gefangenschaft in Charkow gewesen sei.

Der Suchdienst hat wegen der genauen Lagerangaben des Heimkehrers, im September 1977 eine Anfrage an das Rote Kreuz in Moskau gerichtet – diese Anfrage verlief mit Auskunft vom März 1979 negativ. Daraufhin wurde der Suchfall in das Begutachtungsprogramm des Suchdienstes aufgenommen, in dem auf Grundlage des bekannten Einheitenschicksales mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Schicksal des Gesuchten geschlossen wurde. Ein entsprechendes Gutachten sollte der Familie, bzw. dem Bruder Horst Enge, wohnhaft in Gerlingen / Stuttgart, Hasenbergstr. 26, zugesandt worden sein. Wie wir Ihren Brief entnehmen können, hat dieses Gutachten leider Ihren Vater
Horst Enge nicht erreicht – warum das geschehen ist, entzieht sich unser Kenntnis."

Hat es Sinn dem Hinweis von der russischer Gefangenschaft in Charkow weiter nachzugehen? Wenn ja, wohin wende ich mich dann?

Heute habe ich nun endlich den lang ersehnten Brief von der Deutschen Dienststelle, Berlin erhalten. Leider sind es nur spärliche Angaben

Einberufung: 13.6.1944
1. Erkennungsmarke: -2264- Stammkp. G.E.B. 53
2. Erkennungsmarke: -425- 1. Gen.Kp.Gren.Ers.Btl. 185

warum neue Erkennungsmarke nicht ersichtlich

Truppenteile:
ab 13.6.1944, Stammkp. G.E.B. 53, Standort: Zeithain
ab 14.9.1944, 1. Gen.Kp.Gren.Ers.Btl. 185, Standort: Zwickau/Sa

Weitere Meldungen liegen nicht vor.

Mein Vater, der Bruder von Günter, kann sich erinnern, dass Günter einmal verschüttet wurde - ich nahm an als Bergmann, aber vielleicht wurde er als Soldat bei einem Bombenangriff verschüttet und verlor er seine erste Erkennungsmarke. Er schien zur Kur nach Bad Gandesheim, Niedersachsen geschickt worden zu sein.

Nun bin ich wohl am sogenannten 'toten Punkt' angelangt, oder?
Liebe Grüsse aus einer verregneten Schweiz
Ingrid

Stahl_gewitter

  • Gast
Re: Vermisst seit Anfang 1945: Günter Enge
« Antwort #1 am: 20.08.08 (21:44) »
Puh! Hallo!

Also.... wo fang ich an, mein Stand, aufs militärische bezogen ist:

Gren.Ers.Btl.185 (zu 94.Infanterie-Division)
Standort: Zwickau
Ersatzgestellung: 26.07.1944

Das Grenadier-Ausbildungs-Bataillon 185 wurde im April 1945 in der 464. Ausbildungs-Division mobil gemacht.

Die ehemalige Division Nr. 464 -> jetzt Ausbildungs-Division 464 hatte ab dem 28.04.45 eine eigene Feldpostnummer.
Zur Ausb.Div.464 zählten:

Gren.Ers./Ausb.Reg.14 (Gren.Ers.Btl.11, 53, 63, 465)
Gren.Ers.Reg.534 (Gren.Ers.Btl.31, 102, 185, 304, 456)
evtl. noch ein paar mehr...!

diese gehörten wiederum zum  XC. Armeekorps (4.PANZERarmee), welchem folgende Einheiten insg. unterstanden:

• Division Nr. 464
• Division Nr. 469
• Division Nr. 404
• Kampfkommandant Chemnitz

(Stand: 30.04.1945)

Kommandeur: Rudolf Pilz.
http://www.balsi.de/Homepage-Generale/Heer/P/Pilz-Rudolf.htm

Vom 27. August 1944 bis April 1945 übernimmt er die Division Nr. 464, welche am 23. September 1942 in Chemnitz aufgestellt wurde. Nachdem sie im März 1945 als Ausbildungs-Division 464 im Raum Zittau-Bautzen mobilisiert wurde, ist sie in Ostsachsen bei der 4. Panzerarmee im Einsatz.

MfG
SG