Autor Thema: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst  (Gelesen 11403 mal)

Concilla

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Hallo,

mein Großvater wird seit Ende des 2. Weltkrieges vermisst und wurde irgendwann für tot erklärt. Nun hatten ich vor geraumer Zeit eine Anfrage an die WASt geschickt, mit den Daten, die uns bekannt waren. Kein Erfolg. Meine Tante hat das Gleiche an den Suchdienst des Roten Kreuzes getan. Ebenfalls ohne Erfolg.

Die wenige Informationen, die wir haben (außer seiner persönlichen Daten natürlich) sind folgende:

Er wurde im Februar 1945 eingezogen. Mein Onkel meint aber, er wäre nicht beim Volkssturm mit dabei gewesen, sondern hätte noch eine (kurze?) Ausbildung in Oschatz oder Oschersleben durchgeführt. Wir haben ein Bild in Postkartengröße von ihm, welches ihn in Unform zeigt. Seine letzte Karte hat er vom Hauptbahnhof Dresden aus geschrieben (März oder April ´45), auf der stand, dass sie sich nun in Richtung Bautzen bewegen. Das war das Letzte, was meine Oma von ihm hörte.

Meine Fragen wären:
Das Bild, das wir haben, würde das Abzeichen auf seiner Uniform irgendetwas Konkreteres aussagen?

Kann ich davon ausgehen, dass die im Lexikon der Wehrmacht aufgeführten Fronttruppenteile im April ´45 in Bautzen stationiert waren und dort auch kämpften?
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Kasernen/Wehrkreis04/KasernenBautzen-R.htm

Kann man irgendwoher die Namen der Soldaten dieser Regimenter/Bataillone erfahren?

Kann man erfahren, welche Regimenter/Bataillone z.B. eben im März oder April von Dresden nach Bautzen aufgebrochen sind? Lageberichte der Wehrmacht?

Leider weiß ich nicht so recht, wie ich wo anfangen kann, um überhaupt erst mal mit den wenigen Infos, die ich habe, heraus zu finden, in welchem Regiment/Bataillone er war/gewesen sein könnte.

Vielen Dank im voraus.

IM

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #1 am: 27.06.08 (14:11) »
Zitat
Das Bild, das wir haben, würde das Abzeichen auf seiner Uniform irgendetwas Konkreteres aussagen?

Das wäre möglich.

Zitat
Kann man irgendwoher die Namen der Soldaten dieser Regimenter/Bataillone erfahren?

Solche Listen gibt es leider nicht.

Zitat
Leider weiß ich nicht so recht, wie ich wo anfangen kann, um überhaupt erst mal mit den wenigen Infos, die ich habe, heraus zu finden, in welchem Regiment/Bataillone er war/gewesen sein könnte.

Vielleicht könnte man einen Ansatz liefern, wenn man weiß, was bisher bekannt ist.

Concilla

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #2 am: 27.06.08 (14:26) »
Vielen Dank.

Alles was bekannt ist, habe ich oben aufgeführt. Mehr weiß ich nicht. Das ist (leider) alles. Außer natürlich Name und Geb.Ort meines Opas. Meine Oma lebt nicht mehr und die Karte existiert leider auch nicht mehr. Nur noch dieses eine Foto ist im Besitz meiner Mutter.

IM

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #3 am: 27.06.08 (14:34) »
Also ist nicht einmal ungefähr bekannt, bei welcher Einheit er war ?

Vielleicht hilft das Foto ja wirklich weiter. Wie sieht das erwähnte Abzeichen denn aus? Oder noch besser, wäre es möglich, das Foto einmal zu sehen ?

Concilla

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #4 am: 27.06.08 (15:01) »
Nein, leider nicht mal ungefähr bekannt, bei welcher Kompanie er war. Es wäre schon ein großer Fortschritt, wenigstens erst einmal das heraus zu finden.

Ich werde mal sehen, ob ich das Foto am Wochenende mal hochladen kann. Ich selbst habe nur eine Kopie davon und kann erst zu Hause sehen, ob das Abzeichen auf der Kopie überhaupt erkennbar ist. Wenn ja, werde ich es hochladen.

Mein Onkel meint, er wäre nicht beim Volkssturm eingezogen worden. Er hatte eine Uniform, welche die Volkssturmleute wohl nicht hatten (?). Und bekam wohl noch eine (kurze) Ausbildung im erwähnten Oschatz oder Oschersleben; er war aber erst im Feb. ´45 eingezogen worden. Wenn nicht Volkssturm, was dann? Sein Geburtsjahr war 1904.

Meine Mutter mutmaßt immer (abgesehen davon, dass es in und um Bautzen viele, schwere Schlachten in den letzten Kriegstagen gab), er könnte bei dem Vorfall am 22.04.1945 in Niederkaina dabei gewesen sein und ist dort mit verbrannt oder erschossen worden. Damals wurden dort über 200 Deutsche, vorwiegend aber Volkssturmmänner der 2. Kompanie des 33. Volkssturmbatallions in einer Scheune bei lebendigem Leib verbrannt bzw. die Flüchtenden sofort erschossen. Aber es scheint keine Namen der Toten zu geben...

Concilla

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #5 am: 27.06.08 (17:09) »
Hier ist nun das Bild. Ist darauf etwas zu erkennen, woraus man schließen könnte Volkssturm oder doch etwas anderes?


IM

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #6 am: 27.06.08 (17:15) »
Also ich würde sagen, Volkssturm ist das nicht, ...

Stahl_gewitter

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #7 am: 06.08.08 (17:43) »
Hallo Concilla,

gern würde ich dir helfen, ich komme aus der Region Bautzen, beschäftige micht mit dem Thema Kampfhandlungen in der Region und könnte, bei etwas mehr Angaben, vielleicht helfen.

Was ganz wichtig ist wäre der Name, den müsstest du mir geben, evtl. via PN, falls du nicht möchtest das er hier auftritt. Dazu das Geburtsdatum.

Vielleicht fragst du auch deine Großmutter nochmal ob diese nicht vllt. doch irgendetwas aufgehoben hat. Selbst die Feldpostnr. auf einer Karte/Brief (selbst wenn diese aus Oschatz oder Oschersleben stammt) könnte etwas zur Einheit verraten.  Kann Sie sich noch UNGEFÄHR an das Datum erinnern (ja ich weiß, wann wart ihr die letzten 10 Jahre beim Zahnarzt....) aber vllt. kann Sie es, war es vor Hitlers Geburtstag (20.April) oder danach? Das Datum, wann die Karte auf dem DDner Bhf verschickt wurde? Weiß sie es noch? Kleinigkeiten sind entscheidend.

Ich habe auch eine Idee, war er zufällig irgendwann kurz vor dem Transport in Richtung Bautzen in Radebeul?

Wieso wurde dein Großvater erst so spät eingezogen? War er in einem kriegsgswichtigen Betrieb angestellt?
Das Abzeichen, kann das ein Parteiabzeichen gewesen sein? Frag deine Großmutter... wie gesagt, vertrauliche Infos per PN an mich.
Vllt. war es auch ein Sportabzeichen, wer weiß?!

Zu Niederkaina.... falls er dabei war, kann ich versuchen zu helfen, habe dazu etwas Material was hilfreich sein kann.
Mann muß zu diesem Massaker hinzufügen, dass es nicht nur die 195 Toten waren die heute offiziell "anerkannt" werden, es waren weit über 200. Die 195 Opfer waren lediglich diese, welche man als "Toten" identifizieren konnte. Der Großteil der Leichen war durch die Hitze des Feuers bis zur Unkenntlichkeit verkohlt und verbrannt, zusätzlich lagen in ganz Niederkaina (Teiche, Gut v.Lobenstein) noch unzählige Leichen herum.

Melde dich bitte bei mir, ich versuche zu helfen.

MfG
SG

Balsi

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #8 am: 06.08.08 (18:25) »
Oschatz ist doch in Sachsen oder? Und Oschersleben bei Magdeburg... Volkssturm tja... erkennbar ja letztlich auch nur an der Armbinde..laut Uniform eher Gefreiter und einfacher Soldat.

Stahl_gewitter

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #9 am: 06.08.08 (20:32) »
Ich habe nochmal das Foto qualitätsmäßig etwas detaillierter gemacht. Ist es abfotografiert, gescannt? Fehlt am Rand noch 1 cm irgendwo? Es wäre wichtig, falls am Arm noch etwas zu sehen ist was uns schonmal beim Dienstgrad helfen könnte.

Hier nun das Foto:



Also er hat an seiner linken Brust irgendetwas, was dort m.E. retuschiert worden ist (kann das sein?) Auch wenn es verhältnismäßig weit oben ist.
Das kam gerade zu DDR Zeiten öfter vor, weil viele Angst hatten, das diese Abzeichen und Symbole den Familien mal "schaden" könnten... jaja soweit hatten die damals die Leute schon, das sogar das letzte Erinnerungsfoto beschmiert werden musste. Traurig!
Habe ich aber schon öfter gesehen.

Für mich trotzdem kein Volkssturm.

Also melde dich!

MfG
SG

Balsi

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #10 am: 06.08.08 (20:45) »
nun ja... was kann da schon gewesen sein... direkt unterm Hoheitsadler... ein Blutorden aber mehr doch auch nicht...oder?

Stahl_gewitter

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #11 am: 07.08.08 (15:41) »
@ Balsi,

nee ich meine SEINE linke Brust, wie ichs geschrieben habe, dort sieht man das etwas überklebt wurde und dort kann auch etwas mehr als unterm Adler gewesen sein  ;)
Ist nur halt nur relativ hoch.

Ich warte immer noch auf Concilla.

Concilla

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #12 am: 07.08.08 (19:31) »
Vielen Dank für Deine Antwort. Hatte gar keine Mail bekommen, dass in dem Beitrag neue Antworten vorhanden sind? Erst Deine PM hat mich dahin geführt.

Hatte dann nur schnell auf Arbeit mal reingeschaut  (frau ist ja neugierig :-)) aber schreiben konnte ich von da aus nicht, obwohl ich natürlich sofort losgetippt hätte.

Ich selbst wohne heute auch in BZ. Bin vor ein paar Jahren hierher gezogen. Meine Oma lebt leider seit über 20 Jahren nicht mehr. Sie wäre auch schon einiges über die 100. Damals, als man Kind war, hat man sich wenig dafür interessiert und zu DDR-Zeiten gab es auch keine große Möglichkeit, diesbezüglich etwas heraus zu finden. Meine Mutter wird in ein paar Wochen 70 und ich würde ihr schon gern noch den Gefallen tun, falls es denn überhaupt noch möglich ist, über den Verbleib ihres Vaters was heraus zu finden. ´45, als er nicht mehr nach Hause kam, war sie gerade 6 Jahre alt und weiß demzufolge nicht viel über diese Sache, nur von späteren Erzählungen her. Ich werde aber auch noch mal meinen Onkel (ihren Bruder) fragen, der ist ein paar Jahre älter und war damals vielleicht 12 oder so.

Die Karte existiert leider nicht mehr. Meine Mutter hat sie auch niemals zu Gesicht bekommen. Demzufolge wissen wir auch keine Feldpostnummer. Das Datum, wann diese Karte ankam, lautet: im März oder im April. Ich weiß, das ist sehr wenig (aber auch hier werde ich nochmal meinen Onkel befragen).  Radebeul, was wäre denn dort gewesen, wenn noch in diese Richtung gekommen wäre?
Kurios ist auch noch, wenn er damals von DD nach BZ mit dem Zug gefahren ist, ist er auf halber Strecke direkt an seinem Zuhause vorbeigefahren. Er konnte es sogar aus dem Zugfenster sehen. Ein letztes Mal, sozusagen.

Tja, die Frage habe ich mir auch schon gestellt: Wieso wurde mein Großvater erst so spät eingezogen bzw. wenn er so spät eingezogen wurde, wieso kam er dann nicht zum Volkssturm, sondern wurde Soldat? Ursprünglich stammte unsere Familie ja aus Oberschlesien und sie sind erst durch die Flucht 1944 in die Nähe von Bischofswerda gekommen. Meine Großeltern hatten jede Menge Kinder :-) also 9 insgesamt und ich glaube, dass war auch der Grund, warum er erst mal nie vorher eingezogen wurde.

Zum Foto: Ja, es ist abfotografiert. Das Original hat meine Mutter, da es auch das einzige Foto überhaupt ist, was von ihrem Vater existiert. Dieses Foto muss aber bereits damals (`45) von einem Passbild vergrößert worden sein (wegen der Qualität des Bildes). Er hat es so geschickt.  Meine Oma hat dies nicht! nachträglich machen lassen. Auf dem Original ist besser zu erkennen, dass unter dem Adler das übliche Zeichen ist. Was sich auf der linken Brustseite befindet, sind Beschädigungen des Bildes. Mehr leider nicht... Rundherum am Foto fehlt auch nichts mehr.

So, das ist erstmal soweit alles. Namen und Geb.datum schicke ich mal per PM. Und dann versuche ich mal meinen Onkel zu erreichen.

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #13 am: 07.08.08 (19:42) »
Na ja er ist in Wehrmachtsuniform, das heißt man hat ihn k.v. geschrieben weil er ausgebildet war, also er irgendwann irgendwo gedient haben muß.
Vielleicht war er vorher in einem kriegswichtigen Betrieb gewesen, und dann bei Herannähern der Front k.v. geschrieben worden. Das ist meine Vermutung!
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Concilla

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Re: Großvater seit Kriegsende ´45 vermisst
« Antwort #14 am: 07.08.08 (20:11) »
Meinen Onkel habe ich erreicht, aber leider nicht viel mehr erfahren. Anfang Feb. ´45 ist die Familie wieder zurück nach Sachsen gekommen (wo sie ja im Herbst ´44 schon einmal war, aber dann erst mal wieder zurück nach Oberschlesien ging). Mein Großvater sollte sich dann hier zwecks Einberufung melden. Somit muss er dann Ende Feb./Anfang März eingezogen worden sein, weil sie ja auch noch eine Weile unterwegs hierher waren. Dann kam er erst mal 3 – 4 Wochen zu einer Ausbildung nach Oschatz (Oschersleben?), wohl eher das Erste.
Als die Karte von DD Hauptbahnhof kam,  hatte er geschrieben, dass sie nun in Richtung Oberschlesien (über Bautzen) fahren würden. Und meine Oma sagte da noch: „Was wollen die denn da noch. Die Russen stehen doch schon in Oberschlesien.“

Anfang Mai ´45 hat der Flüchtlingswagen der Familie in Langburkersdorf bei Neustadt einen Volltreffer erlitten und ist vollkommen ausgebrannt. Und mit ihm alle Papiere. Auch diese letzte Postkarte...

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Nein, er ist vorher nie irgendwo gewesen oder hat gedient. Er war einfacher Stallschweizer.

 

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