Autor Thema: Moral Bombing contra Baedeker Bombardierung.  (Gelesen 3176 mal)

waldi44

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Moral Bombing contra Baedeker Bombardierung.

In der Nacht zum  Palmsonntag vom 28. auf den 29. März 1942 flog die RAF einen Grossangriff auf Lübeck. Die RAF benötigte unbedingt ein militärisches
Erfolgserlebnis. Dazu suchte man sich eine wenig verteidigte deutsche Stadt aus, deren Infrastruktur im weitesten Sinne noch als militärisches Ziel deklariert
werden konnte vor allem aber "gut brennen" sollte.
Neben dem Erfolgsdruck gab es eine neue Direktive des britischen Bomberkommandos, die am 14. Februar 1942 erlassen wurde. Darin  hieß es, dass
Bombenangriffe künftig in erster Linie die Moral des Gegners treffen, nicht mehr primär militärische oder industrielle Ziele. Das sogenannte Moral Bombing.
Lübeck in Norddeutschland gelegen, also relativ leicht und sicher zu erreichen, kaum verteidigt und mit einer historischen Altstadt, die wie Zunder zu brennen
versprach, wurde ausgewählt.
In dieser Nacht warfen 234* Vickers Wellington und Stirling Bomber in rund vier Stunden und drei Wellen etwa 400 Tonnen Bomben, darunter etwa 25.000
Brandbomben ab. Die fünf schweren und vier leichten Flak-Batterien schossen immerhin 12 Flugzeuge ab. 320 Menschen verloren ihr Leben, drei wurden vermisst,
783 verletzt. Über 15.000 Lübecker verloren ihre Wohnungen, weil 1.468 Gebäude völlig zerstört, 2.180 schwer und 9.103 leicht beschädigt wurden.
Als Hitler von dem Angriff erführ, soll er aussersich gewesen sein und umgehende Vergeltung befohlen haben worauf die sogenannten "Baedeker-Angriffe" von
April bis Juni 1942 begannen. Die Angriffsziele wurden nach dem bekannten "Baedecker Reisefrührer" ausgesucht und hatten mindestens drei Sterne- also
bedeutendes Kunstgut/Sehenswürdigkeit. Exeter war dann am 23. April 1942 das erste Ziel, Canterbury das letzte. Manche Städte wurden mehrfach angegriffen.
In einigen Quellen werden auch die Angriffe auf  Bury St Edmunds, Cambridge, Great Yarmouth, Great Yarmouth und  Ipswich als Baedeker-Angriffe bezeichnet.
Diese Ziele lagen alle in Ostengland:
Fanden die Briten noch eine, wenn auch fragwürdige Erklärung für ihre Bombardements, so hatten die Deutschen keine, ausser Rache! Peinlicherweise wurde
die Art der Zielauswahl von einem Grossmaul ausposaunt und von der Weltpresse begierig aufgenommen und verbreitet. Neben dem miesen Resultat der
Bombardierungen, hatte man nun auch noch den moralischen Schaden und den Ruf des Kulturschänders - wieder einmal!
Die Luftwaffe flog etwa 900 Angriffe gegen 5 englische Städte. Dabei verlor sie 33 Maschinen. Rund 1.000 Briten verloren ihr Leben und 50.000 Gebäude wurden
vernichtet. Einige historische Gebäude schwer, andere wieder kaum beschädigt. Alles in allem eine Fussnote des Bombenkrieges, aber wie ich meine, eine mit
einem für die Luftwaffe bitterem Nachgeschmack.

*Zahlen und Angaben können je nach Quelle schwanken.

Amselfeld

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Re:Moral Bombing contra Baedeker Bombardierung.
« Antwort #1 am: 18.05.10 (15:43) »
Ich find den Themenvergleich ziemlich merkwürdig hier. Moral Bombing war die ganze Kriegszeit britische Grundidee, bei den tausenden Angriffen auf deutsche Städte. Dem werden nur die Baedeker Vergeltungsangriffe gegenübergestellt. Was soll das besagen? Rache oder Vergeltung soll schlechter sein, als permanente Vernichtungsangriffe?

 

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