Autor Thema: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg  (Gelesen 188607 mal)

IM

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #45 am: 05.02.08 (09:24) »
Hier noch etwas zur Frage, welche Aufgabe ein Beobachter hatte. Eine Besatzung eines deutschen Kampffliegers bestand aus 4 Personen, dem Flugzeugführer, dem Beoabchter, dem Bordfunker und dem Bordschützen.

Hier mal ein Auszug aus dem Buch "Die deutschen Kampfflieger-Asse" von Georg Brütting:

"Der Beobachter, der oft auch eine Flugzeugführerausbildung hatte, war bei den meisten Kampfflugzeugtypen zweiter Flugzeugführer. Er unterstützte den Flugzeugführer bei Start und Landung, in der Überwachung der Triebwerke und der Bordinstrumente. Den Weg zum Ziel und den Flug zum Einsatzhafen zu finden, ob bei blauem Himmel, ob in der Waschküche von Wolken, ob bei Nacht, war seine Aufgabe. Kurse absetzen, Knemeyer, Karte, Kurs und Kompaß überrechnen, aus einer Wolkenlücke mit Erdsicht franzen, in Zusammenarbeit mit dem Funker Peilungen einholen, Standorte bestimmen, halfen ihm dabei. Als Bombenschütze führte er über dem Ziel den Bombenwurf durch und griff im Luftkampf, wie Bordfunker und Bordschütze, zum Maschinengewehr."

Earl_Grey

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #46 am: 05.02.08 (09:35) »
Schon einmal vielen Dank für die vielen Infos: Das hieße, reine einsitzige Jagdflugzeuge würden schon einmal ausscheiden -> Lässt sich dadurch die in Frage kommende Einheit eventuell etwas näher eingrenzen? (Ich kenne mich da selbst leider gar nicht aus)

Wie gesagt, meine Informationslage ist äußerst dünn, aber: Mein Vater wurde 1942 geboren und meinte, er hätte, als er etwas größer war,  einmal mitbekommen, dass mein Großvater einen "Ausbilderschein Navigation" hatte (Aber es wurde in der Familie nie viel über meinen Großvater gesprochen).

War er eventuell "reiner Ausbilder" in Giebelstadt (Wie war das denn damals bei der Luftwaffe organisiert?)?
Aber wie käme er dann wiederum - ohne Kampfeinsatz - zu dem Ehrenpokal?

Hmmm...  ::)

P.S.: Ach ja: Mein Großvater fiel in den letzten Kriegstagen "durch Kopfschuß beim Ausheben eines Deckungsloches" in Österreich-> Vielleicht ist das noch ein Ansatzpunkt: War es gegen Ende des Krieges üblich, auch Kampfflieger den Bodentruppen zuzuteilen oder lässt sich aus diesem Umstand etwas über meinen Großvater ableiten?
« Letzte Änderung: 05.02.08 (11:15) von Earl_Grey »

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #47 am: 05.02.08 (09:43) »
Zitat
er fiel am 26.04.1945 in Marktl in Niederösterreich.

Auch hier wäre es mal interessant einige Infos zu erhalten. Vermute, daß er im Erdeinsatz fiel. Viele Verbände flogen damals keine Einsätze mehr. Das ist jetzt aber reine Spekulation.

Earl_Grey

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #48 am: 05.02.08 (09:45) »
Das war wohl der gleiche Gedanke: Ich hatte gerade meinen letzten Beitrag diesbezüglich editiert  ;)

IM

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #49 am: 05.02.08 (09:49) »
Dann war mein Gedanke richtig. Naja, wenn Du den genauen Ort hast und auch das Datum, dann bestehen berechtigte Chancen herauszufinden, welche Einheit dort lag.

Viele Verbände der Luftwaffe, meist die Kampffliegerverbände, flogen kurz vor Kriegsende keine Einsätze mehr. Meist lag es daran, daß keine Maschinen mehr vorhanden waren, kein Sprit aufzutreiben war usw.

Earl_Grey

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #50 am: 05.02.08 (10:03) »
Der Tod meines Großvaters stellte sich sicher erst später heraus: Mit Ende des Krieges galt er als vermisst (Sowjetische Gefangenschaft?), wurde 1952 für tot erklärt und erst eine Heimkehrererklärung führte gegen 1968 nach langwieriger Suche nach seinem "provisorischen" Grab an einem Waldrand zur abschließenden Umbettung auf die Kriegsgräberstätte in Oberwoelbling (Österreich) - Block 1 Grab 20.

Die entsprechenden Unterlagen "nach 1945" habe ich noch und werde da noch einmal hineinsehen: Wie komme ich aber von der Einheit des Heeres, der mein Großvater zu diesem Zeitpunkt zugeteilt war (ich gehe davon aus, dass das die Angabe sein wird), zu seiner ursprünglichen Einheit? Ich gehe verständlicherweise nicht davon aus, dass in den letzten Kriegstagen so etwas noch irgendwo sauber dokumentiert wurde ...

IM

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #51 am: 05.02.08 (10:06) »
Zitat
Wie komme ich aber von der Einheit des Heeres, der mein Großvater zu diesem Zeitpunkt zugeteilt war (ich gehe davon aus, dass das die Angabe sein wird), zu seiner ursprünglichen Einheit?

Ich glaube nicht, daß er einer Heereseinheit zugeteilt war. Die Reste der Luftwaffenverbände lagen in der Nähe irgendwelcher Flugplätze. Meist hatten sie keine Aufgaben mehr, wurden dann jedoch von der näherkommenden Front verschluckt oder sie zogen mit dieser dann mit.

Earl_Grey

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #52 am: 05.02.08 (10:24) »
Na, dann schaue ich einmal heute abend in den Unterlagen nach und melde mich dann wieder: Ich bin gespannt ob ich mehr über meinen Großvater in Erfahrung bringen kann. Auf jeden Fall schon einmal vielen Dank für die Unterstützung, IM!

P.S.: Ich habe in der Zwischenzeit einmal die in Giebelstadt stationierten Kampfgeschwader durchforstet: Da scheidet bezüglich des Stichworts "Beobachter" keine aus, das waren auf den ersten Blick alles Bombergeschwader mit mehrköpfiger Besatzung (He 111, Ju 88, Do 17, ...).

Balsi

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #53 am: 05.02.08 (14:28) »
da gibt es ein interessantes Buch:

http://www.amazon.de/gp/product/370201053X?ie=UTF8&tag=deutscgesch0b-21&linkCode=xm2&camp=1638&creativeASIN=370201053X

habe ich daheim.. das ist sehr gut... viell. wird dort ach der betreffende Raum beschrieben muss ich mal nachschauen....

Earl_Grey

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #54 am: 05.02.08 (21:54) »
So, ich habe noch einmal die Nachkriegs-Unterlagen genau unter die Lupe genommen:
1. In der Todeserklärung von 1952 wird unter 3.a Feldpostnummer aufgeführt: 10. Div., Fallschirmjägerregiment 30, 8. Komp.
2. Der Heimkehrer-Erklärung von 1967 ist zu entnehmen:
"[...] Fritz Noë war Oberfeldwebel und Navigationslehrer bei der Luftkriegsschule Straubing. [...] Er fiel in den Kämpfen Ende April 45 oberhalb des Ortes Marktl a.d. Traisen NÖ [...]"
3. Im Anschreiben zur 1968 übersandten Sterbeurkunde wird Giebelstadt/Flugplatz als "letzter Friedensstandort" meines Großvaters bezeichnet.
4. In einem privaten Schreiben an meine Großmutter schilderte der Heimkehrer weitere Details:
"[...] Ich glaube im Sommer 1944 kam Fritz von Strassburg nach Breslau und zog zu mir auf die Stube. Ich war gerade über Land geflogen und lernte ihn, als ich abends zurückkam, kennen. Er räumte gerade seinen Spind ein. Wir verstanden uns vom ersten Tag an gut, in Bezug auf unseren Dienst hatten wir auch viele gemeinsame Anknüpfungspunkte: Er war Navigations- und ich Technik-Lehrer und so hatten wir teilweise dieselben Schüler. [...] Dann kamen die Russen immer näher nach Breslau. Wir flogen nach Diewanov wo wir nur kurze Zeit unterrichteten um dann nach Straubing weiter zu fahren. [...] Am 2. Osterfeiertag fuhren wir dann in den Einsatz in Richtung Linz-Bruck bis nach Graz. [...] [- unleserlich -] ... in diesem neugeschaffenem Regiment, welches unter dem Befehl des Oberstleutnant Wolf stand, den Ihr Sohn persönlich von seinen fliegerischen Einsätzen aus Norwegen kannte. [...] Nach tagelangen, schweren Rückzugskämpfen ist Fritz beim Ausschaufeln eines Deckungsloches durch ein Infanteriegeschoss, das ihn durch den Stahlhelm in den Kopf traf, sofort gestorben. [...]"

Und dabei habe ich noch etwas entdeckt (schlummerte die ganze Zeit zwischen den Unterlagen):
- Den Heiratserlaubnisschein meines Großvaters vom 08. August 1940 mit dem Stempel II./Kampfgeschwader 30, unterschrieben von "Hauptmann und Kommandeur" Hinkelbein (Truppenteil: Dienststelle L 28664 Lgp. Hamburg1, Ort: Gefechtsstand).
-  Den Luftwaffen Navigation-Lehrschein I Nr. 1102 meines Großvaters (erworben: Strausberg, 25. Juni 1944).

Mehr Informationen (außer dem Ehrenpokal von 1942) habe ich jetzt aber wirklich nicht mehr.
Sagen Euch jetzt eventuell die Stichworte "II./Kampfgeschwader 30" - "Norwegen" - "Oberstleutnant Wolf" etc. etwas?
Bzw. wie/wo kann ich mit diesen Angaben weiterrecherchieren um mehr über den gesamten Lebensabschnitt "Luftwaffe" meines Grossvaters in Erfahrung zu bringen?

Danke für Eure Bemühungen!

EDIT: Laut www.lexikon-der-wehrmacht.de war zwischen März 1945 - April 1945 Oberstleutnant Hans Wolff Regimentskommandeur des Fallschirmjägerregiments 30.
« Letzte Änderung: 05.02.08 (22:58) von Earl_Grey »

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #55 am: 05.02.08 (23:04) »
Na, das ist doch schon allerhand an Informationen.

Wenn da die Rede vom letzten Friedensstandort ist, dann ist davon auszugehen, daß er schon vor Kriegsbeginn Soldat war.

Und der Urlaubsschein ist natürlich viel wert. Dann hast Du ja schon einmal eine Einheit. Es wäre die II. Gruppe des Kampfgeschwader 30. Hier mal ein Link:

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Kampfgeschwader/KG30.htm

Das Geschwader ist im Herbst 1939 aufgestellt worden. Wahrscheinlich war er vorher bei mindestens einer weiteren Einheit. Wie Du siehst, war das KG 30 in Norwegen stationiert. Das paßt also.

Dann könnte es sein, daß er auch bei dieser Einheit war, als er den Ehrenpokal erhielt.

Der Schritt vom erfahrenen Beobachter zu einem Navigationslehrer an eine Fliegerschule wäre ebenso nicht ungewöhnlich.

Hier ein Link zum Fallschirmjägerregiment 30:

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Fallschirmjagerregimenter/FJR30-R.htm

Es wäre ebenso nichts ungewöhnliches, wenn kurz vor Kriegsende das Personal seiner Fliegerschule gemeinsam mit allen möglichen zusammengekratzten Landsern zu einer Einheit geformt und an die Front geschmissen worden wäre.

IM

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #56 am: 05.02.08 (23:05) »
Ah, sehe gerade, daß Du während ich meinen Beitrag schrieb den Deinigen noch einmal überarbeitet und schon das Lexikon-der-Wehrmacht gefunden hast, ...

Earl_Grey

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #57 am: 05.02.08 (23:12) »
Nun ja, ich versuche schließlich auch selbst für mich etwas Licht ins Dunkel zu bringen.  ;)
Nur bringe ich Oberstleutnant Wolff in keinen "KG 30-" bzw. "Norwegen-Zusammenhang". :(
Ist es im Ãœbrigen richtig dass man zuerst das EK 2. und 1. Klasse erhalten haben musste bevor man einen Ehrenpokal erhalten konnte?

EDIT: Und gibt es empfehlenswerte Literatur über das KG 30?
EDIT2: Ziehe die Frage nach den Ehrenpokal-Voraussetzungen zurück: Wurde schon in Beitrag #12 beantwortet.

« Letzte Änderung: 05.02.08 (23:23) von Earl_Grey »

IM

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #58 am: 05.02.08 (23:26) »
Es kann sein, daß jener Oberstleutnant Wolff Jahre vorher auch beim Fliegenden Personal war und ebenso im KG 30 flog, aber eben noch nicht als Oberstleutnant, ...

Das mit den EK´s ist richtig. Den Ehrenpokal bekam man nicht einfach so.

Earl_Grey

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Re: Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg
« Antwort #59 am: 05.02.08 (23:43) »
Da habe ich noch etwas gefunden:
http://www.feldgrau.com/KnightsCrossHolders2.php?ID=7151
Demnach (wenn er es ist) war Wolff Staffelkapitän der "1 Fernaufklärungsgruppe 124" ...

Kann man noch den Anlass/Grund für die Verleihung des Ehrenpokals herausfinden?
Gibt es da eventuell irgendwelche (Bundes-)Archive an die man sich wenden kann?

EDIT: Laut Lexikon-der-Wehrmacht war die FAG 124 aber 41-44 in Finnland stationiert und kam erst 45 nach Norwegen.  ::)

EDIT2:
http://www.geocities.com/finnmilpge/fmpg_lw41.html
Hier steht das etwas detaillierter und demnach stimmt das Lexikon-der-Wehrmacht womöglich nicht.  Aber ich persönlich blicke das ehrlich gesagt nicht im Detail ;): (sich überschneidende) Zeiträume, Einheiten (Schwarm? Kette?), (zumindest für mich) sonderbare Abkürzungen wie z.B. "(G2+_H)" ... 
« Letzte Änderung: 06.02.08 (00:04) von Earl_Grey »

 

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