Nun könnte man meinen, über den am 23. August 1939 unterzeichneten „Hitler-Stalin-Pakt“, den Nichtangriffspakt, und das Handelsabkommen, nachdem die Sowjetunion uns mit beträchtlichen Mengen an Rohöl und Getreide belieferte, sei genug diskutiert worden, die UdSSR sei als treuer Vertragspartner einzustufen und völlig unvorbereitet von Hitler „überfallen“ worden. Doch das Buch „Der Eisbrecher“*1, das unter dem Pseudonym Victor Suworow erschienen ist, und auch Bücher wie „Der Wortbruch-Stalin, Hitler und der Zweite Weltkrieg“*2 des Historikers Prof. Werner Maser legen ausführlich dar, in welchem Umfang Stalin sich für diesen Krieg vorbereitet hatte und welche Kriegsziele er anstrebte und dann auch erreichte.
*1 Klett und Kotta-Verlag, Stuttgart, 1995 *2 Olzog-Verlag, München 1994
Stalin hatte noch im September 1939 die Osthälfte Polens besetzt und sich 1940 Litauen, Lettland, Estland und Bessarabien einverleibt. Im November 1939 lässt er die sowjetische Armee in Finnland einmarschieren. Bei allem findet er Stillhalten oder Entgegenkommen Englands und Frankreichs. Einem Stalin hatten diese Staaten in Erfüllung ihrer Beistandsverpflichtung ja auch nicht wegen seines Einmarsches in Polen den Krieg erklärt. Ob unsere Jugend das heute im Unterricht erfährt?
Entgegen dem Geist des Vertrages von August 1989 mit Deutschland verkündete Stalin am 5. Mai 1941 vor ausgewählten Offizieren der Moskauer Frunse-Akademie seine wahren Kriegsziele, wie die heutige historische Forschung in Ost und West ausweist. Ich zitiere: “Der Plan des Krieges ist bei uns fertig. Flugplätze sind gebaut. Landeplätze und Flugzeuge der ersten Linie befinden sich schon dort. Alles zur Bereinigung der rückwärtigen Gebiete ist getan, alle fremden Elemente sind entfernt. Folgerung: Im Laufe der nächsten zwei Monate können wir den Kampf mit Deutschland beginnen. Es besteht ein Friedensvertrag mit Deutschland – aber das sei nur Täuschung oder eher ein Vorhang, hinter dem wir jetzt offen arbeiten können.“ Stalin schließt seinen Vortrag „ES ist Zeit, einzusehen, dass eine entscheidende Offensive, nicht aber Defensive zum Sieg für uns führen kann.“ Das heißt: Sieg für den Bolschewismus. Dies war die Tragik für Deutschland, unser Vaterland, und seine wehrfähigen Jahrgänge.
Unüberhört versichert der Sowjet-Admiral Kusnezow zum Angriff Deutschlands am 22.6.1941: „J.W. Stalin hat diesen Krieg vorbereitet, seine Vorbereitung war umfassend und vielseitig, und er ging dabei von den seinerseits selbst vorgesehenen Fristen aus. Hitler zerstörte seine Berechnungen. Dies alles muss Europa bewusst werden und bleiben!“
Ja, Hitler ist mit dem Angriff auf die Sowjetunion einem unmittelbar bevorstehenden sowjetischen Angriff auf Deutschland zuvorgekommen. Der strategische Aufmarsch dazu stand kurz vor dem Abschluss, wie wir heute wissen. Wäre der bolschewistische Angriff erfolgt, wäre er durch noch so gute und tapfere Abwehr des deutschen Heeres nicht aufzuhalten gewesen. Europa, vermutlich die Welt, sähe heute wohl ganz anders aus.
Für unsere Kriegsgegner im Westen war dieser Krieg im Osten, den sie für ihre Interessen zu schüren wussten, ein kriegsentscheidendes Geschenk. Gewaltige Mengen an Kriegsgerät gingen über den Atlantik in die Sowjetunion. Roosevelt war so schon ganz im Bann von „Old Joe“, von Josef Stalin.
Erinnern wir uns in großen Zügen an die Ereignisse der Jahre 1941 – 1942:
- Mit drei Heeresgruppen auf breiter Front und den Armeekorps der Finnlandfront war die Wehrmacht am 22. Juni 1941 angetreten und erzielte bis November 1941 in mehreren Kesselschlachten große Erfolge. Ich erinnere hier an die Geländegewinne bis kurz vor Leningrad, Moskau und Rostow. Dies wurde erreicht, obwohl in der Masse die Divisionen nur bespannt waren. Wenige Divisionen nur waren gepanzert oder motorisiert. Erst die Schlammperiode und dann ein furchtbarer, langer Winter stoppte alles. Die Temperatur sank lange Zeit auf 30° unter Null und darunter. Erfolge und Niederlagen hingen vom Wetter ab. Wir hatten fast keine Winterbekleidung und trugen noch unsere verschlissene Sommeruniform und leichte Tuschmäntel. Nicht die Rote Armee, der russische Winter hat uns verheerende Verluste beigebracht an Menschen, Waffen und Gerät. Der Nachschub war diesen Anforderungen bei weitem nicht gewachsen und saß im Schnee fest.
- Im Dezember 1941 erklärt Japan nach dem Überfall auf Pearl Habour Amerika den Krieg. Ein Kapitel für sich. Stalin kann seine Armeen aus dem östlichen Sibirien, die für einen Winterkrieg bestens ausgerüstet sind, abziehen und alles an seine Westfront werfen. Meine 60. I.D. (mot.) hat dies in der Winterschlacht bei Rostow am Don unter größten Kältegraden hautnah zu spüren bekommen. In diesem Geschehen erklärt auch Hitler Amerika den Krieg – wie F.D.R. gehofft hatte.
- Zwar hatte das Heer seit dem 22. Juni mehr als 4 Millionen russische Gefangene eingebracht, und zusätzlich hatte die tapfer kämpfende Rote Armee furchtbare Verluste erlitten und mit weiten Räumen Russlands eine ebenso große Rekrutierungsbasis verloren. Aber unsere eigene militärische Kraft, der Panzerbestand, war zusammengeschmolzen. Die deutsche Rüstungsindustrie war damit völlig überfordert.
- Die Verluste der in Russland eingesetzten deutschen Divisionen betrugen im ersten Jahr (bis Juni 1942) 1,3 Millionen Tote, Verwundete und Vermisste. Das waren 40% der im Osten eingesetzten Soldaten. Dieser Prozentsatz ist noch viel höher, wenn man ihn auf die Kampftruppe allein bezieht. Die Heimat war nicht mehr imstande, solche Verluste an erfahrenen Führern, Unterführern und Soldaten rasch zu ersetzen.
- Aus Kräftemangel konnte daher unser Heer 1942 nicht mehr wie 1941 mit drei Heeresgruppen, sondern nur noch mit einer Heeresgruppe offensiv werden. Man wählte den Süden, vielleicht gaben wirtschaftliche Gründe den Ausschlag. Das Kaukasus-Öl war für den Russen lebenswichtig, für die Deutschen höchst erwünscht. Auch lief ein guter Teil der amerikanischen und englischen Hilfslieferungen über Persien, das die Alliierten schon 1941 besetzt hatten.
- Am 28. Juni 1942 beginnt die große Offensive des Zweiten Kriegsjahres in Russland: 68 deutsch und 40 verbündete Divisionen aus Italien, Rumänien, Ungarn, der Slowakei, zusätzliche wallonische, kroatische und finnische Kontingente sowie Freiwillige aus vielen europäischen Ländern greifen an.
- Da keine Kesselschlacht gelingt, greift Hitler in die Operationsführung ein. Er trennt sich vom Chef des Generalstabes des Heeres , Generaloberst Halder, macht sich selbst zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd und war nun in Ämterhäufung: Führer und Reichskanzler, Oberbefehlshaber der Wehrmacht, des Heeres und der Heeresgruppe Süd. Er trug die Verantwortung. Das beeinträchtigte die Führung der Wehrmacht außerordentlich.
- Im August 1942 wehte die deutsche Flagge auf dem 5.623 m hohen Elbrus, dem höchsten der schneebedeckten Kaukasusberge. Deutsche, Slowaken, Finnen, Turkmenen, Kalmücken und Kosaken stehen mit der 6. Armee bei Stalingrad auf dem Hochufer der Wolga und blicken über den Fluss in die Weite der Turkmenensteppe. Stalingrad ist erreicht, das Rüstungs- und Verkehrszentrum liegt unter der Wirkung unserer schweren Waffen.
- Im September 1942 kommt die Offensive zum Stillstand, die Rote Armee hatte neue Kräfte in die Schlacht werfen können. Die deutschen Divisionen bluteten immer mehr aus, ihre Verluste summierten sich und Ersatz kam spärlich. Über die eingleisige Eisenbahn, über Don und durch die Wolga-Don-Steppe war der Bedarf auch transportmäßig nicht zu decken. Die 6. Armee brauchte für den Normalkampftag 10 Züge, und 6 kamen durch.
Wer keine Reserven hat, und wer über lange Transportwege den Nachschub an Munition und Verpflegung nicht mehr decken kann, muss die Front kürzen, muss bereit sein, Raum aufzugeben. Hiervon aber wollte Hitler nichts wissen. Die Russen kämpften im eigenen Land. Sie verfügten über ein unzerstörtes Eisenbahnnetz und waren so in der Lage, Reserven schneller zu verschieben. Die Wende zur Katastrophe für die weit vorgeschobene 6. Armee zeichnet sich ab. Beide Flanken sind schwach geschützt. Im Norden stehen Rumänen, Italiener, Ungarn und in der Kalmückensteppe im Süden nochmals Rumänen. Ich brauche die damalige Situation hier nicht zu vertiefen.
Die deutsche Führung konzentrierte sich in diesen Tagen auf Nordafrika (Landung der Alliierten) und auf den Luftkrieg. Der U-Bootkriegerreicht deinen Höhepunkt.
- Am 23. September 1942 fasst der Oberquartiermeister Süd, Generalleutnant Weinknecht, in einem Vortrag als Denkschrift vor in Stalino versammelten Offizieren die Möglichkeiten der Versorgung der 6. Armee im Winter 1942/43 zusammen: „ Alle nur denkbaren Aushilfen sind getroffen. Wenn OKH GenQu. die gestellten Mindestanforderungen nicht erfüllen kann, sehe ich eine Katastrophe für die 6. Armee im kommenden Winter als un ausweichlich an.“ Aus der „Führerbesprechung“ am 24. Oktober 1942 mit den Oberbefehlshabern der Heeresgruppen und der Armeen, woran auch Göring teilnahm, schilderte der Generalquartiermeiser des Heeres, General Wagner:
„Hitler war von der Beurteilung der Operationen und taktischer Lage durch die Oberbefehlshaber und Chefs sehr beeindruckt. Insbesondere schien ihm der ausgezeichnete klare Vortrag des Oberbefehlshabers der bisherigen Heeresgruppe Süd, nunmehr B – Freiherrn von Weichs – einzuleuchten, der die Zurücknahme der 6. Armee in die Sehne des Donbogens für den Winter vorschlug, wodurch man den Russen die baumlose, menschenleere, von furchtbaren Schneestürmen durchtobte Donsteppe zuschob, durch die Frontverkürzung 3 Korps aussparen, auffrischen und im Frühjahr mit ausgeruhten Kräften erneut antreten konnte, während die Operation im Kaukasus unter günstigeren Witterungsverhältnissen auch im Winter weiterlaufen sollte.“
Als zuletzt Wagner seine Beurteilung der Versorgungslage an Hand der Denkschrift vom 23. September abgab und auf die ungeheure Gefahr für die 6. Armee hinwies, „stand der Reichsfeldmarschall auf, schlug mit seiner fetten Pratze auf den Tisch und sagte: „Mein Führer, ich garantiere für die Versorgung von Stalingrad mit meiner Luftwaffe!“ Darauf Hitler: „Dann bleibt’s dabei“*1
*1) „Der Generalquartiermeister“ Briefe und Tagebuchaufzeichnungen des Generals Eduard Wagner
Obzog-Verlag, München, 1963, Seiten 270 – 271
- Am 19. November 1942 greifen die Russen bei Stalingrad mit starken gepanzerten Kräften im Norden, einen Tag später im Süden an. Vier Tage später vereinigen sich ihre Panzerspitzen bei einem Zangenangriff tief im Rücken der 6. Armee bei Kallatsch. Wir haben es erlebt! 20 deutsche und 2 rumänische Divisionen sind abgeschnitten. Hitler befielt: 6. Armee hält Stalingrad – wir waren dabei.
Der Generalstab der Luftwaffe verkündet, man könnte täglich 350 t Nachschub einfliegen; der Bedarf lag bei 650 t bis 1.000 t – abhängig vom Kampfverlauf.
- Zum Entsatz der eingeschlossenen Divisionen wird die Heeresgruppe Don unter Generalfeldmarschall von Manstein gebildet. Sie steht mit der stark geschwächten 6. Armee und dem Wegfall der rumänischen Armeen vor einer ungedeckten Frontlücke von mehr als 150 km Breite. Zunächst werden Alarmeinheiten, bestehend aus zurückkommenden Urlaubern und Leichtkranken in die Lücke geworfen.
- Ende November hatte man noch glauben können, Stalingrad würde sich aus der Luft versorgen lassen. Mitte Dezember war ein solcher Irrtum nicht mehr entschuldbar. Der tägliche Nachschub schafft im Durchschnitt nur 100 t. Die Truppe hatte pro Tag und Mann nur noch 200 g Brot, 200 g Fleisch, 30 g Käse, 30 g Fett, und 3 Zigaretten verfügbar. Jedermann konnte sehen, dass die Armee im offenen Gelände bei schwerem Winterkampf verhungern würde, bliebe sie noch längere Zeit auf Luftversorgung angewiesen.
- Am 12. Dezember 1942 beginnt der Entsatzangriff Mansteins: 120 km durch Feindesland sind zu überwinden, 70 km werden geschafft. Doch damit ist die Angriffskraft erschöpft. Ab weihnachten 1942 bleibt für die 6. Armee nur der Endkampf. Fünf Wochen später, am 2. Februar 1943, geht die Schlacht um Stalingrad zu Ende. Die Reste der 6. Armee ergeben sich. Von 170.000 im Kessel verbliebenen Soldaten der Wehrmacht sind über 60.000 gefallen. Rund 110.000 gehen in die Gefangenschaft, nur etwa 6.000 von ihnen überleben. Einige sitzen jetzt vor mir unter uns! Zuvor hatte die Luftwaffe 25.000 Verwundete ausgeflogen. Über das Schicksal der miteingeschlossenen verbündeten Soldaten ist wenig bekannt.
- Den Russen war es innerhalb dreier Monate gelungen, zwei deutsche Armeen (4. und 6.) fast vollständig zu vernichten, ihren in der Sommeroffensive verlorenen Raum zurückzuerobern und den uns verbündeten Armeen (4) die Bereitschaft an einer weiteren Beteiligung am Ostfeldzug zu nehmen. Hart war der psychologisch Schock. Zum ersten Mal konnten in diesem Kriege eigene Kameraden nicht freigekämpft werden. Zum ersten Mal erlebte die Führung die Vernichtung einer vom Feind eingeschlossenen Armee. Es begann dem deutschen Soldaten zweifelhaft zu erscheinen, ob dieser Gegner in diesem Kriege noch vernichtend geschlagen werden konnte. Für die Führung war es eine Zeit dauernder Aushilfen gewesen: „Unser Bettuch war viel zu klein“, sagte Generaloberst Guderian.
Ãœbrigens:
- Zwei geschichtliche Unternehmen westeuropäischer Militärmächte gegen Russland haben gezeigt, dass die Landmacht Russland nicht zu schlagen ist. Schon König Karl XII von Schweden scheiterte m nordischen Krieg 1709 bei Poltawa sowie Napoleon 1812 bei Moskau an der Weite des Raumes, auch an der Kühnheit und Tapferkeit russischer Truppen.
- Mehr als eine Million Russen haben im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite gekämpft. Mehr als 20.000 von ihnen starben in Stalingrad. Nur wenige von ihnen dürften für Hitler oder ein nationalsozialistisches Deutschland gefochten haben, sondern die meisten von ihnen wollten wie wir den Untergang des Kommunismus, die Freiheit, wie etwa später der russische General Wlassow.
Zur Erinnerung einige Stichworte zum weiteren Kriegsverlauf ab 1943:
- Noch während der Schlacht um Stalingrad fordern die Alliierten auf der Casablanca-Konferenz im Januar 1943 die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Diese Aussicht motiviert uns Soldaten zu noch mehr Einsatzwillen. Stalin lacht sich ins Fäustchen, die kommende bedingungslose Kapitulation ist sein Sieg. Churchill und sein Weltreich müssen sie bitter bezahlen. In Teheran im Dezember 1943 einigen sich Stalin; Roosevelt und Churchill über die Teilung Deutschlands Nach dem Sieg.
- Die deutsche Offensive im Mai 1943 – Schwerpunkt die Panzerschlacht bei Kursk - scheitert. Es beginnt der Rückzug unserer Truppen an der gesamten Ostfront. Goebbels fordert im März 1943 den „ totalen Krieg“. Doch der Krieg ist im Grunde total entschieden.
- Schwere Luftangriffe auf Hamburg und Berlin leiten die planmäßige Zerstörung der deutschen Großstädte ein. Dabei wird erstmalig die Technik der sogenannten „Feuerstürme“ angewendet, eine unmenschliche Kriegsführung ohne operativen Wert, die im Februar 1945 die Zivilbevölkerung in Dresden und die nach Norden Flüchtenden durch Tiefflieger besonders mörderisch trifft.
- Unvorstellbare Greuel/Untaten des Naziregimes ereignen sich hinter unseren Fronten in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald!
- Im Juni 1944 gelingt die alliierte Landung an der Normandieküste.
- Im Attentat auf Hitler am 20.Luli 1944 gipfelt der Widerstand im Dritten Reich gegen das NS-Regime. Dieser Widerstand hat vielfältige Formen gezeigt, die nur schwer unter einen zentralen Begriff zusammengefasst werden können. Vergessen wir nicht, dass dieser Widerstand wesentlich aus den Reihen von Offizieren der Wehrmacht kam – denken Sie an den schwer kriegsversehrten Grafen Stauffenberg. Seine letzten Worte waren: „Es lebe unser heiliges Deutschland!“ Die Handlungsmöglichkeiten der Einzelnen waren jedoch sehr begrenzt, wenn nicht unrealistisch eingeschätzt.
- Der Krieg in Europa endet mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945. Der Krieg hinterlässt Trümmer und Ruinen, leid und Tod. Für viele ist der Leidensweg mit dem Ende des Krieges nicht vorbei, sondern setzt sich fort in Gefangenschaft und Vertreibung, Hunger und Krankheit fordern viele Opfer. Für die besetzten Länder warf es eine Befreiung vor allem vom NS-Regime, für uns Deutsche die völlige Niederringung unseres Landes. Wir können z.B. die barbarischen Terrorangriffe der letzten Kriegszeit nicht als Taten der Befreiung behandeln.
Der Zweite Weltkrieg gehört zu den furchtbarsten Tragödien der deutschen und europäischen Geschichte. „Man kann als Deutscher den Zweiten Weltkrieg eine Tragödie unseres Pflichtbewusstseins nennen.“ (Helmut Schmidt)
Kurz nur Stichworte zur Nachkriegszeit:
- Deutschland steht unter Besatzungsrecht
¼ Deutschlands wird unter polnische und sowjetische Verwaltung gestellt, die Bevölkerung grausam vertrieben, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit -
- 1951 beenden die Westmächte den Kriegszustand
- 1955 Aufnahme der jungen Bundesrepublik in die NATO
- 1956 Aufbaubeginn der Bundeswehr, Einführung der Wehrpflicht
- 1957 Eingliederung der Saar nach Abstimmung
- 1998 Feindstaatenklausel noch immer nicht aufgehoben !!! noch kein Friedensvertrag
Im Zuge des Aufbaus der Bundesrepublik fliegt Bundeskanzler Konrad Adenauer 1955 nach Moskau, verhandelt mit der sowjetischen Staatsführung und erreicht im Rahmen der Verhandlungen vor Aufnahme diplomatischer Beziehungen die Entlassung von 9.000 Spätheimkehrern.
Dass sich nicht indoktrinierte teile unseres Volkes, die Jugend, in Ehrfurcht vor den Opfern des Krieges verneigen, zeigen ja die Auseinandersetzungen um das Treffen der Gemeinschaft der Ritterkreuzträger in den letzten Jahren (Celle, Dresden, Hammelburg). Einige Medien und Politiker verurteilen die Treffen, für sie ist es eine Provokation.
Heute wäre eine Totenwache von Ritterkreuzträgern der Bundeswehr bei einem Staatsbegräbnis wie im April 1967 bei Konrad Adenauer unvorstellbar.
Unter der am 17. Februar d.J. im Alter von 102 Jahren verstorbene letzte Ritter des Ordens Pour le mérite, der Dichter und Philosoph Ernst Jünger, nach den Worten des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ein „einzigartiger Zeuge unserer Zeit“, bleibt ohne Ehrengeleit der Bundeswehr bei der Trauerfeier. Der Verstorbene schreibt in seinem letzten Buch: „Ich fand neulich einen folgenden Satz in der Bibel ,Epheser, möge Euch nie der Wohlstand ausgehen, damit nicht öffentlich wird, wie heruntergekommen Ihr seid.“
Über Treue, Tapferkeit und Auszeichnungen hielt Generalmajor d. Bw. Jürgen Reichardt am Volkstrauertag an der Panzertruppenschule in Munster am 15. November 1997 einen bemerkenswerten Vortrag. Seine Meinung zu diesem Thema vor den Traditionsverbänden fand großen Beifall.
Werfen wir einen Blick nach vorn. Die Bundeswehr, eine akzeptierte Armee in einer parlamentarischen Demokratie, ohne dass sie leugnet, wo sie herkommt, meistert ihren Werdegang im Wandel des Zeitgeistes: Probleme der Wehrgerechtigkeit, wechselnde Wehrpflichtdauer, steigende Zahlen von Kriegsdienstverweigerern, höchstgerichtliches „Soldaten-sind-Mörder“-Urteil und Blockade von Kasernen und Manövern, Großdemonstrationen vor allem gegen die öffentliche Auslegung des feierlichen Gelöbnisses in Bonn, Bremen, Hannover, Emden und Berlin waren die Regel. In Frankfurt/Oder hatte der Rat der Stadtoffensichtlich die großen Leistungen der Bundeswehr zur Sicherung der Deiche beim Oderhochwasser 1997 schon vergessen. Trotz allem ist das Ergebnis ein Erfolg im Durchstehen.