Autor Thema: Stalingrad.  (Gelesen 44714 mal)

wal

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Stalingrad.
« am: 21.10.07 (21:57) »
Das Wort Stalingrad wird oft genannt. Die ganze Armee ist verlorengegangen. Wie ist die Ursache? Wer traf die Entscheidung diesen Angriff zu machen?

Nightwish

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Re: Stalingrad.
« Antwort #1 am: 21.10.07 (23:17) »
Öhm...

http://forum.balsi.de/index.php?topic=4124.msg29097#msg29097

Zitat
Warum nahm Paulus diesen Angrif nach Stalingrad vor? Wie beabsichtigte er dort seine Armee zu versorgen?
Nach den Krieg lebte er gar nicht schlecht.
Was war das, Misserfolg, Fehler oder Verrat?

Zitat
Soviel ich weiß, Hitler hatte keine militaerische Ausbildung. War seine Erfahrung in erste Weltkrieg genug, um solche Entscheidungen zu treffen? Wer war seine Berater?

Wie Jan-Hendrik schon schrieb, den Befehl gab Hitler. Paulus ist ja nicht aus Eigeninitiative dorthin marschiert (und mit ihm die 6.).

Du willst wissen, welche strategischen Erwägungen hinter der Entscheidung (Hitlers) standen, Stalingrad einzunehmen!? Damit "kein Schiff mehr die Wolga hinauf"-kommt (Adolf Hitler) unter anderem. Die Entscheidung Truppen für die Eroberung Stalingrads abzuziehen war sicher nicht so schlau. Sie hätten an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden können.
« Letzte Änderung: 22.10.07 (11:21) von Nightwish »
lerne leiden, ohne zu klagen

... wenn man sonst nichts Wertvolles [sic!] beizutragen hat...

waldi44

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Re: Stalingrad.
« Antwort #2 am: 21.10.07 (23:21) »
Wal bezieht sich sicher hierauf:http://forum.balsi.de/index.php?topic=4124.0. Wobei ein Teil der Antwort dort schon gegeben wurde und nicht Paulus entschied irgendwas, sondern Hitler!

Nightwish

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Re: Stalingrad.
« Antwort #3 am: 21.10.07 (23:23) »
Ja, das dacht ich mir auch, hat nur etwas länger gedauert das zusammenzubasteln  ;) !
lerne leiden, ohne zu klagen

... wenn man sonst nichts Wertvolles [sic!] beizutragen hat...

wal

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Re: Stalingrad.
« Antwort #4 am: 22.10.07 (00:05) »
Alles klar. Wer hat die technische Begruendung fuer diese Operation vorbereitet? Abwehr? War jemand dagegen?
Was wurde erwartet? Wenn Russen einen deutsche Panzer an  der Wolga Ufer sehen, dann kapitulieren sie sofort, oder was?
 Ich habe nicht gehoehrt, dass Russen sich bei Stalingrad besonders geschickt benahmen. V.Suvorow schrieb:"Haetten Russen bei Rostow einen Angriff getan, war es fuer die Deutschen noch schlimmer...".
Und frueher war einen Angriff nach Moskau.
 Das ist sehr seltsam. Professionals sollen solchen Fehler nicht machen.

W.T

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Re: Stalingrad.
« Antwort #5 am: 22.10.07 (05:19) »
Bei Rostow?

Das war doch während der Stalingradschlacht doch schon seit Monaten in Deutscher Hand. Wie sollte so ein Schlag Richtung Rostow aussehen?  ???

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Re: Stalingrad.
« Antwort #6 am: 22.10.07 (17:07) »
@wal meinte wahrscheinlich , das man nach den Durchbrüchen an der überdehnten Stalingradfront gleich und ohne Unterlassung bis nach Rostow durchstoßen hätte können, das wäre vielleicht das Ende des Ostkrieges gewesen... ::)
Der Angriff auf Stalingrad war militärisch äußerst sinvoll, er mußte zur Flankendeckung der großen operativen Aktion der Eroberung des Kaukasus und der Erdölquellen auf jeden Fall stattfinden. Da man zur vollen Offensive über die gesamte Frontbreite Nord-Süd nicht mehr in der Lage war, waren die wirtschaftlichen Gebiete im Süden die durch diese Offensive gesichert bzw. erobert werden sollten, aus deutscher Sicht fast kriegsentscheident!
Wäre die Stalingradschlacht gewonnen, d.h. die Frontlinie von Nikolskoje im Süden bis etwa Kamyschin im Norden gehalten worden und gleichzeitig der Kaukasus erobert worden, wäre der Süden für die UdSSR verloren gewesen.
Für die nächste Sommeroffensive hätte das bedeutet, man hätte ca. 500 km im Rückraum Moskaus gestanden ! Die Offensive wäre sehr einfach gewesen, rechte Absicherung Wolga , ganze Offensivkraft nach Norden eindrehend, bei Beibehaltung der Front Nord und Mitte, Richtung Kasan (1000 km östlich Moskaus), Gorki, Jaroslawl.
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wal

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Re: Stalingrad.
« Antwort #7 am: 22.10.07 (20:39) »
Gut. Wenn diesen Plan sinvoll war, was ist eigentlich schief gegangen?

Jan-Hendrik

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Re: Stalingrad.
« Antwort #8 am: 22.10.07 (20:50) »
Das man den Plan mittendrin über den Haufen geworfen hat, die Heeresgruppe in zwei Teile aufgeteilt hat und dachte, man die Ziele, die man ursprünglich nacheinander angehen wollte, plötzlich auch gleichzeitig erreichen könne. Ergo: Schwerpunkt vermasselt, weil nicht mehr existent, die Logistik zum Zusammenbruch gebracht und das Ende vom Lied: keines von beiden Zielen wirklich erreicht und im Nachhinein noch ne Megaklatsche kassiert  :o

Und wenn man etwas mehr Mut gehabt hätte, dann hätte man sich nicht so sehr auf Stalingrad fixiert, sondern wäre so schnell als geht Donabwärts gestoßen und hätte in Rostow den Sack hinter den Kaukasustruppen dicht gemacht...das wäre dann das komplette Desaster geworden  ;)

Jan-Hendrik
« Letzte Änderung: 23.10.07 (17:38) von Jan-Hendrik »

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Re: Stalingrad.
« Antwort #9 am: 23.10.07 (16:54) »
Der user wal ist wohl aus dem Auslande, deswegen wäre es angebracht genauer zwiscehn deutscher und russischer offensive zu unterscheiden.
Also in meinem Beitrag bezieht sich erster Eintrag auf die russische Gegenoffensive und zweiter Beitrag auf die deutsche Offensive, bei Jan-Hendrick ist es umgekehrt!
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waldi44

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Re: Stalingrad.
« Antwort #10 am: 23.10.07 (22:59) »
@wal meinte wahrscheinlich , das man nach den Durchbrüchen an der überdehnten Stalingradfront gleich und ohne Unterlassung bis nach Rostow durchstoßen hätte können, das wäre vielleicht das Ende des Ostkrieges gewesen... ::)
Der Angriff auf Stalingrad war militärisch äußerst sinvoll, er mußte zur Flankendeckung der großen operativen Aktion der Eroberung des Kaukasus und der Erdölquellen auf jeden Fall stattfinden. Da man zur vollen Offensive über die gesamte Frontbreite Nord-Süd nicht mehr in der Lage war, waren die wirtschaftlichen Gebiete im Süden die durch diese Offensive gesichert bzw. erobert werden sollten, aus deutscher Sicht fast kriegsentscheident!
Wäre die Stalingradschlacht gewonnen, d.h. die Frontlinie von Nikolskoje im Süden bis etwa Kamyschin im Norden gehalten worden und gleichzeitig der Kaukasus erobert worden, wäre der Süden für die UdSSR verloren gewesen.
Für die nächste Sommeroffensive hätte das bedeutet, man hätte ca. 500 km im Rückraum Moskaus gestanden ! Die Offensive wäre sehr einfach gewesen, rechte Absicherung Wolga , ganze Offensivkraft nach Norden eindrehend, bei Beibehaltung der Front Nord und Mitte, Richtung Kasan (1000 km östlich Moskaus), Gorki, Jaroslawl.
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@logo: Der Angriff auf Stalingrad war keine flankendeckende Operation (war zwar so geplant, wurde aber von Hitler durch seinen eigenen Plan, nämlich die Eroberung Stalingrads, geändert), sondern eine eigenständige Angriffsoperation auf ein neues Ziel! Initiator war Hitler, weil er in der irrigen Annahme war (nicht zum ersten und letzten Mal), dass die Russen am Ende sein. Eine Million Toter und zig Millionen in Gefangenschaft geratener Russen "bestätigten" seine Annahme und bestärkten ihn in seinem Glauben, die Truppen seien stark genug zwei Primärziele gleichzeitig zu erobern.
Wie Jan Hendrik schon richt bemerkte:"...keines von beiden Zielen wirklich erreicht und im Nachhinein noch ne Megaklatsche kassiert".
Das Öl von Baku war in der Tat wichtig. Wichtig wäre auch die Unterbrechung der Wolga. Wichtig auch die Eroberung Stalingrads. DAS wussten aber auch die Russen und anstatt, dass man deutscherseits einen Schwerpunkt bildete, verzettelte man sich völlig und entging nur knapp einer Meganiederlage. Stalingrad war schon schlimm genug, aber der Verlust der Truppen an der Kakasusfront durch einen Megakessel, hätte vielleicht tatsächlich das Ende des Krieges bedeutet.
Vorerst bedeute der Untergang der 6. Armee "nur" den Beginn des "Totalen Krieges"!
Ob nun das Ausharren der 6. Armee einen Nutzen hatte oder nicht, ist bis zum heutigen Tag ein heisses Diskussionsthema.

Zum Thema: http://feldpost.mzv.net/




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Re: Stalingrad.
« Antwort #11 am: 24.10.07 (13:43) »
Völlig richtig @waldi aber so tief wollte ich doch nicht gehen.... ::), denn eigentlich sollte nach Einkesselung der "Roten Hauptkräfte", Stalingrad aus der Bewegung genommen werden und keinen Hauptschwerpunkt bilden (das war die Planung)!
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Balsi

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Re: Stalingrad.
« Antwort #12 am: 24.10.07 (17:00) »
passt zwar nicht ganz zum Themenverlauf aber da ich gerade drauf stiess:

Ansprache anlässlich des 21. Bundestreffens der Stalingradkämpfer
Am 19. September 1998 in Limburg/Lahn
Erich Klein, Major d.R.

Liebe Stalingradkameraden, verehrte Gäste und Freunde unseres Bundes!

Wir Stalingrader treffen uns alle zwei Jahre hier in Limburg.

Warum wir diese Schicksalsgemeinschaft auch nach 55 Jahren pflegen und wachhalten, auf diese Frage will ich versuchen, eine Antwort zu geben.

Dass ich den Vortrag bei unserem 21. Bundestreffen halten darf, dafür war wohl meine Teilnahme an der Reise der ersten Delegation unseres Bundes nach Wolgograd 1993 ausschlaggebend. Ich danke dem Vorstand für das Vertrauen.

Diese Reise, geleitet vom 2. Vorsitzenden unseres Bundes, Kamerad Helmut Walz, diente der Aussöhnung über den Gräbern mit unserem damaligen Gegner. Herzlich war dort unsere Aufnahme. Von den Stalingrader Kriegsveteranen hörten wir keine Anklage, keine Aufrechnung. Einig waren wir uns darin, dass die Botschaft Stalingrad für damalige Unmenschlichkeit und für die Nutzlosigkeit der Kriege steht, sie erinnert zugleich an soldatischen Mut und Tapferkeit, an Opfer, Not und Elend. In Rossoschka sprechen wir mit Helfern unseres Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge bei schwierigen Arbeiten im Gelände eines anzulegenden deutschen Soldatenfriedhofes. Einen krönenden Abschluss bildete das Gespräch mit Herrn Prof. Dr. Zygankow, einem Stalingradkämpfer der 62. russischen Armee, der mir dieses Buch überreichte mit der handschriftlichen Widmung:
„Dem hochverehrten Kriegskameraden Erich Klein zur guten Erinnerung an unser Treffen auf dem Boden von Stalingrad nach 50 Jahren. Lasst uns für immer den Krieg verdammen und für alle Zeiten in Frieden und Freundschaft leben.“ Wir gaben uns die Hand, und in diesem Augenblick hatte ich den Eindruck, auf dieser Welt sei etwas gerechtes geschehen.
Wir damaligen Frontsoldaten haben die Last des Krieges und das damit verbundene unermessliche Leid erfahren. Wir danken der Vorsehung, dass uns das Leben nach vielen Prüfungen erhalten geblieben ist. Unsere Pflicht ist es , für unsere toten Kameraden, die ihr Leben für ihr Vaterland einsetzten, zu sprechen und mitzuhelfen-dass sie nicht den Urhebern und Mitläufern der Hetzkampagne gegen die Wehrmacht schutzlos gegenüberstehen.

Mit Freude stelle ich fest, dass diese Veranstaltung in all den Jahren nichts an Ausstrahlung und Bedeutung verloren hat.

Als Angehöriger der ehemaligen Danziger 60. I.D.(mot.) stehe ich hier, wie vor mir meine Divisionskameraden Dr. med. Ottmar Kohler (1960), Dr. med. Werner Arndt (1972), Dr. med. Hubert Haidinger (1992) und Carl-Hermann Clauberg (1996). In der Nordriegelstellung von Stalingrad war ich Offizier im AR 160 (mot.). In sowjetischer Kriegsgefangenschaft wurde ich am 24. Dezember 1949 in Rostow am Don ohne Anklage und ohne Verteidigung zum Tode verurteilt, umgewandelt in 25 Jahre Arbeitslager. Die Rehabilitierung durch die Staatsanwaltschaft des Obersten Russischen Gerichts erfolgte am 14.11.1994 und erreichte mich durch Schreiben des deutschen Botschafters in Moskau vom 4.2.1995. Als Spätheimkehrer des Jahres 1953 bekenne ich dankbar, der Generation anzugehören, die in der Wehrmacht weltweit anerkanntes, bewundertes Soldatentum gemäß Völkerrecht bewiesen hat.

In der Wirtschaft war ich in verantwortlichem Aufgabenbereich bemüht, Ludwig Erhardts Gedanken/Grundregeln umzusetzen. In der Bundeswehr habe ich als Reserveoffizier versucht, meinen Beitrag zu leisten gegen Verständnislosigkeit eines großen Teils der deutschen Öffentlichkeit für unser deutsches Volk, für europäische Lebensinteressen, für eine Verstärkung der NATO, für die Sache des Friedens und der Freiheit.

Den Weg der Bundeswehr habe ich seitdem in kameradschaftlicher Aufmerksamkeit verfolgt.

Das Geschehen um Stalingrad möchte ich hier nicht im einzelnen nachvollziehen und alte tiefschlummernde Erinnerungen wecken. Darüber ist Ihnen an dieser Stelle beim 14. Bundestreffen 1984 von Oberst a.D. Dr. Manfred Kehrig ein geschichtlicher Überblick gegeben worden. Ich will einfach versuchen, deutlich zu machen, warum alles so gekommen ist und wie es dann im Februar 1943 mit der 6. Armee an der Wolga endete.

Die Weltkriege 1 und 2 wurden gegen Festland-Europa geführt, dessen Kern einst die Österreich-Ungarische Donaumetropole und das Deutsche Reich waren. Zur Ursache konnte sich Winston Churchill deutlicher nicht ausdrücken, wie er es in seinen Memoiren (1952, Weltkrieg II, Bd. 1, Seite 162/163) getan hat. Zitat:

„Seit 400 Jahren war es das Ziel der Außenpolitik Englands gewesen, sich der stärksten, vorherrschenden Macht auf dem Kontinent entgegenzustellen. Da Deutschland wirtschaftlich zu stark wurde, konnten wir eine deutsche Vorherrschaft in Europa nicht akzeptieren. Deutschland musste in Europa und auf dem Weltmarkt als Konkurrent ausgeschaltet werden.“

Was1939 bis 1945 in einer noch nie dagewesenen  europäischen Katastrophe endete, begann schon 1914. Der französische Publizist Raymond Aron bezeichnete die Jahre 1914 bis 1945 als „30-jährigen Krieg“. Dieser zweite 30-jährige Krieg hat unserem Volk  schreckliche Wunden geschlagen mit großen Opfern an Zivilisten, Soldaten, Kriegsgefangenen, durch Kampfhandlungen, Vertreibung, Terror und Gewalt.

Das Versailler Friedensedikt von 1919 (lt. Theodor Heuß kam ein Hitler in Versaille zur Welt) war für die meisten Deutschen Ursache schwerster wirtschaftlicher wie seelischer Bedrängnis und Nöte. Dazu gehören die Abtretung von Gebieten, die von Deutschen bewohnt waren oder denen andere Bewohner die Zugehörigkeit zu Deutschland bejahten wie in den größten Teilen Westpreußens, Posens und den wirtschaftlich bedeutenden Teilen Oberschlesiens an  Polen, des nördlichen Teils von Schleswig an Dänemark, des Memellandes an Litauen, das es zunächst zur Verwaltung erhielt, von Elsaß-Lothringen an Frankreich, die Herauslösung von Danzig, das als Freie Stadt dem Völkerbund unterstellt wurde, die Herauslösung des Saargebietes für einen Zeitraum von 15 Jahren. Besonders wirkte sich ja die Besetzung des linken Rheinufers mit Brückenköpfen bei Köln, Koblenz und Mainz, die nicht vertragliche Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen in Verbindung mit den erst 1930 durch den Young-Plan betragsmäßig in Höhe von 34,5 Milliarden Goldmark festgesetzten Reparationen, zahlbar bis 1988, auf die Wirtschaft Deutschlands aus. Das alles führte zum vollständigen Zusammenbruch der Währung, dem ein Anstieg der Arbeitslosigkeit bis zur Höhe von 6 Millionen Arbeitslosen 1932 folgte.

In diesem Geschehen fand Hitler jenen Nährboden, den er für seine Endziele nutzbar zu machen wusste. Erinnert sei daran, dass Hitler 1938 auf dem Höhepunkt seiner Macht stand, er hatte die Massenarbeitslosigkeit durch Aufbau der Rüstungsindustrie und des Straßennetzes (Stichwort Autobahnen) beseitigt, Österreich „heim ins Reich“ geholt, die Saar war seit 1935 wieder deutsch und die Tschechoslowakei konnte er mit Duldung von Paris und London besetzen. Der mit der Parole „Ein-Volk-ein-Reich-ein-Führer“ ausgelöste Rausch saß tief im Volke, zumal jede Opposition ausgeschaltet  und verboten war. Jedoch auch viele andere jubelten ihm zu, nich zuletzt aus dem Ausland. Und weil heute soviel von unserer Schuld gesprochen wird: Für vieles, was damals geschah, kann eine internationale Schuld nicht einfach bestritten werden.

Wir erinnern, dass Hitler sehr schnell, von der breiten Masse des Volkes getragen,  aber auch vom Ausland respektiert und geachtet (denken wir an die Olympiade in Berlin 1936), aufstieg. Hitler, der schon viel früher in „Mein Kampf“ der Welt seine wirklichen Ziele offen zu Papier gebracht hatte. (Wenige haben das Buch wohl gelesen.)

Schon vor Hitler und dem Nationalsozialismus In Deutschland sah die Welt in Osteuropa 1917 einen Lenin, dann einen Stalin und mit diesen den Kommunismus emporsteigen! Sie sah eine Weltanschauung aufkommen, die danach trachtete, sich nicht nur in der Sowjetunion, sondern weltweit auszubreiten ......

Etwa zur gleichen Zeit waren also in Europa zwei Despoten an die Macht gekommen, es genügt dies festzustellen, ohne in die Details des sogenannten „Historiker-Streits“ einzusteigen. Dass früher oder später der Eine den Anderen auf Dauer im Wege stehen musste – was Europa betraf – erschien damals schon Vielen unausbleiblich.

Von Hitlers Angriff auf Polen zur Lösung der Danzig- und Korridor-Frage steht nicht allein der Pakt mit Stalin. Stalin gelang es, Hitler zum Auslöser eines Krieges zu machen, der seinen eigenen Vorstellungen der Unvermeidlichkeit eines Zweiten Weltkrieges zwischen den imperialistischen Staaten und seiner marxistisch-leninistischen Revolutionsstrategie entsprach. Diesen Krieg wollte er gewinnen und so die Bolschwisierung Europas und der Welt betreiben.

Balsi

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Re: Stalingrad.
« Antwort #13 am: 24.10.07 (17:00) »
Nun könnte man meinen, über den am 23. August 1939 unterzeichneten „Hitler-Stalin-Pakt“, den Nichtangriffspakt, und das Handelsabkommen, nachdem die Sowjetunion uns mit beträchtlichen Mengen an Rohöl und Getreide belieferte, sei genug diskutiert worden, die UdSSR sei als treuer Vertragspartner einzustufen und völlig unvorbereitet von Hitler „überfallen“ worden. Doch das Buch „Der Eisbrecher“*1, das unter dem Pseudonym Victor Suworow erschienen ist, und auch Bücher wie „Der Wortbruch-Stalin, Hitler und der Zweite Weltkrieg“*2  des Historikers Prof. Werner Maser legen ausführlich dar, in welchem Umfang Stalin sich für diesen Krieg vorbereitet hatte und welche Kriegsziele er anstrebte und dann auch erreichte.
*1 Klett und Kotta-Verlag, Stuttgart, 1995   *2 Olzog-Verlag, München 1994

Stalin hatte noch im September 1939 die Osthälfte Polens besetzt und sich 1940 Litauen, Lettland, Estland und Bessarabien einverleibt. Im November 1939 lässt er die sowjetische Armee in Finnland einmarschieren. Bei allem findet er Stillhalten oder Entgegenkommen Englands und Frankreichs. Einem Stalin hatten diese Staaten in Erfüllung ihrer Beistandsverpflichtung ja auch nicht wegen seines Einmarsches in Polen den Krieg erklärt. Ob unsere Jugend das heute im Unterricht erfährt?

 Entgegen dem Geist des Vertrages von August 1989 mit Deutschland verkündete Stalin am 5. Mai 1941 vor ausgewählten Offizieren der Moskauer Frunse-Akademie seine wahren Kriegsziele, wie die heutige historische Forschung in Ost und West ausweist. Ich zitiere: “Der Plan des Krieges ist bei uns fertig. Flugplätze sind gebaut. Landeplätze und Flugzeuge der ersten Linie befinden sich schon dort. Alles zur Bereinigung der rückwärtigen Gebiete ist getan, alle fremden Elemente sind entfernt. Folgerung: Im Laufe der nächsten zwei Monate können wir den Kampf mit Deutschland beginnen. Es besteht ein Friedensvertrag mit Deutschland – aber das sei nur Täuschung oder eher ein Vorhang, hinter dem wir jetzt offen arbeiten können.“ Stalin schließt seinen Vortrag „ES ist Zeit, einzusehen, dass eine entscheidende Offensive, nicht aber Defensive zum Sieg für uns führen kann.“ Das heißt: Sieg für  den Bolschewismus. Dies war die Tragik für Deutschland, unser Vaterland, und seine wehrfähigen Jahrgänge.

Unüberhört versichert der Sowjet-Admiral Kusnezow zum Angriff Deutschlands am 22.6.1941: „J.W. Stalin hat diesen Krieg vorbereitet, seine Vorbereitung war umfassend und vielseitig, und er ging dabei von den seinerseits selbst vorgesehenen Fristen aus. Hitler zerstörte seine Berechnungen. Dies alles muss Europa bewusst werden und bleiben!“

Ja, Hitler ist mit dem Angriff auf die Sowjetunion einem unmittelbar bevorstehenden sowjetischen Angriff auf Deutschland zuvorgekommen. Der strategische Aufmarsch dazu stand kurz vor dem Abschluss, wie wir heute wissen. Wäre der bolschewistische  Angriff erfolgt, wäre er durch noch so gute und tapfere Abwehr des deutschen Heeres nicht aufzuhalten gewesen. Europa, vermutlich die Welt, sähe heute wohl ganz anders aus.

Für unsere Kriegsgegner im Westen war dieser Krieg im Osten, den sie für ihre Interessen zu schüren wussten, ein kriegsentscheidendes Geschenk. Gewaltige Mengen an Kriegsgerät gingen über den Atlantik in die Sowjetunion. Roosevelt war so schon ganz im Bann von „Old Joe“, von Josef Stalin.

Erinnern wir uns in großen Zügen an  die Ereignisse der Jahre 1941 – 1942:

-   Mit drei Heeresgruppen auf breiter Front und den Armeekorps der Finnlandfront war die Wehrmacht am 22. Juni 1941 angetreten und erzielte bis November 1941 in mehreren Kesselschlachten große Erfolge. Ich erinnere hier an die Geländegewinne bis kurz vor Leningrad, Moskau und Rostow. Dies wurde erreicht, obwohl in der Masse die Divisionen nur bespannt waren. Wenige Divisionen nur waren gepanzert oder motorisiert. Erst die Schlammperiode und dann ein furchtbarer, langer Winter stoppte alles. Die Temperatur sank lange Zeit auf 30° unter Null und darunter. Erfolge und Niederlagen hingen vom Wetter ab. Wir hatten fast keine Winterbekleidung und trugen noch unsere verschlissene Sommeruniform und leichte Tuschmäntel. Nicht die Rote Armee, der russische Winter hat uns verheerende Verluste beigebracht an Menschen, Waffen und Gerät. Der Nachschub war diesen Anforderungen bei weitem nicht gewachsen und saß im Schnee fest.

-   Im Dezember 1941 erklärt Japan nach dem Ãœberfall auf Pearl Habour Amerika den Krieg. Ein Kapitel für sich. Stalin kann seine Armeen aus dem östlichen Sibirien, die für einen Winterkrieg bestens ausgerüstet sind, abziehen und alles an seine Westfront werfen. Meine 60. I.D. (mot.) hat dies in der Winterschlacht bei Rostow am Don unter größten Kältegraden hautnah zu spüren bekommen. In diesem Geschehen erklärt auch Hitler Amerika den Krieg – wie F.D.R. gehofft hatte.

-   Zwar hatte das Heer seit dem 22. Juni mehr als 4 Millionen russische Gefangene eingebracht, und zusätzlich hatte die tapfer kämpfende Rote Armee furchtbare Verluste erlitten und mit weiten Räumen Russlands eine ebenso große Rekrutierungsbasis verloren. Aber unsere eigene militärische Kraft, der Panzerbestand, war zusammengeschmolzen. Die deutsche Rüstungsindustrie war damit völlig überfordert.

-   Die Verluste der in Russland eingesetzten deutschen Divisionen betrugen im ersten Jahr (bis Juni 1942) 1,3 Millionen Tote, Verwundete und Vermisste. Das waren 40% der im Osten eingesetzten Soldaten. Dieser Prozentsatz ist noch viel höher, wenn man ihn auf die Kampftruppe allein bezieht. Die Heimat war nicht mehr imstande,  solche Verluste an erfahrenen Führern, Unterführern und Soldaten rasch zu ersetzen.

-   Aus Kräftemangel konnte daher unser Heer 1942 nicht mehr wie 1941 mit drei Heeresgruppen, sondern nur noch mit einer Heeresgruppe offensiv werden. Man wählte den Süden, vielleicht gaben wirtschaftliche Gründe den Ausschlag. Das Kaukasus-Öl war für den Russen lebenswichtig, für die Deutschen höchst erwünscht. Auch lief ein guter Teil der amerikanischen und englischen Hilfslieferungen über Persien, das die Alliierten schon 1941 besetzt hatten.

-   Am 28. Juni 1942 beginnt die große Offensive des Zweiten Kriegsjahres in Russland: 68 deutsch und 40 verbündete Divisionen aus Italien, Rumänien, Ungarn, der Slowakei, zusätzliche wallonische, kroatische und finnische Kontingente sowie Freiwillige aus vielen europäischen Ländern greifen an.

-    Da keine Kesselschlacht gelingt, greift Hitler in die Operationsführung ein. Er trennt sich vom Chef des Generalstabes des Heeres , Generaloberst Halder, macht sich selbst zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd und war nun in Ämterhäufung: Führer und Reichskanzler, Oberbefehlshaber der Wehrmacht, des Heeres und der Heeresgruppe Süd. Er trug die Verantwortung. Das  beeinträchtigte die Führung der Wehrmacht außerordentlich.

-   Im August 1942 wehte die deutsche Flagge auf dem 5.623 m hohen Elbrus, dem höchsten der schneebedeckten Kaukasusberge. Deutsche, Slowaken, Finnen, Turkmenen, Kalmücken und Kosaken stehen mit der 6. Armee bei Stalingrad auf dem Hochufer der Wolga und blicken über den Fluss in die Weite der Turkmenensteppe. Stalingrad ist erreicht, das Rüstungs- und Verkehrszentrum liegt unter der Wirkung unserer schweren Waffen.

-   Im September 1942 kommt die Offensive zum Stillstand, die Rote Armee hatte neue Kräfte in die Schlacht werfen können. Die deutschen Divisionen bluteten immer mehr aus, ihre Verluste summierten sich und Ersatz kam spärlich. Ãœber die eingleisige Eisenbahn, über Don und durch die Wolga-Don-Steppe war der Bedarf auch transportmäßig nicht zu decken. Die 6. Armee brauchte für den Normalkampftag 10 Züge, und 6 kamen durch.

Wer keine Reserven hat, und wer über lange Transportwege den Nachschub an Munition und Verpflegung nicht mehr decken kann, muss die Front kürzen, muss bereit sein, Raum aufzugeben. Hiervon aber wollte Hitler nichts wissen. Die Russen kämpften im eigenen Land. Sie verfügten über ein unzerstörtes Eisenbahnnetz und waren so in der Lage, Reserven schneller zu verschieben. Die Wende zur Katastrophe für die weit vorgeschobene 6. Armee zeichnet sich ab. Beide Flanken sind schwach geschützt. Im Norden stehen Rumänen, Italiener, Ungarn und in der Kalmückensteppe im Süden nochmals Rumänen. Ich brauche die damalige Situation hier nicht zu vertiefen.

Die deutsche Führung konzentrierte sich in diesen Tagen auf Nordafrika (Landung der Alliierten) und auf den Luftkrieg. Der U-Bootkriegerreicht deinen Höhepunkt.

-   Am 23. September 1942 fasst der Oberquartiermeister Süd, Generalleutnant Weinknecht, in einem Vortrag als Denkschrift vor in Stalino versammelten Offizieren die Möglichkeiten der Versorgung der 6. Armee im Winter 1942/43 zusammen: „ Alle nur denkbaren Aushilfen sind getroffen. Wenn OKH GenQu. die  gestellten Mindestanforderungen nicht erfüllen kann, sehe ich eine Katastrophe für die 6. Armee im kommenden Winter als un ausweichlich an.“ Aus der „Führerbesprechung“ am 24. Oktober 1942 mit den Oberbefehlshabern der Heeresgruppen und der Armeen, woran auch Göring teilnahm, schilderte der Generalquartiermeiser des Heeres, General Wagner:

„Hitler war von der Beurteilung der Operationen und taktischer Lage durch die Oberbefehlshaber und Chefs sehr beeindruckt. Insbesondere schien ihm der ausgezeichnete klare Vortrag des Oberbefehlshabers der bisherigen Heeresgruppe Süd, nunmehr B – Freiherrn von Weichs – einzuleuchten, der die Zurücknahme der 6. Armee in die Sehne des Donbogens für den Winter vorschlug, wodurch man den Russen die baumlose, menschenleere, von furchtbaren Schneestürmen durchtobte Donsteppe zuschob, durch die Frontverkürzung 3 Korps aussparen, auffrischen und im Frühjahr mit ausgeruhten Kräften erneut antreten konnte, während die Operation im Kaukasus unter günstigeren Witterungsverhältnissen auch im Winter weiterlaufen sollte.“

Als zuletzt Wagner seine Beurteilung der Versorgungslage an Hand der Denkschrift vom 23. September abgab und auf die ungeheure Gefahr für die 6. Armee hinwies, „stand der Reichsfeldmarschall auf, schlug mit seiner fetten Pratze auf den Tisch und sagte: „Mein Führer, ich garantiere für die Versorgung von Stalingrad mit meiner Luftwaffe!“ Darauf Hitler: „Dann bleibt’s dabei“*1
*1) „Der Generalquartiermeister“  Briefe und Tagebuchaufzeichnungen des Generals Eduard Wagner
Obzog-Verlag, München, 1963, Seiten 270 – 271

-   Am 19. November 1942 greifen die Russen bei Stalingrad mit starken gepanzerten Kräften im Norden, einen Tag später im Süden an. Vier Tage später vereinigen sich ihre Panzerspitzen bei einem Zangenangriff tief im Rücken  der 6. Armee bei Kallatsch. Wir haben es erlebt! 20 deutsche und 2 rumänische Divisionen sind abgeschnitten. Hitler befielt: 6. Armee hält Stalingrad – wir waren dabei.

Der Generalstab der Luftwaffe verkündet, man könnte täglich 350 t Nachschub einfliegen; der Bedarf lag bei 650 t bis 1.000 t – abhängig vom Kampfverlauf.

-   Zum Entsatz der eingeschlossenen Divisionen wird die Heeresgruppe Don unter Generalfeldmarschall von Manstein gebildet. Sie steht mit der stark geschwächten 6. Armee und dem Wegfall der rumänischen Armeen vor einer ungedeckten Frontlücke von mehr als 150 km Breite. Zunächst werden Alarmeinheiten, bestehend aus zurückkommenden Urlaubern und Leichtkranken in die Lücke geworfen.

-   Ende November hatte man noch glauben können, Stalingrad würde sich aus der Luft versorgen lassen. Mitte Dezember war ein solcher Irrtum nicht mehr entschuldbar. Der tägliche Nachschub schafft im Durchschnitt nur 100 t. Die Truppe hatte pro Tag und Mann nur noch 200 g Brot, 200 g Fleisch, 30 g Käse, 30 g Fett, und 3 Zigaretten verfügbar. Jedermann konnte sehen, dass die Armee im offenen Gelände bei schwerem Winterkampf verhungern würde, bliebe sie noch längere Zeit auf Luftversorgung angewiesen.

-   Am 12. Dezember 1942 beginnt der Entsatzangriff Mansteins: 120 km durch Feindesland sind zu überwinden, 70 km werden geschafft. Doch damit ist die Angriffskraft erschöpft. Ab weihnachten 1942 bleibt für die 6. Armee nur der Endkampf. Fünf Wochen später, am 2. Februar 1943, geht die Schlacht um Stalingrad zu Ende. Die Reste der 6. Armee ergeben sich. Von 170.000 im Kessel verbliebenen Soldaten der Wehrmacht sind über 60.000 gefallen. Rund 110.000 gehen in die Gefangenschaft, nur etwa 6.000 von ihnen überleben. Einige sitzen jetzt vor mir unter uns! Zuvor hatte die Luftwaffe 25.000 Verwundete ausgeflogen. Ãœber das Schicksal der miteingeschlossenen verbündeten Soldaten ist wenig bekannt.

-   Den Russen war es innerhalb dreier Monate gelungen, zwei deutsche Armeen (4. und 6.) fast vollständig zu vernichten, ihren in der Sommeroffensive verlorenen Raum zurückzuerobern und den uns verbündeten Armeen (4) die Bereitschaft an einer weiteren Beteiligung am Ostfeldzug zu nehmen. Hart war der psychologisch Schock. Zum ersten Mal konnten in diesem Kriege eigene Kameraden nicht freigekämpft werden. Zum ersten Mal erlebte die Führung die Vernichtung einer vom Feind eingeschlossenen Armee. Es begann dem deutschen Soldaten zweifelhaft zu erscheinen, ob dieser Gegner in diesem Kriege noch vernichtend geschlagen werden konnte. Für die Führung war es eine Zeit dauernder Aushilfen gewesen: „Unser Bettuch war viel zu klein“, sagte Generaloberst Guderian.

Ãœbrigens:

-   Zwei geschichtliche Unternehmen westeuropäischer Militärmächte gegen Russland haben gezeigt, dass die Landmacht Russland nicht zu schlagen ist. Schon König Karl XII von Schweden scheiterte m nordischen Krieg 1709 bei Poltawa sowie Napoleon 1812 bei Moskau an der Weite des Raumes, auch an der Kühnheit und Tapferkeit russischer Truppen.

-   Mehr als eine Million Russen haben im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite gekämpft. Mehr als 20.000 von ihnen starben in Stalingrad. Nur wenige von ihnen dürften für Hitler oder ein nationalsozialistisches Deutschland gefochten haben, sondern die meisten von ihnen wollten wie wir den Untergang des Kommunismus, die Freiheit, wie etwa später der russische General Wlassow.

Zur Erinnerung einige Stichworte zum weiteren Kriegsverlauf ab 1943:

-   Noch während der Schlacht um Stalingrad fordern die Alliierten auf der Casablanca-Konferenz im Januar 1943 die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Diese Aussicht motiviert uns Soldaten zu noch mehr Einsatzwillen. Stalin lacht sich ins Fäustchen, die kommende bedingungslose Kapitulation ist sein Sieg. Churchill und sein Weltreich müssen sie bitter bezahlen. In Teheran im Dezember 1943 einigen sich Stalin; Roosevelt und Churchill über die Teilung Deutschlands Nach dem Sieg.

-   Die deutsche Offensive im Mai 1943 – Schwerpunkt die Panzerschlacht bei Kursk - scheitert. Es beginnt der Rückzug unserer Truppen an der gesamten Ostfront. Goebbels fordert im März 1943 den „ totalen Krieg“. Doch der Krieg ist im Grunde total entschieden.

-   Schwere Luftangriffe auf Hamburg und Berlin leiten die planmäßige Zerstörung der deutschen Großstädte ein. Dabei wird erstmalig die Technik der sogenannten „Feuerstürme“ angewendet, eine unmenschliche Kriegsführung ohne operativen Wert, die im Februar 1945 die Zivilbevölkerung in Dresden und die nach Norden Flüchtenden durch Tiefflieger besonders mörderisch trifft.

-   Unvorstellbare Greuel/Untaten des Naziregimes ereignen sich hinter unseren Fronten in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald!

-   Im Juni 1944 gelingt die alliierte Landung an der Normandieküste.

-   Im Attentat auf Hitler am 20.Luli 1944 gipfelt der Widerstand im Dritten Reich gegen das NS-Regime. Dieser Widerstand hat vielfältige Formen gezeigt, die nur schwer unter einen zentralen Begriff zusammengefasst werden können. Vergessen wir nicht, dass dieser Widerstand wesentlich aus den Reihen von Offizieren der Wehrmacht kam – denken Sie an den schwer kriegsversehrten Grafen Stauffenberg.  Seine letzten Worte waren: „Es lebe unser heiliges Deutschland!“ Die Handlungsmöglichkeiten der Einzelnen waren jedoch sehr begrenzt, wenn nicht unrealistisch eingeschätzt.

-   Der Krieg in Europa endet mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945. Der Krieg hinterlässt Trümmer und Ruinen, leid und Tod. Für viele ist der Leidensweg mit dem Ende des Krieges nicht vorbei, sondern setzt sich fort in Gefangenschaft und Vertreibung, Hunger und Krankheit fordern viele Opfer. Für die besetzten Länder warf es eine Befreiung vor allem vom NS-Regime, für uns Deutsche die völlige Niederringung unseres Landes. Wir können z.B. die barbarischen Terrorangriffe der letzten Kriegszeit nicht als Taten der Befreiung behandeln.

Der Zweite Weltkrieg gehört zu den furchtbarsten Tragödien der deutschen und europäischen Geschichte. „Man kann als Deutscher den Zweiten Weltkrieg eine Tragödie unseres Pflichtbewusstseins nennen.“ (Helmut Schmidt)


Kurz nur Stichworte zur Nachkriegszeit:

-   Deutschland steht unter Besatzungsrecht
¼ Deutschlands wird unter polnische und sowjetische Verwaltung gestellt, die Bevölkerung grausam vertrieben, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit -
-   1951 beenden die Westmächte den Kriegszustand
-   1955 Aufnahme der jungen Bundesrepublik in die NATO
-   1956 Aufbaubeginn der Bundeswehr, Einführung der Wehrpflicht
-   1957 Eingliederung der Saar nach Abstimmung
-   1998 Feindstaatenklausel noch immer nicht aufgehoben !!! noch kein Friedensvertrag

Im Zuge des Aufbaus der Bundesrepublik fliegt Bundeskanzler Konrad Adenauer 1955 nach Moskau, verhandelt mit der sowjetischen Staatsführung und erreicht im Rahmen der Verhandlungen vor Aufnahme diplomatischer Beziehungen die Entlassung von 9.000 Spätheimkehrern.

Dass sich nicht indoktrinierte teile unseres Volkes, die Jugend, in Ehrfurcht vor den Opfern des Krieges verneigen, zeigen ja die Auseinandersetzungen um das Treffen der Gemeinschaft der Ritterkreuzträger in den letzten Jahren (Celle, Dresden, Hammelburg). Einige Medien und Politiker verurteilen die Treffen, für sie ist es eine Provokation.

Heute wäre eine Totenwache von Ritterkreuzträgern der Bundeswehr bei einem Staatsbegräbnis wie im April 1967 bei Konrad Adenauer unvorstellbar.

Unter der am 17. Februar d.J. im Alter von 102 Jahren verstorbene letzte Ritter des Ordens Pour le mérite, der Dichter und Philosoph Ernst Jünger, nach den Worten des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ein „einzigartiger Zeuge unserer Zeit“, bleibt ohne Ehrengeleit der Bundeswehr bei der Trauerfeier. Der Verstorbene schreibt in seinem letzten Buch: „Ich fand neulich einen folgenden Satz in der Bibel ,Epheser, möge Euch nie der Wohlstand ausgehen, damit nicht öffentlich wird, wie heruntergekommen Ihr seid.“
Über Treue, Tapferkeit und Auszeichnungen hielt Generalmajor d. Bw. Jürgen Reichardt am Volkstrauertag an der Panzertruppenschule in Munster am 15. November 1997 einen bemerkenswerten Vortrag. Seine Meinung zu diesem Thema vor den Traditionsverbänden fand großen Beifall.

Werfen wir einen Blick nach vorn. Die Bundeswehr, eine akzeptierte Armee in einer parlamentarischen Demokratie, ohne dass sie leugnet, wo sie herkommt, meistert ihren Werdegang im Wandel des Zeitgeistes: Probleme der Wehrgerechtigkeit, wechselnde Wehrpflichtdauer, steigende Zahlen von Kriegsdienstverweigerern, höchstgerichtliches „Soldaten-sind-Mörder“-Urteil und Blockade von Kasernen und Manövern, Großdemonstrationen vor allem gegen die öffentliche Auslegung des feierlichen Gelöbnisses in Bonn, Bremen, Hannover, Emden und Berlin waren die Regel. In Frankfurt/Oder hatte der Rat der Stadtoffensichtlich die großen Leistungen der Bundeswehr zur Sicherung der Deiche beim Oderhochwasser 1997 schon vergessen. Trotz allem ist das Ergebnis ein Erfolg im Durchstehen.

Balsi

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Re: Stalingrad.
« Antwort #14 am: 24.10.07 (17:01) »
Die Achtung, die der Bundesrepublik und der Bundeswehr  heute in der Welt genießen, lässt hoffen, dass die Gründergeneration bestehen kann. So fordert unser Traditionsverständnis von den Soldaten der Bundeswehr, dankbar anzuerkennen, was sie der Aufbaugeneration schulden. Diese Soldaten haben es zu leisten vermocht, Erfahrungen, Vorstellungen und berufsfachliche Felder, die in früheren deutschen Armeen wurzeln, zu bewahren und zukunftsweisend zu gestalten.

Wir stehen am Ende dieses Jahrhunderts, das nicht nur durch zwei vermeidbar gewesene Weltkriege verdunkelt worden ist. Auch im 21. Jahrhundert wird es Risiken geben. Wer sieht, wie sich die Welt allein in den letzten zehn Jahren geändert hat, weiß um Grenzen der Vorhersehbarkeit weltpolitischer Entwicklungen. Fest steht nur:
Die Aufgaben unserer Streitkräfte sind vielschichtiger geworden, die Anforderungen und Maßstäbe militärischen Handelns differenzierter und die sicherheits- und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen komplizierter. Tatsache bleibt wie es die Geschichte bestätigt: Nur ein wehrhaftes Volk kann auf Dauer bestehen.

Den Feind von gestern an unseren Grenzen gibt es nicht mehr. Der Feind von heute heißt Instabilität. Unsere Sicherheitspolitik muss also immer auf’s Neue für Stabilität sorgen! Kernfrage bleibt die Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeit.
Der Friede ist, wie wir alle wissen, nicht nur von außen bedroht, er kann auch verloren gehen oder verspielt werden, wenn die innere Struktur unserer Gesellschaft weiter geschwächt wird. Hier müssen wir besonders wachsam sein!

Wir gehören anerkanntermaßen zu der weltweit kleinen Gruppe von Demokratien, die ihren Bürgern nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis die Ausübung der klassischen Freiheitsrechte und ein Höchstmaß von persönlicher Entfaltung garantiert. Dies kostbare Gut gilt es zu bewahren und vor Selbstzerstörung – auch vor inneren Feinden, vor roten Zellen – zu schützen.

Die Zeit steht nicht still, sie entwickelt neue Perspektiven und damit kann sich auch der Rückblick verändern. Es ist aber Aufgabe und Sinn wiederkehrender Gedenktage, dafür zu sorgen, dass mit dem Zeitabstand von Geschehen nicht eine Umkehrung aller Werte erfolgt.

36 Jahre lang werden Truppenführer des Heeres, aktive und ehemalige Soldaten der Bundeswehr  sowie Abordnungen aller gepanzerten und motorisierten Truppen der ehemaligen Wehrmacht zum Treffen und zum Volkstrauertag nach Munster in die Panzertruppenschule eingeladen.

Das Zusammensein der Generationen bietet Gelegenheit, über Erfahrungen und Leistungen als Kraftquelle für zukünftige Aufgaben nachzudenken und sich auszutauschen, besonders in den Hörsälen, die von den einzelnen Traditionsgemeinschaften mitgestaltet worden sind. Traditionspflege dort ist die bewusste Auswahl von Ereignissen und Menschen, von Haltungen und Taten, die beispielgebend sind.

Im Traditionsraum meiner 60. I.D. (mot.) ist unser Ihnen allen bekannter Dr. med. Ottmar Kohler mit seinen vorbildlichen Leistungen als Truppenarzt in Krieg und Gefangenschaft und mit seinen Ehrungen nach Rückkehr aus der Gefangenschaft 1954 herausgestellt. Der 1979 im Alter von 70 Jahren verstorbene „Arzt von Stalingrad“ erhielt nach seiner Heimkehr aus der Hand des damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Theodor Heuß das große verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Im gleichen Jahr ehrte ihn das Präsidium des Deutschen Ärztetages in Hamburg mit der Paracelsus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft. 1978 wurde Dr. Kohler zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und im April 1979 anlässlich des Deutschen Chirurgenkongresses in München zum Ehrenmitglied des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen  ernannt – Dr. Ottmar Kohler, ein Stalingradkämpfer, in der Aus- und Weiterbildung junger Soldaten der Bundeswehr.

Wer Geschichte und Geschehen begreifen will, muss die Fakten aus der zeit des Geschehens beurteilen und sich in die Zeitabläufe hineinzuversetzen suchen. Dazu bemerkt unser ehemaliger Botschafter in London Karl-Günther Hase: „Der Zeitgeist versagt, wenn mit ihm die Vergangenheit gemessen wird.“

Wir sind ein Land mitten in Europa mit Grenzen zu vielen Staaten und haben eine schwierige, aber auch eine große Geschichte. Auch eine große Militärgeschichte. Die deutsche Geschichte hat nicht zwölf (1933 – 1945), sondern zwölfhundert Jahre gedauert. Das Alte Reich, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, war ein Jahrtausend lang Schutz und Schirm der Christenheit in unserem Europa. Auch die Zeit danach, das 19. und 20. Jh., hat deutsche Soldaten kennengelernt, die von der Welt bewundert wurden.

Unsere Geschichte ist alles in allem gewiss nicht schlechter als die Geschichte anderer Völker. Wir müssen sie annehmen, in ihren guten wie in ihren schlechten Seiten. Wir müssen sie weiterführen in die Zukunft, zum Wohle unseres Volkes, aber auch der Völker Europas und der Welt.

Liebe Kameraden, verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer, aufmunternd darf ich zum Abschluss feststellen, dass unser Treffen hier in Limburg Eindrücke vermitteln, die uns an die Zeit des Krieges – an die wohl schwerste Zeit unseres Lebens – und an unsere vielen, vielen toten Kameraden erinnern, die im Raum Stalingrad, ihrem Fahneneid getreu, ihr Leben im Kampf verloren oder im Lazarett oder in sowjetischer Gefangenschaft starben.

Ich will hier aber auch alle Kameraden einschließen, die an den anderen Fronten ihr Leben lassen mussten. Pflicht der Lebenden ist es, der Toten in Ehrfurcht zu gedenken. Wenn wir uns von den Toten abwenden, verlieren wir nicht nur unsere Vergangenheit, sondern auch das Fundament unserer Zukunft. Wir Lebenden folgen den Toten, die kommenden Generationen uns. „Seele, vergiss sie nicht, vergiss nicht die Toten.“ Wir wissen noch, wie alles kam, wir sind noch Zeugen der  Zeitgeschichte, aber unser Kreis schmilzt zunehmend.

Und hoffen wir, dass Deutschlands Zukunft sich ohne Krieg weiter entwickeln wird! Wir alle sind gefordert. Helfen wir in vielem mit, es lohnt sich für unser Land.

 

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