Autor Thema: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit  (Gelesen 10933 mal)

waldi44

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"Dieses Wunder war weiter auch nur denkbar durch die freiwillige und restlose Zustimmung derer, die als Führer ähnlicher Organisationen gleiche Ziele anstrebten oder als Offiziere die deutsche Wehrmacht repräsentierten.
Es ist ein einzigartiger geschichtlicher Vorgang, dass zwischen den Kräften der Revolution (den Nationalsozialisten) und den verantwortlichen Führern einer auf das äusserste disziplinierten Wehrmacht solch herzliche Verbundenheit im Dienste des Volkes in Erscheinung trat wie zwischen der NS Partei und mir (Hitler) als ihrem Führer einerseits und den Offizieren und Soldaten des deutschen Reichsheeres andererseits."

Es war ein langer Weg von diesem Zitat Hitlers (weiss nicht zu welcher Gelegenheit er diese Rede hielt), bis zum 20. Juli 1944, der aber dort noch nicht beendet war, sondern lediglich aller Welt offen zeigte, was seit Jahren, vielleicht schon von Anbeginn, unter der Oberfläche, verdeckt durch Gehorsam und (vermeindlicher) Pflichterfüllung brodelte.
Von der Machtergreifung der Nazis versprach man sich vor allen in Offizierskreisen sehr viel. Nach dem verloren Krieg, den Wirren der Weimarer Republik und dem mickrigen "Heer" von Versailles, war das Ansehen des Offiziers nicht sehr hoch und auch seine gesellschaftliche Stellung war eher im Keller als auf dem Patkett.
Dennoch war das deutsche Offizierskorps eine Elite, wie die kleine Reichswehr mit der Reichsmarine. Aufgrund der geringen zahl, konte man es sich leisten, nur die Besten der Besten zu nehmen und dieses Elitestatus behielt es noch bis in die ersten Kriegsjahre hinein. Ein Umstand, der Hitlers Misstrauen immer wieder neu nährte, zumal ihm die Offiziere zu unpolitisch waren, trotz aller Bekundungen Partei und Nationalsozialismus nicht nahe genug standen, nicht verinnerlicht hatten.
Politisch stand das Offizierskorps eher abseits. Mehr Beobachter als Akteur aber dennoch selten als Verweigerer. Meist willig, manchmal widerwillig aber immer bereit Führers Befehle nach bestem Können in die Tat umzusetzen. Mitunter wird sogar behauptet, das Offizierskorps hätte unter Hitlers Misstrauen gelitten und das sei der Grund gewesen, warum man sich so willfährig vor den Karren der Nazis hat spannen lassen. Man wollte unter allen Umständen sein Vertrauen erringen.
Aber Hitler traute ihnen nicht viel zu, so dass er schlussendlich das Kommando selbst übernahm und ihn niemand widersprach oder daran hinderte, trotz 30 angeblicher Attentatsversuche. Niemad widersprach Hitler, als man die Rassegesetze auch auf das Offizierskorps ausdehnte (mit wohlbekannten Ausnahmen), Blomberg selbst eine neue, rassisch einwandfreie Heiratsordnung erliess (über die er dann selber stolperte) und der berüchtigte Kommissarbefehl erlassen wurde (unabhängig von der prozentualen Erfüllung dieses Befehls).
Hitler traute ihnen so wenig zu bzw traute ihnen allgemein so wenig, dass er in vertrauten Kreisen auch äusserte, nur den oder die ersten Kriege mit den alten Offizieren führen zu wollen, bis ihm neue, weltanschaulich gefestigte Offiziere zur Verfügung stünden. Später beklagte er sich Goebbels gegenüber, nicht so mit seinen Offizieren Umgesprungen zu sein, wie seinerzeit Stalin während der grossen Säuberungen.

Mit der Wiederbewaffnung stieg natürlich der Bedarf an Offizieren und schon 1934 wurden 800 ehemalige Weltkriegsoffiziere eingestellt, sowie zwischen 1935 und 1938 rund 2.500 Polizeioffiziere in die Wehrmacht übernommen. Gleichzeitig wurde die Ausbildungsdauer von 4 auf nur noch 2 1/2 Jahre reduziert und das Ausbildungssoll von jährlich 250 auf 3.000 Anwärter erhöht, von denen 70% die Leutnantsprüfung bestanden. Massnahmen, die erste Auswirkungen auf das bis dahin homogene Elitekorps haben sollten.
900 Offiziere musste man an die neu aufgestellte Luftwaffe abgeben, so dass die Wehrmacht am 1. Oktober 1938 21.768 Offiziere hatte. Fünf Jahre zuvor waren es derer nur 3.858. Es wird ausdrücklich auf die Wehrmacht verwiesen, also sind Luftwaffe und Marine noch mal extra aufzulisten.
Zu Kriegsbeginn wurden insgesamt weitere 50.000 Reserveoffiziere einberufen, so dass das Offizierskorps der alten Reichswehr nur noch knapp 5% des Offiziersbestandes ausmachte. Das Offizierskorps der Luftwaffe wuchs von den oben erwähnten 900 Mann auf über 15.000 bis Kriegsende. Von den nur 550 anfangs ausgebildeten Flugoffizieren, erreichten bis Kriegsende 128 Mann, also 25 % , den Generalsrang und der höchst dekorierte deutsche Offizier, war auch ein Flieger.
Hatte sich das Offizierskorp 1939 strukturell von dem der alten Reichswehr und dem zu Gründungszeiten der Wehrmacht grundsätzlich gewandelt und war nicht mehr vergleichbar, so wandelte sich diese Korps im Laufe des Krieges neuerlich und das eher zum weiteren Nachteil. DAS sollte man bei aller Euphorie über das geniale deutsche Offizierskrops nicht vergessen, dass bekanntlich auch durch seine Gegner entsprechende Würdigung fand.
Ende Januar 1945 waren 140.000 deutsche Offiziere durch alle möglichen Umstände der Wehrmacht verloren gegangen, Dennoch gab es noch insgesamt über 200.000 Heeresoffiziere, über 100.000 Piloten, Beamte, Ingenieure der Luftwaffe im Offiziersrang und 20.000 Offiziere der Kriegsmarine.
Im Mai 1945 erreichte das deutsche Offizierskorps seinen personellen Höhepunkt. 250.000 Mann umfasste es. Allerdings nur 42.700 aktive. Die Kriegsmarine hatte 21.820 Offiziere.

Seit November 1942 ersetzte Hitler das bisherige Dienstalterprinzip durch das Prinzip der Beförderung durch hervorragende militärische Leistungen. Mit ein Ausdruck seines Widerwillens gegen "Schreibtischsoldaten". Von den am 1. Mai 1944 vorhandenen Heeresoffizieren stammten schon 64% aus dem Mannschaftsbestand. Was dem allgemeinen Bildungs und Ausbildungsniveau des Offizierskorps eher schadete. Zum Führen einer militärischen Einheit gehört eben mehr als nur persöhnlicher Mut oder eine Haudraufmentalität, wie es die meisten SS Offiziere erfahren mussten und nun auch die des Heeres.
Ein solches Beispiel für diese "Blitzkarriere" ist Erich Bärenfänger, der es mit nur 30 Jahren zum Generalmajor geschafft hat.
Im Sommer 1943 wurde die Annahmestelle für Offiziersbewerber in Annahmestelle für den "Führernachwuchs des Heeres" umbenannt. Ein deutliches zeichen, wohin die "Reise" gehen sollte und im Dezember 1944 wurde diese Stelle auf Befehl Himmlers mit ser SS Ergänzungsstelle zusammengelegt.
Im weiteren Kriegsverlauf war aber auch immer weniger militärisches Können gefragt. Htler mischte sich in die kleinsten Angelegenheiten ein, liess seinen hohen und niederen Offizieren keinen Spielraum für eigene Entscheidungen und das ganze militärische Können reduzierte sich auf ein simples stehen bleiben, halten um jeden Preis! Für diese Strategie reichten die simpelsten militärischen Kenntnisse und über mehr verfügten viele Offiziere 1944/45 nicht mehr.
Bevor jetzt ein empörter Aufschrei durch die werte Leserschaft geht, bitte ich folgendes zu bedenken: Die Ausbildungszeit für die Offiziere wurde auf ein absolutes Minimum beschränkt. Viele Offiziere hatten nie eine Offiziersschule besucht und gerade gegen Kriegsende war eine korrekte politische Haltung wichtiger als militärische Kenntnisse und die wurden nur durch Front und Kampferfahrung oder dem guten Willen mit der richtigen poliotischen Weltanschauung, eben nicht ersetzt bzw erworben!
   Offiziere, die aus militärischer Notwendigkeit zB. taktische Rückzuge anordneten, mussten mit Standgerichte rechnen und Hitler forderte in Befehlen sogar dazu auf, solche Offiziere zu erschiessen.
War das deutsche Offizierskorps 1933 wie Phönix aus der Asche aufgestiegen, so war es 1945 dort wieder gelandet!

Ps: Ein Anderer mag aufgrund seiner Weltanschauung bzw seiner Geschichtsquellen zu anderen Schlüssen kommen. Das bleibt jedem unbenommen und er kann es im Folgenden auch posten-  aber sachlcih auf dem Teppich bleiben dabei ;)! Zahlen können übriges von Fall zu Fall schwanken.







byron

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Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #1 am: 24.04.07 (20:17) »
Hallo Waldi,

Hab schönen Dank für diesen für mich äußerst interessanten Bericht

mit einem herzlichen Grüß

Byron

Tobias G

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Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #2 am: 24.04.07 (20:30) »
Hallo Waldi,

bei allem Respekt, aber man kann Soldaten, zumindest der damaligen Zeit, nicht vorwerfen Befehle ausgeführt zu haben!

Den politisch mitdenkenden Soldaten, wie man ihn heute bei der Bundeswehr kennt, der Sachen und Befehle hinterfragen soll und zuwieder handeln soll, wenn er anderer Meinungen ist, gab es damals nicht! Das preußische Soldatentum verlangte erteilte Befehle auszuführen! Das war Teil der soldatischen Ehre!

Bei unserer demokratischen Erziehung vielleicht unverständlich für uns, aber es war so!

Gruß
Tobias

waldi44

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Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #3 am: 24.04.07 (22:41) »
Das tue ich auch nicht! Das Offizierskorps der Reichswehr und der frühen Wehrmacht war durch und durch preussisch! Das war dann nach dem Krieg auch der "Wunde Punkt", wo zB. die Propaganda der DDR ansetzte. Preussentum und Militarismus in Verbindung mit "Kadavergehorsam", Selbstverleugnung und la Keiteltum waren der Stoff aus dem die Wehrmachtsoffiziere oftmals nach dem Krieg be- und verurteilt wurden.
Bis zu einem gewissen Grad zu Recht, wie ich meine. Aber man kann ihnen nichts vorwerfen, dass man nach dem Krieg erst durch jahrelange Forschung aufdeckte und erkannte. Genau das ist es aber, was machen Historiker versuchen. Wobei sie sich dabei nicht auf die Wehrmachtsoffiziere beschränken, sondern gleich pauschal das ganze Volk mit einbeziehen!

Es ging mir aber auch nicht darum irgend etwas zu beurteilen, sondern um die Darlegung der Fakten, die, so wie ich meine oft zu kurz kommen vor lauter "Patriotismus" und es ging mir darum aufzuzeigen, dass auch das Offizierskorps einer Wandlung unterlag und das nicht unbedingt zu seinem Besten.
Bei den einfachen Soldaten Wehrmacht war dieser Wandel unübersehbar- am Schluss standen oft nur Hitlerjungen und alte Männer in den Gräben. Beim Offizierskorps sah es aber nicht anders aus und aus dieser Tatsache liesse sich so mancher taktische Fehler erklären.

steffen04

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Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #4 am: 25.04.07 (11:16) »
Zu dem Thema passend: Waldemar Erfurth, Geschichte des deutschen Generalstabs 1918-45. 

Erfurth war als Gen. d. Inf. Mitglied des Generalstabs. Es geht zwar aus dem Impressum meiner Ausgabe nicht hervor, aber so wie ich das gegoogelt habe, hat er direkt nach dem Krieg für die Amerikaner eine Arbeit erstellt, und die dann in  den 50ern in Buchform herausgegeben. Man darf es sicher nicht unkritisch lesen, ist aber auf jeden Fall hochinteressant.

Kostet unter 10Euronen bei Rhenania, kennst du ja, Waldi.

@Tobias: das deutsche Offizierskorps war auch nach dem 1. Weltkrieg noch eine gesellschaftliche Elite, besetzt mit zum Teil hochintelligenten Menschen. Insbesondere der Generalstab hatte ein ausgeprägtes Interesse und auch Verständnis für politische Vorgänge und wusste selbstverständlich lange vor dem zivilen Fußvolk, wohin die Reise geht.  Auch wenn sie, wie die meisten, das Phänomen Hitler zu Anfang unterschätzten.

Wenn du die damaligen Soldaten als dumpfe Befehlsempfänger hinstellst, orientierst du dich möglicherweise unbewusst am Hollywood-Klischee vom "Mein Fuuhrer" bellenden Monokelträger Auch wenn es für die jüngeren Forumsmitglieder nicht mehr so erscheint: das war die Generation meines Großvaters und keine Steinzeitmenschen. Bischen mehr Respekt, bitte.

waldi44

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Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #5 am: 25.04.07 (11:48) »
Zu dem Thema passend: Waldemar Erfurth, Geschichte des deutschen Generalstabs 1918-45. 


Kostet unter 10Euronen bei Rhenania, kennst du ja, Waldi.


Wenn du die damaligen Soldaten als dumpfe Befehlsempfänger hinstellst, orientierst du dich möglicherweise unbewusst am Hollywood-Klischee vom "Mein Fuuhrer" bellenden Monokelträger Auch wenn es für die jüngeren Forumsmitglieder nicht mehr so erscheint: das war die Generation meines Großvaters und keine Steinzeitmenschen. Bischen mehr Respekt, bitte.


@Tobias G

Muss ich mal nachschaun.

Ich weiss jetzt nicht, wen du mit "Wenn du die damaligen Soldaten als dumpfe Befehlsempfänger hinstellst..." meinst. Ich jedenfalls wollte mit meinen Beitrag nichts und niemanden irgendwie/irgendwo "hinstellen". Mir ging es um Fakten und eventuell eine Anregung auch dieses Thema mal von einer etwas anderen Seite aus zu betrachten.
Nicht nur Hollywood pflegte das Image "vom "Mein Fuuhrer" bellenden Monokelträger". Das taten mehr oder weniger alle Kriegsgegner zumindest in den ersten Nachkriegskriegsfilmen (Tolles Wort: Nachkriegskriegsfim ;)) und wie ich schon erwähnte, wurde im DDR Geschichts- und wenn es passte auch Staatsbürgerkundeunterricht diese Image auch geflegt und mit entsprechenden Beinahmen "geschmückt"!
Tja und wenn man dann die Karriere des Erich Bärenfänger sieht, muss man sich eben der Hintergründe bewusst sein. Unabhängig von allem persöhnlichen Mut.
General wurde man eben nicht mehr, weil es Zeit zur Beförderung war, sondern wegen Verdinste im Felde. Diese Verdienste, so meine ich, ersetzen eine solide Ausbildung an diversen Schulen nicht, auch wenn der Krieg als solches eine besondere Schule war. Dort kostete jeder Fehler Menschenleben, wurde jede Erfahrung mit Menschenblut bezahlt und nicht selten mit dem des befehlenden.
Und man wurde NICHT General, wenn die politische Grundhaltung nicht stimmte. Dann vielleich, aber auch nur vielleicht noch, weil man eben mit der Beförderung an der Reihe war ;).
Natürlich hat dieses Befördrungssystem auch seine Nachteile und spühlte so manchen unfähigen Offizier an Befehlsstellen, an denen er besser nicht gestanden hätte. Paulus zB. Offiziersausbildung hin, Offiziersausbildung her!
Hitler resümierte in seinen letzten Tagen sinngemäss:" Die Guten sind alle Tod und was jetzt noch übrig ist, ist es nicht Wert weiter zu leben."(Im weitesten Sinne sinngemäss, erklärt aber auch den sogenannten "Nero Befehl").





steffen04

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Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #6 am: 25.04.07 (12:36) »
Ich weiss jetzt nicht, wen du mit "Wenn du die damaligen Soldaten als dumpfe Befehlsempfänger hinstellst..." meinst. Ich jedenfalls wollte mit meinen Beitrag nichts und niemanden irgendwie/irgendwo "hinstellen". Mir ging es um Fakten und eventuell eine Anregung auch dieses Thema mal von einer etwas anderen Seite aus zu betrachten.

Bezog sich auf Tobias´ Antwort, nicht auf deinen Beitrag.

Paulus war übrigens ein klassischer General, und sicher nicht der schlechteste. Seine 6. Armee war eine der besten Einheiten der Wehrmacht. Schade, daß es mit seiner Courage nicht weit her war.

Tobias G

  • Gast
Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #7 am: 25.04.07 (13:21) »
Hallo,

@steffen

Zitat
Wenn du die damaligen Soldaten als dumpfe Befehlsempfänger hinstellst, orientierst du dich möglicherweise unbewusst am Hollywood-Klischee vom "Mein Fuuhrer" bellenden Monokelträger Auch wenn es für die jüngeren Forumsmitglieder nicht mehr so erscheint: das war die Generation meines Großvaters und keine Steinzeitmenschen. Bischen mehr Respekt, bitte.

Mal langsam bitte!

Mal ganz davon abgesehen das auch ich Verwandte und Bekannte habe, die im Krieg kämpften und teilweise sogar fielen:

Ich habe nicht behauptet, das sie "dumpfe Befehlsempfänger" waren! Politisch engagierte Soldaten waren einfach nicht gern gesehen und Befehle sollten nicht Hinterfragt werden! Das war Teil des damaligen Soldatentums! Im Gegenteil zu heute!

Vielleicht zu diesem Zweck ein Zitat:

"Im deutschen Heer ist es nicht üblich, dass ein Einsatzbefehl einer Dienststelle zunächst mit einem Gegenvorschlag der ausführenden Dienststelle beantwortet wird!"

Rommel an  General Streich (Kommandeur der 5. leichten Panzer-Division), als dieser Rommel darauf hinwies, das ein Angriff auf Tobruk "Selbstmord" wäre, April 1941

Damit habe ich nicht behauptet, das alle Soldaten blinden Gehorsam zeigten! Im Gegenteil wurden viele Befehle verweigert, oder so ausgelegt, das er nichts mehr mit dem ursprünglichen Befehl zu tun hat!

Gruß
Tobias
« Letzte Änderung: 25.04.07 (13:23) von Tobias G »

hec801

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Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #8 am: 25.04.07 (13:50) »
Politisch engagierte Soldaten waren einfach nicht gern gesehen und Befehle sollten nicht Hinterfragt werden!

Hallo Tobias,

wenn wir hier über die späte Wehrmacht reden, dann irrst Du leider! Im Gegensatz zu Kaiserlichem Herr und Reichsheer, in dem das Offizierskorps ganz eindeutig unpolitisch ausgelegt war, wurde diese Mentalität mehr und mehr aufgegeben. Zum einen lag das daran, dass man in schnellem Maße das Korps ausbauen und vergrössern musste und damit die Homogenität verloren ging, zum anderen daran, dass vor allem die jungen Offiziere nationalsozialistisch erzogen worden sind und man sie geradezu aufforderte, politisch zu denken, nur eben lediglich in eine Richtung!

Gruss

Hannes

Tobias G

  • Gast
Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #9 am: 25.04.07 (14:01) »
Hallo,

also alle Veteranen, mit denen ich gesprochen habe, sagten mir, das Soldaten und besonders Offiziere, die in der Partei waren und nationalsozialistisches "Gedankengut" an den Tag legten, sowohl von ihren Vorgesetzten, als auch von ihren untergebenen "schief angesehen" wurden!

In einem Buch was ich hier irgendwo rumliegen habe, ist dies auch so beschrieben, ich weiß leider nur nicht mehr in welchem, war aber ein Buch in dem jemand seine Kriegsgeschichte erzählt!

Gruß
Tobias

waldi44

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Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #10 am: 25.04.07 (14:21) »
Man muss da wohl unterscheiden um nicht missverstanden zu werden. Der unpolitische Offizier ging aus dem kaiserlichen Heer und der Reichswehr hervor und verlohr sich im Laufe des Krieges durch die eigenen Ausfälle und vielen Neuzugänge im Offizierskorps immer mehr. Natürlich waren die Ausfälle in der kämpfenden Truppe deutlich höher als im Generalstab. Dort hielten sich die Traditionsoffiziere meist bis zum Schluss - für viele kam dieser "Schluss" mit dem Attentat auf Hitler.
Der junge Frontoffizier hingegen sollte politisch sein und war es aufgrund seiner Erziehung meist auch. Politisch im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung und das betonte Hitler immer wieder!

Tobias G

  • Gast
Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #11 am: 25.04.07 (14:25) »
das ist vielleicht die treffenste Aussage, ja!

Gruß
Tobias

hec801

  • Gast
Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #12 am: 25.04.07 (16:28) »
Nichts andreres habe ich gesagt!  ;D

Die Aussagen von Veteranen - und die kenne ich hier nun wirklich - sind da natürlich anders. Aber das war halt auch von Einheit zu Einheit unterschiedlich. Und im Nachhinein waren die wenigsten Nationalsozialisten... Unterscheiden sollte man jedoch zwischen denen, die aus der Erziehung heraus solchem Irrglauben verfallen waren und solchen, die ihn als erwachsener Mensch in sich aufgenommen haben...

Gruss

Hannes

steffen04

  • Gast
Re: Das deutsche Offizierskorps im Wandel der Zeit
« Antwort #13 am: 26.04.07 (09:42) »
Hallo,

@steffen

Zitat
Politisch engagierte Soldaten waren einfach nicht gern gesehen und Befehle sollten nicht Hinterfragt werden! Das war Teil des damaligen Soldatentums! Im Gegenteil zu heute!

Damit habe ich nicht behauptet, das alle Soldaten blinden Gehorsam zeigten! Im Gegenteil wurden viele Befehle verweigert, oder so ausgelegt, das er nichts mehr mit dem ursprünglichen Befehl zu tun hat!

Wir liegen wahrscheinlich gar nicht so weit außereinander, aber mit deiner Einschätzung des Offizierskorps als einer unpolitischen Truppe liegst du m.E. daneben.

Die Offizierslaufbahn war auch nach 1918 noch eine gesellschaftlich hoch angesehene. Menschen, die heute in Wirtschaft, Politik, Forschung etc. Karriere machen, landeten noch zu einem Gutteil beim Militär. Sowohl Auswahlverfahren wie Ausbildung lagen auf einem Niveau, wie es heute internationale Spitzenunternehmen bieten. Weiter war die Zeit zwischen den Kriegen eine massiver politischer und gesellschaftlicher Umbrüche, die im Offizierskorps selbstverständlich beobachtet und analysiert wurden. Wenn man einen Vergleich zur Bundeswehr zieht, kann man wohl davon ausgehen, daß einem Reichswehr-/Wehrmachtsoffizier sowohl aufgrund seines Werdegangs wie seines Umfelds eher mehr politisches Verständnis zugestanden werden sollte.