Autor Thema: Der Laconia Befehl  (Gelesen 6391 mal)

waldi44

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Der Laconia Befehl
« am: 19.03.07 (17:06) »
Dönitz- Laconia- Nürnberg

Nur wenige Befehle aus der Zeit des 2. Weltkrieges waren/sind so bekannt wie der "Laconia Befehl". Er wurde vom Befehlshaber der Marine Admiral Dönitz als Folge der Beschiessung rettender deutscher U- Boote durch alliierte Flugzeuge nach der Versenkung des britischen Dampfers Laconia am 12. September 1942  durch U-156 Korevettenkapitän Werner Hartenstein, erlassen.
Was war geschehen? Nun, U-156 tat das, wozu es sich im Atlantik befand, nämlich Schiffe versenken. Dabei geriet ihm der engliche Passagierfrachter Laconia vor die Torpedorohre, den man mit zwei Torpedos versenkte(20.000 brt/ 14 grosskalibrige Geschütze). Als Hartenstein anschliessend auftauchte, um eventuell den Kapitän oder/und LI gefangen zu nehmen, musste er feststellen, dass viele der Schiffbrüchigen Italiener waren, also Bundesgenossen!
Somit entstand für ihn eine völlig neue Situation. Logischerweise hätte Hartenstein nicht hunderte und aberhunderte Menschen retten können und er hatte das auch nicht vor gehabt. An Bord befanden sich etwa 136 Mann Schiffsbesatzung, 80 Zivilisten, 268 britische Soldaten, sowie etwa 1.800 italienische Kriegsgefangene und 160 polnische Bewacher.(Angaben können schwanken!)
Die Schiffbrüchigen hatten Boote, Flösse und Schwimmwesten. Waren also nicht akut vom Tod bedroht. Dafür aber sein Boot und seine Männer!
Die Laconia hatte, bevor sie sank, noch ihre Position durchgeben können und eine U- Bootwarnung! Eigentlich hätte U-156 so schnell wie möglich verschwinden müssen, auch ohne Gefangene. Doch stattdessen war man in eine äusserst unangenehme Situation geraten und das erkannte auch der Soldat Hartenstein.
Natürlich konnte er nicht wissen, dass italienische Kriegsgefangene an Bord waren, aber für die britische und sonstige Feindpresse/-propaganda wäre dieser Vorfall das "gefundene Fressen" gewesen: NAZI U-BOOT ERMORDET ITALIENISCHE VERBÜNDETE! oder so ähnlich. Tatsächlich war man in Italien nach Bekanntwerden des Zwischenfalls etwas verschnupft!
Auch Dönitz war nicht sehr erfreud, sowohl was die politischen Aussichten anging, noch der inzwischen vor Ort angelaufenen Rettungsarbeiten. Dennoch entsandte er noch zwei weitere U- Boote ins Versenkungsgebiet und benachrichtigte gleichzeitig Hitler, der nur murrend und unter Verweiss auf die absolute Vorrangigkeit der Sicherheit der U- Boote zu stimmte.
Auch Dönitz verwiess seine Kommandanten nochmals auf die Prioritäten hin. Italiener hin Italiener her: die Sicherheit der Boote hatte absoluten vorrang und sie sollten jederzeit Tauchklar bleiben. Illosorisch angesichts der Situation vor Ort!
Die U-Boote funkten die aktuelle Lage unverschlüsselt in alle Welt und baten um Hilfe. JEDER wusste also, was sich dort ereignete.
Inzwischen bat Dönitz bei den in Dakar vor Anker liegenden Franzosen um Unterstützung, die dann auch zwei Schiffe zur Versenkungsstelle schickten und an die später dann auch die sich auf den Booten befindenden Überlebenden abgegeben wurden.
Natürlich tauchten dann auch die amerikanischen Flieger auf und begannen die U-Boote zu beschiessen. Dabei gab es unter den Schiffbrüchigen ettliche Tote und Verwundete. Die Angreifer hatten Befehl zum Angriff, griffen also nicht von sich aus an und wussten auch genau, was die deutschen U- Boote dort unten taten, zumal sie mit grossen Rotkreuzflaggen gekennzeichnet waren.
Eindeutig ein alliiertes Kriegsverbrechen, von dem man auch den Befehlsgeber kennt!
Allerdings gibt esie man als Grund für diese Aktion anführen könnte: Man wusste alliierterseits sehr genau, wer sich an Bord der Laconia befand, überwiegend Italiener und die nun wurden von ihren Verbündeten nicht nur gerettet, sondern auch noch aus der Gefangenschaft befreit wurden!
Ausserdem hätte man auf Kosten einiger weniger hundert eigener Leute (die englischen/polnischen Schiffbrüchigen), drei U-Boote mit einem Schlag vernichtet und damit eventuell tausenden anderen das Leben gerettet und/oder wertvolle Schiffe und Rüstungsgüter vor ihren Abgang in den ewigen Keller bewahrt!
Das war ein Erklärungsversuch, keine Rechtfertigung für den Angriff!
Dafür aber nahm, Dönitz diesen Vorgang als Anlass, den berüchtigten "Laconia Befehl" zu erlassen. In seinen Memoiren führt er dazu aus, dass er sich schon vor dem Laconiazwischenfall mit so einem Gedanken getragen hatte. Der Grund dafür war die absolut gewordene Lufthoheit über dem Atlantik und die neuen Ortungsgeräte, von denen die Deutschen nie geglaubt hätten, dass die Alliierten sie hätten, geschweige denn in Flugzeuge einbauen könnten. Sie hatten sie und sie konnten es!
Weiter führte Dönitz aus (auch in Nürnberg), dass der Befehl nicht besagte, Schiffbrüchige zu töten, sondern lediglich ihnen zusätzliche Hilfe zu gewähren auch auf die Gefahr ihres späteren Todes. Der Hintergrund war eben der, dass man den Kampf nicht mehr mit der Versenkung des Feindschiffes als beendet und die Situation für das U-Boot als gesichert betrachten konnte.
Die Alliierten hatten ihre Lufthoheit über den gesamten Atlantik ausgeweitet und ihre neuen Ortungsgeräte "sahen" auch durch dicke Wolken, während die U- Boote weitestgehen "blind" waren. Da ein U-Boot beim Alarmtauchen mindestens eine Minute Benötigte um zu verschwinden, aber ein Flugzeug in der selben Zeit einige Kilometer Flugstrecke zurücklegte, kam das Ende meist sehr schnell!
Allerdings hat es im Laconiabefehl eine absolute Ungereimtheit. Der Befehl, Kapitäne und leitende Ingenieure nach Möglichkeit zu bergen, blieb bestehen. Wie aber sollte man sie Bergen, wenn nicht aufgetaucht und ab wann war die Möglichkeit gegeben Kapitäne ungefährdet zu Bergen, Schiffbrüchige aber nicht?
Selbstverständlich darf man bei solch einer Betrachtung auch nicht vergessen, dass ein U- Boot kein Seenotrettungskreuzer ist, dass Krieg war UND, dass die alliierten ebenso ihren Seekrieg führten!
Nanu? Ausgerechnet ich verweise auf die ANDEREN? In DIESEM Fall ja, weil nämliche diese Tatsache ein ganz entscheidendert Punkt im Nürnberger Prozess war und von Admiral Nimitz schriftlich bestätigt wurde. Ein genialer Schachzug des deutschen Verteidigers, Flottenrichter Kranzbühler.

Anfügen möchte ich noch folgendes:
Oft wird die Rettungsaktion deutscher U- Boote als humanitärer Akt hochgejubelt und der alliierte Angriff als besonders verdammenswürdig gebranntmarkt. Weiter oben habe ich zwei Gründe genannt, aus denen sich dieser Angriff erklären liesse auch scheint es mir mit der deutschen Humanität nicht so weit her zu sein.
Sicher! Bei der Rettung dann wurde unterschiedslos gerettet und bei der abschliessenden Zählung stellte sich heraus, dass wesentlich mehr Alliierte als Italiener gerettet wurden. Allerding lag das wohl daran, dass viele nicht mehr vom sinkenden Schiff kamen und viele eben aus Erschöpfung sich nicht lange über Wasser halten konnte. Ihr Zustand war schon vorher äusserst schlecht gewesen!
Aber ohne die Italiener hätte Hartenstein keine Rettungsaktion durchgeführt. Schliesslich war es sein Auftrag Schiffe zu versenken und je mehr Menschen dabei ums Leben kamen, um so besser! War nun mal so und dass dem wirklich so war und man die Rettung nur wegen der Italiener durchführte belegt folgender Funkspruch an Harro Schacht U-507:
"Handlungsweise gemäss F.T. vom 17. September war falsch. Boot war bestimmt, italienische Bundesgenossen zu retten, aber nicht Engländer und Polen."*
* Affäre Laconia, Leonce Peillard



Zerstörerfahrer

  • Gast
Re: Der Laconia Befehl
« Antwort #1 am: 28.03.07 (19:53) »
Zitat
man die Rettung nur wegen der Italiener durchführte

Das Kriegstagebuch des BdU für den 15. Sept. 1942 belegt das. Letzter Absatz. " Boote treiben lassen " !



Wenn ich den 16. und 17. Sept. auch noch finde, gibts mehr .