Zu Porsch selber kann ich nichts sagen. Kenn nur die Homepage und die Diskussionen über seine Person.
Aber zur Praxis der Vergabe von Auszeichnungen, und hier geht es ja um den Weg zum Ritterkreuz, kann ich etwas sagen. ... Abgesehen davon daß es da in verschiedenen Einheiten auch unterschiedlich damit umgegangen wurde, gab es da zwei "Hauptvarianten".
a) Personen welche im Laufe der Zeit (i.d.R. wirklich durch Pflichterfüllung und Tapferkeit) nach und nach einen vollen Klempnerladen ansammelte, bis sie alles hatten und es dann (weil mühsam erdient) das RK gab.
b) Personen welche das RK für eine besonders tapfere bzw. herausragende Tat bekahmen. (Dies konnte unter Umständen auch stellvertretend für die Einheit sein)
Sicher gab es noch mehr Varianten bzw. Abstufungen, aber ich seh zumindest diese beiden Hauptwege.
Es kann durchaus sein daß Porsch zur Gruppe A) gehörte und ein solches Kampfschwein war, welches nach und nach einen regelrechten Klemnerladen ansammelte. Daß viele Ritterkreuzverleihungen im Nachherein teilweise "vakant" sind ist teilweise auch eine Frage der engen Auslegung der OdR. Dazu kommt daß zumindest in den letzten Kriegswochen/Monaten es auch drunter und drüberging. Ob da jedes amtliche Papierchen überlebte oder der Iwan vorm Reichstagsbunker damit ein Freudenfeuer machte bin ich mir zumindest nicht sicher. ... Meine Meinung dazu hab ich im alten Forum schon geschrieben, wo es um die Frage der Aufzählung der Anerkannten/Nichtanerkannten RKT geht. ... Zumindest ist es mir suspekt tapfere Männer, welchen ihr Divisionsgeneral oder andere höhere Vorgesetzte vor versammelter Mannschaft das RK verliehen, heute als Aufschneider und ehrenrührige Lügner hinzustellen. Und dies nur weil entweder in den Kriegswirren ein Stück Papier weggekommen ist oder irgendein Vorgesetzter einen Fehler begangen hat. ... Der Grundsatz von "Treu und Glauben" gilt da für einige Papiertiger plötzlich komischerweise nicht.
Daß es auch Aufschneider und Betrüger gab/gibt möchte ich da aber auch nicht ausschließen oder abstreiten.
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Aber mal zur Variante A). Hab heute abend mit einem Freund telefoniert, weil ich Fragen zum Ehrenpokal der Luftwaffe seines Onkels hatte. Derzeitig werden ja bei Ebay einige Kopien bzw. getürkte Stücke angeboten. ... Den größten Teil der Auszeichnungen und Dokumente hab ich übrigens im November persönlich gesehen.
Die Erbstücke von seinem Onkel umfassen so ungefähr folgende Stücke (hab mir übrigens nicht alles gemerkt bzw. aufgezählt) :
Sportabzeichen
EK I + EK II
Fliegerschützenabzeichen (Adler mit gebündelten Blitzen)
Fliegerabzeichen (Adler fliegend im Kranz)
Frontflugspange Brone, Silber, Gold
Ärmelband Afrika
Medaille für den Italienisch-Deutschen Afrikakrieg
Ehrenpokal der Luftwaffe (Überreicht von Göring persönlich)
Soldbuch
Fliegerbuch/Bordbuch
Gefangenenanhänger/Karte
Entlassungsschein aus der KGF
und noch ein paar andere lose Papiere (hab ich mir nicht alles gemerkt)
Dazu als Rarität -> 3 Original Bordkarten (Landkarten) der Me 110 mit eingezeichneten Flug- bzw. Einsatzrouten bei der Schlacht um El-Alamein.
Lt. heutigen Telefongespräch befindet sich das RK und der Ehrenpokal bei seinem anderen Onkel. Ergab sich aus dem Gespräch, da mir einfiel daß ich den Ehrenpokal nicht gesehn hatte und wissen wollte ob der genauso aussieht wie die Ebay-Teile. Übrigens lt. Aussage nicht. Im Gegensatz zu den Silber/Alpakka-Pokalen bei Ebay muß wohl der Ehrenpokal des Onkels aus hochwertigen Kristall (nehme an Bleikristall) bestehn. Da er von göring selbst überreicht wurde wird er wohl echt sein. Ob Göring sich da als "Privatauszeichnung" mit der "Kristallvase" mal wieder etwas besonderes ausgedacht hat, keine Ahnung. Da der Pokal aber beim Onkel meines Kameraden weilt und da 800 km Luftlinie zwischenliegen hab ich da leider keine Vergleichsmöglichkeit. Wie gesagt ... außer dem Pokal und dem RK hab ich alles in der Hand gehabt. ... Wobei mir so war, daß auf einer Auszeichnungsliste auch noch das DKiG aufgeführt war. Dies hätte bzw. würde dann in seinem Teil des Erbes auch noch fehlen.
Zumindest ist der Mann aber ein Beispiel dafür daß er so ziemlich nach und nach immer höher Dekoriert wurde -> Ehrenpokal wohl von Göring dann selber bekommen und das RK dann wohl von bzw. beim Empfang bei Hidolf persönlich. Im Prinzip alles verdient und immer höher Ausgezeichnet bis wohl die normalen Orden und Auszeichnungsmöglichkeiten alle waren und das RK fällig. ... Falls es fragen zur Person des Fliegers gibt ... da müßte ich erst Fragen ob mein Kamerad den Namen öffentlich machen möchte. Zumindest soviel, der Mann war Schlachtflieger, erst Bordfunker später Flugzeugführer/Pilot, auf einem Schlachtflieger/Zerstörer Me 110. Meist Westfront und Afrika.
Porsch wäre als Frontsoldat, welcher das nötige Soldatenglück hatte zu überleben, durchausebenfalls in der Lage gewesen solchen Klempnerladen zusammen zu bekommen. ... Soldaten welche das Pech hatten fast ständig an der Front zu kämpfen sammelten im Laufe der Jahre so einiges an Blech zusammen. Auch in meiner Familie gab es drei Verwandte welche etwas mehr Blech gesammelt haben als normal war. Nicht weil sie auf der Jagd nach dem Zeug waren, sondern weil sie lange genug überlebten. Onkel meines Vaters (FW der Infanterie) trug sämtliches Keinzeug bis hin zur NK-Spange und mehreren Pz-Vernichtungsabzeichen. Großonkel war RKT (OSL Infanterie) incl. EK I+II, DKiG, ISA, NKS usw. Da war mein Großvater mütterlicherseits (OGfr Fallschirmjäger) mit FSA, Kretaband, EK I+II, Verwundetenabz., Sportabzeichen und ähnlichem Plunder noch am ärmsten bestückt. ... Dafür durfte er aber auch bis 1949 in Sibirien Bäume fällen. Dafür hat es gereicht.
Ob das RK von Porsch vakant ist ... keine Ahnung. Aber wenn er den Rest auf dem Foto bis hin zum DKiG besaß, wird er sich dies auch schwer erkämpft haben. Denn bei einer Etappeneinheit war er wohl nicht unbedingt.