Vorweg: Das ist keine hochwissenschaftliche Abhandlung zum Thema "Atlantikwall", sondern eine eher lockere, wenn auch hoffentlich weitestgehend korrekte Darstelleng des Atlantikwall ohne Anspruch auf Vollständigkeit mit
persönlichen Ansichten und Meinungen zu diversen Aspekten!
Beim Atlantikwall handelte/handelt es sich um eines der bekanntesten und grössten Bauwerke der Geschichte überhaupt und der Neuzeit zumindest bis in die fünfziger/sechsziger Jahre insbesondere. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, zumindest für mich, auch, dass dieses epochale Bauwerk NICHT oder überwiegend nicht durch Zwangsarbeiter oder KZ Häftlinge errichtet wurde (Ausnahmen bestätige diese Aussage, darf aber auch widerlegt werden!), sondern durch Vertragsarbeiter, wenn diese Arbeitsberträöge auch nicht immer ganz freiwillig zustande kamen, wenn man zeitgenössischen Aussagen glauben schenken darf und warum nicht?
Die meisten beim Bau des Atlantikwall beschäftigten aber waren froh, Arbeit, Lohn und somit Brot für sich und ihre Familien gefunden zu haben, wobei das "bei wem" erst mal zweitrangig war. Allerdings auch nicht für alle. Besonders die französische Resestance war auf den Baustellen sehr aktiv und gab den Alliierten wertvolle Hinweise auf wichtige und geheime Bauvorhaben, so dass diese gezielt bombardiert werden konnten und so manches Vorhaben wurde auch sabotirt!
Wichtig bei der Betrachtung des Atlantikwall als Verteidigungsanlage und seine Einstufung als solche ist natürlich seine baulische Vollendung und waffentechnische, sowie personelle Ausstattung. Das veriiert mitunter von Quelle zu Quelle und oft findet man solche Formulierungen wie: "war vorgesehen", "sollte sein", "wollte man", "plante man".....ohne dann auf den damalige "ist Stand" näher einzugehen.
Wer sich also tiefschürfender über den Atlantikwall unterrichten möchte, kann an dieser Stelle getrost aufhören zu lesen. Allen anderen möchte ich versuchen einen allgemein gehaltenen Überblick über deutschlands grösstes Bauvorhaben aller Zeiten zu geben
!
Ich habe absichtlich "Bauvorhaben" und nicht Bauwerk geschrieben, denn als geschlossenes Bauwerk war der Atlantikwall kaum zu bezeichnen. Am D-Day bestand er aus zahlreichen mehr oder weniger grossen betonierten Bauwerken, die mehr oder weniger mit überwiegend veralteten Beutewaffen bestückt waren. Ettliche Bauwerke hatten noch nicht einmal diese und ausgerechnet dort, wo msie nicht gebraucht wurden, standen die grössten Bunker und Geschütze.
Allerdings kann man auch schlussfolgern, dass sie nicht gebraucht wurden, weil sie eben dort standen und die Alliierten sich lieber einen weniger stark befestigten Landungsabschnitt gesucht haben. Ähnlich verhält sich mit den Kanalinseln. Aus heutiger Sicht, die pure Verschwendung, aber damals ein Vorrangprojekt von Hitler persönlich.
Aber auch ausgerechnet dort, wo die Landung dann stattfand, befanden sich auch die wenigsten fertig betonierten Verteidigungsanlagen und warscheinlich war das für die Allierten mit ein Grund gerade dort, in der Normandie zu landen. Grund: Die Marine hatte die Küste der Normandie als für eine Landung ungeeignet bezeichnet!
Bereits im Frühsommer 1941 befahl er den festungsartigen Ausbau der Inseln mit Betonanlagen und schweren weitragenden Geschützen. Stationiert wurde die 319 Inf.Div. für die Dauer des ganzen Krieges. Insgesamt waren auf den drei Inseln 10 Heeres- und 7 Marinebatterien vom Kaliber 15 bis 30,5 cm geplant.
Geplant waren auch 19 8,8 Flakbatterien und 22 Peilstellen für die Marine, von denen aber nur 8 fertig wurden.
Allein für die Batterie "Mirus" benötigte man damals 30.000 m³, die mit fünf Frachtern, einem Motorsegler und acht Frachtkänen aus der aufgelösten Invasionsflotte, auf die Inseln geschafft wurden. Der Ausbau der Kanalinseln verlief parallel zu dem des Atlantikwalls und hatte bsolute Priorität.
Interessant im Zusammenhang mit dem Ausbau des Atlantikwalls ist der Umstand, dass Marine und Luftwaffe sofort nach Beendigung des Westfeldzuges daran gingen, an der Kanal- und Atlantikküste ihre Bauvorhaben zu planen und durchzuführen. Mit diese Arbeiten wurde die OT (Ordanisation Todt) beauftragt. Den Oberbefehl über alle diese Arbeiten hatte zwar der OB West, aber er hatte weder Einfluss auf die Arbeiten der Marine und Luftwaffe, noch der OT selbst.
Ausserdem begann das Heer, nachdem es mit der feldmässigen Befestigung der Küste begonnen hatte, erst gut ein Jahr später mit der Planung und dem Bau von richtigen Festungsanlagen, als Marine und Luftwaffe schon erhebliche Kapazitäten der OT verbraucht und gebunden hatten. Ein Jahr war also verschenkt worden!
Als Hitler dann selbst den Oberbefehl über die Wehrmacht übernahm, mischte er sich noch mehr in die Bauarbeiten am Atlantikwall ein und bevorzugte ganz offen Marine und Luftwaffe. So baute die Luftwaffe eifrig Flugplätze und befestigte Unterstände für Flugzeuge, die sie schon lange nicht mehr hatte- im Vertrauen auf die von Hitler versprochenen 1.000 Düsenjäger.
Besonders negativ wirkte sich für das Heer die von ihm geplante Struktur der zu bauenden Verteidigungsanlagen. Neben den mächtigen Bunkern für die grösseren Geschütze gab es tausende kleinere Bunker und Unterstände, die nur wenig Kapazität verbrauchten, für eine Invasionsabwehr aber besonders wichtig waren. Diese Bunker und Unterstände standen bei der Planung bei der OT gaaaanz hinten an und wurden, wenn überhaupt nur im Rohbau hingeknallt und dann dem Heer zum weiteren Ausbau überlassen.
Grund: Die Leitung der OT hatte sich dem Führer gegenüber verpflichtet, monatlich rund 600.000 m³ Beton zu verbauen und um dieses Planziel zu erreichen, musste man im grossen Stil betonieren. Angestrebt waren sogar 1.000.000 m³.....
Später dann, als Speer die Leitung der OT mit übernahm und sich nur indirekt durch seinen Ministerialdirektor vertreten und informieren liess, kamen noch persönliche Intriegen hinzu, die den Bau zusätzlich behinderten. Auch nicht sonderlich dienlich war der Konkurenzkampf zwischen den von Hitler ernannten Inspekteur des Westwalls, Rommel, und dem OB West Rundstedt, der Rommel abfällig als "Marschallbubi" bezeichnete.
Immerhin waren im Juli 1944 zwischen 8.119 und 8.000 betonierte Bunker und Unterstände fertig, allerdings vom Nordkap bis an die spanische Grenze verteilt.
In den Bereich der 7. und 15. Armee, von der Nordküste der Bretagne bis an die belgische Grenze kagen etwa zwei Drittel dieser Bauwerke. Von den geplanten 1.900 km Strandhindernissen waren 729 km fertig, verstärkt durch 240.000 Tschechenigel und anderen Hindernissen. Dahinter befanden sich dann 3.100 km Infanteriehindernisse, davon etwa 420 km Panzerhindernisse, wofür man 36.500 t Stacheldraht verbraucht hatte.
Beim Bau des Walls traten unzählige Probleme auf, die zeitweilig sogar zum Stillstand führten. Seien es starke Bombardements gewesen, Sabotageakte oder einfach Lieferschwierigkeiten oder Personalmangel. Die einzubauenden Waffen schliesslich bildeten ein besonderes Problem. So lieferte zB. das Waffenamt Bauzeichnungen von Bunkern für die russischen 7,62 cm Geschütze mit parallel zum Rohr liegenden Rücklaufvorholern. Geliefert wurden aber solche mit senkrechten - natürlich erst, als alle Bunker fertig waren!
Auch wurden Waffen angeliefert, die dann von den militärisch ungeschulten Leuten der OT promt falsch eingebaut wurden- absichtlich oder aus Unkenntnis eben.....
Insgesamt sollen beim Atlantikwall 115 verschiedene Geschütztypen Verwendung gefunden haben.