Autor Thema: Fünfte Kolonne  (Gelesen 14791 mal)

Jan-Hendrik

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #15 am: 06.01.06 (17:13) »
Danke für Deine Ausführungen  ;)

Hierzulande setzte dann die "Aussonderungswelle" aus "politischen" Gründen ( natürlich nie offen so bezeichnet ::) ) Ende der 60er/Anfang der 70er ein ...

Natürlich wird sowas von offizieller BW-Welle nicht mehr erwähnt bzw. völlig anders dargestellt  ;)

Jan-Hendrik

The Real Blaze

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #16 am: 06.01.06 (19:11) »
Der Begriff "Fünfte Kolonne" wurde   auch gern später benutzt, um auch die letzte volksdeutsche Oma als deutsche Agentin zu diffamieren. Ja die Wehrmacht sollte die Tschechei zerschlagen...sollte...Nur was betrieben die Tschechen? Marschierten um einen Krieg zu provozieren ins Sudetenland ein und verhängten den Ausnahmezustand. Die Parteizentrale der SDP wurde in Eger von Panzern zusammengeschoßen, mitten im europäischen Frieden. Benes tat diplomatisch alles, um Europa in den Krieg zu ziehen(In England wurde schon die Flotte mobilisiert!)

Henlein war aber clever und bereiste mehrmals London und traf sogar Churchill, der von ihm damals 1938 äußerst angetan war. Er meinte sinngemäße, daß wenn es mehr Deutsche wie Henlein geben würde, es man um vieles leichter in Europa hätte. Benes war da schon unten durch, seine letzte Karte war eben diese militärische Provokation. Schon im Frühjahr 1938 mobilisierten die Tschechen, weil angeblich die Wehrmacht aufmarschiert war, was aber völlig erlogen war! Ausländische Journalisten durften sich über diese tschechischen Lügen auf deutscher Seite überzeugen. War oberpeinlich für Benes!!

Fünfte Kolonne---sowas gabs in der Tschechei bis auf dieSelbstverdeitigungkräfte  im September 38' nicht. Auf sowas hatte der tschechische Geheimdienst nur gewartet, der Leute bei Henlein eingeschleust hatte. Man hätte dann alle wegen Hochverrats einkassiert, die Partei verboten worden. Das es so war, belegen die erbeuteten Dokumente, beim  Einmarsch 39', die man im tschechischen Geheimdienstgebäude fand.

Ich habe auch noch das DDR Buch "Das Münchner Diktat"(sehr ausführlich die Kämpfe des Freikorps geschildert)...Diktat war es nur für Tschechen, die nicht aktzeptieren konnten, daß die von ihnen terrorisierte deutsche Volksgruppe das wilsonsche Selbstbestimmungsrecht für sich in Anspruch nehmen wollte. Genauso wie das auch die Ungarn, die Teschener Polen, die Slowaken und die Karpatho-Ukrainer wollten. Im Sudetenland wurde mit 20 jahre Verspätung(und vorher in Österreich/Ostmark) schließlich auch das Selbstbestimmungsrecht vom Ausland zu gebilligt. 1918/19 haben nicht Deutsche tschechisches Land besetzt, sondern Tschechenmilizen(hauptsächlich ehemalige tschechische Legion)  das Sudetenland. 1919 sammelte sich in Sachsen ein Hilfskorps von 15000 mann ,um die Besetzung Nordböhmens zu verhindern. Aber die mut und machtlose Reichsregierung zog den Schwanz dort ein und blies die Sache ab. Die "Schuld" der Deutschen in Böhmen war nur deutsch bleiben zu wollen, mehr nicht. 



das ist meine Buchempfehlung, die alles ,weil am ausführlichsten, in den Schatten stellt. Wer es gelesen hat(717 Seiten-ich), weiß welche "Schuld" Sudetendeutsche hatten--> Keine

AK 74 ZF

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #17 am: 06.01.06 (21:20) »
Nun Real .. einen großen Tschechentread und Polentread, hinsichtlich dergegenseitigen territorialen Forderungen und des Umgangs mit den Minderheiten bzw. der deutschen Bevölkerung in den nach dem 1. WK abgetrennten Gebieten, hatten wir ja schon mal.  Ich hab ja angedeutet daß die ganze Geschichte auch eine Vorgeschichte hatte. Und im Bereich der ganzen Materie "Sudeten" gab es von beiden Seiten Animositäten und auch Ãœbergriffe. Daß die Sudeten zu Deutschland gehörten bzw. die Wiedereingliederung der Sudeten ins Deutsche Reich eher gerecht war, ist auch meine Meinung. Auch wenn ich dafür Kritik bekomme. Die Mehrheit der Bevölkerung waren Deutsche und wollten auch zu Deutschland. Das hat und hatte etwas mit "Selbstbestimmungsrecht der Völker" zu tun. Sieht man ja bei anderen Völkern heute ebenso.
Das Problem Real, und dies läßt sich auch nicht wegdiskutieren, ist daß beide Seiten, Deutsche wie auch Tschechen ihr Recht mit aller Gewalt durchsetzen wollten. Und sowohl tschechische als auch deutsche Nationalisten waren bereit bis aufs Messer um ihr Recht, oder vermeintliches Recht, zu kämpfen. Es gab Gewalt und auch Gegengewalt. Und das von beiden Seiten !  >:( Dies läßt sich auch nicht abstreiten. Egal welches Buch da gelesen wird. Daß sich im Fall der Sudetenfrage Deutschland (bzw. Henlein), diplomatisch und auch militärisch geschickter verhielt, steht außer Frage. Aber daß der "Deutsche Selbstschutz" bzw. das "Sudetendeutsche Freikorps" nur eine friedliche Pfingstgemeinde war und keiner Fliege etwas zu Leide tat, ist ja auch Blödsinn. Deutsche Nationalisten bzw. Angehörige der dt. Bevölkerung wehrten sich schon aktiv und vergalten den Tschechen Gewalt mit Gewalt. Und da man erwartete, daß diese Gewalt eskaliert, bereitete man sich auch in Form dieser Selbstschutzeinheiten/Freikorps darauf vor. Und dies mit (geheimer) Unterstützung deutscher Behörden/Streitkräfte.  ... Und da ist das was StabFeld hinsichtlich seines Vaters schrieb genau richtig. Man leistete erst passiv und dann aktiv Widerstand. Was das heißt weißt Du auch. Da schlug der Tscheche auf den deutschen Nachbarn ein, und der Deutsche auf den Tschechen. Im Prinzip ein zunehmender kleiner Bürgerkrieg in einem "Grenzländle".
-------------------------------
Die Vorgeschichte, bzw. auch die deutsche Sicht der Geschichte, wird das von Dir angeführte Buch schon gut beschreiben. Aber es gibt auch eine gewisse berechtigte Sicht der Tschechen. Denn es lebte auch ein Bevölkerungsanteil tschechischer Bewohner in diesem Grenzland "Sudeten". Darunter nicht nur nach 1919 angesiedelte, sondern auch schon lange dort ansässige Tschechen. Und diese Tschechen litten auch. Der Riß ging übrigens bis hin durch Familien, welche dann plötzlich im aufkeimenden Nationalismus gegeneinander standen.  ... Gab da zu DDR-Zeiten ein Kinderbuch. Hieß Jan und Jana, welches diese Zeit, aus der Sicht eines kleinen deutschen Mädels (mit tschechischer Verwandschaft oder auch Abstammung) schildert. Mag sein daß dieses Buch "gegen den Faschismus" geschrieben war. Aber es war doch ganz gut geschrieben und schilderte das Dilemma dieser Zeit sehr eindrücklich. Vieleicht habe ich es deshalb nicht vergessen und bei diesem Thema mit im Hinterkopf.

Wie gesagt , auch wenn die Sudetenkriese noch diplomatisch gelöst werden konnte. Man war auf beiden Seiten zur Gewalt bereit, und es wurde auch (unterhalb der Kriegsschwelle) welche ausgeübt. Von Tschechen und von Deutschen.

AK 74 ZF  - der versucht beide Seiten zu sehn -

P.S. Daß aus Gründen von Minderwertigkeitskomplexen, die Gewaltbereitschaft von Nationalisten eigentlich schwächerer bzw. ehemals unterdrückter Völker, besonders hoch ist, ist ja kein Geheimnis. Dies zeigte sich nach 1919 gerade bei Polen und Tschechen sehr deutlich. Der Nationalismus explodierte regelrecht. ... Aber auch der deutsche Nationalismus war nicht ganz ohne !
« Letzte Änderung: 06.01.06 (21:25) von AK 74 ZF »

The Real Blaze

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #18 am: 07.01.06 (01:00) »
Nun in diesem Buch wird auch der tschechischen Seite genüge getan. Die Seitenzahl schreckt natürlich etwas ab, aber es lohnt sich wirklich. Eben schon um die ganze große Tragik des deutsch- tschechischen Verhältnisses zu erfassen.
 Die Forderungen der Tschechen nach deutschen Gebiet waren eben nicht die Forderungen aller Tschechen. Eine große Gruppe war eben auch der Meinung, daß ein Nationalstaat besser wäre, als ein Nationalitätenstaat. Wie recht sie doch hatten! Henlein wollte von Anfang an mit den Tschechen es schaffen, aber genau die Offerten wurden von Benes und Co verhaßt ausgeschlagen. Erst wollte man  unbedingt die Deutsch-Böhmen in einem Staat und danach behandelte man sie wie Feinde. Der Wille zum Zusammenleben war nur von deutscher Seite da, damit meine ich die SHF von Henlein. Die deutschnationale Partei wurde recht schnell verboten, dieses Schicksal wollte Henlein mit seiner Bewegung auch vermeiden.
 Tschechen wohnten auch in den Randgebieten, aber das war die absolute Minderheit bis 1919. Danach  wurde mit Hilfe einer erpreßerischen "Bodenreform",  deutscher Grund und Boden für Tschechen enteignet. Tschechenbeamten kamen ins deutsche Land und setzten  mit Polizei und Armee die Staatsgewalt durch. Bis 1938 gab es so ca 700000 Tschechen im Sudetenland, die nach München sogar bleiben konnten, aber der größte Teil  freiwillig in die Resttschechei rücksiedelte. Die ganzen Kolonnen wurden schon vor der tschechischen Unterschrift organisiert, solche Angst hatte man vor der Rache der Deutschen, nachdem was die Tschechen ihnen angetan haben. Von deutscher Seite kam da aber überhaupt nichts, man war allgemein froh, daß sie endlich weg waren und sich auch im öffentlichen Leben wieder deutsch unterhalten konnte.


 Ich kann deshalb den Satz von beiderseitiger Gewaltbereitschaft nicht stehen lassen, den das kommt so rüber, als wäre diese gewalt immer da gewesen. Es war durch die disiplinierte  Turnbewegung Henleins ganz besonders Wert auf Gewaltlosigkeit gelegt, weil man sich eben so gut wie nicht  NICHT wehren konnte gegen die Staatsgewalt. Wer es doch tat kam nach Pankratz(Prag), meist mit Eisenkugel am Bein! Erst ab September 1938, nach der zweiten Mobilmachung und den zweiten Ausnahmezustand, wehrten sich die SdP Freikorpsler. Da war schließlich auch absehbar, daß besonders die Engländer Benes endgültig fallen lassen hatten. Die deutsche "Gewalt" war nur eine Reaktion auf den Staatsterror. Zeitlich gab es deutschen Widerstand nur während der Besetzung ihres Landes 1919 durch Tschechen(viele deutsche zivile Opfer!) und eben wie schon erwähnt im September 1938.


StabFeld

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #19 am: 07.01.06 (01:46) »
Ein Hallo an alle Autoren,
kann man das ein oder andere Buch über die Fernleihe der Biblotheken leihen?
Oder kann ich mit meinen weiteren Fragen den ein oder anderen Nerven?
PS: Bin ja Richtig beeindruckt über das Geschriebene von Euch.
Zumal das Thema ja kaum bekannt ist. Aber, was das alles so zum Vorschein kommt!
Bravo

AK 74 ZF

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #20 am: 07.01.06 (11:31) »
Zitat : Erst ab September 1938, nach der zweiten Mobilmachung und den zweiten Ausnahmezustand, wehrten sich die SdP Freikorpsler. Zitat Ende

Und davor blieben alle deutschen Männer demütig und friedlich und hielten noch die andere Wange hin oder boten den Tschechen ihre Töchter an, wenn man sie und ihre Familien schlug. .... >:(   ... Da kenn ich aber andere Geschichten. ;)

Sorry Real ... war etwas zynisch. .... Mach Dir da mal kein falsches Bild. Die Deutschen wehrten sich sehr wohl gegen die Willkür der Tschechen. Ob nun gegen private Übergriffe von Nationalisten oder auch gegen die Staatsgewalt. War wohl lange Zeit ein übler Kleinkrieg unter Nachbarn (700.000 Tschechen in den Sudeten sind ja auch nicht wenig ! ... Schau auf die Karte ... so groß war das Gebiet ja nun auch nicht.). Daß die Deutschen dabei zusätzlich gehandicapt waren, weil die Tschechen die Staatsgewalt auf ihrer Seite wußten, kommt erschwerend dazu. Aber man setzte zunehmend dem Terror der Tschechen organisierten Widerstand entgegen. Und man organisierte sich auch. Mit oder ohne Henlein. Den Grundstock der SdP Selbstschutzverbände und des "Sudetendeutschen Freikorps" bildeten durchaus im Widerstands- und Untergrundkampf erfahrene Männer. Daß die offizielle Gründung dieser "Kampfeinheiten" erst erfolgte als es sich abzeichnete, daß die Lage eskaliert und man auch offizielle Unterstützung aus dem Reich erhielt, ist auch natürlich. Wobei man dabei zum größten Teil die bestehenden Kleingruppen nur noch bündeln brauchte. Daß es eine politische Lösung gab, war zumindest damals eine "glückliche" Fügung. Ansonsten hätte es in den Sudeten gekracht. Denn das Maß war voll und die dt. Bevölkerung zum aktiven Widerstand bzw. zum Abschütteln der tschechischen Oberherrschaft bereit. .... Oder siehst Du dies anders Real ?
Ich zumindest seh es so daß die Eskalation nicht mehr aufzuhalten gewesen wäre. Denn Teile der Sudetendeutschen Freikorps waren durchaus zum aktiven Widerstand übergegangen. Und der Rest stand, gut organisiert und vorbereitet, auch Gewehr bei Fuß. Und die Reichsdeutsche Bevölkerung hätte nicht zugesehen daß die Tschechen die Sudetendeutschen aufreiben oder vertreiben. Nicht 1938 !!!  ... Wie gesagt, man bevorzugte eine politische Lösung, war aber zum Gewalteinsatz bereit.

Zitat : ... Angst hatte man vor der Rache der Deutschen, nachdem was die Tschechen ihnen angetan haben. Von deutscher Seite kam da aber überhaupt nichts, man war allgemein froh, daß sie endlich weg waren und sich auch im öffentlichen Leben wieder deutsch unterhalten konnte. ...   -> Klingt auch ein bissel zu schön um wahr zu sein. Sicher freute sich die einfache Bevölkerung und atmete auf. Aber es gab schon ein paar Männer welche in dieser Zeit ein paar persönliche Rechnungen beglichen. Und es ging in der Zeit manch Tscheche oder "Kolloborateur" ins Lager oder mußte zu sehen wie er Land gewinnt. Traf übrigens auch einige der Deutschen, welche zu den "Nazigegnern" zählten. Auch eine der Randgruppen, welche in diesen Büchern kaum eine Erwähnung finden. ... Teile der konspirativen Wege der KPD liefen ja rüber ins "Böhmische", wo ja auch viele deutsche Exilanten saßen. Weiß ja nicht ob darüber was im Netz zu finden ist. Müßte man mal unter "Rote Bergsteiger" googeln. Zumindest saßen viele Kommunisten im Böhmischen und emigrierten wohl bei Besetzung der Sudeten weiter nach Prag, wo sie ja später auch eingeholt wurden. ... Aber nun schweif ich ab.

Real es ging um die "5. Kolonne", als Widerstands-/Untergrundkampf. Und der wurde von den Sudetendeutschen, sowohl privat wie auch organisiert, durchaus auch geleistet. Und je mehr sich die Kriese um die Sudetenfrage zuspitze um so härter wurde der Kampf. Daß die Sudeten 1938 nicht in einem Bürgerkrieg verkamen, bzw. es nicht zu einer militärischen Besetzung  in Form von gewaltsamen Einrücken der Wehrmacht kam, ist einzig der Tatsache zu verdanken, daß es in letzter Minute zu einer politischen Lösung kam. Sonst hätte es 1938 schon gekracht.  ... Und davon bin nicht nur ich überzeugt. ... Eine "Aktion Grün" wird man nicht aus Jux und Dollerei geplant haben, sondern aus einer Notwendigkeit heraus. Auch wenn man es zu dieser Zeit noch als letzte Option betrachtete.

Die Antwort von StabFeld hinsichtlich der Erzählung/Erinnerung seines Vaters sind da übrigens sehr gutes Beispiel. Sein Vater wird da schon die Wahrheit erzählt haben. Ich zumindest kenn es auch so. -> ... Wochen und Tage vor dem Einmarsch Tote auf beiden Seiten gab. Schießereien auf beiden Seiten. "Einheiten" dieser 5 Kolonne gab es im Sudetenland und auf deutscher Seite. ... Unterstützt von der  Sudetendeutschen Arbeiterpartei. Sudetendeutsche gingen in den Untergrund und leisteten zuerst passiv, dann aktiv Widerstand gegen die tschechische Unterdrückung.  Mein Vater musste 1938 aus politischen Gründen fliehen und gehörte zu dieser 5.Kolonne. Er erzählte, dass er Wochen vor dem Einmarsch in den Wäldern von Dippoldiswalde war und dort für den Tag X vorbereitet wurde. Seine Gruppe " marschierte " Stunden vor der Wehrmacht in sein Heimatland ein. u.s.w.

Ich denke schon daß diese Schilderung korrekt ist. Und daß das Reich, von SA bis hin zur "Abwehr" (welche ja zur Wehrmacht gehörte), den Kampf der Sudetendeutschen unterstütze ist ja, für die damalige Zeit verständlich, und heute auch kein Geheimnis mehr.

Warum, Wieso und Weshalb .. ist ja dann wieder anderes Thema. ... Und da ist Dein Buch sicher interessant.

AK 74 ZF  - der den ethnischen Hintergrund kennt, aber auch den Erfolg der Strategie und Taktik sieht -

P.S. Real ... aus militärhistorischer Sicht ist die Besetzung der Sudeten eigentlich ein Musterbeispiel für einen erfolgreich geführten "verdeckten Krieg", mit geringsten Verlusten und maximalem Erfolg, unterhalb der eigentlichen Kriegsschwelle. Man feierte die "politische Lösung" per Vertrag damals nicht umsonst als großen Sieg (der Diplomatie ;)).

The Real Blaze

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #21 am: 07.01.06 (19:10) »
Zitat
Denn das Maß war voll und die dt. Bevölkerung zum aktiven Widerstand bzw. zum Abschütteln der tschechischen Oberherrschaft bereit. .... Oder siehst Du dies anders Real ?

Ja sicher war das Maß randvoll, aber und das war einzig der klugen Führung Henleins zu verdanken, daß man sich innerhalb der tschechischen antideutschen Gesetze bewegen mußte! Andernfalls wäre die bereitgestandene Staatsgewalt in Form von Polizei, Geheimdienst und Armee sofort eingeschritten. Pankratz war ohnehin schon übervoll mit verurteilten Deutschen, die für Nichtigkeiten eingesperrt wurden. Henlein mußte immer wieder seine Person einsetzen, um die SDP zusammenzuhalten. Anfangs war es je nur die Sudetendeutsche Heimatfront, eine reine Solidaritätsbewegung, um sich vorallem gegen den Hunger zu helfen. Erst spät, als die Bewegung
hauptsächlich von Benes aus politisch instrumentalisiert wurde, um sie zu verbieten, entschloß sich Henlein zur Parteigründung, die gleich bei der ersten Wahlteilnahme stärkste Partei in Prag wurde! Und das obwohl man nur eine Minderheitenpartei war UND deutsche Sozialisten und Kommunisten gegen ihr eigenen Volk in Böhmen arbeiteten, allen voran der Benesspeichellecker Wenzel Jaksch. 
Die SDP war zu keiner Zeit eine nationalsozialistische, noch faschistische Partei, sondern eine reine Minderheitenpartei. Das betone ich deshalb, weil auf linken Seiten immer noch von einer "faschistischen SDP" geschwafelt wird und das Benesregime als demokratisch hingestellt wird, was völlig absurd ist. Eine Demokratie schützt seine Minderheiten und gewährt ihnen größtmögliche Selbstbestimmung, was aber die Tschechen niemals machten: weder mit den Deutschen, noch den Ungarn, Polen, Karpathoukrainern und Slowaken! Das "tschechosslowakische" war ein einziges verlogenes Wort! Obwohl den Slowaken die Autonomie im Vertrag von Pittsburg zugesichert wurde, hatten die Tschechen niemals diesen Vertrag umgesetzt. Sie ließen lieber ihre Armee nach Preßburg im Frühjahr 1939 marschieren, als sich an diesen Vertrag zu halten.


Man setzte also nach Parteigründung, schon wegen des überragenden Wahlerfolges weiter auf friedliche Zusammenarbeit. Doch diese wurde ganz natürlich von den Tschechen boykottiert. Und wenn sich  die Tschechenparteien sonst nie verstanden, wenn es gegen die Deutschen ging war man sich immer einig! Auf deutschen Veranstaltungen war immer verboten das singen deutscher Lieder, das zeigen deutscher Fahnen und jede gehaltene Rede mußte im Wortlaut von den Tschechen erst genehmigt werden.

Übrigens die tschechische Armee setzte sich auch aus deutschen Soldaten zusammen, die sicher nicht gegen ihr eigenes Volk gekämpft/geschoßen hätten. Da hätten Massendesertationen gedroht.

Im August 1938 begann auch die Mission von Lord Runciman ins Sudetenland, wo nachwievor alles ruhig war. Runciman gastierte aufSchloß Petersburg bei Komotau und bereiste von dort wegen der anstehenden Verhandlungen das Sudetenland, wo er bitterste Armut sah. So bekam er auch mit, wie bei Wernsdorf der deutsche Pfarrer die Post austrug damit die Post auch ankam. Der tschechische Postbote sprach kein Wort deutsch und war alles andere bereit als für eine sachgerechte Zustellung zu sorgen.
Auch ein recht bizarres Erlebnis hatte der Brite mitbekommen. In Böhmisch Kamnitz wurde ein deutscher Bürgermeister(Kommunist) gewählt, aber ein tschechischer Rivale macht ihm das Amt streitig, schon weil Prag die Wahl nicht bestätigte. Man beschloß zu zu würfeln. Der Tscheche verlor wieder, blockierte die deutsche Amtsausübung aber erneut durch eine Beschwerde!

Es wurde also eher gewürfelt, als irgendwo gekämpft. Fall "Grün" wäre auch nur umgesetzt worden, wenn Prag völlig isoliert gewesen wäre. Doch das war es ja nie. Sie hatten zwar eine schnell schwindende Lobby bei Franzosen und Engländern(bei denen am allerwenigsten), aber es waren ja auch noch die Russen da, wo Benes , obwohl der Staat vollkommen Pleite war, auf Pump Militärflugzeuge kaufte. Benes war dann auch in seiner Londoner Exilzeit der größte Maulwurf für Stalin...

Das Sudetendeutsche Freikorps agierte erst so richtig als als Lord Runciman wieder weg war, es war auch erst am 17.September 1938 aufgestellt worden. Vorher hatte man im Reich ein paar Sudetendeutsche von der SA schon ausbilden lassen, immerhin flüchteten 84000 Deutsche vor den tschechischen Terror ins Reich!


bewaffnete Sudetendeutsche des Freiwilligen Schutzdienstes

Die Aktionen vor dem 17.September waren kaum der Rede wert(Grenzposten beschoßen usw) Später wurde auch schon mal ein Polizeiposten überfallen. Das wars aber auch schon, weil vom 17.September bis Anfang Oktober kaum noch die Zeit war, großartig auszubilden und gleichzeitig auch zu agieren. Man hielt sich allgemein zurück, um die anstehenden Verhandlungen in München nicht noch zusätzlich zu gefährden.



Hier noch ein interessantes Foto, hinter einem Freikorpsler liegt jemand der einen tschechischen Helm auf hat. Offenbar ein Fahnenflüchtiger.


StabFeld

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #22 am: 08.01.06 (03:59) »
Hallo The Real Blaze, Hallo AK 74 ZF,
kann man diese Bücher leihen? Bibliothek oder so?
Zu den Beiträgen kann ich noch zu fügen das mein Vater erzählte, dass er Kurierdienste nach Deutschland leistete.
Der Anlaufpunkt wäre immer eine Villa in Dresden gewesen. Leider konnte ich nie ermitteln, wo in Dresden.   
Nach einer von dieser Touren stand der tschechische Staatsschutz vor seiner Türe. (Verrat?)     
Deshalb musste er flüchten. Rest ist später ein mal in einem Buch nach zulesen, an dem ich schreibe.
PS: Mein Vater hatte ein ziemlich bewegtes Leben. SDFer, Bahnpolizist, SS, sechs Jahre Soldat in Russland, elf Jahr Gefangenschaft beim Russen u.s.w.
Leider komme ich nicht an die Unterlagen in Moskau heran, darin stehen die ersten Fünf Jahr Haftzeit im Roten Ochsen von Halle und der Übergang nach Bautzen. Kam erst 1956 nach Hause.
Ist brutal Interessant.

 

The Real Blaze

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #23 am: 08.01.06 (14:11) »
Also bei DDR Büchern wirst du wohl nur über E Bay oder Antiquariat Erfolg haben. "Das große Ringen" habe ich gekauft, glaube nicht, daß sowas zur Leihausstattung von durchschnittlichen Bibliotheken gehört. Wenn du also ein Buch darüber schreibst mußt du schon auch mal was investieren ;D Um so besser wirds. Und dazu wünsche ich dir viel Erfolg.

Das der dein Vater es mit den tschechischen Geheimdienst zu tun bekam , muß dich gar nicht wundern. Er hatte sogar in Dresden Agenten.
« Letzte Änderung: 08.01.06 (14:13) von The Real Blaze »

waldi44

  • Stammmitglied
  • ***
  • Beiträge: 3050
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #24 am: 09.01.06 (10:25) »
Ich hab hier was interessantes zum Thema (und nicht nur zum Thema) gefunden:
Lasst Euch mal nicht abschrecken vom Urhebern  ::)! Kommunistische Organisation für die Vierte Internationale (KOVI-BRD)" ;D ;D ;D!


http://www.lrp-cofi.org/KOVI_BRD/Archiv/Vertreibung.html

Wieso muss das ein Fahnenflüchtiger sein? Nur weil er einen tschechischen Stahlhelm trägt?
« Letzte Änderung: 09.01.06 (10:29) von waldi44 »

Hoschito

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #25 am: 09.01.06 (19:26) »
Wobei da einige auch noch ganz privat ihr Mütchen an ihren tschechischen Nachbarn kühlten und alte Rechnungen beglichen. ...

...konnte ich da irgendwo lesen..

...darf ich einmal ganz verzagt nachfragen, wo es darüber zeitgeschichtlich dokumentarisch belegbares Material zu solchen 'Übergriffen' noch gäbe?  ??? (Fernabfrage)
Bitte keine Hinweise auf tschechischen Archive, wo man persönlich vorstellig werden muß >>> habe nicht genug überflüssige Zeit, um heim geschickt zu werden, wenn die in meinen Anmeldepapieren für den Lesesaal lesen: 'Forschungsgrund: Sudetendeutsche Vorfahren'  >:(

(Die 'Revanche' der Tschechen 1945 ff. hingegen ist ja mittlerweile für jede(n) Interessierten absolut leicht eruierbar gewesen)

The Real Blaze

  • Gast
Re: Fünfte Kolonne
« Antwort #26 am: 09.01.06 (21:14) »
Zitat
Wieso muss das ein Fahnenflüchtiger sein? Nur weil er einen tschechischen Stahlhelm trägt?

Naja Waldi es könnte auch sein, daß er den tschechischen Helm geklaut hat ;D. Tippe aber trotzdem auf Deserteur, weil viele Deutsche das auch während des tschechischen Einmarsches im September machten. Es stand eben die Entscheidung an ,schieße ich auf mein Volk, oder eben nicht. Der Großteil der Sudetendeutschen wurde aber aus der tschechischen Armee erst nach München entlassen. Reine deutsche Einheiten gab es ja nicht. Wer Minderheiten unterdrückt, rechnet eben auch damit, daß selbige "unzuverläßig" sind.