Autor Thema: Berg Athos und die Wehrmacht  (Gelesen 3722 mal)

byron

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Berg Athos und die Wehrmacht
« am: 28.12.06 (16:11) »
Hi Balsi, Hi Freunde,

Das Soldatenerlebnis aus dem Jahr 1941  im Rundbrief der ARGE  der 50. Inf.Div. ist sehr interessant und animiert mich dazu einen kurzen Bericht über dieses Gebiet hier zu bringen.
Der Berg Athos mit seinen magischen Küsten, ein Meer das viele Farben wechselt, von smaragdgrün bis lila und königsblau,
mit wunderschönen Wäldern und uralten Klöstern, war für mich immer mein Ausflugs- und Ferienziel.
Ich habe die ganze Küste hinunter gefischt aber auch unter Wasser mit Maske und Schnorchel bewandert.
Es übt auf den Menschen eine außerordentlich starke Anziehungskraft der man nicht widerstehen kann und immer einen dahin zieht. Und so war es als die Deutschen ins Land kamen.

Der Klosterberg Athos während der deutschen Besatzungszeit
                                                     
Gleich nach der Einnahme Griechenlands durch die deutsche Wehrmacht und der Besetzung von Ostmakedonien und Thrazien durch die Bulgaren wurden sich die Athosmönche deßen bewußt,  daß sie in großer Gefahr waren.
Die Bulgaren hatten in ihrem Besatzungsgebiet fast alle Kunst- und Kulturschätze der Klöster und Kirchen geplündert. Deshalb fürchteten die Mönche, daß ihnen die gleiche Gefahr drohe, falls die bulgarische Armee den Athos betreten würde. Sie handelten weise. Am 22. April 1941 besuchte der deutsche Kommandant von Nea Madytos mit seinem Stabe die Verwaltung des Klosterberges in Karyes. Der Rat der Mönche sprach mit ihm über seine Sorgen, doch der deutsche Kommandant versprach ihnen die Unantastbarkeit der Mönchsrepublik "Berg Athos",  riet ihnen aber, ein Gesuch an den Reichskanzler Adolf Hitler zu richten, die Schirmherrschaft zu übernehmen. Dieses Gesuch wurde schon am  26. April verfaßt und am 29. des gleichen Monats von einer Gruppe deutscher Offiziere feierlich abgeholt und weiter befördert.
Hitler entsprach sofort ihrem Gesuch und die deutsche Heeresführung verbot daraufhin den  Bulgaren, die bereits in Ierissos waren, den Einmarsch in das Gebiet vom Berg Athos. Im Jahre 1943 hat die Wehrmacht  auf ein Gesuch der Bulgaren, ein Bataillon auf dem Athos zu stationieren, abgelehnt.

Die Deutschen haben im allgemeinen den Klosterberg respektiert und  geschützt. Die einzige traurige Ausnahme geschah am 9. Juli 1942, als auf eigene Iniziative acht deutsche Soldaten das Kloster des heiligen Xenophon  ausplünderten.
Bis Ende 1941  unterstand Athos der Kreiskommandantur 316 in Langadas, eine Kleinstadt  25 Km  außerhalb von Saloniki (Kdt. Hptm. H. Grisse, Fp.Nr. 41 509). Nach der Verlegung der Kreiskommandantur nach Kilkis am 10. Januar 1942, wurde er unter das Kommando der Abteilung Kreiskommandantur 866 der Feldkommandantur 808 in Saloniki gestellt. ( Fp.Nr. 05 095 und 30 619 ). Kommandant der Feldkommandantur 808 war Hauptmann Komp. Nachfolger des früher zuständigen Kommandanten  H. Grisse wurde Major Dr. G. Stenger, ein Kenner des byzantinischen Rechtes. Er blieb bis zum 28. Juni 1944 in dieser Stellung  und wurde dann nach Athen abkommandiert, von wo aus er weiterhin positiv zugunsten des Berges Athos wirkte. Sein Nachfolger von Juli bis Oktober 1944 war Major Dr. Jacher.
 
Der Zugang zum Berg Athos war ab 1. Dezember 1941 nur mit Genehmigung der Feldkommandantur 808 möglich. Diese war im Hotel Astoria auf der Agias Sophias Straße in Saloniki. Ab 13. Juni 1942 wurde diese Anweisung aufgehoben und die Besuchserlaubnis konnte man nur noch von der griechischen Behörde in Arnea erhalten. Nur Angehörige der deutschen Wehrmacht mußten die Genehmigung weiterhin beim Befehlshaber Saloniki /Ägäis einholen.

Einige Mönche haben 1941 britischen Offizieren und Soldaten zur Flucht aus Griechenland mittels U-Booten verholfen. Einige wurden vom Gericht der  Feldkommandantur 808 zum Tode verurteilt und erschossen, mehrere wurden in Zwangsarbeitslager in Ungarn verschickt. Major Stenger hat aber immer sein möglichstes getan, um diese Urteile abzumildern.
Der Oberbefehlshaber von Saloniki / Ägäis, Generalmajor Haarde und der  Kriegsrat Dr. Max Merten haben in der schweren Hungerzeit bei der Versorgung der Mönche geholfen. Auch die "Gruppe Aktiv-Propaganda" aus Saloniki hat viel dazu beigetragen.  (Kdt. Hptm. Wecker)

Am 2. August 1943 wurde Major Dr. G. Stenger von Saloniki aus als  "Kdt. des deutschen Verwaltungsbezirkes  Makedonien - Gouvernement Athos" in das Heilige Kloster Vatopedi abkommandiert.
Zuvor, am 31. Juli wurde eine Gruppe der Feldgendamerie-Abtl. 501 mit zehn Soldaten unter dem Oberfeldwebel Jarisch nach Karyes verlegt. Der Abteilung gehörten noch die Oberfeldwebel Gebauer, Hans Nageler, Gobana und Heink, Feldwebel Nitsche, und der Unteroffizier Lohrbacher. Diese wurde ab Februar 1944  im Kloster des Simonos Petras untergebracht, wo sie bis zum 28. Mai 1944 blieb. Nach diesem Tage gab es auf dem Berg Athos kein deutsches Militär. Es waren auch einzelne Soldaten von Partisanen entführt.
 
Es ist wichtig, noch zu erwähnen, daß ein "Sonderkommando Rosenberg" sich sehr für den Athos interessiert hatte (1941 bis 1944, Kommandeur Leutnant  Ingram, Fp.Nr. 19 492). Dieses Sonderkommando erschien im Juli 1941 in Saloniki und hatte unter anderem die Aufgabe, die Kunstschätze aus den besetzten Gebieten nach Deutschland zu bringen. So geschah es auch mit den Kulturgegenständen der großen judischen Gemeinde von Saloniki. Ein Versuch  im Sommer 1943, auch die Schätze des Athos zu konfiszieren, scheiterte aus uns bisher unbekannten Gründen. Die Behauptung von  Dr. Merten während eines Gerichts-Prozeßes, daß er die "Entführung" der Schätze verhindert habe, scheint unglaubwürdig zu sein, da das "Sonderkommando  Rosenberg" seine Befehle von "Höheren Stellen" erhielt.

Es ist bekannt, daß auf dem Kap Nymphäon an der Spitze der Halbinsel, ein Wachkommando zur Ortung von englischen U-Booten war. Außerdem befand sich  nahe dem Kloster Agia Lawra eine Funkstation. In Ierissos, der letzten Stadt vor dem Athos, war eine deutsche Einheit mit 25 Soldaten und ab Sommer 1943 ein bulgarisches Bataillon stationiert. In Pyrgos - heute Uranoupolis - befand sich eine kleine Marineeinheit unter Feldwebel Boese, dem auch der Marine-Beobachtungsposten bei der Rumänen-Skiti  Prodromou  unterstand.

Es wäre noch von Interesse folgende Geschichte zu erzählen. Wie man weiss, ist die Praesenz von Frauen und sogar
von weiblichen Tieren, mit Ausnahme von Hühnern und Katzen, strengstens verboten.
Eines Tages mußte ein deutsches Flugzeug bei einem Kloster notlanden mit einer Lw-Helferin an Bord.
Der Rest der Geschichte auf dem Bild.

Gruß,   Byron



Quelle " Einheiten und ihre FpNr. in Griechenland im II. W.K. 1941-1945, von Byron Tesapsides"




« Letzte Änderung: 28.12.06 (16:14) von byron »