Autor Thema: Frage deutsche Soldaten Flucht in die Türkei?  (Gelesen 12976 mal)

waldi44

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Re: Frage deutsche Soldaten Flucht in die Türkei?
« Antwort #15 am: 26.12.06 (23:20) »
Jaja, aber wie verhielt es sich mit jenen in den Bewährungseinheiten"? Zumindest wehren mussten sie sich ja  ::). Aber vermutlich wurde diese "Wehrwürdigkeit" in eben solchen Einheiten wieder hergestellt, obwohl es ja ein Widerspruch in sich ist!

IM

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Re: Frage deutsche Soldaten Flucht in die Türkei?
« Antwort #16 am: 26.12.06 (23:40) »
Der Begriff "wehrunwürdig" hat ja auch nichts damit zu tun, daß sie sich nicht gegen einen Angriff wehren durften.

Das ganze läuft eher dahin, daß sie wehrunwürdig waren, indem sie nicht in regulären Einheiten dienen durften. Mit anderen Worten diese Einheiten, somit auch die Bewährungsbataillone standen irgendwie außerhalb des geltenden Rechts.

byron

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Re: Frage deutsche Soldaten Flucht in die Türkei?
« Antwort #17 am: 01.01.07 (20:01) »
Anbei eine Liste aus dem Kriegstagebuch der Sturmdivision Rhodos aus dem 12.1943, worauf auch von Namen 
Deutscher Fahnenflüchtigen in die Türkei berichtet wird. Später ist deren Zahl angestiegen.

In Griechenland waren ab Mitte 1943 bis 10.44 viele Bataillone mit Wehrunwürdigen, die sogenannte
Festungs-Infanteriebataillone.
Als Bewährungstruppe für bisher Wehrunwürdige (politisch oder kriminell verurteilt), dann für "bedingt Wehrwürdige"  die aus verschiedenen Konzentrationslagern b.z.w. Gefängnissen kamen.
Es wurde ab 1. Mai 1943 eine Anzahl von dreiundzwanzig Bataillonen aufgestellt und zwar die Fstg.Inf.Btl. I-XXIII, mit Ausnahme von XIV, XV, XVII, XIX u. XXIII;
Diese fünf sind kurz nach ihrer Ankunft in Griechenland, nach Südrußland bzw. nach Kroatien (XIX) verlegt wo sie aufgerieben worden sind.
Als Regimentsstäbe für die Bataillone "999" wurden gleichzeitig die Fstg.Inf.Regiments-Stäbe 963-968 aufgestellt; ab 4. Juli 1944 sind sie in Fstg.Brigade-Stäbe  umbenannt worden.

Im Juni 1943 wurden für Griechenland die Fstg.Inf.Bataillone 909 und 910 aufgestellt  ; im November 1943 folgte die Aufstellung der Bataillonen  1001-1012  und im Januar 1944 die der Rgts. Stäbe  938  und  939.

Ein empfehlenswertes Buch:  Klansch, Hans Peter   "Die 999 er-Von der Brigade "Z" zur Afrika-Division 999"
   Die Bewährungsbataillone und ihr Anteil am antifaschistischen Widerstand.
   Röderberg-Verlag Frankfurt a.M. ,     ISBN 3-87682-818-X

... und ein Gedicht von einem "Wehrunwürdigen" , ist es nicht nett?


« Letzte Änderung: 01.01.07 (23:24) von byron »

alarich

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Re:Frage deutsche Soldaten Flucht in die Türkei?
« Antwort #18 am: 03.12.09 (21:08) »
Tut mir leid,wehrunwuerdig ist nicht korrekt, Waldi hat da vollkommen recht.Da ja auch die 999er in der Wehrmacht(Heer) dienen durften aus dem einzigen Grunde um sich an der Front zu bewaehren,damit sie wieder ein Teil der damals so genannten Volksgemeinschft werden konnten. Wehrunwuerdig waren vor allen Dingen Schwerkriminelle Wiederholungstaeter,Juden insgesamt,mit Ausnahme von Milch, und ab 1941auch Zigeuner,die bis dahin eingezogen wurden und dienten.Einige von ihnen erreichten Unteroffiziers Dienstgrade
erwarben das Verwundetenabzeichen,die Nahkampfspange und einige wenige auch das EK II.Schlimm war das
Schicksals eines Zigeuners, ganz besonders.Seine Name war Johann Wilhelm Trollmann aus Hannover.Er war Amateur und Berufsboxer und wurde im Jahre 1933 deutscher Meister der Berufboxer im Halbschwergewicht..Nach einer Woche wurde ihm der Titel wieder aberkannt ,weil es nicht angehen konnte,das ein Zigeuner deutscher Meister ist..Er wurde spaeter eingezogen und kam nach Grundausbildung in Braunschweig Inf.Ersatz Btl. 17 , nach Russland zum 8.Inf.Rgt.  12 in Sobolew Kreis Garwolin.Dann auf Heimaturlaub in Hannover 1942,wurde er zur Gestapoleitstelle  in der Hardenbergstr bestellt,verhoert und musste seine Uniform ausziehen.Ins Soldbuch kam ein Stempel "Wehrunwuerdig" Dann wurde er nach Neuengamme in ein KZ verbracht ,wo  er schon am 9.Febr. 1943 an einer angeblichen Broncho- Pneumonie verstarb.Er war gerade 36 alt Wenn es jemand interessieren sollte ich habe eine kleine Dokumentation ueber ihn geschrieben,die bewirkt hat,das die Strasse in der in der Altstadt von Hannover gewohnt hat, in Johann Wilhelm Trollmann Strasse umbenannt wurde.
Gruss Alarich