Autor Thema: Attentat auf Stalin  (Gelesen 38897 mal)

waldi44

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Attentat auf Stalin
« am: 22.11.06 (13:17) »
Seit längerem mal wieder ein kleiner historischer Beitrag von mir, von dem ich hoffe, er gefällt und bringt euch vielleicht ein neues, wenig  bekanntes Ereignis des 2. Wk. nahe.

Den deutschen Vormarsch gegen die Russen nutzen viele von ihnen, um die Seiten zu wechseln. Sei es durch Ãœberlaufen oder aus der Gefangenschaft heraus.  Bekanntestes Beispiel ist Wlassow. Weniger bekannt blieb der Frontwechsel des sowjetischen Leutnant Pjotr Iwanowitsch Schilo und noch weniger bekannt, dass er beinahe Weltgewschichte geschrieben hätte - aber eben nur beinahe.
Stattdessen ist er und seine geplante Tat eher unbekannt geblieben und nur wenigen wahren Experten bekannt ;D ;)!

In der Nacht vom 30. zum 31 Mai 1942 begab sich Leutnant Schilo mit einigen Soldaten auf ein Spähtruppunternehmen, dass aber entdeckt wurde. Die Soldaten fielen oder flohen. Leutnant Schilo lief zu den deutschen über-  wobei die Grenzen zwischen Ãœberlaufen und gefangengenommen in so einer Situation wohl eher fliesend sind.
Jedenfalls kam ihm der Frontwechsel nicht ungelegen und er verstand es, ihn den deutschen Verhörern plausiebel darzulegen. Als Sohn eines zaristischen Offiziers, der während der Revolution ermordet wurde, gab er Rachegedanken als Grund zum Überlaufen an - warum er dann allerdings erst zur Roten Armee gegangen war? Naja, Wlassow war ja sogar General gewesen.....
Ohne Zwang und Druck gab er ungefragt alles ihm an militärischen Geheimnissen bekannt. Zu Deutsch: Er vierrieht was/wen er nur konnte. Deutscherseits nahm man diese Informationen dankbar auf und witterte eine Chance, den Russen noch gut gebrauchen zu können. Er erklärte sich auch umgehend zur Zusammenarbeit bereit.
Diese "Zusammenarbeit" bestand zuerst darin, seine ehemaligen Kameraden in Gefangenenlager und Gefängnisse auszuspionieren und gegebenenfalls den Deutschen ans Messer zu liefern, was er unter dem Decknamen "Politow" auch gewissenhaft und skrupellos tat!
Dies Aktionen führte er unter dem Kommando der Gestapo durch, die ihn in einem Dossier als; intelligenten, willensstarke Mann mit der angeborenen Fähigkeit zum Terroristen, charakteresierten.
Diese positive Beurteilung erregte das Interesse des SS-Brigadeführers Schellenberg von der Abteilung 6 des Reichssicherheitshauptamtes. Er stellte dem neuen "Mitarbeiter" den erfahrenen Agentenausbilder Georg Greife zur Seite, der selbst in Russland geboren, dort aufgewachsen war und russisch perferkt sprach und auch die Sitten und Gebräuche kannte.
Greife klopfte" seinen neuen Schützling von allen Seiten ab, fand aber nichts, was seinen Argwohn erregte. Schilow galt als lupenrein!

Unterdesse suchte Skorzeny einen geeigneten Mann um einen abenteuerlichen Plan in die Tat umzusetzen, der von Hitler und Himmler schon genehmigt war - die Ermordung Stalins!
Ein Jahr nach dem Überlaufen dann, wurde Schilo offenbart, dass er in Moskau einen Terroranschlag durchführen sollte. Was genau, sollte er erst später erfahren. Schilo nahm sofort an. Zwar liess man ihm die Wahl, aber in Wirklichkeit hatte er wohl keine. Er wusste schon zuviel.....
Zu Beginn seiner "Weiterbildung" wurde seine Identität geändert und er zum Major Pjotr Iwanowitsch Tawrin. Träger ettlicher hoher militärischer Auszeichnungen und "Held der Sowjetunion".
Im September 43 bezeichnete Greife Tawrin als psychisch Einsatzbereit. Den praktischen Teil führte er unter dem Kommando von Sturmbannführer Otto Kraus, Chef des SS Hauptkommandos Nord/Riga, durch. Irgendwie und irgendwann lernte Tawrin die Russin Lidio Jakowlewna Schilowa kennen. Vielleicht war das ja auch so gewollt?
Jedenfalls heirateten beide und als seine Ehefrau nahm sie an seiner Aktion teil. Sie erhielt eine Ausbildung als Funkerin.
Nach Beendigung der Ausbildung wurde Schilo/Tawrin Skorzeny vorgestellt, der von ihm sehr angetan war und eine weitere Ausbildung befürwortete bzw anregte. Skorzeny wollte nichts dem Zufall überlassen. Dazu war ihm die Aktion zu wichtig, obwohl die Zeit knapp wurde.
Entgültig Schluss mit "Lustig" war dann am 20. Juli 1944 und Tawrin erfuhr seinen Auftrag - die Ermordung Stalins!
Mit einer viermotorigen Sonderanfertigung einer Arado 232 B ging es dann am Abend des 4. Septembers 1944 los. Im "Gepäck" hatte die Familie Tawrin ein Beiwagenmotorrad, eine kleine Felddruckerei mit 500 Blankoformularen, Entlassungspapiere aus einen Lazarett und die neuen dazu gehörigen narben, die ihm zuvor beigebracht worden waren.
In Moskau hatten deutsche Agenten inzwischen vorgesorg und eine Wohnung besorg, von der aus Tawrin seinen Auftrag vorbereiten und dann durchführen sollte.
Um Stalin zu ermorden hatte er natürlich entsprechende Waffen dabei. Vergiftete Munition, die auch im Fall eines Streifschusses tödlich wirkte, eine(?) Minipanzerfaust, die aus dem Ärmel heraus rauch- und feuerfrei abgeschossen werden konnte und ein(?) fernzündbare Haftmine.
Wie es aber oft bei solchen Unternehmen ist, spielt der Zufall die Hauptrolle. Als Oberleutnant Neumann, der Pilot, nach einem längeren Schwebeflug die Landescheinwerfer kurz vor dem Zielgebiet einschaltete, musste er feststellen, das der ausgesuchte Landeplatz mit unentdeckten alten Schützengrägen übersäat war. Ein Durchstarten misslang und es gab eine Bruchlandung.
Das Flugzeug ging in der Nähe der Rollbahn Rschew- Moskau. Keiner war zu Schaden gekommen und auch das Morrad war noch intakt. Zuerst benutzte er diese, verliess sie aber, als der Verkehr immer dichter wurde.  Doch schon bald merkt er, dass man anscheinend etwas suchte und er konnte sich denken, was man suchte.
Offensichtlich hatte man das Flugzeug gefunden. Das war aber noch nicht alles. Das Unternehmen war verraten worden. SS Standartenführer Stirlitz, im RSHA, arbeitete unter dem Codenamen "Justas" für die Russen und hatte das Unternehmen schon im August 1944 an die Sowjets gemeldet. Angeblich war er Oberst Maxim Maximowitsch Issajew- mehr steht bei mir nicht über ihn!? Wer kann zu diesem Mann Angaben machen?
Jedenfalls wurde Schilo/Tawrin 15 Km vor Moskau mit Frau, Motorrad und Funkgerät festgenommen. Hier endet auch bei mir der Bericht über ihn- wer weiss mehr??












Hoover

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #1 am: 22.11.06 (13:34) »
Du meinst das Unternehmen Zeppelin.

Zitat
Unternehmen Zeppelin

Anfang Juli 1944 hatte unter dem Decknamen „Unternehmen Zeppelin“ die dem KG. 200 zugeteilte A-08, mit dem Flugzeugführer Uffz. Bruno Davids und dem Kommandanten, Lt. Paul Goldstein, von Riga aus vergeblich versucht, zwei übergelaufene russische Agenten, einen Mann und eine Frau, in der Nähe von Moskau auf einem verlassenen, ehemaligen deutschen Feldflugplatz abzusetzen. Die beiden, mit allem dafür Nötigen ausgestattet, sollten mit einem mitgebrachten Beiwagenmotorrad nach Moskau gelangen und dort auf Stalin einen Anschlag verüben. Dieses sorgfältigst vorbereitete Unternehmen hatte wegen vielfacher Widrigkeiten abgebrochen werden müssen, Das Flugzeug, das dort nicht gelandet war, hatte auf dem Rückflug mit einem der Fahrwerke Schwierigkeiten, deren Ursache sogar auf Sabotage schließen ließ. Das Unternehmen sollte aber auf jeden Fall erneut versucht werden

Gibt es noch andere Schilderungen?

waldi44

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #2 am: 22.11.06 (14:18) »
Tja, nach meinen Unterlagen, soll das Unternehmen so abgelaufen sein, wie beschrieben. Möglich, dass es zuvor einen ähnlicheb Versuch gab, der abgebrochen wurde. Darüber stand in "meinem"Bericht nichts, der aber sowieso einige Fragen offen liess! Ausserdem ist bei "mir" von September die Rede, also 2 Monate später und auch der Flugkapitän ist ein anderer...ansonsten klingt das aber sehr identisch!?
Quelle: Das III. Reich Nr.46 John Jahr Verlag
« Letzte Änderung: 22.11.06 (14:20) von waldi44 »

Hoover

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #3 am: 22.11.06 (15:36) »
Hm, ich habe gelesen, dass das "Unternehmen Zepellin" aus mehreren Einzeloperationen bestand, die alle den Einsatz von übergelaufenen Russen beinhalteten.

Mal sehen, ob ich etwas in den Büchern darüber finde.

Tobias G

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #4 am: 22.11.06 (15:42) »
Hallo,

Zitat
Gibt es noch andere Schilderungen?

in "Geheimgeschwader KG 200" von P.W. Stahl ist dem Unternehmen ein eigenes Kapitel mit 20 Seiten gewidmet worden!

Vielleicht hast du das Buch ja?

Gruß
Tobias

Hoover

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #5 am: 22.11.06 (18:44) »
Ne, das habe ich vor längerer Zeit verkauft, weil es mir überhaupt nicht gefiel.

Tobias G

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #6 am: 22.11.06 (19:06) »
Hallo,

zweischneidiges Schwert, teilweise gut, teilweise nicht! Lesenswert auf jeden Fall!

Gruß
Tobias

Richtschuetze

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #7 am: 23.11.06 (20:20) »
Zitat
"Geheimgeschwader KG 200" von P.W. Stahl ist dem Unternehmen ein eigenes Kapitel mit 20 Seiten gewidmet worden!

ich habe das Buch fande es ganz ok!

da steht wohl(aus dem Kopf)das alles aufgeflogen ist weil die Ausrüstung der Attentäter bei der ersten Kontrolle aufgeflogen ist!(Orden falsch angebracht an der Uniform etc)
Das Motorrad war zu sauber um schon seit Tagen unterwegs zu sein!

Gruss

P.S Konsalik hat einen Roman über ein Attentat gegen Stalin geschrieben(Sie waren 10)da wird angeblich auch ein wahrer Hintergund beschrieben!

waldi44

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #8 am: 04.12.06 (22:49) »
@Richtschuetze :
Haste noch was zum Thema? Interessiert mich mal!

Richtschuetze

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #9 am: 05.12.06 (07:09) »
Was speziel möchtest Du wissen Waldi?Konsalik oder aus dem Buch KG 200?

Gruss

waldi44

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #10 am: 05.12.06 (14:58) »
Mich würde interessieren, welche Aktionen es vor der von mir beschriebenen gab. In dem Bericht stand nämlich nichts von einer vorhergegangenen, gescheiterten Mission. Kann aber wegen der Kürze weggelassen worden sein und wie die Russen mit Schilo und Frau verfahren sind. Gab es einen Prozess oder einfach ab in die Grube?

Auserdem würde es mich interessieren, wie SS Standartenführer Stirlitz zum Spion wurde bzw. was/wer sich hinter dem Oberst Maxim Maximowitsch Issajew verbirgt und wie er ins RSHA kam. Ein Buchhinweis oder Link würde ja schon genügen.

Richtschuetze

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #11 am: 06.12.06 (07:36) »
Hallo Waldi muß du warten bis zum Wochenende dann sehe/lese ich nach! ;)

Gruss


Richtschuetze

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #12 am: 10.12.06 (14:36) »

Zitat
worden sein und wie die Russen mit Schilo und Frau verfahren sind

Also das steht da leider auch nicht,beide hatten Papiere auf den Namen Major Tawrin und Unterleutnant Schilow dabei die auch ok waren, als "Tawrin"zur Eile drängte mit dem Hinweiss sie wären schon die ganze Nacht unterwegs gewesen wurde der Posten aufmerksam!Da die beide Trocken und sauber waren wie ihre Maschine!(obwohl es regnete)
In dem Buch"Moskau ruft Heeresgruppe Mitte"wird das Unternehmen auch angesprochen da wird noch drauf hingewiesen das dem Posten der falsch angebrachte Orden aufgefallen sein soll.(die Trage Vorschrift hatte sich geändert)

In dem Buch von Konsalik wird eine Aktion Anfang 1944 beschrieben(die sich angeblich auf ware Begebenheiten stützt,war mal ein Beitag in einer Zeitung drüber)
Das Unternehmen trug den Namen "Wildgänse"10 Baltendeutsche Soldaten wurde Ausgebildet und soweit wie möglich nach Moskau herran gebracht mit dem Flugzeug(Fallschirmabsprung)Angeblich gab es eine Kontakt Adresse in Moskau wo sie sich melden sollten.
Einer von diesen ist Jahre später zurück gekommen und hat davon Berichtet.
Jetzt ist nur die Frage was stimmt davon nix/etwas ???

Gruss

P.S also die einzigen Bücher die ich habe zu diesem Thema:

Moskau ruft Heeresgruppe Mitte(Motorbuch Verlag)
Geheimgeschwader KG 200(Motorbuch Verlag)P.W. Stahl

naja und Konsalik

"Die Wildgänse"

waldi44

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #13 am: 10.12.06 (22:38) »
Danke Richtschuetze. Tja, irgendwie geheimnisvoll ???. Obwohl - haben vielleicht nur nicht die richtigen Quellen ::).....

Sag mal: Hitler wollte ausser den Deutschen selbst, wohl niemand umbringen? War lebend wohl wertvoller als tot ;D!

Richtschuetze

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Re: Attentat auf Stalin
« Antwort #14 am: 11.12.06 (06:33) »
Zitat
wohl niemand umbringen? War lebend wohl wertvoller als tot !

 ;D

Aber gab es nicht was von Seiten der Westalli. da eine Idee Rastenburg zu Ãœberfallen?

Gruss