Seit längerem mal wieder ein kleiner historischer Beitrag von mir, von dem ich hoffe, er gefällt und bringt euch vielleicht ein neues, wenig bekanntes Ereignis des 2. Wk. nahe.
Den deutschen Vormarsch gegen die Russen nutzen viele von ihnen, um die Seiten zu wechseln. Sei es durch Überlaufen oder aus der Gefangenschaft heraus. Bekanntestes Beispiel ist Wlassow. Weniger bekannt blieb der Frontwechsel des sowjetischen Leutnant Pjotr Iwanowitsch Schilo und noch weniger bekannt, dass er beinahe Weltgewschichte geschrieben hätte - aber eben nur beinahe.
Stattdessen ist er und seine geplante Tat eher unbekannt geblieben und nur wenigen wahren Experten bekannt
!
In der Nacht vom 30. zum 31 Mai 1942 begab sich Leutnant Schilo mit einigen Soldaten auf ein Spähtruppunternehmen, dass aber entdeckt wurde. Die Soldaten fielen oder flohen. Leutnant Schilo lief zu den deutschen über- wobei die Grenzen zwischen Überlaufen und gefangengenommen in so einer Situation wohl eher fliesend sind.
Jedenfalls kam ihm der Frontwechsel nicht ungelegen und er verstand es, ihn den deutschen Verhörern plausiebel darzulegen. Als Sohn eines zaristischen Offiziers, der während der Revolution ermordet wurde, gab er Rachegedanken als Grund zum Überlaufen an - warum er dann allerdings erst zur Roten Armee gegangen war? Naja, Wlassow war ja sogar General gewesen.....
Ohne Zwang und Druck gab er ungefragt alles ihm an militärischen Geheimnissen bekannt. Zu Deutsch: Er vierrieht was/wen er nur konnte. Deutscherseits nahm man diese Informationen dankbar auf und witterte eine Chance, den Russen noch gut gebrauchen zu können. Er erklärte sich auch umgehend zur Zusammenarbeit bereit.
Diese "Zusammenarbeit" bestand zuerst darin, seine ehemaligen Kameraden in Gefangenenlager und Gefängnisse auszuspionieren und gegebenenfalls den Deutschen ans Messer zu liefern, was er unter dem Decknamen "Politow" auch gewissenhaft und skrupellos tat!
Dies Aktionen führte er unter dem Kommando der Gestapo durch, die ihn in einem Dossier als; intelligenten, willensstarke Mann mit der angeborenen Fähigkeit zum Terroristen, charakteresierten.
Diese positive Beurteilung erregte das Interesse des SS-Brigadeführers Schellenberg von der Abteilung 6 des Reichssicherheitshauptamtes. Er stellte dem neuen "Mitarbeiter" den erfahrenen Agentenausbilder Georg Greife zur Seite, der selbst in Russland geboren, dort aufgewachsen war und russisch perferkt sprach und auch die Sitten und Gebräuche kannte.
Greife klopfte" seinen neuen Schützling von allen Seiten ab, fand aber nichts, was seinen Argwohn erregte. Schilow galt als lupenrein!
Unterdesse suchte Skorzeny einen geeigneten Mann um einen abenteuerlichen Plan in die Tat umzusetzen, der von Hitler und Himmler schon genehmigt war - die Ermordung Stalins!
Ein Jahr nach dem Überlaufen dann, wurde Schilo offenbart, dass er in Moskau einen Terroranschlag durchführen sollte. Was genau, sollte er erst später erfahren. Schilo nahm sofort an. Zwar liess man ihm die Wahl, aber in Wirklichkeit hatte er wohl keine. Er wusste schon zuviel.....
Zu Beginn seiner "Weiterbildung" wurde seine Identität geändert und er zum Major Pjotr Iwanowitsch Tawrin. Träger ettlicher hoher militärischer Auszeichnungen und "Held der Sowjetunion".
Im September 43 bezeichnete Greife Tawrin als psychisch Einsatzbereit. Den praktischen Teil führte er unter dem Kommando von Sturmbannführer Otto Kraus, Chef des SS Hauptkommandos Nord/Riga, durch. Irgendwie und irgendwann lernte Tawrin die Russin Lidio Jakowlewna Schilowa kennen. Vielleicht war das ja auch so gewollt?
Jedenfalls heirateten beide und als seine Ehefrau nahm sie an seiner Aktion teil. Sie erhielt eine Ausbildung als Funkerin.
Nach Beendigung der Ausbildung wurde Schilo/Tawrin Skorzeny vorgestellt, der von ihm sehr angetan war und eine weitere Ausbildung befürwortete bzw anregte. Skorzeny wollte nichts dem Zufall überlassen. Dazu war ihm die Aktion zu wichtig, obwohl die Zeit knapp wurde.
Entgültig Schluss mit "Lustig" war dann am 20. Juli 1944 und Tawrin erfuhr seinen Auftrag - die Ermordung Stalins!
Mit einer viermotorigen Sonderanfertigung einer Arado 232 B ging es dann am Abend des 4. Septembers 1944 los. Im "Gepäck" hatte die Familie Tawrin ein Beiwagenmotorrad, eine kleine Felddruckerei mit 500 Blankoformularen, Entlassungspapiere aus einen Lazarett und die neuen dazu gehörigen narben, die ihm zuvor beigebracht worden waren.
In Moskau hatten deutsche Agenten inzwischen vorgesorg und eine Wohnung besorg, von der aus Tawrin seinen Auftrag vorbereiten und dann durchführen sollte.
Um Stalin zu ermorden hatte er natürlich entsprechende Waffen dabei. Vergiftete Munition, die auch im Fall eines Streifschusses tödlich wirkte, eine(?) Minipanzerfaust, die aus dem Ärmel heraus rauch- und feuerfrei abgeschossen werden konnte und ein(?) fernzündbare Haftmine.
Wie es aber oft bei solchen Unternehmen ist, spielt der Zufall die Hauptrolle. Als Oberleutnant Neumann, der Pilot, nach einem längeren Schwebeflug die Landescheinwerfer kurz vor dem Zielgebiet einschaltete, musste er feststellen, das der ausgesuchte Landeplatz mit unentdeckten alten Schützengrägen übersäat war. Ein Durchstarten misslang und es gab eine Bruchlandung.
Das Flugzeug ging in der Nähe der Rollbahn Rschew- Moskau. Keiner war zu Schaden gekommen und auch das Morrad war noch intakt. Zuerst benutzte er diese, verliess sie aber, als der Verkehr immer dichter wurde. Doch schon bald merkt er, dass man anscheinend etwas suchte und er konnte sich denken, was man suchte.
Offensichtlich hatte man das Flugzeug gefunden. Das war aber noch nicht alles. Das Unternehmen war verraten worden. SS Standartenführer Stirlitz, im RSHA, arbeitete unter dem Codenamen "Justas" für die Russen und hatte das Unternehmen schon im August 1944 an die Sowjets gemeldet. Angeblich war er Oberst Maxim Maximowitsch Issajew- mehr steht bei mir nicht über ihn!? Wer kann zu diesem Mann Angaben machen?
Jedenfalls wurde Schilo/Tawrin 15 Km vor Moskau mit Frau, Motorrad und Funkgerät festgenommen. Hier endet auch bei mir der Bericht über ihn- wer weiss mehr??