Autor Thema: Luftschutz  (Gelesen 30953 mal)

waldi44

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Luftschutz
« am: 31.12.05 (11:49) »
Das Thema Luftkrieg(Bombenterror) über Deutschland taucht immer wieder auf und wenn von Luftschutz die Rede ist, dann meist nur von den Jägern und der Flak. Das war aber nur der aktive Schutz. Der passive die errichteten Bunkerbauten.
Damit sind nicht die Luftschutzkeller gemeint, die es ja unter fast jedem haus gab, sondern eigens zum Luftschutz errichtete Grossbunker, die einigen hundert oder gar tausend Menschen guten Schutz boten. Ich hab hier einige Angaben aus dem Jahre 1943.
So gab es eine ganze Reihe von Städten ohne oder mit nur wenigen solcher Schutzbauten. Überwiegend in Gebieten die man für Bombensicher hielt, so verfügte Danzig über 4 Bunker, in denen 0,2% der Stadtbevölkerung Schutz finden konnte und Königsberg 10 Bunker für 0,8% seiner Bevolkerung. Breslau über 9/1,4%, während Potsdam, Frankfurt/o, Cottbus, Görlitz, Dresden, Chemnitz, Zwickau, Plauen, Gera, Erfurt, Weimar, Halberstadt, Hildesheim,Bamberg, Würzburg, Heidelberg, Heilbronn, Ulm, Augsburg, Freiburg, Kaiserslautern, Wiesbaden, Mainz, Flensburg, Schwerin, Stralsund und Graz über keinerlei spezielle Luftschutzbunker verfügten.
In Wien gab es 30 Bunker für 0,5% der Einwohner, in Linz 5/1,8%.
München: 37/2,6%
Stuttgard: 38/4,7%
Karlsruhe: 11/4,0 %
Saarbrücken: 18/7,5%
Ludwigshafen: 29/5,0%
Mannheim: 51/11,5%
Nürnberg: 28/2,6%
Fürth: 9/3,8%
Trier: 14/2,6%
Frankfurt/M.: 51/1,6%
Offenbach: 16/10,2%
Schweinfurt: 9/7,1%
Koblenz: 15/11,1%
Aachen: 24/10,3%
Bonn: 14/10,3%
Siegen: 24/25,4%
Köln: 45/2,4%
Kassel: 22,4,8%
Soest: 5/5,8%
Hamm: 11/7,9%
Münster: 11/9,7%
Bielefeld: 9/4,8%
Braunschweig: 46/11,4%
Osnabrück: 9/3,1%
Hannover: 59/8,0%
Bremen: 135, 9,6%
Emden: 27/42,8%
Wilhelmshaven: 35/9,0%
Wesermünde: 17/5,4%
Hamburg: 148/3,0%
Kiel: 44/6,6%
Lübeck: 23/8,9%
Rostock: 9/1,7%
Stettin: 37/6,0%
Berlin: 413/4,7%
Brandenburg: 11/4,0%
Magdeburg: 13/1,2%
Dessau: 11/3,7%
Wittenberg: 11/9,5
Bitterfeld: 14/28,2%
Halle: 20/4,3%
Leipzig: 11/o,8%

Das Ruhrgebiet:

Recklinghausen: 8/4,6%
Castrop Rauxel: 4/3,7%
Gladbeck: 6/3,3%
Herne: 7/4,8%
Gelsenkirchen: 21/3,6%
Wanne Eikel: 11/9,0%
Dortmund: 24/1,4%
Bottrop: 6/2,9%
Oberhausen: 17/4,9%
Bochum: 22/3,1%
Wattenscheid: 6/4,1%
Essen: 40/2,1%
Witten: 3/1,2%
Duisburg: 32/4,6%
Krefeld: 24/8,8%
Mühlheim: 14/2,8%
Hagen: 13/4,6%
Wuppertal: 13/1,6%
Düsseldorf: 31/3,2%
München- Gladbach: 13/2,4%
Neuss: 10/4,0%
Remscheid: 8/2,3%
Rheydt: 10/2,2%
Solingen: 7/1,9%
Opladen: 4/7,4%
Leverkusen: 12/5,0%


« Letzte Änderung: 31.12.05 (12:06) von waldi44 »

Michael 60

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Re: Luftschutz
« Antwort #1 am: 31.12.05 (13:11) »
Hallo,

woher hast Du die Zahlen. Dachte immer, ich kenne den größten Teil hier bei uns.

Gruß Michael

waldi44

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Re: Luftschutz
« Antwort #2 am: 31.12.05 (13:43) »
..... Dachte immer, ich kenne den größten Teil hier bei uns.

Gruß Michael

Den Teil verstehe ich nicht. Ansonsten: "Bombenkrieg", Gebhard Ader, LiCo- Verlag 2004

Hat jemand Zahlen von später? Meine stammen vom Mai 1943.

Michael 60

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Re: Luftschutz
« Antwort #3 am: 31.12.05 (13:46) »
Den größten Teil der Bunker bei uns zu Hause.

Richtschuetze

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Re: Luftschutz
« Antwort #4 am: 02.01.06 (12:32) »
@waldi hast Du noch was mehr zum Luftschutz im Deutschen Reich?Ist für mich sehr interressant!Wenn ja wäre nett wenn Du es kurz schreiben könntest! :)

Gruss

P.S gibt es Bücher dazu??

waldi44

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Re: Luftschutz
« Antwort #5 am: 02.01.06 (13:27) »
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Bunker, Luftschutz und
Luftschutzbau in Hamburg
Verlag: CHRISTIANS 
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Luftschutz in Großbritannien und
Deutschland 1923 und 1939 Zivile
Kriegsvorbereitungen als Ausdruck
der staats- und
gesellschaftspolitischen Grundlagen
von Demokratie und Diktatur
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Feuerwehr im Luftschutz 1926 - 1945.
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Erscheinungsdatum: Juli 2002
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« Letzte Änderung: 02.01.06 (13:35) von waldi44 »

Richtschuetze

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Re: Luftschutz
« Antwort #6 am: 02.01.06 (13:58) »
@waldi danke da werde ich mich mal schlau machen!


Gruss :)

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Re: Luftschutz
« Antwort #7 am: 03.01.06 (16:53) »
Also die Luftschutzräume, waren gar nicht so schlecht !
In jedem neuen Bau ab ca.1935-36 mußten im Keller ein Raum mit einer Betondecke mit eingezogenen Eisenträgern eingebaut werden. Altbauten wurden nachgerüstet, wenn saniert wurden ist oder es Auflagen vom Amt gab.
Kann über eine erst kürzliche Begebenheit berichten. Meine Tochter zog vor Kurzem in Ihre neue Wohnung, die stammte ursprünglich von 1937 und wurde bis auf die Grundmauern runtergebombt und 1958 wieder (mit den damaligen Mitteln) aufgebaut.
Der Luftschutzbunker im Keller völlig unbeschädigt, außer einer heut noch sichtbaren Kerbung der Bombe oder ihrer Wirkung. Eine alte Frau um der Ecke befragte ich dazu (Ersteinzieherin), die erzählte mir das alle vier Hauseingänge verschüttet waren, aber alle ca. 6 Std nach der Bomardierung, aus den freigelegten Luken und Eingängen evakuiert werden konnten ! Kein Mensch war ernstlich verletzt (außer Schock und einige leichte Kratzer), die wohnliche Existenz war natürlich hinüber.
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Incognitus

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Re: Luftschutz
« Antwort #8 am: 11.01.06 (16:25) »
Hallo,

das Thema Luftschutz ist zu komplex, um es hier in einem einzelnen Thread ernsthaft behandeln zu können. Es gibt dazu ganze Foren, die sich ausschließlich oder vornehmlich damit befassen...

Wie dem auch sei, allein der letzte Beitrag kann nicht so stehen bleiben. Die Maßnahmen zur Einrichtung privater Luftschutzräume (LSR) waren allesamt Provisorien, die nur einen sehr ungenügenden Schutz vor den Gefahren des Luftkrieges boten. Zumeist wurden auch keine Betondecken mit Stahlträgern eingezogen (!), sondern einfache Kellerräume zusätzlich mit Holzbalken abgestützt und die Fenster mit Splitterschutz-Konstruktionen versehen. Oft baute man auch Gasschutztüren / -klappen ein, manchmal Schutzraumlüfter etc.

Es gibt unzählige Fälle, in denen Menschen in solchen "Luftschutzkellern" verschüttet wurden und von Trümmern zerquetscht wurden, erstickten oder durch Rauchgaseinwirkung starben etc.

Wirksamen Schutz, und das ist unumstritten, boten nur Luftschutzbunker mit ausreichender Decken- bzw. Wandstärke oder Luftschutzstollen mit ausreichender Erdüberdeckung! Als Einstieg in die Thematik ist Michael Foedrowitz' "Bunkerwelten" zu empfehlen. Wer mehr wissen will, sollte sich Erich Hampes "Der Zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg" (1963) besorgen.

Grüße,
Matthias

Niwre

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Re: Luftschutz
« Antwort #9 am: 11.01.06 (16:31) »
Falls zufaellig mal jmd. in Dresden ist. An "dem Rest" der alten Post sind noch die Schriftzuege "LSR" und die zugeh. Pfeile dran.

merlin61

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Re: Luftschutz
« Antwort #10 am: 11.01.06 (16:35) »
@Incognitus

Danke für deinen Beitrag zum Thema Luftschutz, welcher das bestätigt, was in den beiden Sendungen
dazu im NDR zu Lübeck und Hamburg ebenfalls angesprochen und auch mit Filmaufnahmen gezeigt wurde.
Optimismus ist ein Mangel an Information.
Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung.

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@Icognitus
« Antwort #11 am: 11.01.06 (17:58) »
Bitte genauer lesen !
Ich habe eindeutig beschrieben, welche Bauten , wann und warum!
Ich bin Bausachverständiger und kann doch wohl eine eingezogene Betondecke und eine Holzbalkendecke unterscheiden !Ich spreche hier für den Raum Berlin/Brandenburg und da ist das eben so in den von mir beschriebenen Bauten so gewesen!
Das auch solche LSR bei Volltreffern keinen Schutz boten , brauch ich doch hier nicht explezit zu erwähnen.
Ansonsten lese ich das in jeder Bauakte aus dem Jahre 1935-39 , das solch ein LSR mit Betondecke Vorschrift war !
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waldi44

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Re: Luftschutz
« Antwort #12 am: 11.01.06 (18:15) »
Interessant in diesem Zusammenhang die Verlustzahlen. Die Briten lagen mit ihren Erwartungen weit weit neben den tatsächlichen Ergebnissen. Weder konnten sie ihr Zerstörungsziel noch ihr, tja Mordziel(?) erreichen. Allerdings erreichte die deutsche Luftabwehr auch weder ihr Ziel, noch den von den Briten befürchteten Erfolge!
Auch verschätzte bzw irrte man sich deutscherseits sehr sehr oft. Mitunter mit fatalen Folgen.
Als Beispiel der 1.000 Bomberangriff auf Köln vom 3o. Mai 1942. Ursprünglich für Hamburg vorgesehen, wurde er dann auf Köln durchgeführt. Am Start standen 1.096 Bomber (regelrecht zusammengekratzt- Flugzeuge und Besatzungen). Die deutsche Nachtjagt war vorgewarnt und das Fernradar hatte unerklärliche Echos auf den Schirmen, die als Störung gedeutet wurden.
Der nur 30 km schmale Bomberstrom wurde von so wenigen Stellen registriert, dass man von einem Einflug von lediglich 80 Bombern ausging! Über Köln wurden drei Ziele markiert, die aber später von den Deutschen nicht lokalisiert werden konnten, da es keine Bombenschwerpunkte gab, wie man nach Zielmarkierungen annehmen sollte. Zentraler Zielpunkt war der Neumarkt.
1 1/2 Stunden lang fiehlen dann 540 Tonnen Spreng- und 925 Tonnen Brandbomben(das sind 500.000 Stück!) Geschätzt wurden aber "nur" rund 110.000 Stück.
Da der Einflug auf nur einer Route erfolgte, ging der Flak rasch die Munition aus! DAS muss man sich mal vorstellen! Flak ohne Granaten! Ausserdem gab es auch einige Verluste unter der Flak, da einige der ersten Bomber aus Angst vor dem starken Flakfeuer ihre Bomben zu früh abwarfen.
Die deutsche Luftwaffe zählte 37 Abschüsse und glaubte angesichts der geschätzten 80 Bomber an einen grossen Abwehrsieg. Angesichts von über 1.000 eher lächerlich! Tatsächlich kehrten 41 Bomber nicht zurück oder gingen zu Bruch.
In Köln kamen aber dennoch "nur" 486 Menschen um's Leben. 13.000 Wohnungen waren total zerstört, 6.360 schwer beschädigt und 59.000 Kölner Obdachlos. Insgesamt waren also nur rund 5% des realen Wohnungsbestandes zerstört worden, aber viel an Infrastruktur und historischen Gebäuden. Rüstungsbetriebe oder sonstwie militärisch relevante Anlagen wurden kaum getroffen.
Die Briten hatten damit gerechnet, dass je Bombentonne 20 bis 40 Häuser zerstört und 100 bis 200 Menschen obdachlos werden würden. In Köln waren es aber je Tonne nur 2,2 Gebäude und statt der erhofften 290.000 Obdachlosen "nur" 59.000!
Da nun aber die britischen Bomberverluste derart gering waren, konnte Harris seine Bomber drei Tage später gegen Essen schicken, was ihm wiederum nur 3,1% seiner Maschinen kostete!

« Letzte Änderung: 11.01.06 (18:19) von waldi44 »

merlin61

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Re: Luftschutz
« Antwort #13 am: 11.01.06 (21:12) »
Zitat
Waldi hat u.a. geschrieben:

[...] Allerdings erreichte die deutsche Luftabwehr auch weder ihr Ziel, noch den von den Briten befürchteten Erfolge![...]
Wenn ich mich richtig erinnere, dann wurde im dem NDR-Beitrag u.a. "behauptet",
das die Allierten ähnliche hohe Verluste wie die deutschen U-Bootfahrer hatten.
Es wurde jedoch nicht angesprochen, auf welche Quellen sich der Sprecher bezieht.

Dies wollte ich auch nur noch passend zu diesem Beitrag hier erwähnen.
Optimismus ist ein Mangel an Information.
Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung.

waldi44

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Re: Luftschutz
« Antwort #14 am: 11.01.06 (22:43) »
Ich spreche vom Jahr 42! Später wurde einiges umorganisiert, die Nachtjagt verbessert uä.! Besonders bedrohlich für die deutschen Städte war, dass die Feuerwehrkapazitäten nie ausreichten und zT. auch die Versorgung mit Löschmitteln (Wasser) zusammenbrach!
Einen Vergleich mit den U-Bootfahrern finde ich falsch! Aber, wie es oft dagestellt wird, handelte es sich mit Sicherheit um keine feigen Mörder und wenn man fair ist, muss man auch die Logistik der Alliierten bewundern, bei allem Leid, dass über deutschlands Städte und Menschen kam!
Dass der Bombensturm so verheerend, aber bei weiten nicht kriegsentscheidend wurde, war auch Schuld der Deutschen. Versäumnisse und Fehleinschätzungen führten oft zu den fatalen Siegen!

 

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