..nur Pech gehabt?
Nichts gegen Generalleutnant Bayerlein aber jeder Feldherr macht irgendwann mal einen Fehler und ich denke, seinen grössten Fehler hat er während der Ardennenoffensive begangen. Lese gerade "Von den Ardennen zum Ruhrkessel" und bin da auf eine Passage gestossen, die mich doch sehr verwunderte (vorausgesetzt, sie stimmt
) und die bei mir den Eindruck erweckte, Bayerlein habe durch seine Leichtfertigkeit die Ardennenoffensive "vergeigt"!
Zwar ist er mit seiner Panzerlehr-Division am weitesten nach Westen vorgedrungen, aber angesichts der Allgemeinlage ein Phyrrussieg, den Bayerlein zumindest mitzuverantworten hat, wenn das so stimmt wie Kurowski es darstellte.
Die Panzer Lehrdivision hatte den Befehl das strategisch und nachschubtechnisch wichtige Bastogne zu ererobern. Am 18.12.44 um 21.55 Uhr standen Teile der PLD, die Kampfgruppe Nieder-Wampach, 16 Kilometer vor der Stadt. Der Widerstand der Amerikaner war bisher schwach bis mässig. Der PLD boten sich in diesem Moment drei Möglichkeiten: Man konnte weiter auf der Strasse bleiben, auf der man sich gerade befand (wird nicht näher beschrieben), nach Norden einschwenken und auf einer guten Strasse nach Longvilly fahren oder als dritte Möglichkeiot eine vor ihnen liegende Nebenstrasse nach Mageret benutzen und sich somit auf kürzestem Wege Bastogne nähern.
Da man den Zustand der Nebenstrasse nicht kannte, schwankte man, bis die PzAufklAbt.130, die ebenfalls halt gemacht hatte, weil sie ja auch nicht wussten welche Strasse man nehmen sollte, einen einheimischen Zivilisten anbrachte, den man über den Zustand der Strasse ausfragte.
Da setzt dann meine Kritik ein. Einen Zivilisten über die Befahrbarkeit einer Strasse mit Panzern zu befragen und sich dann auf die Auskunft zu verlassen ist schon sehr fragwürdig und unverzeihlich, wenn man auch noch einen "gegnerischen" Zivilisten glauben schenkt ohne dessen Angaben zu überprüfen! Sicher, man stand unter Zeitdruck und die Antwort passte so schön ins eigene Wunschbild. Aber ich finde so ein Verhalten trotzdem unverzeihlich.
Ausserdem stellt sich mir die Frage, mit was für ein Kartenmaterial arbeitete man denn? Man war zwar in einer abgelegenen Gegend, aber die lag nicht irgendwo in den Weiten Russlands, sondern mitten in Europa und wenn auf der Karte eine Strasse eingezeichnet ist, dann sollte da auch schon damals eine gewesen sein?
Am selben Tag gegen 14 Uhr brach die 101. US Fallschirmjäger Div. unter McAuliffe mit 11.000 Mann auf 380 LKW's in Richtung Bastogne auf, wo sich bisher nur die Reste der zerschlagenen 28. US Division und die 10. US Panzerdivision befanden. Gegner also, welche von der PLD wohl schnell besiegt worden wären
und schnell musste es gehen. Erstens weil Verstärkung unterwegs war und zweitens den Amerikaner keine Gelegenheit gegeben werden durft, die gewaltigen Treibstoffvorräte zu vernichten. Mit den dortigen Vorräten hätte man das Treibstoffproblem wenigsten vorübergehnd gelöst.
Doch statt schnell auf Bastogne vorzuprechen schleppten sich die Panzer und Fahrzeuge der PLD über eine ungepflasterte sumpfige Nebenstrasse, die man eher als eine "Schweinesuhle", als eine Strasse nennen konnte! Die grossen Ausfälle wurden diesmal nicht durch den überlegenen Gegner verursacht, sondern durch die widrigen Wegeverhältnisse.
Um 2 Uhr Nachts trafen die Männer der 101. US Fallschirmjäger Div. in Bastogne ein und bezogen sofort auf den Höhen um die Stadt Stellung und gegen 5:30 griff der inzwischen auch eingetroffene Bayerlein mit der PLD Bastogne an. Durch die "Abkürzung" hatte er wertvolle Stunden verschenkt und es den Amerikanern ermöglicht Bastogne zu verstärken und bis Schlachtende zu halten. Mit den dortigen Treibstoffvorräten, währe vielleicht auch Peiper sein Schicksal erspart und der Wehrmacht kostbare Panzer erhalten geblieben.
Allerdings weiss Kurowski in seinem Buch auch etwas zur Kampfgruppe Peiper und ihrem unrühmliches Ende zu berichten. Bekanntlich blieb diese Gruppe wegen Treibstoffmangel liegen und man sprengte später alle Fahrzeuge und zog sich zu Fuss auf die eigenen Linien zurück. Nicht so bekannt, so es denn stimmt, ist der Umstand, dass die Kampfgruppe durchaus mit Treibstoff aus der Luft versorgt wurde. Man hatte auch seinen Standort über Funk genau angegeben und das Abwurfgebiet war auch gross und sicher genug, um den Treibstoff zu bekommen.
Doch General Mohnke, der neue Divisionskommandeur der 1. SS Panzerdivision glaubte aus der Ferne besser zu wissen, wo Peiper und seine durstigen Panzer stand und dirigierte die Flieger dementsprechend. Die Amis werden sich nicht schlecht gewundert haben über den Segen von oben, der in ihren Reihen statt bei Peiper landete!