Autor Thema: Im Tiefflug in Gefangenschaft.  (Gelesen 3850 mal)

waldi44

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Im Tiefflug in Gefangenschaft.
« am: 11.07.06 (19:51) »
Als zu den Höhenbombardement als ergänzende Angriffsmethode angewandt gehörten zur Zeit der Luftschlacht um England auch Tieffliegerangriffe auf englische Flugplätze. Die Engländer nannten sie "Heckenspringer". Es waren überwiegend kleine Gruppen von Do-17 oder Ju-88, die in und unter Baumwipfelhöhe übers Land jagten und ihre Schatten "übersprangen" die Alleen und Hecken.
Neben dem Überraschungseffekt hatten diesen Angriffe eine verheerende Wirkung. Oft erst zu spät entdeckt warfen sie ihre Bomben in die gerade startenden oder noch stehenden Flugzeuge oder Hallen (natürlich starteten diese nicht ;))! Die Flak war meist machtlos...
Ein Augenzeuge berichtete, wie eine Bombe sozusagen mitten unter einer Kette Spitfire explodierte, die sich schon in 6 Meter Höhe befanden. Die erste Maschiene legte sich auf den Rücken und krachte auf die zur "Landbahn" gewordene Startbahn, die zweite Maschine berührte mit einer Tragfläche den Boden und begann um die Längsachse zu rotieren, bis sie irgendwo zum stehen kam und der dritten Maschine riss es beide Tragflächen ab, so dass der Rumpf allein im Acker neben der Startbahn landete.
Erstaunlicherweise überlebten alle drei Piloten nur leicht verletzt, die Flugzeuge allerdings waren Totalschaden!

Am 18. August 1940 bekam die 9. Staffel des Kampfgeschwaders 26 unter Hauptmann Roth, mit 9 Do17 den Befehl, einen Tiefflugangriff auf den Flugplatz Biggin Hill zu führen. Jede Maschine hatte zwanzig 50 Kg Bomben und 6 Mg's. In der Führungsmaschine sass Oberleutnant Lamberty.
In der Nähe des Angriffszieles, dem Flugplatz, sollten die Rauchfahnen brennender Flugzeuge und Hanger ihn den Weg zum Ziel weisen. Geplant war, dass der Flugplatz wenige Minuten vorher von Höhenbombern angegriffen wird und Lamberty sich dann unbemerkt, aber um so wirkungsvoller in das sich entwickelde Chaos hineinstossen bzw -bomben sollte.
Der Plan war das eine, die Realität das andere. Lamberty/Roth waren zu früh, oder die Bomber zu spät ;)!
Fluchend ob der Panne entledigten sie sich ihrer Bomben und in nur 3 Meter Höhe versuchten sie der nun erwachten Flak, die ihre Rohre entlich nach unten gerichtet hatte zu entgehen. Auf Lambertys Kurs schossen plötzlich dutzende Raketen mit Drähten*, die dann an kleinen Fallschirmen herabschwebten, empor.
Um ihnen auszuweichen musste er seine Maschine hochziehen und geriet somit in eine für die Flak idiale Höhe. Der Linke Motor wurde getroffen und fiehl aus. Denneoch hoffte Lamberty, es mit einem Motor schaffen zu können, als er von einer, dann zwei Spitfire angegriffen wurde.
Nachdem der linke Motor in hellen Flammen aufging, blieb nur noch die Notlandung oder besser Bruchlandung im Acker.
Lamberty und Roth, der sich auch in seiner Maschine befand, gelang es schwer verletzt die Maschine zu verlassen. Wenn auch schwer verbrannt, so lebte man doch - noch!
Gerade als die mit Schrotflinten auf sie zugeeilten britischen Heimwehrmänner sie gefangen nahmen, krachte es fürchterlich um sie herum. Die deutschen Bomber waren eingetrudelt und benutzen nun ihrerseits die Rauchfahnen brennender Trümmer als Bombenmarkierung. Freund und Feind warf sich in Deckung......
Nachdem die Bomber wieder heimwerts geflogen waren, staunte man nicht schlecht, als auch der dritte Mann der Besatzung zur Gefangennahme eintraf. Nur leicht verletzt kam der Borfunker angeschlendert.
Wie war der aus der bruchlandenden Maschine gekommen und dann noch fast unverletzt? Nun, wäre es eine alliierten Story, würden so einige müde lächelnd abwinken.....
Oben auf dem Rumpf hatte die Do-17 eine MG-Kuppel. Dort sass auch der Bordfunker, Feldwebel Eberhard. Als er bemerkte, dass Lamberty zur Notlandung gezwungen war und sie ihm doch recht riskant vorkam, entschloss er sich zu einem eigentlich nicht minder riskanten Manöver seinerseits: er warf die Kuppel ab, stieg auf den Rumpf der Maschine, setzte sich rittlings auf selbigen und öffnete seinen Fallschirm(riss an der Reissleine).
Der Fahrtwind öffnete den Schirm und riss ihn mit 150 Km/h vom Rumpf. Dass er nicht gegen das Seitenruder knallte war wohl mehr Glück als Berechnung oder Erfahrung. Anscheinend reichte die Höhe noch um den Fall zu bremsen, jedenfalls überlebte er diesen "Absprung" fast unverletzt!

Ronny22

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Re: Im Tiefflug in Gefangenschaft.
« Antwort #1 am: 11.07.06 (20:08) »
Wasn Teufelskerl der Bordschütze.....Respekt!!!

hollywood-like  ;D
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oberfeldmaus

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Re: Im Tiefflug in Gefangenschaft.
« Antwort #2 am: 12.09.06 (08:53) »
Das ist ja geil! endloser respect! muss man(n) erstmal draufhaben :-\

gerneleser

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Re: Im Tiefflug in Gefangenschaft.
« Antwort #3 am: 19.10.06 (19:36) »
Wenn ich sowas schreiben (als Schriftsteller erfinden) würde, würde es mir keiner abnehmen...

 ;D

Falke

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Re: Im Tiefflug in Gefangenschaft.
« Antwort #4 am: 19.10.06 (19:37) »
tja ...

es hört sich auch nach einem schlechten us-film an. aber dennoch, top story =)

gruss
Falke
« Letzte Änderung: 28.08.09 (12:12) von Falke »
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin

                            -Carl Sandburg-

 

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