Autor Thema: Die sowj. Brückenköpfe über den Narew 1944  (Gelesen 6885 mal)

Jan-Hendrik

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Ich suche Berichte zu den Kämpfen um diese Brückenköpfe der Roten Armee nach Auslaufen der großen Sommeroffensive im Bereich Rozan und Serock, nordöstlich von Warschau. Auch Kartenmaterial hierzu ist herzlichst Willkommen.

Als "Einstimmung" ein Bericht über die Kämpfe am 12.1044 im Abschnitt des XXIII.AK:

Zitat
Im Morgengrauen des 12.10. Alarm von der Nahsicherung: Vorne leichtes Geplänkel, nichts Ernsthaftes, aber immer wieder kamen verstohlen kleine Trupps Infanteristen, schlichen an uns vorbei, antworteten kaum oder ausweichend, da war doch eine Schweinerei im Gange! Alarm für die Batterien, die kaum 2 Std. Ruhe gehabt hatten, schon waren die ersten Verbindungen nach vorn abgerissen, die ersten Strippenflicker kamen zurück: "Da vorne ist nichts mehr!" Anruf bei Puder, keine Verbindung, Leitung tot- das Regiment meldete sich nicht mehr und dann kam die Meldung von den Fernsprechern, die III.Abt. hätte Stellungswechsel machen müssen, die wären jetzt weiter südlich eingesetzt, man munkelte etwas von der 7.InfDiv- wir standen alleine. Knobelsdorff und Lt. Klugkist vom Stab, die BttrChefs oder BttrOffiziere griffen sich jetzt alles, was von vorne bei uns vorbeikam: leichte GrW, B-Stellen von Infanteriegeschützen- aber weiter vorne mußte sich das schnell herumgesprochen haben, der Strom versiegte alsbald. Ich hatte meine Panzerwerfer am rechten Flügel mehr zum Flußtal hin aufgestellt, sie brauchten eine höhere Sichtdeckung als wir, die anderen Batterien standen links rückwärts zum Waldrand hin gestaffelt. Vor uns geschah eigentlich wenig, die wenigen Funksprüche von vorn meldeten plötzlich russsichen Infanterieangriff, wir schossen in den angegebenen Sperrfeuerraum, ein unübersichtliches Kusselfeld dicht vor dem südostwärtigem Waldrand, das Feuer lebte langsam auf, ohne das für uns ein Schwerpunkt erkennbar wurde. Die BttrChefs meldeten, daß sich aufgegriffene Infanterieteile von den ihnen zugewiesenen Stellungen teilweise wieder verdrückt hätten, hier wurde es mulmig. Ich schickte einen Wachtmeister mit dem Kettenkrad los, er sollte unbedingt Verbindung zu unserem Regiment aufnehmen, da wir keinen Draht zur Division hatten, und Meldung machen. Eine Viertelstunde später kam er plötzlich zurück, mit ihm ein Gefechtswagen, der Russe war schon hinten in unserer Fahrzeugstellung am rückwärtigen Waldrand, der Angriff kam ganz plötzlich, ein Teil der Fahrzeuge sei schon verloren. Jetzt wurde bei uns jede zweite Werferbedienung abgestellt, damit die Männer sich untereinander kannten, Nachrichtenmittel vom Stab dazu, Olt. Behl als Chef der 2.Bttr. übernahm die Führung, und so griffen wir jetzt von vorne nach hinten an, um unsere Fahrzeugstellung wieder freizukämpfen, die zurückgebliebenen Besatzungen bedienten jetzt jede zwei Werfer. Während hinten das Geknatter begann, braute sich vor uns das Unwetter zusammen. In dem abgebrannten Dorf in der Senke begann die russische Bereitstellung, einen VB hatten wir noch vorne, wir mußten mit unserer Munition sparsam umgehen, bis wir wieder über unsere Munitionsstaffel verfügen konnten.
Beinahe im letzten Augenblick schlug unsere Salve in die Senke, der Angriff flatterte auseinander, die Panzerwerfer hatten noch Schießverbot. Hinten krachten jetzt Handgranaten, lange Feuerstöße von unseren ungeübten Leuten und dann das erlösende "Hurrah", sie riefen sich Mut zu, es ging voran. Vorne hörten wir das Gedröhne von Panzermotoren, wir hörten das Geklirr ihrer Ketten, aber sie blieben noch in ihrer Senke. Dafür ging es links von uns los, sie hatten sich durch den Wald herangepieselt und sprangen plötzlich vor den Batterien auf, die Werfer schossen einzeln im direkten Schuß, die MG der Nahsicherung bekamen reichlich Arbeit und noch ehe es sich wieder beruhigt hatte, kam die Meldung, daß die Fahrzeugstellung hinten wieder genommen sei, geringe Ausfälle, aber Olt. Behl sei verwundet. Ich ließ sofort die die Gefechtsfahrzeuge, teilweise im Schlepp, weiter nach rückwärts in eine Senke hinter der von Ostenburg (Putulsk) nach Rozan führenden Straße verlegen, die Werferbedienungen kamen zurück, noch erregt von dem ungewohnten Waldgefecht, sie hatten sich tapfer geschlagen, und bekamen hier neue Arbeit. Ich ließ die linke Flügelbatterie noch tiefer staffeln, damit wir den verdammten Waldrand besser unter Kontrolle hatten, der Wachtmeister mußte noch einmal mit dem Kettenkrad los, wir brauchten jetzt dringend Panzerjäger oder ein paar StuGs, und vor allem Meldung an die Division.

Die Uhr lief unbarmherzig weiter, die Verbindung zum VB war zeitweise unterbrochen, er meldete jetzt schon Russen links hinter sich an der Waldecke, wo noch eine verlassene lFH 18 ihr leeres Maul in den Himmel reckte, wir konnten sie von uns aus deutlich sehen. Zwei Mann der Nahsicherung mußten jetzt darauf achten, sie konnten mit zwei Werfern im direkten Schuß verhindern daß das Geschütz umgedreht wurde.
Und dann ging der Tanz richtig los! Die Panzer mußten noch beim Auftanken gewesen sein oder hatten ihre Luken noch auf: Als unsere erste Salve (wieder ohne die Panzerwerfer) in die Bereitstellung schlug, gingen Feuerfackeln hoch und harte Explosionen dröhnten, aber die Infanterie griff uns aus dem Feuer heraus an. Die zweite Salve traf die vorderen Teile, das "Urräh" zerbröckelte, die Masse wogte zurück, die dritte Salve schlug noch einmal in die Tiefe der Bereitstellung, und als auf dem dahinter liegenden, flachen Hang die ersten Teile sichtbar wurden, die nach rückwärts aus dem Feuer heraus liefen. schlugen überraschend von halbrechts jetzt die Panzerwerfer mit ihren 80 Rohren 15cm zu. Jetzt war vor uns kein Halten mehr, wir sahen die massigen Sturmgeschütze des Russen und einige T-34 mit Höchstfahrt abrauschen, die nächste Abteilungssalve lag wieder auf dem rückwärtigen Hang, während unsere Panzerwerfer zusammen mit ihren acht gepanzerten Munitionsfahrzeugen noch einen Sprung nach vorne machten, um im direktem Schuß besser in ihre Flanke wirken zu können. Und so lief das Spiel jetzt mit verteilten Rollen, wir schossen sie aus ihrer Deckung heraus, die Panzerwerfer faßten sie von halbrechts, wenn sie türmten, es war ein schreckliches Spiel!
In unserer Begeisterung hatten wir die zwei Tiger nicht gehört, die jetzt hinter uns langsam heranrollten, unser Kettenkrad hatten sie buchstäblich "auf der Straße aufgelesen". Ein hagerer Oberleutnant fragte uns nach den Fortschritten unseres "Privatkrieges" hier, wir zeigten ihm von seinem Turm aus das Dorf, die Senke und den Waldrand mit der lFH 18, er schüttelte zwar den Kopf: "Alles, Kinder, kann ich Euch ja nicht abnehmen, aber ich sehe mir das mal an!" Und während er mit seinen beiden, kantigen Panzern langsam nach vorne rollte, füllten wir aus der freigekämpften Munitionsstaffel unsere knapp gewordenen "Spargel" wieder auf. Jetzt hatten wir auch erstmals wieder Funkverbindung zum Rgtsstab, der völlig überrascht war, daß wir noch in den alten Feuerstellungen standen und uns eiligen Stellungswechsel nach rückwärts empfahl.

Aber hinter uns hatte der Wachtmeister mit dem Kettenkrad noch keine richtige Widerstandslinie gesehen, dort an der Straße organisierten einige Offiziere eine dünne Linie mit ein paar übriggebliebenen Männern, die brauchten noch Zeit! Die Division sollte zwar von der Infanterie benachrichtigt worden sein, aber unser Feuer war zu dieser Zeit and der sonst ruhigen Front unüberhörbar. So entschloß ich mich, den Russen hier noch bis zur Dämmerung aufzuhalten, aber keinesfalls in der Nacht neben dem offenbar schon aufgegebenen Wald stehen zu bleiben, aus dem heraus er uns jederzeit überraschend in der tiefen Flanje fassen konnte.

Die Beiden Tiger kamen zurück, sie waren vorne unserer verlassenen lFH 18 über die Holme gefahren und hatten sie eingeknickt, der Kommandeur nickte uns freundlich zu: "Saubere Arbeit da vorne, Jungs, da sieht es ja scheußlich aus, nur macht mal, daß Ihr bis zur Nacht hier weg seid! ", legte die Hand grüßend an die Mütze und fuhr langsam zur Straße zurück. Wir hatten die Panzerwerfer mit ihren 80 Rohren und etwa zehn MG 42 wieder zurückgenommen. sie blieben rechts außen und konnten notfalls im rechten Winkel über unsere Köpfe hinweg neben und hinter uns in den Waldrand hineinwirken.
Noch zweimal an diesem Tag zerschlugen wir Bereitstellungen, wir hatten wieder zwei VB vorne, die Einblick in die Senke hatten, aber sie mußten jetzt schon etwas rechts seitwärts in ziemlich freiem Gelände am Flußrand sitzen, die Waldecke links mit dem Geschütz war schon recht belebt von der anderen Feldpostnummer. Gegen Abend ließ ich nur die Zugmaschinen und einige Munitionsfahrzeuge nach vorne zum Stellungswechsel rückwärts kommen, eine neue Feuerstellung hinter der Senke nördlich der Straße war bereits erkundet und vorbereitet, nur zwei Mann je Werfer fuhren mit, um die Bttrn. wieder in Stellung zu bringen, die ganze übrige Abt. ging infanteristisch in weiter, geschwungener Linie zurück, nach etwa vier Km durchschritten wir die neue vordere Linie, die sich im Laufe des Tages an der Straße Ostenburg- Rozan hatte bilden können, sie sahen uns an wie Leute aus einer anderen Welt.


Quelle:

Major a.D. Hermann Friedel Im Zeichen des Drachen- Als Nebelwerfer an der Ostfront 1939-1945, Seiten 181-183

Jan-Hendrik

Balsi

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Re: Die sowj. Brückenköpfe über den Narew 1944
« Antwort #1 am: 05.07.07 (20:32) »
Du suchst aber schon dt. berichte ne? Oder willste russische... klang so anders die Frage.,.;-)))

Jan-Hendrik

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Re: Die sowj. Brückenköpfe über den Narew 1944
« Antwort #2 am: 05.07.07 (20:43) »
Deutsche, da hab ich nämlich abseits Wiking und Vopersal, Band Va net so sonderlich viel ...

Jan-Hendrik