Autor Thema: Katyn und sowjetisch-deutsche Kontaktaufnahme  (Gelesen 3526 mal)

hec801

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Hallo,

habe neulich gelesen, dass nach dem Fund bei Katyn und der Abkühlung der Beziehungen zwischen der SU und den Westalliierten, die Sowjetunion die Fühler Richtung Deutsches Reich ausstreckte und Verhandlungsbereitschaft signalisierte. Gleiches soll von Moskau Tito aufgetragen worden sein. Hitler hätte gesagt, dass er mit Rebellen nicht kooperiere und sowieso nicht mit der SU.

Jetzt kommt mir das etwas komisch vor, da ich davon noch nie gehört habe. Wenngleich man den Fund von Katyn bzgl. der Beziehung zwischen den Alliierten nicht unterschätzen sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass die SU in Verhandlungen gehen wollte. Zumal wir das Jahr 1943 (?) schrieben und sich die deutsche Niederlage doch schon abzeichnete...

Weiss jemand mehr dazu?

Gruss

Hannes

Vormeister

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Re: Katyn und sowjetisch-deutsche Kontaktaufnahme
« Antwort #1 am: 07.05.07 (19:44) »
Hallo allerseits,

Davon habe auch ich weder was gehört, noch gelesen. Aber undenkbar wäre es nicht. Als nämlich das ganze ruchbar wurde, haben insbesonders die polnischen Exilisten darüber Aufklärung verlangt. So aber wurde das von den Engländern und den Amerikanern herabgespielt, bzw. ganz vertuscht.

Eine offizielle Kentnissnahme dieses Massenmordes durch einen Verbündeten hätte möglicherweise die Alliierten entzweit. und ohne die weitreichende Unterstützung der Westmächte wäre die SU nicht mehr so sicher auf der Siegerstrasse weitermarschiert.

Unter diesem Aspekt ist auch der tödliche Unfall des General Sikorsky zu betrachten. Dafür hat es nie eine plausible Erklärung gegeben.

Aber das sind natürlich nur Spekulationen.

lg aus Wien

Vormeister

waldi44

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Re: Katyn und sowjetisch-deutsche Kontaktaufnahme
« Antwort #2 am: 07.05.07 (22:25) »
Die Frage nach den verschwundenen polnischen Offizieren wurde schon lange vor Katyn gestellt und als Katyn entdeckt wurde, taten die Russen alles, es den Deutschen in die Schuhe zu schieben und zwar bis Nürnberg, wo man dann aber den Vorwurf sang und klanglos wieder fallen liess!
Ansonsten wüsste ich nichts von irgendwelchen Annäherungen basierend auf den Funden von Katyn wüsste auch nicht warum/wozu?

Ronny22

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Re: Katyn und sowjetisch-deutsche Kontaktaufnahme
« Antwort #3 am: 08.05.07 (14:41) »
Die Probleme der polnischen Exilregierung in London interessierte weder in Moskau noch in London selbst, irgendjemanden.

Die Frage nach den verschwundenen Offizieren existierte ja seit 1940 und die Briten wußten oder ahnten das die Russen daran irgendwie mitschuldig waren.

Aber die Allianz mit den Russen war für Großbritannien wichtiger als die polnischen Kräfte die sie beherbergten.


Wenn die Polen sich danach neutral gestellt hätten und keine freien polnischen Einheiten (unter britischem Kommando) gebildet hätten, wäre das für die Briten kein riesiger Verlust. Aber die Allianz zu Stalin riskieren wenn man zu intensiv in der Wunde Katyn rumgestochert hätte das wäre sehr viel schlimmer für London gewesen.
« Letzte Änderung: 08.05.07 (20:31) von Ronny22 »
Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre.
Bertrand Russell

Ein guter Soldat ist nicht gewalttätig.
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Ein guter Gewinner ist nicht rachsüchtig.
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steffen04

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Re: Katyn und sowjetisch-deutsche Kontaktaufnahme
« Antwort #4 am: 08.05.07 (15:42) »
Ich habe schon das eine oder andere mal gelesen, daß Stalin aus Panik über einen Verhandlungsfrieden nachdachte. In meinen Quellen habe ich folgendes gefunden:

Lidell Hart, Geschichte des II. Weltkriegs Bastei Lübbe 1979, S. 671:

Er beschreibt zuerst die Stimmung innerhalb der sowjetischen Führung 1943. So klar, wie für uns Nachgeborene war ein sowjetischer Sieg damals nicht. Die Rote Armee hatte zu dem Zeitpunkt zwar bereits grosse Abwehrerfolge erzielt, namentlich vor Moskau 41/42 und in Stalingrad 42/43, die Deutschen waren aber noch zu großen Offensivoperationen in der Lage, Kursk stand beiden Seiten erst noch bevor. Stalin war sich im Frühjahr 43 daher nicht sicher, ob nicht wie 42, die bereits geschlagen gewähnte deutsche Armee wieder antreten würde. Die Rote Armee hatte bis zu dahin mörderische Verluste erlitten und war operativ noch lange nicht auf dem Stand wie 44 bei der Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte.

Zu den Verhandlungen schreibt er:
„Diese tiefsitzende Unsicherheit war wohl der Grund für ein diplomatisches Zwischenspiel vor dem Wiederbeginn der großen Kämpfe. Im Juni 1943 trafen sich Molotow und Ribbentrop in Kirowograd, das noch von den Deutschen besetzt war, zu einem Gespräch über die Möglichkeit einer Beendigung des Krieges. Mach Mitteilung deutscher Offiziere, die als technische Berater dabei waren, schlug Ribbentrop als Friedensbedingung vor, Russlands künftige Grenze solle am Dnjepr verlaufen., während für Molotow nur die volle Wiederherstellung der früheren russischen Westgrenze dikutabel war. Das Gespräch.... wurde abgebrochen, nachdem eine Meldung darüber zu den Westmächten durchgesickert war.“

Wie Ronny nehme ich nicht an, dass Katyn etwas damit zu tun hatte. Die Amis glaubten noch fest an das Gute im Russen und den Briten war´s einfach wurschd.