Autor Thema: Deutsche Fernstflieger  (Gelesen 20571 mal)

waldi44

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Deutsche Fernstflieger
« am: 03.06.06 (16:35) »
Das ist kein Schreibfehler, sondern heisst tatsächlich "Fernstflieger" und nicht "Fernflieger" ;)! Zu ihrer Aufstellung und Aufgabenstellung gab es eine Studie des Chefs der Auslandsrüstungsabteilung beim Generalluftzeugmeister, Oberstingenieur Schwenke, vom 27. April 1942.

Zu diesen Fernstfliegerkräften gehörten (bzw. sollten gehören) folgende Flugzeugtypen: He 177, BV 222, Ju 290, Me 264(Amerikabomber) mit DB613 Triebwerken und Me 264 mit Ju 88 Triebwerken und eine unbewaffnete Version der FW 200 (dafür mit 2 to Bomben als Zuladung).
Vornehmliche Aufgabe dieser Fliegerkräfte waren (bzw. sollte sein) der Transport kriegswichtiger Rohstoffe. Natürlich nur in kleineren Mengen, so zB. kein Kautschuk, der den Blockadebrechern (Seeschiffen) vorbehalten blieb, aber Wolfram, Platin, Osmium und Iridium.
Das monatliche Zinndefizit ab Oktober 1942 wurde mit 450 to berechnet was 45 Flüge einer BV 222 bedeutet hätte(weiss aber nicht von wo aus?). Diesbezüglich verweist die Studie auf die grössere Effektivität von Blockadebrechern.
Die Studie weisst darauf hin, dass Wolfram aus Portugal 12 mal teurer ist, als direkt vom Malaien Archipel, der unter japanischer Kontrolle stand.
Jeder Flug einer BV 222 würde einen Gewinn/Ersparniss von rund 500.000 RM bedeuten.

Desweiteren militärische Aufklärung in Russland, Afrika, Amerika. Eine He 177 A2 konnte als Aufklärer eine Flugstrecke von 5.800 Km erreichen und durch Nachtanken in der Luft(!) sogar 5.800 Km. Durch Landemöglichkeiten im japanisch beherrschten Manschukuo, lag der gesamte sowjetische Riesenraum zur Aufklärung offen und natürlich auch zum gezielten Bombenangriff mit 5 bzw. 10 to Bombenzuladung pro He177 oder BV222.
Im Wirkungsbereich dieser Flugzeuge (Russland) lagen unter anderem: das einzigste sowjetische Kugellagerwerk, ein Panzerwerk mit 60% der Gesamtkapazität, zwei der drei vorhandenen Stickstoffwerke und vieles mehr.

Von Kreta oder Bengasi aus, so die Studie, wäre Basra und die damals grössten Raffinerie  in Abadan, Massaua und Lagos mit der He 177 erreichbar bis runter nach Freetown, einem der grössten Umschlagplätze für US Kriegsgerät.

Von Bergen aus, könnte man mit einer FW200 (2 To Bomben), Island (1500 Km) und Grönlands Kryolithgruben (3000 Km) erreichen. Auch die He 177 mit 5 to und die BC 222 mit 4 bzw. 10 to Bomben hätten diese Ziele erreicht.
Von Brest aus hätte man Kriegswichtige Industrieanlagen, Werften und Häfen an der US Ostküste erreichen und bombardieren können.
Mit den Azoren als Zwischenlandeplatz hätten alle Flugzeugtypen die Ostküste erreichen können und ihre 2 bis 6,5 to Bomben abladen können.
Soweit die Studie. Einige dieser Flugzeuge gab es tatsächlich im aktiven Truppendienst, andere nur als Einzelmodelle bzw Prototypen. Soweit ich weiss, wurde aus den "Fernstfliegerkräften" nichts, so wie aus vielen Plänen des 3. Reiches.



Jan-Hendrik

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #1 am: 03.06.06 (17:02) »
Siehe die Studie von Dr.Horst Boog zur "strategischen Ohnmacht der Luftwaffe im Jahre 1942" , zu finden hier :

http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=3602


Jan-Hendrik

waldi44

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #2 am: 03.06.06 (17:43) »
Ja, das ist der Beitrag! Entschuldige bitte, dass ich mir die Mühe gemacht habe und meinen Beitrag aus jenem ausgearbeitet , statt nur den dazu Link gelegt zu haben.
Ich vermute aber, dass nicht jeder diesen Artikel gelesen hat und sich freud, von mir auf diese Kapitel der deutschen Luftwaffe aufmerksam gemacht worden zu sein.
Im Grunde hast Du recht- wozu "unterhalten" wir uns hier, wozu arbeiten einige hier Beiträge aus? Irgendwo steht ja schon alles geschrieben, posten wir in Zukunft also nur noch die Links..... wenn überhaupt.

Ps: Ich habe meinen Beitrag übrigens aus "Militärgeschichtliche Beiträge", herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt.

Ich bitte nochmals um Entschuldigung, dass mir mein Wissen nicht in die Wiege gelegt wurde und ich es mühseelig aus verschiedenen Publikationen zusammentragen muss. Ich wollte wirklich niemanden langweilen!

Jan-Hendrik

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #3 am: 03.06.06 (17:45) »
Wieso ? Ich habe lediglich , grade WEIL nicht jeder diese Studie kennt , darauf hingewiesen  :o

Ist das als Ergänzung für Deinen Beitrag dermaßen schlimm ??

 ??? ::) ???

Jan-Hendrik



Mastercloser

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #4 am: 03.06.06 (18:06) »
Eine He 177 A2 konnte als Aufklärer eine Flugstrecke von 5.800 Km erreichen und durch Nachtanken in der Luft(!) sogar 5.800 Km.

 ???

Im übrigen habe ich den Eindruck, das hier einige momentan etwas empfindlicher sind.
Offensichtlich fühlt man sich von bestimmten Worten oder Erwiederungen angegriffen.  Das konnte ich so früher nicht bemerken, liegts am Wetter?

The Real Blaze

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #5 am: 03.06.06 (18:37) »
Als ich das las : Dakar, wichtiger Flottenstützpunkt ist mir wieder die englische Pleite vor diesen Hafen eingefallen. Aber viel wichtiger war der Hintergrund, den vielleicht nichtmal die Engländer wußten. Dakar wurde von den Franzosen, als Stützpunkt angeboten, wenn Deutschland etwas Entgegenkommen zeigt für französische Probleme(diese Details wurden nicht beschrieben).Die aktive französische Rolle wurde vertragstechnisch bereits verfaßt. Da aber man in Berlin keinerlei großes Verständnis hatte für französische Anliegen, ruderte Vichy wieder in die passive Rolle zurück, Dakar blieb ungenutzt(inklusive der französischen Marine)

waldi44

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #6 am: 03.06.06 (18:56) »
Eine He 177 A2 konnte als Aufklärer eine Flugstrecke von 5.800 Km erreichen und durch Nachtanken in der Luft(!) sogar 5.800 Km.

 ???

Im übrigen habe ich den Eindruck, das hier einige momentan etwas empfindlicher sind.
Offensichtlich fühlt man sich von bestimmten Worten oder Erwiederungen angegriffen.  Das konnte ich so früher nicht bemerken, liegts am Wetter?


Kann sein ;)! "Eine He 177 A2 konnte als Aufklärer eine Flugstrecke von 5.800 Km erreichen und durch Nachtanken in der Luft(!) sogar 9.800 Km."

Bei der Gelegenheit gleich mal eine Nachfrage: "Nachtanken in der Luft". Wie sah das damals aus, wie ging das vonstatten und welches Flugzeug war der Tanker?

Tobias G

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #7 am: 03.06.06 (20:34) »
mmmmh...

bis jetzt war ich immer der Meinung, das Deutschland das Verfahren Flugzeuge in der Luft aufzutanken im 2. Weltkrieg nie eingesetzt hat!

Gruß
Tobias

Richtschuetze

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #8 am: 03.06.06 (21:04) »
Zitat
Wie sah das damals aus, wie ging das vonstatten und welches Flugzeug war der Tanker?

das wurde nur getestet als Tanker hatte sie wohl eine JU 290!(einige Quellen sprechen von Ju52/HE-111)

Gruss

Falke

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #9 am: 04.06.06 (05:51) »
bilder dieser tests gibt es dann wohl nicht oder ?

@ waldi

sehr nett dass du die unterlagen zusammengefasst hast !

gruss falke
« Letzte Änderung: 28.08.09 (12:26) von Falke »
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin

                            -Carl Sandburg-

waldi44

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #10 am: 04.06.06 (11:48) »
Nicht dass ich wüsste. Mir war sogar unbekannt, dass man schon damals Versuche mit der Luftbetankung unternommen hatte. Möglich aber, da man im 3. Reich, mit unterschiedlichsten Ergebnissen, sehr viel rumexperimentierte.

Die Studie führt zwar die Möglichkeiten der Fernstfliegerkräfte auf, ewähnt aber mit keiner Silbe eventuelle Gegenmassnahmen der Alliierten, bzw. wie und womit man gedachte, seine Bomber zu schützen. Auch wird kein Bezug auf den eventuellen Einsatz von Flugzeugträgern genommen. Vergessen, übersehen, als nicht relevant eingestuft?

Die Idee der Fernstfliegerkräfte hat für mich etwas "Z Planmmässiges", wenn auch keine Angaben über den Bedarf bzw ein Bauprogramm gemacht wurden.

@Falke:  ;D

Richtschuetze

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #11 am: 04.06.06 (13:10) »
doch ich meine es gibt Bilder weiss nur jetzt nicht wo ???

@Waldi guter Artikel wenn du mehr sowas hast immer her damit!! ;)

Gruss

Mastercloser

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #12 am: 04.06.06 (13:55) »
Auch wird kein Bezug auf den eventuellen Einsatz von Flugzeugträgern genommen. Vergessen, übersehen, als nicht relevant eingestuft?

Na, vergessen wohl nicht. Die dt. Marine hat ja mit dem "Graf Zeppelin" eher lustlos rumgespielt. Allerdings auch kein Wunder, wo wollten die den auch einsetzen. Da käme ja nur die französiche Westküste in Betracht, und auf Grunde der alliierten Luftüberlegenheit wäre das Teil wohl sehr schnell versenkt worden. Also, vermutlich "nicht relevant".

The Real Blaze

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #13 am: 04.06.06 (14:26) »
Zitat
Allerdings auch kein Wunder, wo wollten die den auch einsetzen. Da käme ja nur die französiche Westküste in Betracht,


Hmm Mastercloser, als Deutscher solltest du eigentlich wissen, daß da alles durchgeplant war, auch mit der "Graf Zeppelin".  Für den Träger hatte man einen Liegeplatz im Fjaettenfjord vorgesehen. Von da aus sollte er mit den in norwegischen Basen liegenden Kriegsschiffen die Murmanskkonvois aufklären und bekämpfen. Und in Bezug Aufklärung wäre sie sehr wirkungsvoll gewesen, weil die Briten durch Funkaufkärung immer wieder wußten, wo deutsche U Boote und Kampfgruppen aufmarschierten und viele ihrer Konvois dadurch ausweichen konnten.

Mastercloser

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Re: Deutsche Fernstflieger
« Antwort #14 am: 04.06.06 (14:49) »
Hmm Mastercloser, als Deutscher solltest du eigentlich wissen, daß da alles durchgeplant war, auch mit der "Graf Zeppelin".  Für den Träger hatte man einen Liegeplatz im Fjaettenfjord vorgesehen. Von da aus sollte er mit den in norwegischen Basen liegenden Kriegsschiffen die Murmanskkonvois aufklären und bekämpfen.

Also, durchgeplant war da nix.

12/38 Stapellauf
10/39 Baustopp
42 Weiterbau (Rumpf- und Turbinenänderungen, Vorbereitungen zur Inbetriebnahme)
02/43 endgültiger Baustopp
04/45 versenkt, danach von den Russen wieder gehoben

Tja, und dein Liegeplatz im norwegischen Fjaettenfjord, da halte ich nix von. So wie die Tirpitz abgerauscht ist, so schnell wäre auch die "Graf Zeppelin" bei den Fischen gelandet.