Hallo!
1. Hier etwas zur Vorgeschichte
( zusammengefasst nach H. STAHLMANN, M. ATZESBERGER: Marsch und Einsatz des IR 42, Bayreuth 1985, S. 164 - 169):
Während die Division mit der Abwehr von Landungen (an 10 verschiedenen Stellen der Halbinsel Kertsch) beschäftigt ist, treffen am 19.12.41,  5.00 Uhr erste Informationen über eine Landung der Russen bei Feodosia (praktisch an einem "Flaschenhals" im Rücken der Division) ein. Um 8.30 Uhr befiehlt der Kommandierende General die sofortige Räumung der Halbinsel Kertsch. Die für diesen Tag eingeleiteten Gegenangriffe der 46. ID an den Landungsstellen auf der Halbinsel werden abgebrochen. Temperaturen bei minus 15-20 °C. Nicht zu bergende Waffen und Munition werden vernichtet. 33 % der Kfz sind nicht fahrbereit, weitere 33 % fallen auf dem Rückmarsch aus. 400 Verwundete werden zurückgebracht. IR 97 und IR 42 gehen nach einem 36-stündigen 80 km-Marsch im Schneesturm zum Angriff auf Wladislawowka gegen den bei Feodosia gelandeten Gegner über.
"Zusammenfassend darf gesagt werden:
Das ungewöhnlich rasche Tempo des Rückmarsches, zunächst in die Parpatschstellung war notwendig, damit sich die Truppe, abgesetzt vom Feind, dort zur Verteidigung einrichten konnte." Sonst hätte der Gegner bis zur Nordküste durchstoßen können.
2. Näheres zur "Diffamierung" der 46. IR:
Gekürzt und frei wiedergegeben nach
A. von BENTHEIM: Der Weg der 46. Infanterie-Division, Bayreuth 1952, S. 14 - 16,
zitiert nach H. STAHLMANN, M. ATZESBERGER: Marsch und Einsatz des IR 42, Bayreuth 1985, S. 179 - 181:
Fernschreiben der Heeresgruppe Süd aus den ersten Januartagen 1942:
"Ich spreche der 46. Division für das schlappe Zufassen bei der Anlandung der Russen auf der Halbinsel Kertsch sowie ihren übereilten Rückzug aus der Halbinsel die soldatische Ehre ab.  Auszeichnungen und Beförderungen sind bis auf weiteres gesperrt. Dieses Fernschreiben ist nur bis zu den Regimentskommandeuren einschließlich bekanntzugeben.
gez. v. Reichenau, Generalfeldmarschall"
Der Kommandierende General Graf Sponeck war kurz vorher abgesetzt, anschließend degradiert und zu Gefängnis verurteilt worden. Er wurde kurz vor Kriegsende in Germersheim widerrechtlich erschossen.
"Der Divisionskommandeur und sämtliche Regimentskommandeure reichten nach Bekanntgabe des Fernschreibens unter Bezug auf die Vorschrift "Wahrung der Ehre" ein gerichtliches Verfahren gegen sich ein."
GFM Reichenau starb kurz nach Bekanntgabe des Fernschreibens an einem Schlaganfall. Sein Nachfolger GFM von Bock gab einige Tage später folgendes Fernschreiben an die Division:
"Ich spreche der 46. Division für die seit Anfang Januar hervorragenden Leistungen bei den Abwehrkämpfen in der Landenge meine ganz besondere Anerkennung aus und sehe entsprechenden Vorschlägen für Beförderungen und Auszeichnungen entgegen.
gez. von Bock,
Generalfeldmarschall"
Aus Sicht des Divisionskommandeurs und der Regimentskommandeure war jedoch dadurch die widerrechtliche Diffamierung nicht aufgehoben, sie beharrten auf dem Kriegsgerichtsverfahren. Die Armee und vorallem das Korps sahen das anders. Die Kommandeure wurden unter Androhung des Ausstossung aus dem Korps dazu gezwungen, ihre kriegsgerichtlichen Anträge  zurückzuziehen.
Gruß
Bernhard