Autor Thema: Wurde Hitler getäuscht?  (Gelesen 7724 mal)

waldi44

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Wurde Hitler getäuscht?
« am: 13.04.06 (15:02) »
In einer der letzten "DMZ's" las ich einen Beitrag, der sich mit Hitler als Feldherren beschäftigte.
Dort wird die Behauptung aufgestellt, Hitler sei von seiner Umgebung über die wahren deutschen Verluste im Unklaren gelassen, bzw mit falschen Zahlen versorgt wurde.
Dabei handelte es sich um hundertausende Soldaten, geschätzt bis zu 90 Divisionen, mit denen Hitler plante, obwohl die Soldaten schon längst tot oder gefangen waren!
Das würde auch Hitlers anscheinend konfuses und realitätsfremdes Verhalten der letzten Kriegsmonate erklären, wo er mit ganzen, nicht mehr vorhandenen Armeen operierte....

Kehrte sich Hitlers mitunter aufbrausendes Wesen gegen ihn selbst? Traute man sich aus Angst ihm gegenüber nicht mit der Wahrheit heraus oder woran lag diese Täuschung, so es sie tatsächlich gab!?

IM

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Re: Wurde Hitler getäuscht?
« Antwort #1 am: 13.04.06 (15:12) »
Das ist durchaus richtig, einige Generäle in seiner engsten Umgebung scheuten sich zum Teil durchaus schlechte Nachrichten zu überbringen, daher kamen bei Kriegsende auch die Ängste Hitlers vor Verrat in den eigenen Reihen.

Über offene Worte war Hitler durchaus sehr froh, vorgetragen von Frontsoldaten zum Beispiel anläßlich von Ordensverleihungen im Führerhauptquartier.

Ronny22

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Re: Wurde Hitler getäuscht?
« Antwort #2 am: 13.04.06 (15:23) »
Naja betrachtet man das Verhalten seines Umfeldes am Morgen des 6.Juni 1944 wird klar, das keiner sich traute Hitler die Wahrheit zusagen.

Aber ich denke auch das er die Verluste nicht wahrhaben wollte und Widerspruch in bestimmten Situationen bzw. Gemütszuständen nicht duldete.


Ein anderes Beispiel dafür ist denke ich Görings großspuriges Versprechen die 6.Armee in Stalingrad aus der Luft versorgen zu können. Die Generäle der Luftwaffe wußten dass das Utopie ist, aber man ließ den Gröfaz in dem Glauben.  ;)
Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre.
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Balsi

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Re: Wurde Hitler getäuscht?
« Antwort #3 am: 13.04.06 (15:26) »
also da shabe ich schon oft gelesen das Hitlers Umfeld ihm nicht die Wahrheit sagte aus Angst vor den berüchtigten Wutausbrüchen.. und letztlich hätte jede schlechte Nachricht für den Überbringer ja auch die letzte sein können.

Winrich Behr (der Stalingrad Hauptmann und RK-Träger) erzählt das ja auch immer wieder. Behr fing an, da schaute Keitel schon grimmig drein... ich meine keitel hätte doch froh sein müssen das da einer kommt und die Wahrheit sagt. das Gegenteil war der Fall.

Ich bin selbst schon der meinung das Hitler nur das wusste, was man ihn wissen liess, im Bezug auf die militärischen Vor- bzw. Rückschritte

Andi

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Re: Wurde Hitler getäuscht?
« Antwort #4 am: 13.04.06 (15:31) »
Deshalb hat Hitler ja Schörner so geschätzt, da dieser ihm (so ist es jedenfalls überliefert) immer die bedingungslose Wahrheit gesagt hat.

Ronny22

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Re: Wurde Hitler getäuscht?
« Antwort #5 am: 13.04.06 (15:48) »
Deshalb hat Hitler ja Schörner so geschätzt, da dieser ihm (so ist es jedenfalls überliefert) immer die bedingungslose Wahrheit gesagt hat.

Ich denke auch die Tatsache das Schörner n ziemlich scharfer Hund war gefiel Hitler sehr...  ::)
Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre.
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hec801

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Re: Wurde Hitler getäuscht?
« Antwort #6 am: 13.04.06 (16:00) »
Winrich Behr (der Stalingrad Hauptmann und RK-Träger) erzählt das ja auch immer wieder. Behr fing an, da schaute Keitel schon grimmig drein... ich meine keitel hätte doch froh sein müssen das da einer kommt und die Wahrheit sagt. das Gegenteil war der Fall.

Ja, Adam erklärt das auch in seinem Buch! Das er Behr geimpft hatte, unbedingt ohne Umschweife die Lage zu erklären, dass Behr keine Angst hatte, damit anfing und sich dann eingestehen musste, dass Hitler auch vieles nicht wahr haben wollte. Und vor Keitel hatte der Behr sicher keine Angst, wurde halt nur einfach von denen mundtot gemacht...

Es gab ja auch welche, die ihm die Wahrheit gesagt haben. Für einige war die Karriere dann vorbei, bei anderen hat Hitler so einen Weinkrampf bekommen!

Aber eben viele Goldfasane haben die schlechten Nachrichten auch von dem Idioten ferngehlten: Siehe Göring und Jeschonnek oder Udet! Göring ging bei Jeschonnek halt doch zur Beerdigung, obwohl der das nicht wollte. Einfach um den Schein vor dem Idioten und dem deutschen Volk zu wahren.

Bärenfänger wollte 1945 auch zu Hitler und ihm die Sinnlosigkeit erklären, Goebbels hat ihn aber abgefangen. Ich meine, dass viele der Fronthasen einfach die Nase voll hatten udn sicher auch keine Angst vor den Folgen. Die wollten, dass die Wahrheit gesprochen wird und fertig. Nur die meisten sind halt nicht bis zu ihm durchgedrungen.

Gruss

Hannes

Westwall

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Re: Wurde Hitler getäuscht?
« Antwort #7 am: 13.04.06 (16:57) »
Viele Fehlurteile sind sicherlich darauf zurück zu führen, nur würde ich das nicht unbedingt auf die letzten Kriegsmonate reduzieren, eher auf 1943 bis Ende 1944.
Denn spätestens nach der gescheiterten Ardennenoffensive 1944/45 musste auch einem noch so schlecht informierten „Feldherr“ die Aussichtslosigkeit vor Augen gestanden haben.
Zudem soll man bei dieser Diskussion auch nicht vergessen, das es auch viele Frontgenerale gab die ihm schonungslos die Realität vermitteln versuchten und dabei dann meist wegen Unfähigkeit oder sogar Feigheit ihres Posten enthoben wurden.

Balsi

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Re: Wurde Hitler getäuscht?
« Antwort #8 am: 13.04.06 (19:29) »
ich denke mal Hitler dachte wirklich bis zuletzt an einen Erfolg.. der hatte ja das Beispiel Moskau ..dt. Truppen bis auf 24km an der Hauptstadt dran und dann doch noch "verloren".. oder Stalingrad..9/10 der Stadt erobert und doch verloren.

Dann wird ihm der befehlöshaber des Ersatzheeres nun bestimmt auch nicht jeden Tag erzählt haben wie schlecht es um den Ersatz steht. Speer lieferte ständig höhere Produktionen.. und wenn dann noch der Rassimus dazugemengt wurde.. war man in Hitlers Augen weitaus überlegen.

Göbbels hatte sich ja auch die Hände gerungen und Hitler beglückwünscht als Rossevelt verstarb... die fühlten sich gleich an Friedrich dem Großen erinnert und sahen den Sieg greifbar nahe...

ich meien die Geschichte zeigt immer wieder Ereignisse die etwas total umkrempeln können noch 5 Minuten vor Zwölf. Obwohl ..ich meine das im Bezug auf das 3. Reich nichts passieren hätte können was das Ende irgendwie verändern hätte können. Das Ende war jedem kleinen Soldaten klar. Nur die oben haben ihre eigenen Geschichten dann wohl irgendwie selbst geglaubt. Göring dachte bspw. ihm wird nichts getan.. Irrtum. Komischerweise wussten hitler und Göbbels ganz genau was ihnen blühen sollte.

The Real Blaze

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Re: Wurde Hitler getäuscht?
« Antwort #9 am: 13.04.06 (21:20) »
Hitler wußte doch schon 1941 nach Moskau, laut eigener Aussage, daß der Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Was aber auch heißt, daß er noch nicht verloren war. 1942 versuchte er es nochmal in Stalingrad und scheiterte dort an eigenen taktischen Fehlern(genauso wie vor Moskau). Im Vorgefühl des nahenden Sieges, wie es seine eigene Propaganda suggerierte, glaubte er plötzlich Spielraum zu haben ,um noch im gleichen Jahr noch andere Probleme zu lösen. So zog er die fest bei OP Blau mit eingeplante 11.Armee heraus, verkleinerte sie noch und schickte sie Richtung Leningrad.
 Warum nur?
Mannerheim hat Hitler schon 1941 gesagt: Solange man Leningrad nicht erobert hat, wird Finnland nicht mehr angreifen. Und das war eigentlich auch von Mannerheim eine idiotische Entscheidung. Statt zum Weißen Meer durchzubrechen, und kurze Fronten herzustellen, genehmigte man sich überlange Taiga und Tundrafronten... Hitler wußte darüber ganz genau bescheid und trotzdem wollte er Leningrad erst zweitaufwendig "aushungern" und als das scheiterte 1942 und auch 1943(nach einen erfolgreichen Kursk) militärisch erobern, um die Finnen im Krieg zu halten. 1944 war dann Mannerheim klar, das wird nichts mehr ,alo nahm man Kontakt zu den Russen auf...
 Hitler wollte also im Norden immer wieder Mannerheims Bitte nach Eroberung Leningrads nachkommen, um so mehr, weil er 1941 falsch entschieden hatte. In der Auswirkung wurde dafür  Stalingrad und der kaukasus verspielt, weil die 11.Armee dort  die Entscheidung erzwungen hätte (egal wo an dieser Front)

Kursk war der letzte Meilenstein, um den Russen was abzutrotzen. Wenn man aber Hitler hernimmt, hätte selbst ein Sieg bei Kursk nichts bewirkt. Nur ein danach folgender Seperatfrieden(43 war das wichtigste und willigste Jahr für die Sowjets für einen S-Frieden)
hätte man die Sache dort glimpflich zu Ende gebracht. Nur Hitler wollte nicht, dafür aber alle anderen(Manstein usw)
Und schon hier muß man sich fragen, was Hitler mit dieser Sinnlosschlacht bei Kursk bewirken wollte, wenn doch der Krieg nicht mehr gewinnbar war?? Was ging in seinen Kopf vor?? Eine Schlacht schlagen für nichts? Das ist genauso wie die Luftschlacht um England, genauso sinnlos verpulvert, weil gleichzeitig nicht gelandet wurde. Wenn man also nicht mal einen sinnvollen Grund hat wofür, was soll das dann überhaupt?

Zum Kriegsende hin ging es Hitler nur noch darum Zeit zu gewinnen(Feste Plätze usw) Es ging immer um irgendwelche Rohstoffe, in der Hauptsache Erdöl, damit die Panzer weiter rollen konnten. Doch wiederum wofür? Hauptsächlich um Zeit zu gewinnen, damit die Wunderwaffen zum Tragen kommen. Die Wirkung der meisten Wunderwaffen waren aber nicht kriegsentscheident, weder Me 262, die V Waffen, oder anderes Gerät. Nur eine einzige Waffe hätte überhaupt was bewegt: die A Bombe. Und an dieser wurde wohl doch emsiger gearbeitet, als früher dargestellt. Nur diese Bombe hätte diesen Krieg auf Zeit "sinnvoll" gemacht.
 Ardennenoffensive, Frühlingswind 1945 waren alles nur Zeitgewinnmaßnahmen oder damit verbundene Ressourcensicherung. Ohne den Glauben an eine kriegsentscheidente Waffe machte das nun mal alles keinen Sinn! Und das beste war nun mal schon immer, wenn man das Schicksal selbst bestimmen kann und nicht abhängig von Wunschvorstellungen war(Antihitlerkoalition zerbricht, Stalin fällt von der Kremlmauer oder sonstiger Wünschelrutenschmarrn)

Hitler hat mit Einheiten geplant, die es nicht mehr oder kaum noch gab.(Im "Untergang" auch so "schön" dargestellt) Das machte eben seinen Zeitplan entscheident kaputt. Seine Strategie aber nicht, die wäre mit tatsächlichen Einheiten die gleiche geblieben.

« Letzte Änderung: 13.04.06 (21:22) von The Real Blaze »