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Militärgeschichte => Recherche => Thema gestartet von: DerMatthes am 12.06.12 (20:29)

Titel: Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: DerMatthes am 12.06.12 (20:29)
Als erstes ein Hallo an alle Forenuser.

Ich hoffe ich bin hier richtig und nun zu meinem Anliegen.

Im Nachlass meiner verstorbenen Oma habe ich einige Sachen von ihrem Lieblingsbruder gefunden, welcher am 12.05.1942 im
Kriegslazarett in Gomel verstorben ist.
Darunter befand sich auch sein Wehrpass und da Geschichte in der eigenen Familie noch etwas spannender ist
habe ich es durchgelesen, konnte aber nicht wirklich viel entziffern.
Nun hoffe ich, dass es hier im Forum einen Menschen gibt, der mir bei der Entzifferung der Einsatzorte behilflich sein kann.

http://imageshack.us/f/829/einsaetze.jpg

Ich bedanke mich schonmal im Vorraus für die Hilfe.

Gruß

DerMatthes



Ps: Ich habe auch noch eine handgeschriebene Feldpost von ihm an meine Oma und würde den Inhalt dazu auch gerne wissen.
Gibt es eine Institution an die man sich diesbezüglich wenden kann? Die einzige die ich gefunden habe möchte den Originalbrief haben,
diesen würde ich aber nur ungern hergeben.
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Balsi am 12.06.12 (21:22)
zum brief... ich würde eine gute Kopie machen und mit diesem ins nächste Altersheim gehen.. die helfen gern. Es gibnt in hamburg auch ein Altersheim, die das sogar anbieten...
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Balsi am 12.06.12 (21:24)
steht am Ende 4./Wach-Bataillon 803?
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Niwre am 12.06.12 (21:28)
Klemmt mein Browser oder kann man das Bild wirklich nicht vergrößern? Da hört die Lust nach "Abwehr an der deutschen Westgrenze" auf.
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Balsi am 12.06.12 (21:36)
also ich krieg es größer
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: DerMatthes am 12.06.12 (21:37)
@Balsi:  4./ Wach-Btl 703 müsste das sein

Ich hab das Bild nochmal auf

http://www.imagebanana.com/view/pzn23tey/einsaetze.jpg

hochgeladen.

Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Balsi am 12.06.12 (22:49)
unterstellt war es der 213. Sicherungs-Division..da kann ich Dir jemanden nennen, der sich mit der Division bestens auskennt...der ist auch hier im Forum..
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Niwre am 12.06.12 (23:21)
12.3.40-9.5.40 Abwehr an der deutschen Westgrenze
10.5.40-15.6.40 Wegnahme des Festungsvorfeldes der Maginotlinie zw. Mosel und Rhein
16.6.40-24.6.40 Kämpfe zur Einschließung der Maginotlinie zw. Mosel und Warndt
25.6.40-1.7.40 Teilnahme an der Besetzung Frankreichs
2.7.40-2[9].3.41 Besatzungstruppe in Frankreich
30.3.41-21.6.41 Bereitstellung für d. Ostfeldzug 1941
22.6.41-28.6.41 Grenzschlachten zw. Bug und Styr
29.6.41-12-7-41 Kämpfe zw. Styr u. Stalin-Linie
13.7.41-31.12.41 Sicherung des Operationsgebietes
26.7.-10.8.41 Kämpfe mit Partisanen bei Zwiahel u. nördl. Rowne
22.8.-30.8.41 Kämpfe mit Partisanen bei Polonnje u. Zwiahel
26.9.-10.10.41  \ Kämpfe mit Partisanen bei
25.10.-11.11.41 / Smela und Tscherkassy
15.11.-1.12.41 Kämpfe mit Partisanen bei Nowo-Moskowsk
2.12.41-8.5.42 Feldzug gegen Rußland [4]./Wach.Batl. 703
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Jürgen Fritsche am 12.06.12 (23:54)
... welcher am 12.05.1942 im Kriegslazarett in Gomel verstorben ist.
Moin Matthes,

würdest Du mir noch sagen, um welches Kriegslazarett (Nr.) es sich hier handelte, und mir bitte auch die Wehrpaßseiten mit seinen Verwundung(en) und der nachfolgenden Sanitätsversorgung zur Verfügung stellen? Vielen Dank!
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: DerMatthes am 13.06.12 (01:22)
Zuerst einmal Danke für das Entziffern :-)


Für Jürgen:

Im Kriegslazarett 4/609.
Und hier die Seite über die Art der Verwundung:

http://www.imagebanana.com/view/4ehmoij9/verwundung.jpg

und noch eine Transkript vom Brief des "Lazarett"??? Pfarrers der meiner Uroma zugeschickt wurde

http://www.imagebanana.com/view/57w3skd5/brief_pfarrer.jpg


Gruß Matthes
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Alfons Zitterbacke am 13.06.12 (10:21)
zum brief... ich würde eine gute Kopie machen und mit diesem ins nächste Altersheim gehen.. die helfen gern. Es gibnt in hamburg auch ein Altersheim, die das sogar anbieten...

Moin *Balsi*,

einige User hier haben das auch noch "auf der Pfanne", obwohl noch nicht im Altenheim ...  ;D

Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Jürgen Fritsche am 13.06.12 (12:55)
Moin Matthes,

vielen Dank für die Wehrpaßseiten und den Brief. Solche Mosaiksteinchen sind mir wichtig und schließen immer wieder Lücken.

Dein Urgroßvater hat damals von Rudnya ins Kriegslazarett nach Gomel' ja einen langen Transportweg  mitmachen müssen. Smolensk und Orsha, aber auch Mogilev und Vitebsk lagen deutlich näher ...
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Alfons Zitterbacke am 13.06.12 (14:42)
Moin Matthes,

vielen Dank für die Wehrpaßseiten und den Brief. Solche Mosaiksteinchen sind mir wichtig und schließen immer wieder Lücken.

Dein Urgroßvater hat damals von Rudnya ins Kriegslazarett nach Gomel' ja einen langen Transportweg  mitmachen müssen. Smolensk und Orsha, aber auch Mogilev und Vitebsk lagen deutlich näher ...

Lieber Jürgen,

denkbar, dass dort sich auch ein sog. Spezial-Lazarett befand.
In Odessa befand sich (Febr./März 1944) z.B. ein Spezial-Lazarett für Hirnverletzte.
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: DerMatthes am 13.06.12 (19:55)
Hallo Jürgen,

ich habe noch einen Brief vom selben Pfarrer, allerdings kein Transkript davon.
Du kannst ja dein Glück mal versuchen ;-)

Teil 1:
http://www.imagebanana.com/view/3fjcqzaw/brief_1.jpg

Teil 2:
http://www.imagebanana.com/view/vss869z3/brief_2.jpg

Wenn mich nicht alles täuscht beginnt der Brief mit:
"Sehr geehrte Familie Merkle!"


Gruß Matthes
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: DerMatthes am 13.06.12 (20:21)
Falls noch jemand eine Herausforderung sucht oder Langeweile hat, für den hab ich mal den Feldpostbrief eingescannt (besser geht es leider nicht).

Teil 1: http://www.imagebanana.com/view/s1xbrcfp/Brief_1.jpg

Teil 2: http://www.imagebanana.com/view/waz2ypm3/Brief_2.jpg

Teil 3:http://www.imagebanana.com/view/dlzjc8ve/Brief_3.jpg


Das einzige was ich über diesen Brief erfahren habe ist, dass er in ihm meinen Großeltern zu ihrer Verlobung gratuliert
und da ich beiden sehr nahe stand ist es von sentimentalem Wert. Ich habe es leider verpasst sie zu ihren Lebzeiten um eine
"Übersetzung" zu bitten.


Gruß Matthes
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Niwre am 14.06.12 (00:21)
1:
Zitat
Osten 3. Dez. 41

M. lb. Schwester!

Möchte nun meinem Versprechen nachkommen
u. mir Mühe geben, dir einige Zeilen, die dir, wie ich
hoffe, Abwechslung u. Freude machen, nach des Tages Sorgen
in deinem arbeitsreichen Leben. Doch will ich dir vor Allem
meinen verbindlichsten Dank für dein wirklich herrliches
Weihnachtspäckchen an dieser Stelle aussprechen. Mit Neugier bin
ich gleich ans Auspacken gegangen u. ich war erstaunt ob dieser
schönen Überraschung; du hast wirklich mit viel Liebe u. Sorg-
falt diesen mir willkommenen Inhalt nach weihnachtlicher
Stimmung hergerichtet u. mein Herz schlug wieder höher in
dieser Stunde u. meine Gedanken wanderten zurück in
die Heimat. Ist es doch bald wieder ein Jahr wo ich Abschied
nahm von Euch zu Hause um meine Pflicht weiterhin dem
Vaterland zu erfüllen. Ein Jahr u. was liegt an Erleb-
nissen, an Opfer, aber auch an Erfahrungen Alles drinnen.
Vor einem Jahr in Frankreich, in einem Lande, wo das Leben
der Impuls eines temperamentvollen Volkes nach südlicher
Prägung ist; u. heute in entgegengesetzter Richtung, wo Armut
Sklaverei, schwermütige Menschen, die nie das andere Leben
sahen, beherbergt. Gewaltig ist dieser Unterschied. Nach all dem,
was man so sieht, liegt diese Kultur um viele Jahre zurück.
Danken wir der gütigen Vorsehung, daß diese Masse nie nach
Deutschland einbrach. Du ich glaube kaum, daß viel von
unserem schönen Vaterland erhalten bleiben würde. Genau
vor 25 Jahren war auch ein Krieg, der Weltkrieg wo der Vater
auch seine Pflicht erfüllte, für uns nicht verständlich, wir
wußten noch wenig um den Sinn eines Krieges, doch schon
mit Sorgen wuchsen wir im Schutze unserer Mutter in

2:
Zitat
die Zukunft hinein. Auch diese schicksalsschwere Zeit ging vorüber,
u. wir wurden älter u. sahen das Leben schon mit anderen
Augen. So recht wurde uns das Auf- u. Ab des Lebens in all seinen
Freuden u. Leiden bewußt. Es wechselten schöne Tage mit sonnigem
Herzensgefühl u. düstere schwermütige Zeiten, die jede Lebensbe-
jahung unterdrückten. Letztes Endes siegte die Vernunft u.
vor Allem der Wille über die Schwäche u. man machte sich
Gedanken, in wieweit das Leben noch lebenswert erscheint.
Wenn heute unsere verehrte Mutter im Silberhaupt noch alles
[an] Gesundheit für unser Wohl opfert, so können wir ermessen,
was wir ihr schuldig sind. Meine Vergangenheit hat mir soweit
Erfahrung gebracht, daß ich heute eigene Gedanken habe, über
dieses kurze Leben, u. meine Urteile darüber nach eigenem
Ermessen bilde. Letzten Endes wollen wir damit die Bescheidenheit
im Denken u. Handeln zum Ausdruck bringen. Die rauhe
Wirklichkeit gab einem wieder das natürliche Denken u. so
hat man sich dann durchgekämpft. Diese Zeit in der wir groß
wurden, war nicht gerade die Glücklichste für uns, umsomehr
forderte Sie den vollen Einsatz um das zu formen, was eben
fehlte um es Zufriedenheit nennen zu können. Du bist heute
nun in diesen Jahren u. hast nun die Absicht die sogenannte
zweite Phase des Lebens zu beginnen u. ich freue mich wirklich,
daß du diesen Schritt wagst, denn dann wirst du als Frau u.
wenn es die Vorsehung zuläßt, als Mutter der Vollendung
deiner Lebensaufgabe zurecht. Wenn dann beiderseits gegenseitige
Harmonie die Ehe widerspiegelt, dann bin ich mir bewußt, daß
du glücklich u. zufrieden bist. Laß mir daher meine besten
Wünsche für Euer Wohlergehen für die Zukunft an dieser Stelle
aussprechen, denn ich kann leider nicht dabei sein. Hoffen wie aber,
daß noch einmal die Zeit wiederkommt um dann beim

3:
Zitat
Wiedersehen uns besser aussprechen zu können über all die
Dinge des Lebens. Möchte dir noch zum Schluß mitteilen, daß es
mir soweit gut ergeht u. ich mit mir auch zufrieden bin.
Wohl wünschte ich mir Vieles anderst, aber in dieser schicksals-
schweren Zeit muß man bescheiden sein, schon gegenüber den
Opfern die von Vielen gebracht werden. Teile der Mutter
mit, daß alles gut angekommen ist u. ich danke ihr herzlichst,
dafür. Nun dem Hans u. [Aug] habe ich auch Antwort gegeben.
Soweit wäre also alles in Ordnung u. ihr könnt somit ohne
Sorgen sein. Für Weihnachten u. Neujahr wünsche ich dir
zu deiner Verlobung sowie deinem werten Bräutigman
alles Gute für Eure weitere Zukunft. In der Hoffnung
dir durch diese Zeilen eine kleine Freude  bereitet zu
haben, verbleibe ich Dein

Bruder ...
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Jürgen Fritsche am 14.06.12 (01:16)
Moin Matthes,

hier die Transskription des Briefs des Kriegspfarrers Weckbach:

Zitat
Fp.Nr. 40847 A      Im Osten, 18.I.43
Sehr geehrte Familie Merkle!
Nicht Lässigkeit ist es, warum ich Ihren freundlichen Brief vom 16.8.42 erst heut beantworte.
Ende August versetzt, stecke ich jetzt tief im Süden Rußlands.
Mit vielen anderen erreichte mich Ihr Brief doch erst vor vier Tagen.
Herzlichen Dank nun für die beiden Bilder; nun können Sie doch wenigstens in Gedanken zum Grab Ihres lieben Toten pilgern.
Gebe Gott, daß wenigstens Ihre beiden anderen Söhne gesund heimkehren.
Ich werde besonders des einen, den Sie als vermißt beklagen, gedenken.
Beiliegend einige Aufnahmen, die bei der Beerdigung eines Kameraden gemacht wurden.
Wenn es sich dabei auch nicht um Ihren Sohn handelt, so können Sie daraus doch ersehen, daß wir unsere Soldaten so schön zur Ruhe betten, wie immer es möglich ist.
Mit herzl. Gruß
Ihr Weckbach
Kr. Pfr.
Anm:
Die Fp.Nr. 40847 wurde im Vergabezeitraum (1.3.1942-7.9.1942) bis Kriegsende an die Gruppe Chefarzt 8/XII Kriegslazarett-Abteilung 533 (R) vergeben.
Kennbuchstabe A war vermutlich der Abt.-Stab.
Das Kriegslazarett 8/533 (R) dürfte sich zu diesem Zeitpunkt in der Ukraine in Konstantinowka befunden haben.
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: DerMatthes am 14.06.12 (01:42)
Vielen Dank euch beiden ich hätte das nicht hinbekommen :-)
Titel: Re:Einsätze eines Verwandten
Beitrag von: Jürgen Fritsche am 14.06.12 (13:43)
denkbar, dass dort sich auch ein sog. Spezial-Lazarett befand.
In Odessa befand sich (Febr./März 1944) z.B. ein Spezial-Lazarett für Hirnverletzte.
Lieber "Alfons",

ja, natürlich konnte das der Grund sein. Allerdings mußte er für einen derart langen Transport trotzdem auch erst einmal transportfähig werden. Andererseits war es ein Leichtkranken-Kriegslazarett, das eine solche eventuelle Spezialversorgung möglich machte ...