Forum für deutsche Militärgeschichte

Interna => offener Themenraum => Thema gestartet von: waldi44 am 13.01.09 (01:28)

Titel: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: waldi44 am 13.01.09 (01:28)
...verstehen?
Wer ist wann und weshalb feige? Was ist überhaupt "Feigheit"?
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Ronny22 am 13.01.09 (02:49)
Feige ist meiner Ansicht nach in erster Linie sich an Wehrlosen zu vergreifen, in welcher Form auch immer.
Also an Zivilisten im besonderen und auch an unbewaffneten, kampfunfähigen Soldaten / Kämpfern.

Eine besondere Form der modernen Feigheit ist, aus Angst um das eigene Wohl durch Luftunterstützung oder Artillerie ein
Objekt auszulöschen ohne Rücksicht auf etwaige zivile Opfer.

Beispielhaft, um einen Häuserkampf mit einer Handvoll gegnerischer Kämpfer zu vermeiden wird lieber eine ganze Häuserzeile
eingestampft.

Sicher ist, niemand will unbedingt sterben, aber sollte ein Soldat nicht bereit sein, sein Leben zu riskieren statt dafür billigend
den Tod von Frauen & Kindern in Kauf zu nehmen?  :-\


Auf der anderen Seite natürlich die klassische Feigheit, zu desertieren etc.
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Richtschuetze am 13.01.09 (06:43)


Nun Waldi wenn ich doch richtig verstanden habe wollte Israel den Iran angreifen, aber eben nicht allein sondern die USA sollte mit machen.

Als diese aber nicht mit machen wollte (warum auch immer) hat Israel dieses Vorhaben wieder schnell aufgegeben! Richtig soweit?

Was soll ich von diesem Verhalten denken ::) Alleine ist man zu feige aber mit einem zweiten an der Seite würde ich es tun! :o

Der Iran hat Israel nicht abgegriffen so das es eine Verteiligung wäre und dafür Hilfe gerechtfertigt wäre!


Sonst würde ich mich Ronny anschliessen mit dem was er geschrieben hat!

Gruss


Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: IM am 13.01.09 (07:01)
Die USA haben lediglich signalisiert, daß der Zeitpunkt sehr ungünstig wäre und daher ihre momentane Unterstützung verwährt.

Ansonsten würde ich sagen, keiner von uns hat das Recht, darüber zu urteilen wer oder was feige ist. Die Diskussion soll ja sicher dahin gehen, wie man sich unter Gefechtsbedingungen verhält.

Keiner von uns war je in dieser Lage und kann sich dies zumindest auch nur annähernd vorstellen. Daher hat auch keiner von uns das Recht, darüber zu urteilen oder zu sagen was falsch und was richtig ist, ...
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Balsi am 13.01.09 (09:05)
ich sehe das ähnlich differenziert wie Ingo. Feigheit ist ein nicht greifbarer Begriff. Was für den einen mutig ist, ist für den anderen noch feige. man kann nicht sagen wo Mut beginnt und Feigheit aufhört. Für so manchen ist Mut, auch wieder Feigheit (Stauffenberg bspw.). Man kann ja manchen auch nicht den Mut verübeln so "feige" zu sein und an die eigene Familie denken.
Wären bspw. alle Soldaten mutig gewesen, wäre keiner von Ihnen wiedergekommen. Denn dann wären Rückzug, Gefangennahme usw. ja nicht möglich gewesen.
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Richtschuetze am 13.01.09 (09:06)
Zitat
Daher hat auch keiner von uns das Recht, darüber zu urteilen oder zu sagen was falsch und was richtig ist, ...


Ok da ist was dran!! Allerdings kennt nur jeder für sich selber das Problem mit Feige/Feigheit bzw sich vor etwas drücken!

@Waldi war deine Frage nur auf das Thema Geschichte die Vorgänge in der Welt oder Privat jeder für sich gerichtet??

Gruss
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: waldi44 am 13.01.09 (10:49)
@Richtschütze
Ich weiss, du möchtest wieder Parallelen ziehen. Das kannst du hier auch. Parallelen zu was auch immer....

Israel ist doch nicht feige, wenn es seine Möglichkeiten reel einschätzt. Der Iran hat Israel zumindest verbal bedroht. Dieser Bedrohung wird Israel eventuell auch mal durch einen Erstschlag begegnen. Dass es diesen unter Umständen nicht alleine Führen kann zeugt doch eher von einem gewissen Weitblick.
Ich finde es auch nicht feige, wenn man zB. seine technischen Möglichkeiten ausschöpft um das Leben und die Gesundheit seiner Soldaten zu schützen. Diesen Vorwurf haben schon unsere Väter und Urgrossväter gegenüber den Alliierten erhoben, als diese sie mit ihren Bomben am Boden festnagelten. Alliierte Bomberbesatzungen sind für einige ja der Inbegriff des Feiglings.
Balsi sagte es schon richtig: Was für den einen Feigheit, ist für den anderen vielleicht Tapferkeit. Die Selbstmordattentäter sind meiner Meinung nach auch keine Feiglinge, obwohl ich ihre taten absolut verabscheuungswürdig finde und für mich auch als feige! Sind es bei Kämpfen oft die sogenannten Kollateralschäden, die zu Opfern unter der Zivilbevölkerung führen, so legen diese Sch..... es darauf an möglichst viele Menschen zu töten. Sie handeln nach dem Motto der von ihnen so verhassten Kreuzritter: Tötet sie alle. Gott wird die seinen schon erkennen.
Anders als @IM meine ich schon, dass wir auch ein recht darauf haben über dieses Thema zu diskutieren ;). Zumal man den Begriff feige ja nicht nur im militärischen Bereich suchen muss. Was ich aber bedenklich finde und da gebe ich @IM recht, ist, wenn immer gleich beurteilt oder gar geurteilt wird. Wir sind heute nicht dabei und waren es damals auch nicht und ähnlich wie mit jedem Ratequiz ist es auch mit der Beurteilung der Lage "weit hinter der Türkei", von der bequemen Couch  aus. Man weiss alles, man kennt alles und meist besser als die Betroffenen vor Ort.

Zum Thema feige aber mal ein Beispiel aus dem Polenfeldzug:
Ein deutscher Offizier drang in ein halbzerstörtes Haus ein. Dort fand er einen toten deutschen Soldaten noch mit trotzig tapferen Gesichtsausdruck (original Buch von dunnemals) noch die Handgranate in der Hand. Eine polnische Kugel hat ihn in den Rücken getroffen. Natürlich wurde der Pole als feiger Mörder tituliert. Wie konnte er es nur wagen, den deutschen Soldaten von hinten zu erschiessen.
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Jan-Hendrik am 13.01.09 (11:19)
Zitat
Der Iran hat Israel zumindest verbal bedroht.

Nicht wirklich, bekanntermaßen hat man gewisse Zitate in der Übersetzung einfach ein wenig 'manipuliert'  ::)


Jan-Hendrik
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: IM am 13.01.09 (12:07)
Zitat
Anders als @IM meine ich schon, dass wir auch ein recht darauf haben über dieses Thema zu diskutieren

Wie will man über etwas diskutieren, was man nicht einmal klar definieren kann und was in unterschiedlichen Epochen auch unterschiedlichen Stellenwert hatte ?

Manchmal ist weniger mehr. Das hätte so mancher, auch teils noch laufender Diskussion hier im Forum sicher gut getan, ...

Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Richtschuetze am 13.01.09 (12:30)
Zitat
Nicht wirklich, bekanntermaßen hat man gewisse Zitate in der Übersetzung einfach ein wenig 'manipuliert' 


@Jan sprich bitte !!!! genau sowas habe ich von meinen Bekannten (aus dem Iran) gehört aber nicht so richtig verstanden!!!



Gruss

Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: waldi44 am 13.01.09 (22:39)
Zitat
Anders als @IM meine ich schon, dass wir auch ein recht darauf haben über dieses Thema zu diskutieren

Wie will man über etwas diskutieren, was man nicht einmal klar definieren kann und was in unterschiedlichen Epochen auch unterschiedlichen Stellenwert hatte ?

Manchmal ist weniger mehr. Das hätte so mancher, auch teils noch laufender Diskussion hier im Forum sicher gut getan, ...



Man kann sich aber um eine Definition bemühen. Natürlich wird man wohl kaum einen gemeinsammen Nenner finden, aber wollte man allen Diskussionen aus dem Weg gehen, kann das halbe Forum gestrichen werden. Vielleicht kommt man ja über das Gegenteil zum Ziel. Was ist Mut?
Man diskutiert auch über Gott, den Tod, das Universum. Alles Begriffe die nicht klar zu definieren sind oder unterschiedlich definiert werden.
Nimm doch mein obiges Beispiel. War der Pole nun ein Feigling, weil er den Deutschen von hinten erschossen hatte oder handelte er legitim und der deutsche Soldat hatte einfach nur Pech gehabt oder war zu unvorsichtig.
Wäre es mutiger gewesen, den Deutschen anzurufen, damit er sich umdreht und zu versuchen ihn gefangen zu nehmen oder eben von vorne zu erschiessen. Immer der Gefahr gewahr von ihm erschossen zu werden?
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Richtschuetze am 14.01.09 (06:36)
Zitat
War der Pole nun ein Feigling, weil er den Deutschen von hinten erschossen hatte oder handelte er legitim und der deutsche Soldat hatte einfach nur Pech gehabt oder war zu unvorsichtig.

@Waldi Du hast Beispiele  ::)

Wenn der Pole ein normaler Soldat war hat er richtig gehandelt denn wenn Er gewartet hätte läge Er vielleicht jetzt am Boden.
Aber war Er ein Zivilist frage ich mich als erstes wo hat er dann eine Waffe her ???

Zum Mut!!

mein Ausbilder sagte "Mut ist wenn einer etwas tut obwohl er Angst davor hat!"


Gruss
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Balsi am 14.01.09 (07:38)
weil wir gerade dabei sind....

"Deutsche Polizei ist feige" (http://www.wdr.de/themen/panorama/26/duisburg_demo/090113.jhtml)
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: waldi44 am 14.01.09 (11:52)

@Waldi Du hast Beispiele  ::)


Zum Mut!!

mein Ausbilder sagte "Mut ist wenn einer etwas tut obwohl er Angst davor hat!"


Gruss

Das Beispiel stammt aus einer zeitgenössischen Kriegsbeschreibung und es handelte sich um einen "normalen" Häuserkampf. Also war der Pole ein richtiger Soldat, so mit Uniform als deutlich sichtbares Zeichen, offen getragener Waffe und einem Vorgesetzten... Natürlich handelte es sich hier um einen Propagandaeffekt: Tapferer Deutscher - feiger Pole.

@Balsi
Also, dass ist ja nun der Gipfel. Das ist ein politischer Kniefall und wahrscheinlich hat der Polizeichef Angst um seinen Posten. Bisher hat sich doch noch kein jüdischer Mitbürger oder Amtsträger darüber beschwert. Aber im vorauseilenden Gehorsam wird sich schon mal rasch entschuldigt. Wofür eigentlich?
Die Polizei ist genau dafür da. Deeskalation, vorbeugend denken und handeln. Was, wenn nicht Polizisten in die Wohnung eingedrungen wären, sondern die Demonstraten. Da wären die Wohnungsbesitzer die ersten gewesen, die nach der Polizei gerufen hätten und Frau Knobloch hätte vor lauter Empörung keine Luft mehr bekommen.



Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Richtschuetze am 14.01.09 (12:16)
Zitat
Also, dass ist ja nun der Gipfel. Das ist ein politischer Kniefall


Da drin sind die Damen und Herrn ja geübt, besonders wenn es um Israel geht! :-X

Gruss
Titel: Re: Was soll man unter den Begriff "Feigheit", "feige"...
Beitrag von: Stahlgewitter am 14.01.09 (20:55)
Ich halte es durchaus für sinnvoll über die Definition von Feigheit zu diskutieren.
Die Aussage 'was für einen feige ist, ist für einen anderen mutig' halte ich für irreführend, auch der Verweis auf den kulturellen Stellenwert und die zeitgeschichtliche Bedeutung von Feigheit spielt bei der Definition, sprich der reinen Bestimmung des Begriffs 'feige' keine Rolle. Diese Aussagen/Aspekte beschäftigen sich lediglich mit dem Resultat, genauer gesagt mit der Bewertung und Einstufung einer abgeschlossenen Handlung, vor deren Entstehung von einem Individuum ein Entschluss gefasst werden musste, ohne Rücksicht auf die eigene Unversehrtheit, sei es physischer oder psychischer Natur, diese Handlung auszuführen.

In der heutigen Literatur, die weitestgehend dem Zeit(un)geist folgt und mit Aussagen glänzt wie: 'wir brauchen keine Helden, sondern Vorbilder', versuchen die Verantwortlichen den bis dato noch positiv behafteten Begriff 'mutig bzw. heldenhaft' mit dem negativen Ausdruck 'feige' zu vermischen oder gar gleich zu setzen, denn auch feige kann heutzutage mutig sein.
Bei den unbekümmerten, in den Tag hineinlebenden und ungern selbst nachdenkenden Menschen, mag dieses Vorhaben Früchte tragen. Jedem einigermaßen klar denkenden Menschen muss aber klar sein, dass feige eben nicht mutig ist, genau wie schwarz nicht weiss ist.

Interessant ist ebenfalls die oft genannte Kollektivfeigheit, die gern erwähnt wird um das Versagen einzelner Personen zu verschleiern. Eine Kollektivfeigkeit gibt es nicht, da jedes Kollektiv sich aus einzelnen Individuen zusammen setzt, die wiederum einzeln für sich selbst entscheiden feige oder mutig zu sein. Somit gibt es nur eine persönliche Feigheit, die aber nicht gern eingestanden wird, das erfordert nämlich persönlichen Mut!