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Militärgeschichte => Kriegsmarine => Thema gestartet von: hec801 am 24.12.06 (13:09)

Titel: Rau-Boot
Beitrag von: hec801 am 24.12.06 (13:09)
Worum handelt es sich bei einem Rau-Boot?

Gruss und Danke

Hannes
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: Jan-Hendrik am 24.12.06 (13:13)
Sicher , das net ein Räum-Boot gemeint ist ?  ;)

Jan-Hendrik
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: hec801 am 24.12.06 (13:28)
Nein, "Kommandant eines Rau-Bootes" - siehe Inhaber der Ehrentafelspange!

Gruss

Hannes
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: Zerstörerfahrer am 24.12.06 (22:49)
Rau - Boote waren eigentlich Walfänger, die während des Krieges bewaffnet wurden und dann als Vorpostenboote dienten.
Die einzige Erklärung , die ich jetzt parat hätte.
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: IM am 25.12.06 (10:39)
Hallo Hannes,

Du meinst Alfred Wolf ?? Da steht ja auch als Dienstgrad Sonderführer, das habe ich so auch noch nicht gehört.
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: waldi44 am 25.12.06 (14:10)
"Sonderführer" ist wohl auch kein Dienstgrad, sondern eher ein Dienststellung, die den Inhaber als Führer einer Sondereinheit oder Ausführenden eines Sonderauftrages bezeichnet. "Sonderführer" als solcher, konnte also jeder sein, der von jemanden dazu ernannt wurde.
Mit den "Rau Booten"  hat @Zerstörerfahrer recht:http://www.janmaat.de/rau.htm (http://www.janmaat.de/rau.htm)
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: hec801 am 25.12.06 (15:51)
Waldi, also der Scheiss, der bei "wer-weiss-was" dazu geschrieben wurde, ist lachhaft: "Sonderführer ist eine Dienststellung, kein Dienstgrad. Hatte mit dem Militärischen Strukturen nicht unbedingt etwas zu tun. Sonderführer werden Leute für eine absehbare Zeit, um einen speziellen Auftrag zu erfüllen. Nach Erfüllung dieses Auftrags werden sie wieder entbunden. Man wird Sonderführer durch Befehl Hitlers. Ist nur ihm unterstellt."

Es mag sein, dass es auch Dienststellungen gab, kann ich mir vorstellen, aber es gab auch den Dienstgrad mit bspw. speziellen Schulterstücken. Diese Leute hatten oft nur einfach keine militärische Ausbildung, wie z.B. die Kriegsberichterstatter!

Gruss

Hannes

EDIT: Da kommt das sinnvoller rüber: "Werden in Kampfhandlungen Personen verwickelt oder in solchen eingesetzt, die nicht eindeutig den Kombattanten-Status haben, also z.B. durch Uniformen als solche erkennbar sind (Soldaten im Sinne des Völkerrechts), haben sie auch keine Rechte als Militärpersonen (nach Kampfende z.B. Schonung von Leben und Gesundheit). Sie können bei Gefangennahme als gewöhnliche Kriminelle (noch dazu als feige und hinterhältig, wie die Resistanceleute, weil ohne vereinbarte Kennzeichen) eingestuft und abgeurteilt werden.

Als Sonderführer wurden z.B. in der Kriegsmarine Zivilisten beurkundet, die wegen ihrer Aufgabe (wie Buchheim als Maler und Zeichner, also Kriegsberichterstatter) an Kampfhandlungen (Angriffe auf alliierte Schiffe) teilnahmen, ohne Kämpfer zu sein. Aber sie waren eben keine Leute, die wirklich den Drücker irgendeiner Waffe betätigen mussten. Aber - die moderen Medien lassen grüssen - Berichterstattung musste sein. Und diese "Zivilisten" bedurften und bedürfen des Schutzes durch das Kriegsrecht.

Sonderführer waren also etwas generalisierend Zivilsten, die wegen einer besonderen Aufgabe zu ihrem rechtlichen Schutz den Kombattanten-Status erhalten mussten, aber keine wirklichen Kombattanten (Soldaten) waren."
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: IM am 25.12.06 (15:57)
Hannes, ich weiß zwar nicht, welche Quelle Du nutzt, bei mir steht hinter dem Sonderführer noch in Klammern Obersteuermann. Ich bin mir jedoch nicht ganz sicher, wie ich dies zu deuten habe.
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: IM am 25.12.06 (16:07)
Ich habe gerade noch etwas gefunden, bei dem erwähnten Boot findet sich die Bezeichnung "Netzleger Rau 7". Somit dürfte es sich schon um eine Art Vorpostenboot handeln, dessen eigentliche Aufgabe das Errichten von Seesperren und teilweise sicher auch U-Boot-Abwehr gewesen sein dürfte.
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: hec801 am 25.12.06 (16:10)
Hallo Ingo,

sorry, habe Deine nachfrage übersehen! Ja, ich meinte das Boot von Wolf! Warum er als SF geführt wird, weiss ich nicht. Vielleicht war er eigentlich Marineangehöriger und nur für Aufgaben an Land ausgebildet! Ich habe das so allerdings auch noch nicht gehört...

Gruss

Hannes
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: IM am 25.12.06 (16:22)
Hast Du Dir die Liste der Inhaber der Ehrentafelspange mal weiter angeschaut? Die knapp über 30 Namen sind ein Sammelsorium von sicher recht interessanten Geschichten. Da finden sich jede Menge Einzelkämpfer, Führer von Sprengkommandos und Sonderfahrzeugen. Auch der Lecksicherungsoffizier der "Gneisenau" findet sich dort.
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: hec801 am 25.12.06 (16:25)
Ja, so bin ich da doch hängengeblieben! Einmal geschaut, 20 min nachgesehen. Interessante und seltene Auszeichnung!

Gruss

Hannes
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: waldi44 am 25.12.06 (18:34)
Mit "eher eine Dienststellung" meinte ich und ich dachte, dass geht aus den weiteren Erklärungen deutlich hervor, dass es sich um eine momentane "Dienst"stellung handelt, die eben zur Erfüllung einer besonderen Aufgabe - verliehen, erstellt oder geschaffen wurde! Das "eher" bedeutet, eigentlich gut erkennbar, dass es sich nicht um eine Dienstellung wie zB. Hauptfeldwebel, Kompaniechef oä. handelte....ob man nun nur durch Hitlers Befehl Sonderführer wurde weiss ich nicht, glaub ich aber fast nicht. Sonderaufträge wurden von diesen Sonderführern durchgeführt.
Worin nun diese Sonderaufträge bestanden, kann von Judenvernichtung bis Kriegsmalerei reichen ::).

Ups, sehe gerade was:@801 wusste nicht was Du gemeint hast mit:"wer-weiss-was" und bin einigermassen erstaunt, dass zumindest teilweise eine fast wörtliche Gleichheit der Formulierung zu erkennen ist! Sachen gibt's! Hab das aber tatsächlich nicht von dort, aber Sachen gibt's.....

Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: Zerstörerfahrer am 26.12.06 (15:36)
Falls noch Interesse besteht :

Rau VII und Rau VIII gehörten bei Weserübung zur Kriegsschiffgruppe 5 , mit Oslo als Ziel.

Wenn noch mehr Interesse besteht, schlag ich mal im Gröner nach.
Ansonsten findet man einen Überblick über die Walfänger hier : http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Deutschen_Walfangflotte
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: hec801 am 27.12.06 (00:38)
Hallo,

vielen Dank für die Zusatzinformation! Falls Du rausbekommen könntest, auf welchem der Rau-Boote ein Alfred Wolf Kommandant war, wäre das noch was feines!

Gruss

Hannes
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: IM am 27.12.06 (00:49)
Hallo Hannes,

etwas weiter oben habe ich wahrscheinliche Deine Frage schon beantwortet mit: "Netzleger Rau 7".
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: hec801 am 27.12.06 (00:58)
Hallo Ingo,

sorry, ist schon etwas spät!  ;D

Gruss

Hannes
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: Zerstörerfahrer am 27.12.06 (12:35)
Rau VII

Techn. Daten :

Bauwerft : Deschimag, Werk Seebeck, Baunr. 579
Verdrängung : 354 BRT
Länge : 40,52m
Breite : 8,03m
Tiefgang : 4,32m
Eigner : Walter Rau, Neusser Öl-Werke Bremen
Besatzung : 28
Bewaffnung ( im Krieg ) : 2 x 2cm Flak
 

Werdegang :

- 09.06.1937 Stapellauf
- Indienststellung als Rau VII
- 26.10.1939 i.D. als Netztender I für Netzsperrverband I
- 01.04. - 10.05.1940 Sonderverband 5 während " Weserübung " ( Kriegsschiffgruppe 5 , Ziel Oslo )
- 01.04.1942 als Netztender 7 ( NT 7 ) für Netzsperrgruppe Nord
- Mai 1945 DMRL Norwegen ( Dt. Minenräumleitung )
- ebenda norw. Beute, umbenannt in Thorgrim
- Febr. 1947 an USSR ausgeliefert

Quelle : Die dt. Kriegsschiffe 1815 - 1945, Band 3 ( auch Gröner genannt  ;D)
Titel: Re: Rau-Boot
Beitrag von: Gorch Fock am 18.05.07 (19:36)
Hallöle,

besser spät als nie.
In Ergänzung zu den bereits genannten Informationen:

Walfänger aus Neuss am Rhein: Speck, Öl und Margarine

Es ist kein Märchen: Es gab sie wirklich, die Walfänger aus Neuss am Rhein! Denn die Firma "Walter Rau - Neusser Öl und Fett AG" ließ für den Walfang eine komplette Flotte bauen. Dazu gehörten ein Fabrikschiff und acht Fangboote, die die Meeressäuger zwischen 1937 bis 1939 in den antarktischen Gewässern jagten. Dringend gebraucht wurde der Speck der Wale, um Fette für die Lebensmittelindustrie zu gewinnen. Und mit 36.039 t Fett war es in diesen Jahren eine durchaus reiche Ausbeute. Mit dem Ausbruch des Krieges konnte der Walfang nicht fortgesetzt werden. Die Ausstellung vom 1. März bis zum 29. April 2001 in der Stadthistorischen Abteilung von Haus Rottels dokumentiert die Geschichte des Walfanges der Firma mit zahlreichen Objekten, die zum großen Teil in der Öffentlichkeit bisher noch nie zu sehen waren. Die Themen reichen von der allgemeinen Geschichte des Walfanges über die Walfangflotte Walter Rau bis hin zu den Produkten, die aus den Walen hergestellt wurden. Außerdem können die Besucher historische Filmaufnahmen sehen, die auf den Neusser Schiffen entstanden. Zum Hintergrund: In den Fangzeiten 1937/38 und 1938/39 fuhren rund 25 Neusser mit der Walfangflotte "Walter Rau" in antarktische Gewässer, um hier Wale zu fangen und zu verarbeiten. Der Unternehmer Walter Rau aus dem Teutoburgerwald, hatte 1935 mit dem Kapital seiner Neusser Filiale die "Deutsche Walfanggesellschaft AG" gegründet, die der Reeder der Fangflotte war. An der Fangsaison 1939/40 konnten die Schiffe nicht mehr teilnehmen, da sie nun zu Kriegszwecken eingesetzt wurden. Walter Rau - Unternehmer und Initiator für den Walfang Dass es Walfänger aus Neuss am Rhein gab, ist dem Unternehmer Walter Rau zu verdanken. 1874 wurde Rau als Sohn eines protestantischen Pfarrers in Rödern/Sachsen geboren. In Dresden machte er Abitur und absolvierte später eine landwirtschaftliche Lehre. 1903 kaufte er den Sunderhof in Hilter. Zu diesem gehörte eine Molkerei mit Einrichtungen zur Margarineproduktion. Rau wurde zu einem der größten Produzenten in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. 1940 starb Walter Rau. Das Grab befindet sich auf seinem Gut in Basthorst/Mecklenburg. Raus Entscheidung zwischen Afrika und dem Walfang Walter Rau war stets um die Unabhängigkeit seines Betriebes bemüht. Er wollte nie die Angliederung an einen der großen internationalen Konzerne. Darum versuchte er eine unabhängige Versorgung mit Rohstoffen für die Margarineherstellung aufzubauen. Ein wichtiger Schritt war 1929 der Erwerb der Neusser Ölmühle Simons Söhne, die seitdem "Walter Rau - Neusser Öl und Fett AG" heißt. Noch bedeutender war der Versuch, die teuren Importe der Zusätze für die Produktion zu senken. Walter Rau prüfte nun zwei Alternativen: Den Anbau von Ölsaaten in Afrika und die Verwertung von Walspeck. Da der Anbau in Afrika wieder eine Abhängigkeit von einer ausländischen Regierung gebracht hätte, entschied Rau sich für den Walfang. Dazu gründete er mit dem Kapital der "Walter Rau - Neusser Öl und Fett AG" am 5. März 1935 die "Deutsche Walfanggesellschaft AG", in deren Auftrag die Schiffe gebaut wurden. Walspeck in der Margarine? In der Margarineproduktion wurden vor dem Zweiten Weltkrieg verstärkt tierische Fette als Rohstoffe verwendet. Denn Margarine sollte der Butter sehr ähnlich sein. Statt Rindertalg wurde zunehmend auch gehärtetes Walöl verwendet. Dieses Öl gewann man durch Kochen des Specks, der sehr ergiebig ist, da er 73% Öl enthält. Walspeck konnte für die Margarineproduktion aber erst im Laufe des 20. Jahrhunderts eingesetzt werden. Zwei Entwicklungen waren dazu notwendig: So erfand Sommermeyer ein Klärverfahren mit dem es gelang, den meist unangenehmen fischigen Trangeschmack des ausgekochten Walspecks zu neutralisieren. Zuvor verwendete man den Tran fast nur für technische Zwecke. Um eine Unterscheidung vornehmen zu können, bezeichnete man den geklärten und geschmacksneutralen Tran als Walöl. Weiterhin entwickelte Wilhelm Normann 1901 ein Verfahren, mit dessen Hilfe es gelang, flüssige Öle zu festen Fetten zu härten. 1907 härtete man auch Walöl, das nach 1910 verstärkt bei der Produktion von Margarine eingesetzt wurde. Es gewann auch an Bedeutung, da es im Vergleich zu anderen tierischen Fetten deutlich länger haltbar war. Neben Walfett für die Maragarineproduktion wurden auf dem Walfangmutterschiff "Walter Rau" auch Gefrier- und Konservenfleisch, Fleischmehl, Fleischextrakt u.a. Produkte hergestellt. Das Walfangmutterschiff "Walter Rau" Das von der Deutschen Werft in Hamburg gebaute Walfangmutterschiff war ein kombiniertes Tank- und Fabrikschiff. Walter Rau hatte sich für einen Neubau entschieden, um die modernste Technik zur Verfügung zu haben. Denn nur bei einem Neubau war es möglich, eine sogenannte Aufschleppe für die Wale und ein geeignetes Schlachtdeck am Heck einzurichten. Dazu mussten die Schornsteine und die Brücke so angeordnet sein, dass auf dem Deck möglichst viel Platz zum Zerlegen mehrerer Wale vorhanden war. Die Daten: Eigentümer: Deutsche Walfang-Aktiengesellschaft, Berlin; Walter Rau - Neußer Öl und fett AG; Bruttoregistertonnen 15.500 t, Gesamttragfähigkeit 22.000 t, Wasserverdrängung 33.600 t, Länge 174,95 m , Breite 22,60 m, Tiefgang (beladen) 10,35 m, Geschwindigkeit 12 Knoten, Leistung 6.000 PS. Weitere Besonderheiten: - Fassungsvermögen der Tanks für das Walöl 21.100 cbm Aufschleppe mit zwei 40 Tonnen Winden zum Aufschleppen des Wales. - Schlachtdeck von 100 m Länge und 22 m Breite, deshalb war Brücke weit nach vorne gezogen. - Im Schiffsinnern war eine komplette Fabrikationsanlage für die Walölherstellung installiert. - Weiterhin gab es Einrichtungen zur Fleisch- und Knochenmehlproduktion sowie Gefrierräume für das Gefrierfleisch. Da es schnell oxidierte und so leciht verdarb, musste auch bei bester Lagerung ein Teil nach dem Ausladen im Hafen vernichtet werden. Gefrierfleisch wurde häufig zu Wurst verarbeitet. Eine Neuheit stellte die Anlage für Büchsenfleisch dar. - 390 Mann Besatzung (meist Norweger, die die notwendige Erfahrung im Walfang mitbrachten). - 50 lebende Schweine wurden zur Ergänzung der Verpflegung mitgeführt. Die wichtigsten Leihgeber der Ausstellung: Walter Rau - Neusser Öl und Fett AG, Klaus Barthelmess (Köln, Sammler und Wissenschaftler), Hans Gedicke (ehemal. Mitarbeiter der Walter Rau AG). *

http://www.neuss.de/neuss/presse/archiv/2001/02/1151.html

Gruß
ACDC