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Militärgeschichte => Waffen-SS, Allgemeine SS und Polizei => Thema gestartet von: Ronny22 am 17.12.06 (20:52)

Titel: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 17.12.06 (20:52)
Hab mir da gerade einen aufgezeichneten TV-Bericht angesehen in dem es unter anderem um 2 Massakern in der Umgebung von Stavelot ging.

Fall 1:

Das Erste fand in Parfondruy statt, wobei 2 SS-Soldaten in ein Haus eindrangen und eine Gruppe von 15 Zivilisten aus dem Haus in die Scheune trieben und diese Gruppe dann niedermähten.

Es überlebten einige Menschen aus der Gruppe und gaben jetzt eben diese Interviews, ein Mann zeigte auch die Spuren des Durchschusses seines linken Oberarms den er als 4 Jähriger dabei davon trug.


Fall 2:

Ein Dorf bei Stavelot - den Namen weiss ich nicht genau, müsste ich nochmal nachschauen

Dort versteckten sich Zivilisten in einem Keller, sie wurden dann aufgefordert heraufzukommen und wurden dann in aller Ruhe an einer Hecke aufgestellt und einer nach dem anderen erschossen.

Von dieser Leichengruppe wurden dann auch Filmaufnahmen und Fotos gezeigt, sowie später von deren Beerdigung im Garten der örtlichen Abtei.

Bei dieser Gruppe handelte es sich um 10 Frauen und 11 Kinder!!!
Und es war eindeutig zu erkennen das dies Zivilisten waren. Man hätte die Leichen zweifelsfrei namentlich identifizieren können, die Überlebenden konnten auch so die meisten beim Namen nennen weil sie fast alle verwandt waren oder eben die Nachbarn waren.


Gibt es dazu nähere Informationen, zur Ursache und zu den Umständen aus deutscher Sicht?

Verantwortlich für das Massaker waren Angehörige der Aufklärungs-Kompanie der Kampfgruppe "Knittel" unter dem Kommando von SS-Sturmbannführer Gustav Knittel.



Ich möchte darum bitten sachlich zum Thema beizutragen und nicht mit Phrasen zu handtieren wie die Partisanen waren schuld und die anderen haben ja auch gemordet und solchen Schwachsinn.

Hier wurden augenscheinlich Frauen und Kinder abgeschlachtet, aus niederen Beweggründen....einer der später angeklagten Täter war zum Tatpunkt selbst erst 16Jahre alt.

Hier kamen nun die Opfer zu Wort, aber was weiß man von der anderen Seite? Gibt es dazu Aufzeichnungen o.ä. von deutscher Seite?

Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Richtschuetze am 18.12.06 (06:29)
Zitat
Hier kamen nun die Opfer zu Wort, aber was weiß man von der anderen Seite? Gibt es dazu Aufzeichnungen o.ä. von deutscher Seite?

Ich muß mal nachsehen meine aber im Kopf zuhaben das es eine Vergeltungsaktion gewesen ist!(Eben Partisanen)

Gruss
 
 
 
 
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Hoover am 18.12.06 (10:21)
Wenn die Personen keine Partisanen waren (wovon ich ausgehe), war es Mord. Punkt.
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Balsi am 18.12.06 (10:51)
ja aber da ist doch das Problem...wie will man denn heute wissen ob ein Zivilist ein partisan ist, oder ihnen geholfen hat usw. . Heute taucht er doch nur als unschuldiger Zivilist auf. Was jedoch nicht heissen soll das jeder Zivilist ein potentieller Partisan war.. Massen an Unschuldige wurden doch einfach so erschossen.
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 18.12.06 (13:26)
ja aber da ist doch das Problem...wie will man denn heute wissen ob ein Zivilist ein partisan ist, oder ihnen geholfen hat usw. . Heute taucht er doch nur als unschuldiger Zivilist auf. Was jedoch nicht heissen soll das jeder Zivilist ein potentieller Partisan war.. Massen an Unschuldige wurden doch einfach so erschossen.


Diese Opfer waren definitiv Frauen und kleine Kinder....wie gesagt hätte man sie locker namentlich identifizieren können. Es waren bei dem 2. Fall offenbar keine Männer unter den Opfern, beim 1.Fall waren auch Männer dabei....zwischen 4 und 58 Jahren.......

Und dann zu sehen wie man 4-5jährige Kinder in Leichenstarre beerdigt in den merkwürdigsten Stellungen, weil sie eben in diesen gestorben waren.
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Balsi am 18.12.06 (13:51)
ahhh ja.. ich glaub den Beitrag hab ich gesehen. War doch wo der eine sagte die hätten Drogen genommen oder?

Tja natürlich hast Du da recht.. Kinder und Frauen... nee schrecklich. Ist natürlich unverständlich. Erklären kann man das nicht. Psychischer Stress?, Wut? Kampflust? Keine Ahnung
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 19.12.06 (00:50)
ahhh ja.. ich glaub den Beitrag hab ich gesehen. War doch wo der eine sagte die hätten Drogen genommen oder?

Tja natürlich hast Du da recht.. Kinder und Frauen... nee schrecklich. Ist natürlich unverständlich. Erklären kann man das nicht. Psychischer Stress?, Wut? Kampflust? Keine Ahnung

Puuh weiß ich jetzt gar nicht mehr genau ob da einer meinte er hätte Drogen genommen.

Der Sprecher sagte am Anfang er lässt die Geschichte von den überlebenden Kindern der damaligen Zeit erzählen.
Und es wurden immer Bilder von damals gezeigt und dann von heute, also wie die Örtlichkeiten heute aussehen.

Und es kam auch ein kurzer Live-Ausschnitt aus dem Prozess in Lüttich vor, in dem Peiper eine Aussage machte.
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Richtschuetze am 19.12.06 (09:59)
@Ronny es muß sich also wirklich um eine Racheaktion gehandelt haben wo man leider wirklich Frauen und Kinder umgebracht hat! :-\

Gruss

P.S am Wochenende wenn ich die Feuerlöscher am bearbeiten bin versuche ich mal mehr dazu zu schreiben was die deutsche Seite angeht!
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 23.12.06 (16:49)
@Ronny es muß sich also wirklich um eine Racheaktion gehandelt haben wo man leider wirklich Frauen und Kinder umgebracht hat! :-\

Wofür ist das die Rache gewesen???

(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fimg72.imageshack.us%2Fimg72%2F6633%2Fdsc00762zw6.jpg&hash=b6d44c2d318ccf6ea93106bf20a274881585cbbd)

(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fimg72.imageshack.us%2Fimg72%2F654%2Fdsc00763pj5.jpg&hash=e6010db79423445f84fcbf614f932f947ab26650)

(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fimg72.imageshack.us%2Fimg72%2F8648%2Fdsc00764fm4.jpg&hash=5e72fea845305e1ec3380ecb9ca2ecbbd8751dff)

(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fimg72.imageshack.us%2Fimg72%2F6438%2Fdsc00765ly9.jpg&hash=16cfc0e5c2984e413fe349422010022acba5b5f0)

(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fimg72.imageshack.us%2Fimg72%2F6362%2Fdsc00766zb2.jpg&hash=2ee98819b2ec41ca22a812672581afbfd1b89450)

Bilder von Fall Nr. 2, das Haus an dem dieses Massaker stattfand steht immernoch...und es wohnt immernoch eine Zeitzeugin dort.
Auch die Hecke steht noch...  :-\
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Thormans am 24.12.06 (15:53)


Hallo,
Der wirkliche expert vor AA-1/ Knittel ist der Timo, eine beispiel....




http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=3054

Gruss
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 24.12.06 (19:57)
Danke für den Hinweis Thormann  ;)

Genau, Parfondruy so hiess der Ort...habs mit dem Akzent des Sprechers nicht richtig verstanden.

So wie sich da im Panzer-Forum liesst befahl Obersturmführer Heinz Goltz dem Untersturmführer Heinrich Dröge die mitgeführten Gefangenen zu exekutieren, aus Frust darüber das man die gesuchten amerikanischen Artillerie-Stellungen nicht ausfindig machen konnte.

Dröge lässt alle Zivilisten in dem Bauernhaus einsperren und befiehlt, in das Gebäude zu feuern. Die MG-Ladeschützen Franz Scziera und Alfred Schairer werden Zeugen des Massakers. Der MG-Schütze Alfred Führer schießt, aber sein MG hat eine Ladehemmung. Hartmuth Strauss feuert sein MG in das Gebäude. Einigen Zivilisten wird mit Pistolen der Rest gegeben. Die Familie Legrand wird getötet, außer Monsieur Legrand, der zum Zeitpunkt des Massakers nicht anwesend ist. Dröge befiehlt Edgar Leithold, das Bauernhaus in Brand zu stecken. Insgesamt finden 24 Zivilisten in dem Gebäude der Tod.
Nur 8 Zivilisten gelingt es, aus dem brennenden Ferme Legrand zu flüchten.


Quelle: http://forum.panzer-archiv.de


Toller Racheakt.... da fällt einem nichts mehr zu ein.  >:(
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Richtschuetze am 25.12.06 (10:20)
Zitat
Toller Racheakt.... da fällt einem nichts mehr zu ein

Ja das ist eben eines Soldaten/Menschen unwürdig! >:( Da gibt es keine Entschuldigung für!

Gruss

P.S Ich habe da nur ein kurzen Bericht drüber gelesen bei Erich Kern(Partisanen)wonach teile der Bevölkerung mit den US Amerikanern zusammen gearbeitet haben also Infos über deutsche Stellungen weitergegeben.
Aber das rechtfertigt keinen Mord an Frauen Kindern etc. :(
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: uwys am 26.12.06 (09:53)
da sollte man doch erstmal den begriff partisan genau definieren!
wer oder was ist ein partisan:
jemand der mit der waffe im hinterland gegen reguläre truppen kämpft und selbst keiner solchen angehört!
was ist mit jemandem der militärische geheimnisse dem gegener verrät?
das können auch kinder oder frauen und alte menschen sein!
ich möchte diese tat weder entschuldigen noch rechtfertigen, weil ich darüber auch nichts weiss, aber bevor man von verbrechen spricht sollte man erst einmal die genauen hintergründe wissen!
uwys
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 26.12.06 (20:15)
...aber bevor man von verbrechen spricht sollte man erst einmal die genauen hintergründe wissen!

Also nach deiner Definition war es kein Verbrechen, weil die alten Omas den Amis gesagt haben in welche Richtung die Deutschen verduftet sind, beispielsweise?

Und damit ist dann natürlich auch gerechtfertigt/verständlich das man danach Kleinkinder, deren Mütter und Großmütter niedermäht.



Sorry aber was für ein Problem muss man haben um solche unsoldatische Scheisse zu verteidigen???
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: uwys am 27.12.06 (10:53)
war mir schon klar das von dir so eine reaktion kommt!
leider wird das bei allen kriegen auf dieser welt so gehandhabt und von allen armeen so gemacht!
ich hab nicht gesagt das ich so etwas für richtig finde!
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Richtschuetze am 27.12.06 (18:43)
Zitat
da sollte man doch erstmal den begriff partisan genau definieren!

Ja das ist eben das schwere! :( wie will man das bewerten? wer ist ein Partisan wer nicht wer arbeitet offen als Zivilist mit dem Gegner zusammen wer verhält sich neutral?(so wie es sein soll)
Wie ist es wenn eine Frau oder ein Kind dem Gegner(hier die Amis eben)genau sagt wo die deutschen Soldaten sich Abends aufhalten wieviele es sind wann sie abgelöst werden?usw...
Das alles sind nur unwichtige Dinge können aber für den ein oder anderen deutschen Soldaten schlimme Folgen haben.
Trotz allem hätte die deutsche Seite in diesem Fall(und 1000 anderen)überlegter Handeln müßen!

Ich denke ich verstehe was uwys meint! ;)
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 28.12.06 (03:21)
war mir schon klar das von dir so eine reaktion kommt!

Tut mir leid deinen Erwartungen gerecht geworden zu sein...aber entschuldige das ich Dir deinen Unschuld nicht abnehme.

Dein Unterton war klar herauszulesen....es wäre zu klären wer nun Partisan war und wer nicht...was bedeutet Partisan überhaupt.

Daraus liess sich leicht ableiten das die Zivilisten wohl selbst Schuld an ihrem Leid waren...sie waren ja nicht 100% neutral....
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: uwys am 29.12.06 (12:08)
wer ist in einem krieg selbst schuld daran das er gestorben ist?
vielleicht waren sie schuldig vielleicht nicht!
wer kann das hier und heute entscheiden!
uwys
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 29.12.06 (20:50)
wer ist in einem krieg selbst schuld daran das er gestorben ist?
vielleicht waren sie schuldig vielleicht nicht!


Wessen sollten die KINDER schuldig sein??? Nicht alt genug um strafrechtlich belangt zu werden, aber alt genug für eine strafende Kugel...  >:(

Woher sollten die Soldaten wissen das die Zivilisten den Amerikanern geholfen haben???

Das klingt doch nur nach späteren Rechtfertigungen für ein Verbrechen.

Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: waldi44 am 29.12.06 (21:21)
Lassen wir das mit den Frauen mal aussen vor, so bleiben immer noch die Kinder, zT. Kleinkinder! Wenn Kinder während Kampfhandlungen um's Leben kommen, ist das schon tragisch genug, oft aber unvermeidlich, weil - es ist Krieg!
Wenn aber Kinder, zumal kleine Kinder, absichtlich erschossen, erhängt, vergasst oder verbrannt werden, so ist das eine bestialische Barbarei und da ist es scheiss egal, wer und warum  diese Sauerei begangen hat/wurde. Es spielt keine Rolle, ob die Mörder Amis, Engländer, Russen oder eben Deutsche waren und es ist auch keine Rechtfertigung, ganz allgemein zu behaupten die Eltern hätten mit den Alliierten zusammen gearbeitet.
Zu "klären" gibt es für mich da nichts, wobei Kinder und Krieg tatsächlich ein schwieriges Thema darstellen, aber nicht in diesem Fall!

Übrigens: Habe ich das jetzt richtig gelesen, Timo hat zwar etwas zum Massakker geschrieben, aber weder Kinder erwähnt oder sonst noch Stellung dazu bezogen und auch sonst schien sich niemand an dem Massaker zu stören. Na gut, das ist ein anderes Forum.....
Oder habe ich dort was übersehen?


Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 30.12.06 (02:08)
Übrigens: Habe ich das jetzt richtig gelesen, Timo hat zwar etwas zum Massakker geschrieben, aber weder Kinder erwähnt oder sonst noch Stellung dazu bezogen und auch sonst schien sich niemand an dem Massaker zu stören. Na gut, das ist ein anderes Forum.....
Oder habe ich dort was übersehen?


Ich hab das jetzt nochmal gelesen....Untersturmführer Dörge BEFÜRCHTETE das die Zivilisten den Amerikanern Informationen verraten KÖNNTEN!!!

Deshalb befahl er die unliebsamen Zeugen zu beseitigen....


Zitat
It seems highly possible that Dröge acted out of frustration after his mission - to find the American guns - had failed. What to do? He took the civilians with him because his advance had to remain secret. But after he ran inot the American observers he had to retreat to a new position. He feared that the civilians would betray this new position to the Americans.
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Timo am 12.01.07 (02:50)
Dienstag den 19. Dezember 1944

Ohne die Amblève Brücke und eine offene Nachrichtenverbindung durch Stavelot gibt es keinen Treibstoff für Peiper. Während Peiper sich auf seinen Angriff auf Stoumont vorbereit, werden Knittel und seine Kampfgruppe durch Mohnke nach Stavelot zurückbefohlen, um die Nachschublinie zu sichern und die Brücke dort offen zu halten. Knittel erkundet bei Tagesanbruch die Lage in Stavelot während seine Kampfgruppe in La Gleize wartet.

[...]

Knittel kehrt für die Befehlsausgabe an die Führer seiner Stabskompanie, 2. und 4. Kompanie nach La Gleize zurück. Um 12.30 Uhr wird in La Gleize die Marschgliederung zum Angriff auf Stavelot besprochen. Knittel befiehlt Coblenz, die Stadt anzugreifen und die Brücke zu nehmen.

[...]

Die Männer der 2. (le. SPW.-) Kompanie verlassen die Fahrzeuge nahe dem Bombenkrater bei Petit-Spai. Coblenz stoppt seine Schützenpanzerwagen ungefähr 200 m nach dem Hotel Liffrange. Um 13.00 Uhr wird Knittel durch einen angesetzten Aufklärungsspähtrupp gemeldet, dass Bewegungen am Westrand von Stavelot festgestellt wurden. Knittel berichtet:

"Ich nahm an, dass reguläre, schwache amerikanische Truppen Stavelot wieder von Norden her im Laufe der Nacht und des Morgen besetzt hatte. Ich setzte zunächst die verstärkte Kompanie Coblenz abgesessen beidseits der Straße und der Eisenbahnlinie an mit dem Auftrag, bis zur Amblève-Brücke südostwärts Stavelot durchzustoßen, um dort mit dem Panzergrenadier-Regiment 2, geführt von Obersturmbannführer Sandig, Verbindung herzustellen, wie die Division mir befohlen hatte."

Coblenz folgt seinem I., von Unterscharführer Wilhelm Gilbert geführten, und II. Zug, unter Untersturmführer Wilhelm Farny, in die Richtung Stavelot bevor sie 100 m vor Ferme Antoine - bei La Maisonette - Richtung Parfondruy eindrehen. Der III. Zug, geführt von Untersturmführer Ludwig Sieber, rückt direkt auf der Hauptstraße auf Stavelot vor. Erich Makamul, Rottenführer im 2. (le. SPW.-) Kompanie:

"Wir fuhren bis kurz vor den Bombentrichter etwa 2 km vor Stavelot, saßen ab und gingen infanteristisch auf der Straße vor. Der III. Zug der 2. Kompanie ging an der Straße zum Angriff auf den Westrand Stavelots vor. Wir, der I. und II. Zug unter Führung von Obersturmführer Coblenz, hatten den Auftrag, am nördlichen Berghang entlang die offene Flanke des Feindes zu umgehen, um in den Rücken des Feindes zu gelangen, um dann von Norden aus auf dem kürzesten Weg durch Stavelot die Brücke zu erreichen. Wir gingen durch einen ald längs des Berghanges vor und kamen später durch mehrere kleine Häusergruppen. Dort standen einige Zivilisten auf der Straße […] Als sie uns als Deutsche erkannten […] versuchten [sie] zum Wald nach Norden, wo wir Amerikaner vermuteten, und in der Richtung zur feindlichen Art.Stellung zulaufen. Unser Kompaniechef rief ihnen zu, stehen zu bleiben. Darauf kamen sie haßerfällt zurück. Obersturmführer Coblenz überlegte lange und ließ sie dann am Schluß des Zuges mitführen. Ich habe gesehen, daß diesen Männern nichts getan wurde. Da unser schwerer Auftrag völlig ruhig und unentdeckt vor sich gehen mußte und auch vor sich ging - es wurde zum Beispiel verboten, zu sprechen oder auf Holz zu treten und wir schlichen ganz vorsichtig vorwärts - bin ich überzeugt, daß unser Kompaniechef sie nur mitnahm, um nicht vorzeitig verraten zu werden. Wir hatten insgesamt etwa 10 Männer bei uns."

Eine amerikanische Kompanie nagelt Siebers Zug am Eingang von Stavelot fest. Sturmbannführer Knittel schrieb:

"In der ersten Gefechtsphase hatte der rechte Flügel der 2. Kompanie Coblenz sofort mehrere Tote und Verwundete. Kurz darauf eröffnete eine feindliche Batterie [...] auf der Höhe nördlich Stavelot, das Feuer auf die angreifende Kompanie. Mir wurde klar, daß die 2. Kompanie ihren Auftrag nur durchführen konnte, wenn die feindliche Batterie auf der beherrschenden Höhe vorher ausgeschaltet werden konnte. In Reserve hatte ich die Stabskompanie, Obersturmführer Goltz, mit einem Erkundungszug und einem Pionierzug. Ich befahl Obersturmführer Goltz, den Pionierzug umfassend zur Ausschaltung der Feindbatterie anzusetzen und selbst mit dem Erkundungszug einen stehenden Spähtrupp in Gegend Ster zu stellen, um die nördliche Flanke für den Angriff der 2. Kompanie zu sichern."

Obersturmführer Heinz Goltz führt den Erkundungszug nach Ster, um die nördliche Flanke zu sichern. Knittel wartet bei den Viadukten auf Untersturmführer Heinrich Dröge und befiehlt ihm, seine Pioniere ebenfalls absitzen zu lassen, offensichtlich vor den Viadukten, und die Fahrzeuge entlang der Eisenbahn zu parken. Dröge geht mit seinen Pionieren entlang der Sentier de la Croix aux Clous von den Viadukten aus vor. Vorbei and der Ferme des Mazures gehen sie auf den Ort Renardmont vor. Aber nahe der Ferme Groffin de Renardmont sehen Dröges Männer amerikanische Soldaten – eine versteckte Stellung von Artilleriebeobachtern, von der aus sie  Stavelot und alle Zugangswege überblicken können und von wo aus sie das Artilleriefeuer gelenkt haben, das auf den vorgehenden Zug von Untersturmführer Sieber auf der Hauptstraße unterhalb regnete. Bevor sie sich zurückziehen, schaffen es die Beobachter, eine Warnmeldung über Funk durchzugeben, und kurze Zeit danach eröffnet amerikanische Artillerie das Feuer auf die Position des Pionierzuges. Der Plan – eine lautlose Annäherung, um sich an die amerikanischen Artilleriestellungen heranschleichen zu können und sie überrascht einzunehmen – ist nun, da die Amerikaner wissen, dass sie kommen, fehlgeschlagen. Das Artilleriefeuer ist mörderisch und um zu vermeiden, vernichtet zu werden, entscheidet Dröge sich für einen Rückzug auf die Ferme Pirnay. Unterscharführer Wolf nimmt einige Männer, um die feindlichen Artilleriestellungen von dort aus zu suchen. Es ist ein hoffnungsloser Auftrag. Kein Angehöriger der Aufklärungsabteilung ist sich im Klaren darüber, dass sich die schweren amerikanischen Geschütze weit außerhalb ihrer Reichweite befinden - fast 20 Kilometer weit weg nahe Francorchamps. Der amerikanische Artillerieüberfall ist so stark, dass Gustav Knittel gezwungen ist, seinen Gefechtsstand in den Keller der Ferme Antoine zu verlegen.

[...]

Das durch Artillerie und Panzerjäger verstärkte amerikanischen 117th Infantry Regiment (30th US Infantry Division) hielt jeden Vorstoß an der Amblève durch das Halten von Stavelot auf, unterstützt vom 118th Field Artillery Battalion (Feldartillerie Bataillon), welches ein Zielgebiet von bloß 1000 Quadratmetern mit 3000 Schuss eindeckte und seine Rohre ständig mit Wasser abkühlte musste.

[...]

Untersturmführer Dröge ist frustriert, weil sein Auftrag fehlgeschlagen ist. Die Amerikaner sind mittlerweile voll darüber informiert, dass SS-Truppen die Hauptstraße verlassen haben und sich nun in den kleinen Siedlungen in den Hügeln westlich von Stavelot befinden. Es gelingt ihm, sich vor der verheerenden amerikanischen Artillerie in Sicherheit zu bringen, da er sich auf die Ferme de Pirnay zurückzog, aber für wie lange? Er denkt an die Zivilisten – die er auf seinem Vorstoß durch die Siedlungen aufgegabelt hat – eine ernsthafte Bedrohung. Er befürchtet, dass sie die Amerikaner über seine neue Stellung informieren könnten, wenn er sie gehen ließe. Dröge entscheidet sich, seine Pioniere zur Ferme Leduc nahe Parfondruy zurückzuziehen und nimmt die Zivilisten mit sich. Nördlich der Ferme Legrand trifft er sich mit Coblenz und Farny, wie Rottenführer Makamul schreibt:

"Als wir auf der Höhe des Westrandes von Stavelot waren und auf einen schmalen Weg standen, ging unser Kompaniechef auf das freie Feld am Hang, von wo er Stavelot sehen konnte. Im Tal wurde zu dieser Zeit geschossen und wir hörten Granatwerfereinschläge. Obersturmführer Coblenz kam zu uns zurück. Im gleichen Augenblick kam der Pionierzug von Süden. Wir glaubten erst an Amerikaner. Wir warteten. Obersturmführer Coblenz sprach mit Untersturmführer Dröge, Zugführer dieses Pionierzuges. Darauf marschierte Dröge mit dem Pionierzug weiter […] und führte alle Zivilisten, die wir bis zu diesem Augenblick bei uns hatten im seinem Zug mit. Wir, Coblenz  und der I. und II. Zug, gingen im gleichen Augenblick auf das Feld hinaus nach Osten vor. Wir konnten Stavelot vom Hang übersehen, besonders den Westrand […] In ein kleines Wäldchen am Ortsrand von Stavelot erhielten wir starkes Artilleriefeuer. Wir hatten große Verluste und gingen zur Straße westlich Stavelot zurück."

Nach dem Treffen mit Coblenz geht Dröge mit seinen Pionieren und den Zivilisten zur Ferme Legrand. Es ist unklar, ob er Befehle von Coblenz bekommen hat, die Gefangenen loszuwerden oder ob er von sich aus handelt. Faktum ist, dass Dröge alle Zivilisten in dem Bauernhaus einsperren lässt und befiehlt, in das Gebäude zu feuern. Die MG-Ladeschützen Franz Scziera und Alfred Schairer werden Zeugen des Massakers. Der MG-Schütze Alfred Führer schießt, aber sein MG hat eine Ladehemmung. Hartmuth Strauss feuert sein MG in das Gebäude. Einigen Zivilisten wird mit Pistolen der Rest gegeben. Die Familie Legrand wird getötet, außer Monsieur Legrand, der zum Zeitpunkt des Massakers nicht anwesend ist. Dröge befiehlt Edgar Leithold, das Bauernhaus in Brand zu stecken. Insgesamt finden 24 Menschen in dem Gebäude den Tod. Nur 8 Zivilisten gelingt es, aus der brennenden Ferme Legrand zu flüchten. Was auch immer der Grund für die Tötung dieser Zivilisten ist, es war dies ein schreckliches Verbrechen an unschuldigen Zivilpersonen. Die verschiedenen Versionen der Geschehnisse und die Beweislage gegen Dröge und seine Männer werden detailliert im Kapitel über den Prozess gegen Angehörige der Aufklärungsabteilung, der in Lüttich 1948 stattfand, dargelegt. Doch aus Gründen der Kontinuität werde ich hier erst mit dem Einsatz der Abteilung in den Ardennen fortfahren. Nachdem er – genau wie Dröge – in amerikanisches Artilleriefeuer kam – wie oben von Makamul beschrieben – geht Manfred Coblenz über Chapelle St. Lucie zurück zur Ferme Antoine über den Sous Bailleux. Er trifft um 14.30 Uhr am Abteilungsgefechtsstand ein. Knittel befiehlt Coblenz sich Untersturmführer Siebers Angriff entlang der Hauptstraße anzuschließen. Makamul erinnert sich:

"Unser Kompaniechef ging zum Kommandeur, der dort in einem Haus war. Im gleichen Moment wurde es dunkel. Er kam später zurück und wir besetzen etwa 5-6 Häuser am äußersten Westrand von Stavelot, die der 3. Zug durch unseren Vorstoß nehmen konnte."

Untersturmführer Ludwig Sieber greift um 17.30 Uhr Stavelot an, wenn es dunkel ist. Sie erobern das Villa Lambert an der Straße am westlichen Rand von Stavelot. Diese Häuser werden verlassen. Um 19.00 Uhr nehmen sie die folgenden zwei verlassenen Häuser. Die Amerikaner sind in den Maisons Legaye und Grégoire und in die Scierie du Perron, weit im Osten auf beiden Seiten der Straße. Ihre Machinengewehre hindern Siebers Männer an der Kreuzung der Straße. Knittel erfahrt erst nach Einbruch der Dunkelheit durch den Melder der 2. Kompanie, daß Obersturmführer Coblenz etwa zwölf Häuser am Westrand besetzt hält und dort sichert. Um die hohen Ausfälle der Kompanie zu ersetzen, befehlt er, die zersprengten Teile des Pionierzuges der Stabskompanie durch die 2. (le. SPW.-) Kompanie zu sammeln und mit in der Sicherungslinie durch Coblenz einzusetzen. Dröges Männer steigen entlang der Chemin de Parfondruy ab, um Sieber zu helfen. Sie nehmen - lange nach Einbruch der Dunkelheit - die Häuser gegenüber von Siebers ein: die Maisons Massotte und Dejardin. Unter ihnen sind Männer die an den Blutbädern in Parfondruy teilnahmen, aber auch Männer, wie Wolf und Gärtner,  die erfolglos nach die Artillerie suchten.

Während des ganzen Nachmittags haben Stoßtrupps von der A Company des 105th Engineer Battalion (Pionierbataillon) versucht, herunter zur Brücke von Stavelot zu gelangen, um sie zu sprengen, sind aber vom gegenüberliegenden Ufer aus durch heftiges Feuer aus Handfeuerwaffen und Panzern zurückgetrieben worden. Nach Einbruch der Dunkelheit hat aber ein Sprengkommando endlich Erfolg, gedeckt durch Rauchgranaten, die auf das deutsche Ufer des Flusses geschossen wurden. Um 19.45 Uhr sprengen die Amerikaner die Brücke von Stavelot.

[...]

Um 20.45 Uhr beginnt das Massaker vom Maison Legaye. Genau wie in Parfondruy werden unschuldige Zivilisten, 23 Frauen und Kinder, die hofften, Schutz vor dem Krieg draußen zu finden, Opfer eines schrecklichen Verbrechens, begangen von Angehörigen der Aufklärungsabteilung. Wie Parfondruy ist dieser Fall detailliert dargestellt im Kapitel über den Prozess von 1948 aus Gründen der Kontinuität.
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Ronny22 am 12.01.07 (09:03)

Danke Timo!  ;)

Super Bericht und vielleicht überzeugt das auch ein paar Zweifler....wenn hier auch Augenzeugen aus dem Kameradenkreis der Täter das Gleiche aussagen.

Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Thormans am 15.01.07 (18:31)


Danke Timo fur diese beitrage, sehr gut ;)
Titel: Re: Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Timo am 16.01.07 (22:28)
War mir eine Freude. Ich hoffe, dass der Fall nun klar ist. Der andere Fall ist ähnlich. Nach Einbruch der Dunkelheit versuchten die Männer von Ustuf. Sieber, an die amerikanischen Stellungen nahe dem Bahnhof heranzukommen, in dem sie lautlos von Haus zu Haus "sprangen". Dies ging gut bis sie im Legaye Haus auf Zivilisten stiessen. Dort war eine große Gruppe Frauen, Kinder und alter Männer, die sich vor dem amerikanischen Artillerie-Dauerfeuer im Keller versteckten. Die SS-Männer waren überrascht, Zivilisten zu finden, es gab einigen Lärm, die Amerikaner merkten, dass dort etwas passierte, die SS-Männer mussten sich daraufhin zurückziehen, töteten aber 23 Zivilisten bevor sie gingen. Warum? Wer weiß das schon. Vermutlich, weil sie die Leute aus dem Weg haben wollten - aus der Frontlinie - wenn das Gefecht wieder beginnen würde. Es war ein schreckliches Verbrechen. Die Bilder, die von Ronny eingestellt wurden, sprechen für sich selbst.

Wenn ihr weitere Fragen zu diesen Fällen habt, werde ich gern versuchen sie zu beantworten.

MfG,

Timo
Titel: Re:Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?
Beitrag von: Chris am 17.04.10 (00:36)
Guten Abend, gibt es eigentlich genaue Adressen der Orte der Massaker?
Würde diese gerne in meine nächste Tour einplanen.
Danke für eure Bemühungen
Gruss
Chris