Forum für deutsche Militärgeschichte
Militärgeschichte => Verlauf des 2. Weltkriegs => Thema gestartet von: Jan-Hendrik am 03.09.06 (18:29)
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Festung Schneidemühl
Die "Festungs sollte im Vorfeld der sog. Pommernstellung ( auch "Pommernwall" genannt ) als "Wellenbrecher" fungieren , allerdings war diese Verteidigungskonzeption auf einen Angriff von Osten ausgerichtet , doch der Angriff auf Pommern erfolgte von Süden . Angeblich sollen die von der Organisation Todt ausgehobenen Stellungssystem bis Januar 1945 größtenteils fertiggestellt gewesen sein .
Ab 12.10.1944 war Oberst Gieseler offizieller Festungskomandant.
Vorgesehen war die Festung für eine Verteidigung mit 5 Divisionen ( welche natürlich zu keinem Zeitpunkt vorhanden waren :roll: ) . Eine Evakuierung der Zivilbevölkerung um Vorfeld der Kampfhandlungen wurde sowohl seitens der NSDAP-Funktionäre als auch des Reichsführers SS verhindert .
Die Räumung Schneidemühls seitens der Zivilisten erfolte dann erst ab 26.Januar , bereits unter der Wirkung von feindlichem Artilleriefeuer !
Bei Beginn der Kämpfe übernahm Oberstleutnant ( während der Kämpfe zum Oberst befördert ) Heinrich Remlinger die Postion des Kampfkommandanten , sein Ia war Major von Hase .
Hier ein Bild von Oberst Remlinger ( rechts Kreisleiter Mell ):
(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fi4.tinypic.com%2F110ma9f.jpg&hash=40ab354286f9e43f5578e5ef669742f58b08fc96)
Siehe auch :
Thread zur Person Remlinger (http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=4407)
Hier ein Bild von Major i.G. Karl-Günther von Hase , später Intendant des ZDF :
(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fi1.tinypic.com%2Foiw58h.jpg&hash=cd182257e88d0a547c71bc654e12878fff18fd25)
An Truppen befanden sich in der Festung nach Angaben von Oberst Bonin :
- Btl. Berlgard ( Kdr. Hauptmann Hermann Bauer (http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Infanterie/B/Bauer-Hermann.htm) )
- MarineBtl. Stettin
- Btl. Anklam
- AufklAbt. Stolp
- UffzSchule Kolberg
- GrenBtl 8/IX "Feldherrnhalle" / Führer Olt. Kurt Bentin (http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Infanterie/B/Bentin-Kurt.htm)
- Btl. HeeresUffzSchule Eutin
- Btl. Hannover
- Btl. Schneidemühl
- Btl. HeeresUffzSchule Treptow a.d. Rega
- 3 VS-Btl unter den Hptm. Sauerzapf , Sommerfeld , Kohlhaas
- I./ArtLhrRgt. Nr. 5 aus Groß Born unter Major Schulz
- eine 15cm-Hubitz.Bttr. unter Hptm. Peters
- 2 Wespen unter Hptm. Schmeller
- eine 10,cm KanonenBttr. unter Hptm. Damaschke
- 3./StuGLehrBrigade 111 unter Hauptmann d.Res. Konstantin Graf von Dohna (http://www.ww2awards.com/person/3591)
- eine Pakabt.
- diveste. FestungsArteinheiten
- ein Eisenbahnpanzerzug
Dazu kamen noch einige Versprengte von Heereseinheiten . Im Großen & Ganzen bestand die Festungsbesatzung hauptsächlich aus Gneisenau- und Volkssturmeinheiten , insgesamt etwa 12,000 Mann , von denen bis zum 12.Februar ca. 1000 Verwundete ausgeflogen wurden ( bis in zur Nacht vom 10. auf den 11.Februar 1945 gab es immerhin noch Luftversorgung für die Festung ) . Der Schneidemühler Volkssturm wurde nach dem ersten Einsatz nur noch zum Stellungsbau verwendet .
Die oben genannten Einheiten wurden zu vier "Festungsregimentern" eingeteilt , geführt von Oberst von Bonin , Oberstleutnant Obermeier , Oberstleutnant Schwarzmeier und Major Sann .
Die ersten die Stadt selber erreichenden Angriffe erfolgten am 26. und 27.Januar von Süden im Bereich des Bahnhofs , wobei Schneidemühl noch nicht eingeschlossen war , d.h. nach Norden hin Richtung Deutsch-Krone war der Weg noch frei . 6 Tage später war die Einschließung seitens der sowj. 47.Armee vollzogen . Hunderte von zurückgebliebenen Waggons , will sagen : vor allem deren Inhalt , sorgten für einen dauerhaften Kleinkrieg um die Bahnhofsgegend . Bereits ab dem 2.Februar mußte der Festungskommandant über Funk Munitionsmangel melden , so daß örtliche Gegenstöße nicht mehr möglich waren . Bis zum 10.Februar schafften es die sowj. Truppen alle außerhalb der Stadt gelegenen Verteidigungsstellungen auszuhebeln , so daß nun ein harter Häuserkampf innerhalb der Staft folgten .
Ein Antrag auf Ausbruch von Remlinger an die Heeresgruppe wurde seitens Himmler abgelehnt , woraufhin Remlinger am 13.Februar um 22.00 Uhr auf eigene Verantwortung den Ausbruch befahl .
Oberst Remlinger scheint von Anfang an keine "Verteidigung bis zur letzten Patrone" im Sinn gehabt zu haben , laut Oberst von Bonin wurde von Anfang an ein Ausbruch der Festungsbesatzung ins Auge gefaßt .
Von der Sturmgeschützbatterie zeichnete sich besonders Oberwachtmeister Arthur Iden aus , er allerdings beim Ausbruch fiel , siehe diesen Auszug aus Franz Thomas ' "Ritterkreuzträger der Sturmartillerie" :
(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fi2.tinypic.com%2F23kyc7k.jpg&hash=3ace81caaa4f1efeef7b09fbd8258617150ec572)
(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fi4.tinypic.com%2F23kydko.jpg&hash=62ed533919ffef535a0dc45da75636bc18049454)
Außerdem zeichnete sich noch der Gefreite Eugen Ueltzhöfer (http://www.das-ritterkreuz.de/index_search_db.php4?modul=search_result_det&wert1=6645) vom ArtLhrRgt. 5 (mot.) aus , auch er fiel bei den Kämpfen :
(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fi8.tinypic.com%2F24gqg7n.jpg&hash=0f0679f856042eb46758b01bc2ce4242475a22f1)
Laut Lagebericht der 11.Armee vom 16.Februar 1945 erreichten nur knapp 1000 Mann der Festungsbesatzung die eigenen Linien !
Eine der 3 Ausbruchsgruppen führte Major Fritz Sann (http://www.das-ritterkreuz.de/index_search_db.php4?modul=search_result_det&wert1=5437&searchword=Sann) , der dann im April noch mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet wurde :
(https://forum.balsi.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fi1.tinypic.com%2Foh0pw2.jpg&hash=4f356b168685d9da7fa0f9f9221a6da0c3e0eeec)
Verwendete Quellen :
Erich Murawski "Die Eroberung Pommerns durch die Rote Armee"
Ulrich Saft "Krieg im Osten - Das bittere Ende jenseits der Weichsel bis Oder und Neiße"
Internet
Bericht von Oberst Bonin aus dem Bundesarchiv/Lastenausgleichsarchiv Bayreuth
:winken:
Jan-Hendrik
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Sag mal...ist der von Jan-Hendrik genannte Oberst Bonin vllt. mit dem "Luftwaffen-Bonin" (wenn ich des mal so salopp formulieren darf) verwandt?
Gruß,
Andreas
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hier haste noch die Bio zu Kurt Bentin: http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Infanterie/B/Bentin-Kurt.htm
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Klasse 8)
Wennde mal zufällig über den Chef des Schneidemühler Feldlazarettes stolperst , Oberstabsarzt d.R. Dr.Johann Stukowski , dann gib ma Bescheid ;)
Jan-Hendrik
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zu stukowski: http://cgi.ebay.de/Festung-Schneidemuehl-1945-Selten_W0QQitemZ220045361736QQihZ012QQcategoryZ7415QQssPageNameZWDVWQQrdZ1QQcmdZViewItem
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So , nach Ankunft des Materials kommen gleich wieder 2 Fragen ...
Laut dem Bericht von Oberst Johann Albrecht von Bonin wurde der Kraftfahrer von Hauptmann Schmell(er ? ) , welcher als Herr über zwei "Wespen" fungiert haben soll , noch in Schneidemühl mit dem RK ausgezeichnet worden sein . Er soll mehrfach selbstständig ins Gefecht eingegriffen haben und dabei u.a. 6 Feindpanzer per Panzerfaust abgeschossen haben ! Leider steht im Bericht weder Name noch Dienstgrad ...
Hat jemand ne Ahnung wer des sein könnt ??
Zusätzlich fand ich im Bericht des Major Toepffer an den Abwicklungsstabes des WK II bezüglich des Verbleibs der in Schneidemühl eingesetzten Truppenteile , datiert vom 29.3.45 , das Major Peter Schulz , Kdr. der II./ArtLehrRgt. Nr.5 Groß Born , ebenfalls in Schneidemühl mit dem DKiG ausgezeichnet worden sein soll .
Kann das jemand bestätigen ?
Jan-Hendrik
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ist ersterer nicht Ueltzhöfer, Eugen?
das ist der einzigste
Scholz
Peter
Leutnant d.R.
Feldgendamerietrupp 1544
09.03.45 mit nem DKiG den ich finden konnte
hab hier noch: Ehrenblattspange für
Oehme
Günther-Helmuth
Major
Panzer-Jäger-Führer Kommandant Festung
Schneidemühl
15.03.
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Ueltzhöfer :o
Da hätt ich auch selber drauf kommen können *Klatsch-an-die-Stirn* :-X Hätte gestern Abend nicht solange über den Berichten hängen sollen ....kein Wunder daß des Hirn heut morgen noch nicht so auf Volldampf läuft ;)
Jan-Hendrik
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Öhme war bei Remlinger in der Ausbruchsgruppe 1 , dürfte entweder gefallen sein oder mit Remlinger in die Gastfreundschaft der UDSSR überführt worden sein . Weißte da was zu ?
Jan-Hendrik
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also laut VdK ist ein gewisser Öhme, Günter-Helmut in Schneidemühl vermisst
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Das würde dann passen , die letzte mir bekannte "Sichtung" von Öhme datiert auf den ersten Ausbruchstag , so auch vermerkt in dem Bericht für den Abwicklungsstab .
Jan-Hendrik
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Vermisstenort auch verzeichnet als Schoenlanke/Schneidemühl
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Auch wenn jemand die nachfolgenden Zeilen etwas komsich findet :
Was würde ich darum geben das Remlinger aus der Gefangenschaft zurückgekehrt wäre und hätte Bericht erstatten können ::)
Oberst von Bonin hatte bereits mit anderen Schneidemühl-Kämpfern in der Gefangenschaft einen detailierten Bericht ausgearbeitet , doch leider konnte er diesen nicht bis in die BRD retten ::)
Der im BA lagernde Bericht ist halt wieder ein 1950 verfaßter , nur auf Erinnerung fußender Gedächtnisbericht ohne Abgleich mit anderen "Ehemaligen" , daher sind viele für mich wichtige Details eher schwammig dargelegt ... :'(
Jan-Hendrik
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also liegt der Bericht bei den Russen..;-)
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Nö , wurde vernichtet :'(
Jan-Hendrik
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Ergänzung zu Hauptmann Bauer
http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Infanterie/B/Bauer-Hermann.htm
Aus der Festung Schneidemühl herausgekommen, wird er am 13.02.1945 verwundet und verbringt die Zeit bis zur Genesung in den Lazaretten Finsterwalde, Schlüchtern und Heidenheim
Lt. Bericht von Major Toepffer am 12.2.45 verwundet und mit einer der letzten Jus am selben Tage aus Schneidemühl ausgeflogen ;)
Jan-Hendrik
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ist das nicht auch was zum Thema?:
http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Infanterie/B/Bering-Rolf.htm
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Schaut gut aus , min Jung 8)
Werd i morgen mal abgleichen , heut bin i einfach zu müde ;)
Jan-Hendrik
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is "morgen" nich schon vorbei..;-)))
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Übe er sich doch mal ein wenig in Geduld , junger Mann ;D
Hab grade rausbekommen , das mein Opa mit "seinem" Volkssturmhaufen von Stolp aus ebenfalls auf dem Weg nach Schneidemühl war . Und die wurden ungefähr auf halbem Wege vom Russen einkassiert . Und genau des versuch ich grad zeitlich einzuordnen ( meinen Opa kann ich leider nicht mehr fragen , der ist schon seit 1978 nicht mehr unter uns , und von seinen Kameraden lebt och keiner mehr ) . Bin da noch so a bisserl am Grübeln ...
Jan-Hendrik
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Alte dt. Verkehrskarte vom Raum Schneidemühl :
http://www.mapy.blink.pl/pomorze_zach/schneidemuhl.jpg
Ca. 6,6 Mb !
Jan-Hendrik
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Bildergalerie Schneidemühl :
http://www.dawna.pila.pl/galeria-ruiny.html
http://www.dawna.pila.pl/galeria-swiatynie.html
http://www.dawna.pila.pl/galeria-panoramamiasta.html
Jan-Hendrik
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So, ich mach mich mal langsam daran, eine Übersicht über alle Offiziere der Festung aufzustellen, um dort die bekannten Fakten zur jeweiligen Person zusammenzutragen. Jegliche Form von Mithilfe dringenst erwünscht!
Übersicht (http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?p=131709#131709)
Jan-Hendrik
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Mal was aus den Primärquellen (http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?p=154181#154181)
Jan-Hendrik
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interessant für einige Leser wären sicher das Buch von Alexander Thomsen ........aber die Liebe war stärker, zehn Jahre als Rot-Kreuz-Arzt in sowjetischer Gefangenschaft.
Thomsen schreibt auf den Seiten 41 bis 67 sehr beeindruckend seine Erlebnisse als Zellengenossen Remlinger in der Moskauer Butyrka. Der Zeitraum seines( Thomsen) Zusammentreffen muß Sommer 1945 bis eventuell März 46 gewesen sein. Unter anderem sehr interessanter Dinge, die er ( Remlinger) berichtete war ein Begnung mit Georgi Konstantinowitsch Schukow, der ihn angeblich sehr höflich empfing.
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Wennde mal zufällig über den Chef des Schneidemühler Feldlazarettes stolperst , Oberstabsarzt d.R. Dr.Johann Stukowski , dann gib ma Bescheid ;
Moin Jan-Hendrik,
in Schneidemühl gab es kein Feldlazarett, sondern das Festungslazarett, ein Reservelazarett mit 3.000 Betten sowie das Reichsschülerheim als Lazarett der Organisation Todt.
Dr. med. Stukowski hieß allerdings mit Vornamen Joseph. Er stammte aus Schneidemühl, war Internist und wohnte 1930 (und offenbar auch noch 1945) in der Friedrichstr. 37, d.h., in der Nähe des heutigen (?) Restaurants "Smocza Jama" (Drachenhöhle). 1925 war er Arzt in der Medizinischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses Allerheiligen in Breslau.
Es soll jedoch nach Bericht eines Verwundeten im Festungslazarett ein Oberfeldarzt Dienst getan haben, der zusammen mit Schwerverwundeten von einem sowjetischen Erschießungskommando mit Genickschuß ermordet worden sein soll. In den Folgetagen gab es für die überlebenden Verwundeten keine ärztliche Versorgung mehr, so daß viele starben.