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Kampfgruppe Knittel - Kriegsverbrechen im Raum Stavelot!?

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Ronny22:

--- Zitat von: waldi44 am 29.12.06 (21:21) ---Übrigens: Habe ich das jetzt richtig gelesen, Timo hat zwar etwas zum Massakker geschrieben, aber weder Kinder erwähnt oder sonst noch Stellung dazu bezogen und auch sonst schien sich niemand an dem Massaker zu stören. Na gut, das ist ein anderes Forum.....
Oder habe ich dort was übersehen?
--- Ende Zitat ---


Ich hab das jetzt nochmal gelesen....Untersturmführer Dörge BEFÜRCHTETE das die Zivilisten den Amerikanern Informationen verraten KÖNNTEN!!!

Deshalb befahl er die unliebsamen Zeugen zu beseitigen....



--- Zitat ---It seems highly possible that Dröge acted out of frustration after his mission - to find the American guns - had failed. What to do? He took the civilians with him because his advance had to remain secret. But after he ran inot the American observers he had to retreat to a new position. He feared that the civilians would betray this new position to the Americans.
--- Ende Zitat ---

Timo:
Dienstag den 19. Dezember 1944

Ohne die Amblève Brücke und eine offene Nachrichtenverbindung durch Stavelot gibt es keinen Treibstoff für Peiper. Während Peiper sich auf seinen Angriff auf Stoumont vorbereit, werden Knittel und seine Kampfgruppe durch Mohnke nach Stavelot zurückbefohlen, um die Nachschublinie zu sichern und die Brücke dort offen zu halten. Knittel erkundet bei Tagesanbruch die Lage in Stavelot während seine Kampfgruppe in La Gleize wartet.

[...]

Knittel kehrt für die Befehlsausgabe an die Führer seiner Stabskompanie, 2. und 4. Kompanie nach La Gleize zurück. Um 12.30 Uhr wird in La Gleize die Marschgliederung zum Angriff auf Stavelot besprochen. Knittel befiehlt Coblenz, die Stadt anzugreifen und die Brücke zu nehmen.

[...]

Die Männer der 2. (le. SPW.-) Kompanie verlassen die Fahrzeuge nahe dem Bombenkrater bei Petit-Spai. Coblenz stoppt seine Schützenpanzerwagen ungefähr 200 m nach dem Hotel Liffrange. Um 13.00 Uhr wird Knittel durch einen angesetzten Aufklärungsspähtrupp gemeldet, dass Bewegungen am Westrand von Stavelot festgestellt wurden. Knittel berichtet:

"Ich nahm an, dass reguläre, schwache amerikanische Truppen Stavelot wieder von Norden her im Laufe der Nacht und des Morgen besetzt hatte. Ich setzte zunächst die verstärkte Kompanie Coblenz abgesessen beidseits der Straße und der Eisenbahnlinie an mit dem Auftrag, bis zur Amblève-Brücke südostwärts Stavelot durchzustoßen, um dort mit dem Panzergrenadier-Regiment 2, geführt von Obersturmbannführer Sandig, Verbindung herzustellen, wie die Division mir befohlen hatte."

Coblenz folgt seinem I., von Unterscharführer Wilhelm Gilbert geführten, und II. Zug, unter Untersturmführer Wilhelm Farny, in die Richtung Stavelot bevor sie 100 m vor Ferme Antoine - bei La Maisonette - Richtung Parfondruy eindrehen. Der III. Zug, geführt von Untersturmführer Ludwig Sieber, rückt direkt auf der Hauptstraße auf Stavelot vor. Erich Makamul, Rottenführer im 2. (le. SPW.-) Kompanie:

"Wir fuhren bis kurz vor den Bombentrichter etwa 2 km vor Stavelot, saßen ab und gingen infanteristisch auf der Straße vor. Der III. Zug der 2. Kompanie ging an der Straße zum Angriff auf den Westrand Stavelots vor. Wir, der I. und II. Zug unter Führung von Obersturmführer Coblenz, hatten den Auftrag, am nördlichen Berghang entlang die offene Flanke des Feindes zu umgehen, um in den Rücken des Feindes zu gelangen, um dann von Norden aus auf dem kürzesten Weg durch Stavelot die Brücke zu erreichen. Wir gingen durch einen ald längs des Berghanges vor und kamen später durch mehrere kleine Häusergruppen. Dort standen einige Zivilisten auf der Straße […] Als sie uns als Deutsche erkannten […] versuchten [sie] zum Wald nach Norden, wo wir Amerikaner vermuteten, und in der Richtung zur feindlichen Art.Stellung zulaufen. Unser Kompaniechef rief ihnen zu, stehen zu bleiben. Darauf kamen sie haßerfällt zurück. Obersturmführer Coblenz überlegte lange und ließ sie dann am Schluß des Zuges mitführen. Ich habe gesehen, daß diesen Männern nichts getan wurde. Da unser schwerer Auftrag völlig ruhig und unentdeckt vor sich gehen mußte und auch vor sich ging - es wurde zum Beispiel verboten, zu sprechen oder auf Holz zu treten und wir schlichen ganz vorsichtig vorwärts - bin ich überzeugt, daß unser Kompaniechef sie nur mitnahm, um nicht vorzeitig verraten zu werden. Wir hatten insgesamt etwa 10 Männer bei uns."

Eine amerikanische Kompanie nagelt Siebers Zug am Eingang von Stavelot fest. Sturmbannführer Knittel schrieb:

"In der ersten Gefechtsphase hatte der rechte Flügel der 2. Kompanie Coblenz sofort mehrere Tote und Verwundete. Kurz darauf eröffnete eine feindliche Batterie [...] auf der Höhe nördlich Stavelot, das Feuer auf die angreifende Kompanie. Mir wurde klar, daß die 2. Kompanie ihren Auftrag nur durchführen konnte, wenn die feindliche Batterie auf der beherrschenden Höhe vorher ausgeschaltet werden konnte. In Reserve hatte ich die Stabskompanie, Obersturmführer Goltz, mit einem Erkundungszug und einem Pionierzug. Ich befahl Obersturmführer Goltz, den Pionierzug umfassend zur Ausschaltung der Feindbatterie anzusetzen und selbst mit dem Erkundungszug einen stehenden Spähtrupp in Gegend Ster zu stellen, um die nördliche Flanke für den Angriff der 2. Kompanie zu sichern."

Obersturmführer Heinz Goltz führt den Erkundungszug nach Ster, um die nördliche Flanke zu sichern. Knittel wartet bei den Viadukten auf Untersturmführer Heinrich Dröge und befiehlt ihm, seine Pioniere ebenfalls absitzen zu lassen, offensichtlich vor den Viadukten, und die Fahrzeuge entlang der Eisenbahn zu parken. Dröge geht mit seinen Pionieren entlang der Sentier de la Croix aux Clous von den Viadukten aus vor. Vorbei and der Ferme des Mazures gehen sie auf den Ort Renardmont vor. Aber nahe der Ferme Groffin de Renardmont sehen Dröges Männer amerikanische Soldaten – eine versteckte Stellung von Artilleriebeobachtern, von der aus sie  Stavelot und alle Zugangswege überblicken können und von wo aus sie das Artilleriefeuer gelenkt haben, das auf den vorgehenden Zug von Untersturmführer Sieber auf der Hauptstraße unterhalb regnete. Bevor sie sich zurückziehen, schaffen es die Beobachter, eine Warnmeldung über Funk durchzugeben, und kurze Zeit danach eröffnet amerikanische Artillerie das Feuer auf die Position des Pionierzuges. Der Plan – eine lautlose Annäherung, um sich an die amerikanischen Artilleriestellungen heranschleichen zu können und sie überrascht einzunehmen – ist nun, da die Amerikaner wissen, dass sie kommen, fehlgeschlagen. Das Artilleriefeuer ist mörderisch und um zu vermeiden, vernichtet zu werden, entscheidet Dröge sich für einen Rückzug auf die Ferme Pirnay. Unterscharführer Wolf nimmt einige Männer, um die feindlichen Artilleriestellungen von dort aus zu suchen. Es ist ein hoffnungsloser Auftrag. Kein Angehöriger der Aufklärungsabteilung ist sich im Klaren darüber, dass sich die schweren amerikanischen Geschütze weit außerhalb ihrer Reichweite befinden - fast 20 Kilometer weit weg nahe Francorchamps. Der amerikanische Artillerieüberfall ist so stark, dass Gustav Knittel gezwungen ist, seinen Gefechtsstand in den Keller der Ferme Antoine zu verlegen.

[...]

Das durch Artillerie und Panzerjäger verstärkte amerikanischen 117th Infantry Regiment (30th US Infantry Division) hielt jeden Vorstoß an der Amblève durch das Halten von Stavelot auf, unterstützt vom 118th Field Artillery Battalion (Feldartillerie Bataillon), welches ein Zielgebiet von bloß 1000 Quadratmetern mit 3000 Schuss eindeckte und seine Rohre ständig mit Wasser abkühlte musste.

[...]

Untersturmführer Dröge ist frustriert, weil sein Auftrag fehlgeschlagen ist. Die Amerikaner sind mittlerweile voll darüber informiert, dass SS-Truppen die Hauptstraße verlassen haben und sich nun in den kleinen Siedlungen in den Hügeln westlich von Stavelot befinden. Es gelingt ihm, sich vor der verheerenden amerikanischen Artillerie in Sicherheit zu bringen, da er sich auf die Ferme de Pirnay zurückzog, aber für wie lange? Er denkt an die Zivilisten – die er auf seinem Vorstoß durch die Siedlungen aufgegabelt hat – eine ernsthafte Bedrohung. Er befürchtet, dass sie die Amerikaner über seine neue Stellung informieren könnten, wenn er sie gehen ließe. Dröge entscheidet sich, seine Pioniere zur Ferme Leduc nahe Parfondruy zurückzuziehen und nimmt die Zivilisten mit sich. Nördlich der Ferme Legrand trifft er sich mit Coblenz und Farny, wie Rottenführer Makamul schreibt:

"Als wir auf der Höhe des Westrandes von Stavelot waren und auf einen schmalen Weg standen, ging unser Kompaniechef auf das freie Feld am Hang, von wo er Stavelot sehen konnte. Im Tal wurde zu dieser Zeit geschossen und wir hörten Granatwerfereinschläge. Obersturmführer Coblenz kam zu uns zurück. Im gleichen Augenblick kam der Pionierzug von Süden. Wir glaubten erst an Amerikaner. Wir warteten. Obersturmführer Coblenz sprach mit Untersturmführer Dröge, Zugführer dieses Pionierzuges. Darauf marschierte Dröge mit dem Pionierzug weiter […] und führte alle Zivilisten, die wir bis zu diesem Augenblick bei uns hatten im seinem Zug mit. Wir, Coblenz  und der I. und II. Zug, gingen im gleichen Augenblick auf das Feld hinaus nach Osten vor. Wir konnten Stavelot vom Hang übersehen, besonders den Westrand […] In ein kleines Wäldchen am Ortsrand von Stavelot erhielten wir starkes Artilleriefeuer. Wir hatten große Verluste und gingen zur Straße westlich Stavelot zurück."

Nach dem Treffen mit Coblenz geht Dröge mit seinen Pionieren und den Zivilisten zur Ferme Legrand. Es ist unklar, ob er Befehle von Coblenz bekommen hat, die Gefangenen loszuwerden oder ob er von sich aus handelt. Faktum ist, dass Dröge alle Zivilisten in dem Bauernhaus einsperren lässt und befiehlt, in das Gebäude zu feuern. Die MG-Ladeschützen Franz Scziera und Alfred Schairer werden Zeugen des Massakers. Der MG-Schütze Alfred Führer schießt, aber sein MG hat eine Ladehemmung. Hartmuth Strauss feuert sein MG in das Gebäude. Einigen Zivilisten wird mit Pistolen der Rest gegeben. Die Familie Legrand wird getötet, außer Monsieur Legrand, der zum Zeitpunkt des Massakers nicht anwesend ist. Dröge befiehlt Edgar Leithold, das Bauernhaus in Brand zu stecken. Insgesamt finden 24 Menschen in dem Gebäude den Tod. Nur 8 Zivilisten gelingt es, aus der brennenden Ferme Legrand zu flüchten. Was auch immer der Grund für die Tötung dieser Zivilisten ist, es war dies ein schreckliches Verbrechen an unschuldigen Zivilpersonen. Die verschiedenen Versionen der Geschehnisse und die Beweislage gegen Dröge und seine Männer werden detailliert im Kapitel über den Prozess gegen Angehörige der Aufklärungsabteilung, der in Lüttich 1948 stattfand, dargelegt. Doch aus Gründen der Kontinuität werde ich hier erst mit dem Einsatz der Abteilung in den Ardennen fortfahren. Nachdem er – genau wie Dröge – in amerikanisches Artilleriefeuer kam – wie oben von Makamul beschrieben – geht Manfred Coblenz über Chapelle St. Lucie zurück zur Ferme Antoine über den Sous Bailleux. Er trifft um 14.30 Uhr am Abteilungsgefechtsstand ein. Knittel befiehlt Coblenz sich Untersturmführer Siebers Angriff entlang der Hauptstraße anzuschließen. Makamul erinnert sich:

"Unser Kompaniechef ging zum Kommandeur, der dort in einem Haus war. Im gleichen Moment wurde es dunkel. Er kam später zurück und wir besetzen etwa 5-6 Häuser am äußersten Westrand von Stavelot, die der 3. Zug durch unseren Vorstoß nehmen konnte."

Untersturmführer Ludwig Sieber greift um 17.30 Uhr Stavelot an, wenn es dunkel ist. Sie erobern das Villa Lambert an der Straße am westlichen Rand von Stavelot. Diese Häuser werden verlassen. Um 19.00 Uhr nehmen sie die folgenden zwei verlassenen Häuser. Die Amerikaner sind in den Maisons Legaye und Grégoire und in die Scierie du Perron, weit im Osten auf beiden Seiten der Straße. Ihre Machinengewehre hindern Siebers Männer an der Kreuzung der Straße. Knittel erfahrt erst nach Einbruch der Dunkelheit durch den Melder der 2. Kompanie, daß Obersturmführer Coblenz etwa zwölf Häuser am Westrand besetzt hält und dort sichert. Um die hohen Ausfälle der Kompanie zu ersetzen, befehlt er, die zersprengten Teile des Pionierzuges der Stabskompanie durch die 2. (le. SPW.-) Kompanie zu sammeln und mit in der Sicherungslinie durch Coblenz einzusetzen. Dröges Männer steigen entlang der Chemin de Parfondruy ab, um Sieber zu helfen. Sie nehmen - lange nach Einbruch der Dunkelheit - die Häuser gegenüber von Siebers ein: die Maisons Massotte und Dejardin. Unter ihnen sind Männer die an den Blutbädern in Parfondruy teilnahmen, aber auch Männer, wie Wolf und Gärtner,  die erfolglos nach die Artillerie suchten.

Während des ganzen Nachmittags haben Stoßtrupps von der A Company des 105th Engineer Battalion (Pionierbataillon) versucht, herunter zur Brücke von Stavelot zu gelangen, um sie zu sprengen, sind aber vom gegenüberliegenden Ufer aus durch heftiges Feuer aus Handfeuerwaffen und Panzern zurückgetrieben worden. Nach Einbruch der Dunkelheit hat aber ein Sprengkommando endlich Erfolg, gedeckt durch Rauchgranaten, die auf das deutsche Ufer des Flusses geschossen wurden. Um 19.45 Uhr sprengen die Amerikaner die Brücke von Stavelot.

[...]

Um 20.45 Uhr beginnt das Massaker vom Maison Legaye. Genau wie in Parfondruy werden unschuldige Zivilisten, 23 Frauen und Kinder, die hofften, Schutz vor dem Krieg draußen zu finden, Opfer eines schrecklichen Verbrechens, begangen von Angehörigen der Aufklärungsabteilung. Wie Parfondruy ist dieser Fall detailliert dargestellt im Kapitel über den Prozess von 1948 aus Gründen der Kontinuität.

Ronny22:

Danke Timo!  ;)

Super Bericht und vielleicht überzeugt das auch ein paar Zweifler....wenn hier auch Augenzeugen aus dem Kameradenkreis der Täter das Gleiche aussagen.

Thormans:


Danke Timo fur diese beitrage, sehr gut ;)

Timo:
War mir eine Freude. Ich hoffe, dass der Fall nun klar ist. Der andere Fall ist ähnlich. Nach Einbruch der Dunkelheit versuchten die Männer von Ustuf. Sieber, an die amerikanischen Stellungen nahe dem Bahnhof heranzukommen, in dem sie lautlos von Haus zu Haus "sprangen". Dies ging gut bis sie im Legaye Haus auf Zivilisten stiessen. Dort war eine große Gruppe Frauen, Kinder und alter Männer, die sich vor dem amerikanischen Artillerie-Dauerfeuer im Keller versteckten. Die SS-Männer waren überrascht, Zivilisten zu finden, es gab einigen Lärm, die Amerikaner merkten, dass dort etwas passierte, die SS-Männer mussten sich daraufhin zurückziehen, töteten aber 23 Zivilisten bevor sie gingen. Warum? Wer weiß das schon. Vermutlich, weil sie die Leute aus dem Weg haben wollten - aus der Frontlinie - wenn das Gefecht wieder beginnen würde. Es war ein schreckliches Verbrechen. Die Bilder, die von Ronny eingestellt wurden, sprechen für sich selbst.

Wenn ihr weitere Fragen zu diesen Fällen habt, werde ich gern versuchen sie zu beantworten.

MfG,

Timo

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